1.) NORMAN JEWISON: Geboren am 21. Juli 1926 in Toronto, Ontario; gestorben am 20. Januar 2024 in Malibu, Kalifornien. Während seiner langen Laufbahn brachte er diverse Hits auf die Leinwand Er war als Regisseur und Produzent siebenmal für einen „Oscar“ nominiert. Seine Filme wurden insgesamt 46-mal nominiert und erhielten zwölf Academy Awards. Für den vorzüglichen politischen Thriller „IN DER HITZE DER NACHT“ holte Norman Jewison 1967 SIDNEY POITIER und ROD STEIGER vor die Kamera. Der weltweit bekannte, populäre, unvergessene Spannungsfilm erzählt die Geschichte eines afroamerikanischen Polizeidetektivs aus dem Norden der USA, der einen Mordfall im vom Rassismus geprägten Süden aufklären soll. (Der Titelsong wird von Ray Charles interpretiert). Nach Musicals wie „Anatevka“ und „Jesus Christ Superstar“ hatte er 1987 mit der Liebeskomödie „MONDSÜCHTIG“ Erfolg (s. Kino-KRITIK /4 Pönis), die CHER den „Oscar“ als „Beste Hauptdarstellerin“ einbrachte. Die Musikikone trauert auf X (ehemals Twitter) um den Filmemacher: „Lebewohl, süßer Prinz. Danke für eines der besten, glücklichsten, lustigsten Erlebnisse meines Lebens. Ohne Dich hätte ich meinen wunderschönen goldenen Mann („Oscar“) nicht. Du hast ‚Mondsüchtig‘ zu dem großartigen Film gemacht, der er ist. Norman Jewison lebt durch sein Werk weiter“. Der Abschied schmerzt. Mach’s gut, Norman.
2.) Schwer: LEBEN. MÖGEN. Titel: „THE HOLDOVERS“ („DIE ÜBERBLEIBSEL“) von Constantine ALEXANDER PAYNE (USA 2022; B: David Hemingson + Co-Produktion; K: Eigil Bryld; M: Mark Orton; 133 Minuten; deutscher Kino-Start: 25.01.2024). Alexander Payne etablierte sich mit seinen oft satirischen Filmen (wie „About Schmidt“/Jack Nicholson/2002) und tragikomischen Filmen (wie „Sideways“/2005/Paul Giamatti/s. Kino-KRITIK /4 PÖNIs) als bedeutsamer Autorenfilmer des amerikanischen Kinos. Sein neuestes Werk, soeben mit fünf „Oscar“-Nominierungen versehen, hat er wieder mit dem großartigen PAUL GIAMATTI Hauptrollen-besetzt. Der spielt – im Dezember 1970 – im Elite-Internat Barton Academy von North Carolina – den besserwisserischen pädagogischen Kotzbrocken-Lehrer Paul Hunham. Ausgerechnet (D)ER wird mit der Aufgabe betreut, während der Weihnachtsfeiertage „unglückliche“ Schüler zu betreuen. Die nicht wissen, wo sie die Feiertage verbringen sollen. Weil Eltern keine Zeit und/oder wenig Lust dazu haben. Doch nach ein paar Tagen ist auch DAS gelöst, befindet sich nur noch ein Schüler im eiskalten Schulgebäude, und zwar der ziemlich aufmüpfige 17-jährige Angus (Debüt: DOMINIC SESSA). Zusammen mit Köchin Mary (DA´VINE JOY RANDOLPH) beginnen fortan Abenteuer mit- beziehungsweise gegeneinander. Doch mit der Zeit führen die geteilte Einsamkeit und zahlreiche skurrile Zwischenfälle dazu, dass man „intensiver“ miteinander umgeht. Wenn man zum Beispiel „besinnliche Stimmung“ etwas „vorteilhafter“ interpretiert als sonst üblich.
Mit viel Feingefühl, doppelbödiger Herzenswärme und mit dem für ihn typischen leisen ironischen Humor erzählt Alexander Payne davon, wie man zusammen schon weniger allein ist. Und – dabei gerade von d e n Menschen am meisten lernt, mit denen man – eigentlich – am wenigsten gemeinsam hat. Eigentlich. „The Holdovers“ empfiehlt sich als winterliche Mensch-Schul-Geschichte der etwas anderen Art. Ich musste manchmal – fern – an Erich Kästner ebenso denken („Das fliegende Klassenzimmer“) wie an „Der Club der toten Dichter“ von Peter Weir (s. Kino-KRITIK /4 PÖNIs). „Die Überbleibsel“ ist ein Wohlfühl-Film. Mit viel sympathischem Retro-Charme (= 4 PÖNIs).
3.) UNAUFFÄLLIG – AUFFÄLLIG. Titel = „ROXY“ von DITO TSINTSADZE (B + R; D/Belgien/Zypern 2022; K: Notker Mahr; M: u.a. Vivaldi, Bach; 104 Minuten; deutscher Kino-Start: 25.01.2024). Du lebst. unauffällig. Als Taxifahrer. In Baden-Baden. Mehr weiß man nicht. Von IHM. Thomas Brenner heißt er. Der nicht viel erlebt. In seinem alltäglichen Dasein. Schon gar nicht Überraschungen. Und ER mag das auch so. Am liebsten wäre ER für die Welt um ihn herum unsichtbar. Doch irgendwann trifft es auch IHN. Denn an einem ganz normalen No-Day bekommt er – russische – Fahrgäste, einschließlich ihres riesigen Kampfhundes Roxy. Die wollen, denkt Thomas Brenner, halt von A nach B, und dann ist der Spuk mit Hund abgehakt. Erledigt. Doch jetzt passiert es – aus dieser einmaligen Fahrt wird „mehr“. Denn Levan, der Chef der Gruppe, findet Gefallen an diesem „ruhigen“ Fahrer. Und da sie sich auf der Flucht von Leuten befinden, mit denen man sich nicht gerne anlegt, wird Thomas mit-eingebunden. Wird um weitere Fahrten und – gut bezahlte – Dienste gebeten. Thomas weiß nicht so recht, wie er dies alles einordnen soll, doch als er Liza, Levans attraktive Frau, und ihren kleinen Sohn Vova kennenlernt, wirkt Thomas Brenner irgendwie interessiert. Während um ihn herum Bewegungen entstehen. Thomas, der stille Taxifahrer, taucht in einen Strudel aus Lügen, Freundschaft, Zuneigung und Loyalität ein. Und ab. Dieser 0-Typ Thomas Brenner entwickelt zunehmend Fähigkeiten, von denen er nicht ahnte, geschweige denn wusste, dass er sie besitzt.
DEVID STRIESOW. Ist der – eigentlich – nichtssagende Held. In einem deutschen …, ja was?: Kriminalfilm? Einer hiesigen Auch-Komödie? Einer heftigen kammerspielartigen Outlaw-Posse? Mit Ausrufungszeichen! Bedeutet: „Roxy“, der Film, weiß sich zu platzieren. Hält die Neugier faszinierend am Laufen. Lässt einen Irgendwie-Hanswurst sich „entwickeln“. Motto: Du hast keine Chance, also nutze sie. DEVID STRIESOW ist sensationell. Weiß sich vom trockenen Sowieso-Verlierer zum cleveren Profiteur unauffällig hoch-zu-puschen. Man denkt, es mit einem lahmen Spinner zu tun zu haben, doch in Wirklichkeit …. ist Brenner ein ganz ausgebuffter Spieler. Möglicherweise. Oder vielleicht auch nicht? DEVID STRIESOW weiß zu punkten. Mimt, als befände er sich in einer lakonischen französischen Dunkelregion. Wo hochkarätige Genres kammerspielhaft brennen. Und ER dies zu nutzen weiß. Versteht. Versehen mit geschickter Off-Erklärungssprache. Zu Uns hin. ER, dieser phantastische DEVID STRIESOW. Dessen raffiniertes Spiel zu einem unterhaltsamen Pflichtkinobesuch ausartet. Motto: Dieses verdammt angenehme Gefühl, Macht zu haben. Macht zu besitzen. Sie zu genießen (= 4 1/2 PÖNIs).
4.) KRIMINELLES TELEFONIEREN. Titel = „EINE FRAGE DER WÜRDE“ von Stephan Komandarev (Co-B + Co-Produktion +R; Bulgarien/D 2022; K: Vesselin Hristov; M: Kalina Vasileva; 114 Minuten; deutscher Kino-Start: 25.02.2024). Das gemeine Spiel. Blaga Naumova (ELI SKORCHEVA) ist 70 Jahre alt. Die pensionierte Lehrerin trauert um ihren kürzlich verstorbenen Ehemann. Lebt allein in eine kleinen Wohnung in Schumen in Ostbulgarien. Eines Tages wird sie Opfer von Telefon-Kriminellen. Die stehlen alle ihre Ersparnisse. Die sie für den Kauf eines Doppelgrabes vorgesehen hatte. Blagas Bemühen, über die Polizei an ihr Geld heranzukommen, misslingt. Doch sie will nicht aufgeben. Lässt sich auf ein „Spiel“ mit den Betrügern ein. Arrangiert auf Sieg.
„Marktwirtschaft“ in Bulgarien. Wer GELD besitzt, vermag gut über die gesellschaftlichen (Gewinn-)Runden zu kommen. Ist halt Kapitalismus-pur. Wie Du an „die Kohle“ gelangst, bleibt letztlich egal. Wenn du nicht „erwischt“ wirst. Blaga fühlt sich im Unrecht-Recht: „Ich habe mich mein ganzes Leben an die Regeln gehalten“, und nun? Wechselt sie die Seiten. Das Ende ist eklig.
Es ist der elfte Lang- beziehungsweise Spielfilm des bulgarischen Regisseurs. Der internationale Filmtitel „Blaga’s Lessons“ (englisch für „Blagas Lektionen“) ist ein Wortspiel, da Blaga einerseits einer aus Syrien geflohenen Frau Bulgarisch-Stunden gibt, sie aber andererseits selbst einige Lektionen lernen muss. „Eine Frage der Würde“ wurde von Bulgarien als Beitrag für die „Oscar“-Verleihung 2024 als „Bester Internationaler Film“ eingereicht (= 4 PÖNIs).
5.) Deutscher Doof-Film. Titel = „DIE CHAOS-SCHWESTERN UND PINGUIN PAUL“ von Mike Marzuk (Co-B + R; D/Ö/Italien 2022; Co-B: Korbinian Wandinger; K: Richard van Oosterhout; M: Yves Gourmeur; 100 Minuten; deutscher Kino-Start: 25.1.2024). Menschen benehmen sich dämlich. Selten lustig. Vier weibliche Geschwister zoffen laut herum. Die Erwachsenen haben vor allem Kopf-Schäden. Der Stuttgarter „Tatort“-Kommissar FELIX KLARE (dort als Seabstian Bootz) mimt hier den Familien-Papa, der sich ziemlich dumm gibt und dauernd hinfällt. Der Film düstert LANGWEILIG vor sich hin. „Sagen Sie mal, wie dumm sind sie eigentlich?, wird Papa befragt? Die-hier haben alle was am Keks, steht auf meinem Zettel. „Familie ist das Wichtigste“, steht da-drunter. Paul. Ein lebendiger Pinguin. Wurde aus dem Zoo entführt. Ein extrem dämliches Magier-Duo (MAX GIERMANN; JANINE KUNZE) will ihn bei den Kindern klauen, um ihn dann in einer Las Vegas-Show einnehmend „zu verwerten“. Die Buchreihe, nach denen der Film entstand, kenne ich nicht. Der Film ist schrecklich (= 1 PÖNI; für den niedlichen Pinguin).
6.) MUSIK: Ich brauche Keinen / Auf der Harley D. / Ich erkenne Keinen / Auf der Harley D. / Ich drücke den Startknopf / Siehe, ich verlasse die Erde / vielleicht sause ich ins Paradies / aber gleichzeitig zur Hölle / 1967 schrieb Serge Gainsbourg den Song „HARLEY DAVIDSON“ für Sängerin BRIGITTE BARDOT. Heute immer noch bzw. schon wieder ein Wochen-Hit:
Zuletzt waren die Neu-Saarbrückener am 29. Januar 2023 dürftig in Aktion (s. TV-KRITIK /“Die Kälte der Erde“/1 PÖNI). Bei ihrem 4. Fall. An diesem SONTAG, 28.1. heißt der neue „TATORT“-Krimi : „DER FLUCH DES GELDES“. Die Hauptkommissare sind weiterhin Leo Hölzer (= VLADIMIR BURLAKOV) und Adam Schürk (DANIEL STRÄßER). Hoffentlich geht es bei ihrem 5. Fall spannender zu. Meine Kritik folgt am Sonntag nach der 20.15 Uhr-ARD-Ausstrahlung. Auf den bekannten Kanälen.
Beste Kriminal-Grüße: PÖNI