PÖNIs BLOG (222): SEASIDE SPECIAL; BABYLON IN EKSTASE; MARIA und ihr NEUANFANG; NO -LIEBESKOMÖDIE; „HOT SEAT“; TV-TIPPs; REM in der SESAMSTRAßE

0.)   Der deutsche Filmemacher JENS MEURER studierte in Oxford und verbrachte drei Jahre mit den Architekten des Wahnsinns, Boris Johnson und Michael Gove. Statt zu jammern oder gar Schadenfreude zu empfinden, hat er die Flucht nach vorne angetreten und auf 16mm (!) eine Hommage gedreht an den wunderbarsten britischsten Ort, den er kannte  – versehen mit der Cromer Pier End-Of-The-Pier-Show. Bedeutet: Handgemachtes Entertainment, mit typisch englischem Humor. Mit-Ohne Effekte, keinem Spuk, ohne Celebrities, ohne digitalen Tricks, dafür Very-British, authentisch, witzig. Der neue Dokumentarfilm von Jens Meurer ist der pointierte Versuch eines anglophilen Deutschen zu verstehen, warum sich Großbritannien so gründlich selbst zerfleischt? In der verschlafenen Küstenstadt CROMER in NORFOLK trifft sich ein buntes = ulkiges Ensemble von inspirierenden wie originellen Charakteren und erlebt einen Mikrokosmos des modernen Großbritanniens inmitten von gewaltigem Wandel. Der Film zeigt höchst amüsant-unterhaltsam einen scheinbar aus der Zeit gefallenen Ort voller Typen, die britischer nicht sein könnten. Um sie dreht sich in Cromer alles. Mit ihrer authentischen, menschlichen Art, mit ihrer künstlerischen Handarbeit – blood, sweat and tears – und mit ihrem jede Menge britischem Swing-Humor werden diese Menschen lustvoll eingebunden.

„SEASIDE SPECIAL“ ist eine deutsch-belgische Coproduktion, sie ist „sweet revenge“, also so etwas wie ein europäischer Liebesbrief an unsere exzentrischen Nachbarn. Der Film präsentiert sich mit einem tollen BRASS BAND-SCORE der FABULOUS STEVE WILLAERT BRASS BAND, Gewinner des Publikumspreises des Cambridge Film Festivals sowie ausgestattet mit einer ‚Lobenden Erwähnung‘  bei den Hofer Filmtagen 2021. FAZIT: Eine superbe 93 Minuten-Stimmung, die ab dieser Woche schwungvoll durch unsere Kinos powert!

1.)   WILDES SPEKTAKEL. REMMIDEMMI in H. Titel = „BABYLON – RAUSCH DER EKSTASE“ von DAMIEN CHAZELLE (B + R; USA 2021; K: Linus Sandgren; M: Justin Hurwitz; 188 Minuten; deutscher Kino-Start: 19.01.2023). Wenn Du in Deinen Anfängen gleich zwei „gewaltige“ Filme drehst, ist DANACH irgendwann Erfolgsruhe. Zwangsläufig. Obwohl Du Dich anstrengst wie ein Berserker. Wir haben es mit DAMIEN CHAZELLE zu tun. Einem amerikanisch-französischen Drehbuchautor und Filmregisseur. Mit „WHIPLASH“/2014 hatte er einen ersten Außenseiter-Hit (s. Kino-KRITIK/4 1/2 PÖNIs), um dann mit „LA LA LAND“ 2017 ganz groß filmisch einzufahren. Thema: Der passable Versuch, das verlorene Genre MUSICAL wieder zu entstauben (14 „Oscar“-Nominierungen; in sechs Kategorien Auszeichnungen, darunter für Regisseur Chazelle und Hauptdarstellerin Emma Stone / s. Kino-KRITIK/3 PÖNIs). 2018 folgte das eher mittelmäßige patriotische Abenteuer-Movie „Aufbruch zum Mond“ (s. Kino-KRITIK/2 1/2 PÖNIs). Und nun „der Hammer“. Soll es sein. Motto: Wir lassen die Meute ungezügelt radauen. Tanzen. Von 1925 und bis 1952. Ununterbrochen wird gefetet. Gehottet. Kühn. Glamourös. Sexy. Das Leben im Scheinwerferlicht. Noch triumphiert der Stummfilm. Doch die Töne lauern schon. Es ist die Geschichte von überbordendem Ehrgeiz, ausgelassener Dekadenz und ausschweifender Verderbtheit. Eine imponierende Veranstaltung bewegt sich ununterbrochen. Täglich 24 Stunden. Jeder macht mit. Übt sich in allem, was er/sie vermag. Während wir uns auf die Hauptbeteiligten Nellie LaRoy (MARGOT ROBBIE), den Stummfilmstar und so langsam ins Alter überwechselnde Jack Conrad (BRAD PITT) und den ehrgeizigen Sohn mexikanischer Einwanderer, Manny Torres (Hollywood-Newcomer DIEGO CALVA), der als Erzähler fungiert und dem viele Schauspielgrößen und einflussreiche Filmproduzenten begegnen. Wobei Pitt mit Charme und Lässigkeit in dem Ich-Part nicht zu bremsen ist: Großartig! Sein Jack Conrad hat Hollywood groß gemacht und den Gipfel seiner Berühmtheit erreicht. In einer Epoche, in der die Art von Liebe und Bewunderung, die die Schauspieler ausgelöst haben, sie zu Gottheiten machen. Mit gigantischem Verlierer-Appeal. Und dann wandelt sich die Filmindustrie, und dann ändert sich alles …..

Irgendwann ist der monumentale Film der Über-Film. Erfasst drei Schicksalslebensläufe; veranstaltet aber dabei viel zu viel. Zum Anschauen grandios, zum Genießen unmöglich. Der amerikanische Traum heizt weiter auf, landet endlich bei Stanley Donen, bei ihm meisterlich singend und faszinierend tanzend und klingend auf verregneten Straßen („Singin‘ in the Rain“); und blickt mit Manny-Torres-Augen auf künftige cineastische Wegweiser, die u.a. Kubrick, Scorsese und Ingmar Bergman heißen und jetzt das Flagschiff-Kino übernehmen. Einverleiben. Werden. Tiefgang hat sich längst Out-of-Order-wegbewegt. Stattdessen sind alle erschöpft. Und wir mit. Im dampfenden Parkett (= 3 PÖNIs).

2.)   FRANKEICH : MATT. Titel = „MARIA TRÄUMT ODER: DIE KUNST DES NEUANFANGS“ von Lauriane Escaffre und Yvo Muller (Fr 2021; B: Camille Ganivet; K: Antoine Sanier; M: René Aubry; 92 Minuten; deutscher Kino-Start: 19.01.2023). Ziemlich mattes Drama. Maria. Reinigungskraft. Vierzigerin. Ist „dürftig“ verheiratet (Ehemann ein Mittel-Mäßiger). War über viele Jahre Reinigungskraft bei einer älteren Dame. Die ist verstorben. Ihr neuer Job führt sie in die Pariser Académie des Beaux-Arts. Wo sie über die fremde Welt staunt. Und mit dem Hausmeister anbändelt. Es reicht. KARIN VIARD („Verstehen sie die Béliers?“) mimt eine schüchterne Außenseiterin, der so langsam ein möglicher Neuanfang zu-winkt. Im Presseheft wird die überzeugende „Bildsprache voll Poesie und Kunst“ gelobt. Ich habe mich die meiste Zeit gelangweilt (= 2 PÖNIs).

3.)   BLÖD. NERVEND. Titel = „SHOTGUN WEDDING – EIN KNALLHARTES TEAM“ von Jason Moore (USA 2021; B: Mark Hammer; K: Peter Deming; M: Pinar Toprak; 101 Minuten; deutscher Kino-Start: 19.01.2023). Action. Mit Romantik. Und umgekehrt. Bei einem Hochzeitspaar (JENNIFER LOPEZ + JOSH DUHAMEL. Das will nicht in Boston, sondern auf den Philippinen feiern. Was sowohl aufdringliche Gäste wie auch Piraten dort nicht akzeptieren. Wollen. Im Gegenteil. Jennifer Lopez hat hier auch mit-produziert. Der Film nervt; erreicht die Gähnstufe 100 (= 0 PÖNIs).

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4.)   NA JA-SPANNEND. Titel = „HOT SEAT“ von James Cullen Bressack (Co-Produktion + R; USA 2022; B: Collin Watt; Leon Langford; K: Bryan  Koss, M: Timothy Stuart Jones; 99 Minuten; deutscher HEIMKINO-EuroVideo-Start: 26.1.2023). MEL GIBSON: Trat doch kürzlich erst im HEIMKINO auf. Mit dem Krimi „ON THE LINE“ (s. Heimkino-KRITIK im BLOG 219/ 3 1/2 PÖNIs). Und mischt hier auch mit, allerdings in einer Nebenrolle, als Polizist. Vorne, an der Rampe, ist HIER der jüngere Bruder von Matt Dillon am Hantieren: KEVIN DILLON (Jahrgang 1965). Er mimt einen Computer-Tüftler, der plötzlich an seinem Hochhaus-Arbeitsplatz mit einer Bombe unter seinem Sesselsitz verbunden ist. Von wegen: Cyber-Kriminalität. Gelenkt wird sein Handeln von einem anonymen Gangster. Der ihn im Raum beobachtet, anspricht, überprüft und raffiniert am Bewegen hält. Natürlich geht es um Kohle. Viel Money. Währenddessen ist „draußen“ die Polizei aktiv. Mit teilweise falschen Vermutungen. In der Truppe befindet sich der Oldie-Kollege Wallace Reed (MEL GIBSON). Der sich fortan – als Bombentechniker – vorrangig um diese Bedrohung kümmert. Zusammen mit einem Kollegen geht es nun ins Gebäude.

Das Drehbuch pustet ziemlich viel Logik-Luftlöcher aus. Dass diese Krimi-Show dennoch halbwegs passabel abläuft, hat mit der vielschichtigen Spannungszufuhr zu tun. Die Kevin Dillon als Orlando Friar mitunter ziemlich rabiat zusetzt. Und mit der auch Mel Gibsons-Figur so einiges bewältigen muss. Ähnlich wie neulich bei „On The Line“ sorgt diese heikle, enorme Spannungsatmosphäre für reichlich Aufregung. Denn die Anweisung gilt für alle, die hier ackern oder bloß zusehen: „GANZ EGAL, WAS PASSIERT, BLEIB SITZEN!“ (= 3 PÖNIs).

5.)   TV-TIPPs:  An diesem SONNTAG (22.1.) bietet die ARD ab 23.35 Uhr einen amerikanischen Spielfilm auf, der schon anlässlich seines Kino-Starts am 16. November 2017 beachtlichen Zuspruch fand. Titel: „THE BIG SICK“. Einzelheiten – s. Kino-KRITIK/4 PÖNIs.     Am nächsten MITTWOCH (25.1.) zeigt RBB ab 22.45 Uhr den Film „DIE UNSICHTBAREN – Wir wollen leben“ von Claus Räfle aus dem Jahr 2017. Thema dieses ergreifenden Mix aus Spielszenen und Interviews: 1943 dürfen –  lt. Nazi-Befehl – in Berlin keine Juden mehr leben. Menschen gelingt es aber, für die Behörden unsichtbar zu werden.

6.)   MUSIK: JUBILÄUMS-STÄNDCHEN. „Furry Happy Monsters“ („Shiny Happy People“). Am 25. Februar 1999 waren die R.E.M.s – Michael Stipe, Peter Buck und Mike Mills – in Episode 3829 der US-amerikanischen „Sesame Street“, also der SESAMSTRAßE, zu Gast. In der Erinnerung wird deutlich: DIE WAREN SÄMTLICHST bei bester Laune. In guter Stimmung! Klar doch – meine Lieblingsmusik für diese Woche!

Wünsche eine superbe Miss Piggy & Ernie, Bert & Co.- Rhythm-Week.

HERZlich:   PÖNI Pönack

email:   kontakt@poenack.de

 

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