PÖNIS BLOG (230): 60 Jahre ZDF; DEPARDIEU-„MAIGRET“; „THE ORDINARIES“; „MANTA Manta – Zwoter Teil“; „DER GYMNASIAST“; TV-TIPPS; MUSIK

0.) Das ZDF wird 60 – und ich durfte meine diesbezüglichen höchstpersönlich-aktuellen Fernseh-Gewohnheiten den Kölner Kollegen von „wunschliste.de“ mitteilen. Zu finden in deren großem ZDF-Special auf Seite 6! (lesenswert aber auf jeden Fall auch schon ab Seite 1).

1.)    D E R ERMITTLER. In der Literatur. Wie im KINO. Hier. Kunstvoll. Raffiniert. Mit KRIMI-KULTUR. Titel = „MAIGRET“ von PATRICE LECONTE (Co-B + R; Fr/Belgien 2021; Co-B: Jérome Tonnerre; nach dem Roman „Maigret und die junge Tote“ von Georges Simenon/1954; K: Yves Angelo; M: Bruno Coulais; 89 Minuten; deutscher Kino-Start: 30.03.2023). Ich lese gerne. Besonders Kriminalromane. Von AGATHA CHRISTIE (15.09.1890 – 12.01.1976), mit ihren Detektive-Helden Hercule Poirot (und seinem Freund Arthur Hastings) und der köstlich altjüngferlichen Britin Miss Marple, sowie von GEORGES SIMENON (12.02.1903 – 04.09.1989) mit dem legendären französischen Kommissar Jules MAIGRET. Dessen literarische Auftritte insgesamt 75 Maigret- Kriminalromane umfasst. Zwischen 1931 und 1972. Und mit klassischen Kino- wie TV-Film-Interpreten besetzt ist wie Charles Laughton; dem dreifachen „Maigret“-Interpreten Jean Gabin; Rupert Davies (in 52 Folgen der TV-Serie „Kommissar Maigret“); Gino Cervi aus Italien; Jean Richard (in 88 Folgen der TV-Serie „Maigret“); dem irisch-britischen Schauspieler Michael Gambon; dem deutschen Aufklärer Heinz Rühmann (1966 /“Maigret und sein größter Fall“) und mit der „Mr. Bean“-Legende Rowan Atkinson, der Maigret ab 2016 in insgesamt vier großartigen Fernsehfilmen verkörperte, die mehrmals in der ARD liefen. Und natürlich darf auch nie der extrem schlaue Maestro SHERLOCK HOLMES (BENEDICT CUMBERBATCH) aus den Seh-Augen verloren werden, der gemeinsam mit seinem Kumpel Dr. John Watson (MARTIN FREEMAN) sich in einer sagenhaften spannend-faszinierenden TV-Serie (2010-2017, plus diversen Wiederholungen) auf die robuste Pirsch nach schlimmen hochkarätigen Schurken machte.

Der Roman des belgischen Schriftstellers Georges Simenon, nach dem dieser neueste Maigret-Kinofilm unter seinem Namen und in französisch-belgischer Produktion entstand, ist sein 45. Roman. 1978 veröffentlichte der Diogenes Verlag eine Neuübersetzung von Raymond Regh unter dem Titel „Maigret und die junge Tote“ (bis dahin hieß er: „Maigret und die Unbekannte“). 

Jules MAIGRET zählt zu den einflussreichsten Kommissaren der Literatur- und Filmgeschichte. Aktuell wird die Maigret-Figur von einem großartigen „Kommissar als Koloss“ (Andreas Kilb/FAZ am 29.3.2023) an- bzw. aufgeboten: von dem am 27. Dezember 1948 geborenen Schwergewicht GERARD DEPARDIEU. DER erst kürzlich als gebeutelter Koch – in „Der Geschmack der kleinen Dinge“ – einen leckeren und exzellent pointierten Leinwandgeschmack entwarf (s. Kino-KRITIK /4 PÖNIs). Um nun, unter der Regie von PATRICE LECONTE – einem sehr geschätzten Film- und Theaterregisseur, Comic-, Drehbuch- und Romanautor, der 1997 für seinen Film „Ridicule“ für den „Oscar“ nominiert wurde – den Ermittler zutiefst-sensibel wie  bewegend- einfühlsam zu interpretieren. Dieser Depardieu-Maigret ist eine atmosphärische Wucht. Will sagen: Gerard Depardieu ist auch hier wieder eine cineastische Seelenklasse für sich.

Paris damals. In einer verregneten Nacht. In den Fünfziger Jahren. Eine junge Frau wird tot aufgefunden. Niemand scheint sie zu kennen oder zu vermissen. Der schwermütige Maigret nimmt die Fährte auf. Systematisch rekonstruiert er die einsamen Wege einer schönen jungen Frau inmitten eines kalten, unbarmherzigen, düsteren Paris. Ihre Verbindung zu einem Pärchen aus der Pariser Bohème gibt Rätsel auf; Maigret betritt Schritt für schweren Schritt eine Welt der leisen Verzweiflung und verzagten Hoffnung. Während sich im schwermütigen Kommissar die Erinnerung an ein  anderes Verschwinden regt, das ihn tiefer berührte als „andere Verbrechen“. Deshalb:

Fassen wir zusammen: Eine absolute Ikone unter den literarischen Kommissaren ist mit GERARD DEPARDIEU zurück  – kongenial verkörpert, sagenhaft-empfindsam im mimisch-packenden Ausdruck ausstrahlend, desgleich-atmosphärisch-berührend. „Unser Fokus  lag auf der Suche Maigrets nach der jungen Toten, an die sich niemand zu erinnern scheint. Damit wir uns auf seinen Weg konzentrieren konnten, haben wir viele Nebenfiguren gestrichen. Um uns von der altbekannten Maigret-Ausrüstung mit Hut, Pfeife und Mantel abzuheben, die ich nicht m ehr ertragen konnte, weil sie so konventionell ist, hatten Jérome Tonnerre und ich die einfache Idee eines Arztes, der dem Kommissar rät, nicht mehr zu rauchen. Man sieht, wie er noch bedauernd an seiner Pfeife herumfummelt. Das ist ein integraler Bestandteil des von Depardieu verkörperten Maigret, der sich von den üblichen Darstellung entfernt. In diesem Sinne heißt der Film auch nüchtern ‚Maigret‘ und nicht ‚Maigret und die Junge Tote‘. um klar zu machen, dass es sich um unseren Maigret handelt und nicht um den aus früheren Verfilmungen“. (Der Autoren-Regisseur PATRICE LECONTE, auch in Erinnerung mit „Die Verlobung des Monsieur Hire“/1989, erläutert im Presseheft die speziellen neuen Spannungsregeln hier). (= 4 1/2 PÖNIs).

2.)    ORWELL heute. Titel = „THE ORDINARIES“ von Sophie Linnenbaum (Co-B + R; D 2021; Co-B: Michael Fetter Nathansky; K: Valentin Selmke; M: Fabian Zeidler; 120 Minuten; deutscher Kino-Start: 30.03.2023). „Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher“ („Farm der Tiere“/George Orwell/1945). 

Die Gedanken sind …reiz-voll. Man stelle sich bloß vor, alle Menschen oder auch sämtliche Tiere ….. sind eben GLEICH. Jedes Wesen wird wertgeschätzt. Besitzt denselben WERT. 1945 war GEORGE ORWELL in seinem Element. Mit seinem Fabel-Roman „ANIMAL FARM – Aufstand der Tiere“ (s. Heimkino-KRITIK /5 PÖNIs). Wo Schweine das Regiment übernehmen. 1949 folgte sein literarischer Ewig-Klassiker: „1984“.

„Es kommt nicht darauf an, was man aus uns gemacht hat, sondern darauf, was wir aus dem machen, was man aus uns gemacht hat“ (Jean-Paul Sartre, Saint Genet).

Zurück zu George Orwell (25.06.1903 – 21.01.1950). DER  tritt gerade auch wieder – ungenannt – in Erscheinung. In dem Debütfilm von SOPHIE LINNENBAUM. Der sich zwangsläufig mit Orwell verbindet. Und das kam so, per Logline: Fühlst du dich auch manchmal wie eine Nebenfigur in deinem eigenen Leben? Was ist, wenn du wirklich eine bist…?

Wo blicken wir hin?: In eine fabelhafte Welt. Die ist streng unterteilt = eingeteilt in Haupt-, Nebenfiguren und Outtakes. SIE heißt Paula (FINE SENDEL). Paula steht vor der wichtigsten Prüfung ihres Lebens. Die 16jährige muss beweisen, dass sie das Zeug zur Hauptfigur besitzt. Paula ruft nach einem glamourösen Leben. Mit einer eigenen Storyline, mit aufregenden Szenen und voller Musik. Nicht wie ihre Mutter (JULE BÖWE), die als Nebenfigur im Hintergrund tätig ist. Paula ist Klassenbeste im Klippenhängen, beherrscht Zeitlupe und panisches Schlafschreien. Nur das Erzeugen emotionaler Musik will ihr einfach nicht gelingen. Auf der Suche nach einer Lösung stößt sie auf Ungereimtheiten zum Tod ihres Vaters, einer heldenhaften Hauptfigur. Ihre Nachforschungen führen sie zu den verachteten, unterdrückten Outtakes, also Menschen mit Filmfehlern, die – unzufrieden – am Rande der Gesellschaft leben. Doch anstatt auf gefährliche Rebellen, trifft sie dort auf gebrochene Figuren mit echten Emotionen, die in einer ungerechten Elendswelt zu überleben versuchen. Paula beginnt zu zweifeln. An sich, an ihrem gesellschaftlichen Platz, an und in dieser Kultur- und überhaupt Menschheitsgeschichte, überhaupt….von wegen alle sind beinahe gleich. Ausgrenzung und Rassismus dominieren. Oft.

Ein erstaunlicher Debüt-bzw. Studienabschluss-Film. Oder umgekehrt. Mit erstaunlicher Bewegungs- und Gedankensprache. Wenn listig der Dauerkampf der Menschen um Positionen buhlt. Wenn Paula dann auch kurz LASSIE und TOM „Forrest Gump“ HANKS  trifft. Oder ein Kerl als „Fehlbesetzung“ Service-Hilde paktiert. Oder … Hier dominieren Fiction, Fantasy, Satire, mit Polit-Augenzwinkern gemixt; auf jeden Filmfall, dies ist ein Klassenkampf mit viel diskutablem wie unterhaltsamem Genre-Pulver gerührt Die Interpretationen sind oft doppelbödig, mit Verweisen durchsetzt auf und mit  Film  –  Filmgeschichte – Musik und mit  wechselnden Farb-Gestaltungen. Wenn zum Beispiel aus Farbe Schwarz-Weiß drängt.

Behaupten wir einfach mal: 2023 kitzelt 1984-soft. Aktion: Wenn menschliche Filmfiguren sauer-süß posieren. Von wegen wieder: Alle sind halt N I C H T = n i e GLEICH. Ganz im Gegenteil, weiß diese neue deutsche FilmNorm zu verkünden, die voller einfallsreicher Überraschungen steckt, etwa wenn Geräusche verkauft werden oder solche Doubles herum-laufen oder Wörter einfach weg sind/verschluckt wurden und Fehlbesetzungen einfach mit-dazu-gehören. Kennen wir doch zur Genüge: Skeptiker verbündet Euch, notfalls mit Gesang (= 4 PÖNIs).

3.)    OOOH JE. Titel = „MANTA MANTA – ZWOTER TEIL“ von und mit TIL SCHWEIGER (Co-B + Co-Produktion + R + HD + Co-Schnitt; D 2022; K: René Richter; M: Martin Todsharow; 127 Minuten; deutscher Kino-Start: 30.03.2022). Ich bin wirklich guten Mutes. Gewesen. Aber vergebens. Lese erst einmal, dass der originale Vorläufer, „Manta, Manta“, 1992 etwa 1,2 Millionen Kinobesucher hatte und bei seiner Erstausstrahlung auf RTL immerhin 11,48 Millionen Zuschauer verbuchen konnte. Damals war’s.

Heute also die Neuauflage-Fortführung. 30-Jährchen plus. Um Bertie (TIL SCHWEIGER), Ex-Gattin Uschi (TINA RULAND) und um Klausi (MICHAEL KESSLER) & Co. Alle sind erheblich älter, also im Hantieren, alles ist…konfus. Sprich: DIE sind pleite. Pleite. Von wegen: Autowerkstatt mit angeschlossener Kart-Bahn. Kein Profit möglich. Viele Schulden stinken. Wie aus dem Schlamassel rauskommen?  Indem  man eine ziemlich depperte Gag-Revue aufpeppt. Sprüche mit Musik werden nummernhaft (auf-/dar-)geboten. Wobei in Sachen Lustichkeit kennt keine Grenzen wenigstens die holde Dicknase Klausi so einiges in die Spaßpost wirft. Klausi wirkt wenigstens ab und zu ulkig mit lärmendem Possen-Sound und einigem Puste-Chaos. Aber sonst  – ja, Tina „Uschi“ Ruland, die lacht immer so nett-heftig; joo, und wenn sie mit dem Bertie-Sohn auftaucht, kommt man ins Gähnen. Bertie-Til macht seins. Setzt auf 150.000 ,- Euros beim Autorennen-Gewinn. So was in der hektischen Art. Trick lass nach. Mitten drin habe ich es mit mehreren Bierchen versucht, ob sich angesichts der zunehmenden Befeuerung etwas betrachtungsmäßig und kommunikativ ändert  …. ehrlich: NÖ. Die Manta Manta-Clownerie vermag nur begrenzt bisschen flackern (= 1 1/2 PÖNIs).

4.)    ÜBERRASCHUNG! Titel = „DER GYMNASIAST“ von Christophe Honoré (B + R; Fr 2021/2022; K: Rémy Chevrin; M: Yoshirio Hanno; 122 Minuten; französische OF mit deutschen UT; deutscher Kino-Start: 30.03.2023). Lucas Ronis (PAUL KIRCHER) ist 17 und kann es kaum abwarten, endlich das Internat und die Provinz hinter sich zu lassen, um nach Paris zu ziehen, wo sein großer Bruder Quentin Quentin (VINCENT LACOSTE) lebt. Auch sein erster Freund Oscar (ADRIEN CASSE) wird ihn nicht davon abhalten. Doch ein tragischer Unfall reißt Lucas‘ hoffnungsvollen Blick auf die Welt in emotionale Stücke. Weil selbst seine Mutter Isabelle Ronis (JULIETTE BINOCHE) ihn nicht trösten kann, macht er sich auf nach Paris, wo er eine Woche bei Quentin und des Mitbewohners Lilio wohnen wird. Es werden Tage, die alles verändern werden…

Mit „Der Gymnasiast“ erzählt CHRISTOPHE HONORÉ , der auch den Vater von Lucas spielt, vom schmerzhaften Erwachsenwerden eines Teenagers, der erst nach und nach eine Sprache für seine Wut findet und das Leben und die Stadt Paris instinktiv erkundet. Für seine Leistung wurde Newcomer Paul Kircher als Lucas beim vorjährigen Festival in San Sebastián als „Bester Darsteller“ ausgezeichnet (= 4 PÖNIs).

5.)    TV-TIPPS: Stell‘ Dir vor, Du bist gleich 65 und hast Kontakt mit dem Tod (BRAD PITT). DER hat Gefallen am Leben auf der Erde, und der 65-jährige reiche Unternehmer (ANTHONY HOPKINS) darf so lange weiterleben, wie der irdische Aufenthalt für den Herrn Tod interessant bleibt. An diesem SAMSTAG, 1.4. präsentiert ZDF NEO ab 20.15 Uhr das dreistündige Drama  „RENDEZVOUS MIT JOE BLACK“ von  Martin Brest aus dem Jahr 1998. Will ich nachhaltig empfehlen (= 4 1/2 PÖNIs).            Im August 2018 lief der großartige Andreas Dresen-Film  „GUNDERMANN“ in den Lichtspielhäusern; Interesse, Neugier und Zustimmung war immens. Am Grün-DONNERSTAG, 6.4. zeigt den Film der RBB, und die weitere Empfehlung gilt vor allem dank des brillanten Hauptakteurs ALEXANDER SCHEER weiterhin enorm (s. Kino-KRITIK /4 1/2 PÖNIs).             Und am KARFREITAG, 7.4. setzt ARD One ab 21.45 Uhr mit „DAS LEBEN DER ANDEREN“ einen der besten deutschen Spielfilme auf die Sendungsliste (s. Kino-KRITIK / 5 PÖNIs), der quasi sämtliche Preise aller Zeiten gewann und zuletzt sogar den vielbegehrten  Auslands-„Oscar“!

6.)     MUSIK: „NOTHING COMPARES 2 U“ ist ein 1985 veröffentlichter Song der von Prince gegründeten US-amerikanischen Band THE FAMILY, den Prince geschrieben, komponiert, arrangiert und produziert hat. Die Coverversion der irischen Sängerin SINÉAD O’CONNOR entwickelte sich im Jahr 1990 zu einem riesigen internationalen Erfolg. Steht ab heute auf Platz 1 meiner wöchentlichen  Songliste mit meinen Lieblingsliedern. Viel Lust und Song-Laune wünsche ich:

Wünsche eine wunderbar stimmungsreiche Woche!

HERZlich:   PÖNI Pönack

email: kontakt@poenack.de

 

 

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