DAS LEBEN DER ANDEREN

PÖNIs: (5/5)

„DAS LEBEN DER ANDEREN“ von Florian Henckel von Donnersmarck (B; Co-Prod. + R; D 2004; K: Hagen Bogdanski; M: Gabriel Yared, Stéphane Moucha; 137 Minuten; deutscher Kino-Start: 23.03.2006); einem Kölner vom Jahrgang 1973, der an der Hochschule für Fernsehen und Film in München REGIE studiert hat. Im Jahr 2000 wurde sein Kurzfilm „Dobermann“ u.a. mit dem „Max-Ophüls-Preis“ ausgezeichnet. 2002 erhielten er und sein Bruder Sebastian bei den Hofer Filmtagen den „Eastman-Förderpreis“ für den Kurzfilm „Der Templer“. Jetzt liefert der 32-Jährige seinen Debüt-Spielfilm als Drehbuch-Autor und Regisseur ab, und es ist – soviel gleich vorweg – ein MEISTERSTÜCK/einer der BESTEN DEUTSCHEN FILME SEIT VIELEN JAHREN geworden. Nach intensiven Recherchen in Archiven, bei Historikern und Zeitzeugen (ehemaligen Stasi-Angehörigen und ihren Opfern) entstand ein Polit-Thriller, wie es ihn SO in Deutschland NOCH NICHT gegeben hat. Nach beinahe 15-jähriger Kino-Lachphase über die „nette DDR“ („Sonnenallee“, „Goodbye Lenin“, „NVA“), ist die Verkrampfungsphase und Ostalgie-Welle überwunden; deshalb konnte solch ein GIGANT wie dieser Film überhaupt und ENDLICH entstehen. Denn die DDR, das war nicht nur das Land der Trabis, der Spreewaldgurken oder Ampelmännchen, sondern das war auch ein Staat, in dem Menschen bespitzelt sowie unter Druck gesetzt oder aus nichtigem Grund verhaftet und für lange Zeit eingesperrt wurden. Wenn/weil es DAS SYSTEM so wollte.

Davon handelt/erzählt der Film. Der in den 80er DDR-Jahren angesiedelt ist. Wo der Dramatiker Georg Dreyman und seine Schauspieler-Lebensgefährtin Christa-Maria Sieland das Vorzeigepaar der ostdeutschen Kulturszene sind. Doch als sich der Kulturminister Hempf in die attraktive Schauspielerin verliebt, bricht die Staatsmacht in Gestalt des linientreuen Stasi-Hauptmanns Gerd Wiesler vehement in den Alltag des Paares ein. Denn nun gilt es, Dreyman „Staatsfeindlichkeit“ nachweisen zu können. Dafür wird auf dem Dachboden über ihrer Wohnung eine ABHÖRZENTRALE eingerichtet. Von nun ab ist Gerd Wiesler ständiger unsichtbarer Zuhörer und nimmt am Leben der Beiden teil. Und obwohl er sich dagegen wehrt, verändert DAS fortan auch ihn. Denn der „aus-gebildete Partei-Soldat“ gerät mehr und mehr in den Bann und in die Gedanken dieser so ganz „ANDEREN WELT“. Keine Geschichtsstunde, sondern: Zunächst einmal ein ERSTKLASSIGER SPANNUNGSFILM, in dem es um Angst und GROSSE GEFÜHLE zugleich geht. Keine „Propaganda“, sondern: Ein intelligenter, einfühlsamer, dichter, ergreifender Film, mit MENSCHLICHEN Figuren innerhalb einer packenden, melodramatischen KINO-Geschichte. Mit sehr viel Glaubwürdigkeit und Realitätsnähe. Weil DIE SCHAUSPIELER ÜBERRAGEND sind.

In der Hauptrolle: ULRICH MÜHE (52/ als Gerichtsmediziner prägt er seit 1997 die ZDF-Serie „Der letzte Zeuge“, auf der Leinwand war er zuletzt in „Schneeland“ von Hans W. Geißendörfer, „Der Stellvertreter“ von Constantin Costa-Gavras oder, 1995, in „Nikolaikirche“ von Frank Beyer zu erleben). WIE er seinen maskenhaften Stasi-Hauptmann mit einer auch grandiosen, einfachen, aber so identifizierbaren KÖRPER-SPRACHE „leinwandfüllend“ anlegt, mit einer jederzeit nachvollziehbaren Klarheit/Eindringlichkeit, mit dieser spürbaren Veränderlichkeit und Verletzlichkeit, das ist SENSATIONELL. Das erinnert an diese unvergessenen Akteure aus den Polit-Filmen eines Costa-Gavras aus den 70er Jahren, wie z.B. an Yves Montand in „Das Geständnis“ oder in „Der unsichtbare Aufstand“: Die Zerbrochenheit eines Charakters wird deutbar/sichtbar/nachvollziehbar, ohne dass dieser etwa diffamiert/denunziert/versimpelt wird. Unglaublich und einfach UNTER DIE HAUT GEHEND!!! Nicht minder AUFREGEND-Klasse die Ensemble-Mitglieder drumherum: ULRICH TUKUR als gewissenloser SED-Karrierist; SEBASTIAN KOCH als Denker und Dichter; MARTINA GEDECK als System-Star; der bärenstarke Mime THOMAS THIEME als Minister und … und … und: Deutsches Erlebnis-Kino vom Allerbesten; man kann/darf/muss nur noch jubeln, so gut ist dieser Film (= 5 PÖNIs PLUS!!!!!). (Dass übrigens die BERLINALE ihn für den Wettbewerb abgelehnt hat, ist ein SKANDAL.)

P.S.: „Das Leben der Anderen“ gewann danach sämtliche wichtigen nationalen wie internationalen Film-Preise und schließlich sogar den begehrten Auslands-„Oscar“!

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