PÖNIs BLOG (199): Zwei Meisterwerke: „DIE LETZTEN AMERIKANER“ sowie „PHASE IV“; TIMOTHY SPALL; „NOPE“; „ALCARRÀS – DIE LETZTE ERNTE“; TV-TIPP; „DIE ÄRZTE“ musizieren

1.)   Der US-amerikanische Autoren-Regisseur WALTER HILL verbuchte in den 1980er-Jahren mit rasanten, harten und auch politisch konsequenten Action-Filmen (wie „Nur 48 Stunden“; „Straßen in Flammen“ oder „Red Heat“) seine größten Erfolge. Mit „SOUTHERN COMFORT“/Originaltitel gelang ihm 1981 ein 106minütiger harter und schonungslos realistischer Genre-Film, der für Aufsehen und für eine politische Unruheempörung sorgte. Als diese großartige Provokation am 27. April 1984 endlich auch unsere Kinos erreichte, unter dem Titel „DIE LETZTEN AMERIKANER“waren auch hierzulande Beachtung und Verachtung immens.  Schließlich handelte der cineastische Gigant vom schmutzigen Ami-Krieg im sumpfigen Niemandsland von Louisiana. Und funktionierte als Metapher des Vietnam-Krieges prächtig-wütend. Der Ami-Film wurde von der deutschen FSK zunächst ab 18 Jahren freigegeben. Nach einer Neuprüfung im August 2007 wurde die Freigabe auf 16 Jahre herabgesetzt. Anbei meine Kritik dazu, erschienen im Berliner TIP-Magazin, Ausgabe Nummer 8/84, am 20. April 1984: „Die letzten Amerikaner“ von Walter Hill (Co-B + R; USA 1981; Co-B: Michael Kane; David Giler; K: Andrew Laszlo; M: RY COODER; 101 Minuten; deutscher HEIMKINO-Start: 29.7.2022 /Turbine/in drei limitierten Mediabook-Editionen , mit umfangreichem Bonusmaterial, darunter ein ausführliches Interview von 44 Minuten mit Walter Hill; 5 PÖNIs). 

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2.)   Einer der überraschendsten, wirkungsvollsten, heißt ungewöhnlichsten Spielfilme überhaupt entstand 1973. Titel: „PHASE IV“Sich mit nur einem einzigen eigenen Film cineastisch unsterblich zu machen, erreichte SAUL BASS (8.5.1920 – 25.4.1996). Wer er war, was er geschaffen hat als Titel-Designer, Vorspann-Experte und Plakat-Entwerfer, mit wem er öfters zusammenarbeitete und warum er für den populärsten Mord in der Filmgeschichte mit-verantwortlich war und ist …, diesbezüglich verweise ich auf meine Filmkritik über diesen phantastischen NATUR-THRILLER (s. Kino-KRITIK/5 PÖNIs), der kürzlich in einem prächtigen Book-Event auf DVD; Blu-ray und mit einem 44seitigen Booklet herausgekommen ist. In einer begeisternden Restauration. Auch hier gilt: Was für eine sagenhafte Möglichkeit für einen Kinobesuch in die 1970er-Lichtspielhaus-Epoche.

3.)   TIMOTHY SPALL oder: Wann immer man die Möglichkeit bekommt, ihn im Kino zu besuchen, sollte man dies nutzen. Titel = „DER ENGLÄNDER, DER IN DEN BUS STIEG UND BIS ANS ENDE DER WELT FUHR“ (= hat nix mit dem schwedischen Bestseller zu tun – „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“/1914/s. Kino-KRITIK/4 PÖNIs) von Gillies MacKinnon (GB 2021; B: Joe Ainsworth; u.a. Co-Produzent: TIMOTHY SPALL; K: George Geddes; M: Nick Lloyd Webber; 86 Minuten; deutscher Kino-Start: 11.8.2022). Der Vorspann signalisiert – nie auf einen Film verzichten oder nie einen mit ihm übersehen –  schließlich zählt TIMOTHY SPALL, geboren am 27. Februar 1957 in London, zu den besten der Besten. Akteure. Zum Beispiel unvergessen als „Mr. Turner – Meister des Lichts“ , wo er 2014 viele (und noch mehr viele) Lobeshymnen einheimste (s. Kino-KRITIK/5 PÖNIs). Seine Geschichte-hier ist simpler: Wir blicken auf eine entlegene Bushaltestelle im Norden von Schottland. Wo der Pensionär Tom (TIMOTHY SPALL) sich vom Nordosten Schottlands auf den Weg nach Land’s End im Süden Englands macht. An jenen Ort, an dem seine kürzlich verstorbene Ehefrau Mary und er sich einst kennenlernten. Dort möchte er ihre Asche verstreuen, die er in einem kleinen Koffer bei sich trägt. Der 90-jährige plant, seine über 1300 Kilometer lange Reise ausschließlich mit Nahverkehrsbussen zurückzulegen, da er diese als Rentner kostenfrei nutzen kann. Während seiner Tour trifft er auf die unterschiedlichsten Menschen, die Anteil an seiner bewegenden Geschichte nehmen, ihn aber auch schon mal – wie ein Busfahrer – aus dem Fahrzeug „entfernen“, und wo der alte Herr schließlich zu einer landesweiten (Internet-)Berühmtheit „unangemeldet“ gelangt. Mit „THE LAST BUS“, Originaltitel, präsentiert Regisseur Gillies MacKinon („Marrakesch“) ein einfühlsames Road Movie das, dank TIMOTHY SPALL, faszinierend von Aufbruch, Abschied und Erinnerung handelt. Motto: „This is Tom“! (= 4 PÖNIs).

4.)   JORDAN PEELE. Titel = „NOPE“. Was soviel heißt wie ‚intellektuell‘ Nö. Oder so ähnlich. Von eben JORDAN PEELE (B + Co-Produktion +R;  USA 2021; K: Hoyte van Hoytema; M: Michael Abel; 131 Minuten; deutscher Kino-Start: 11.8.2022). Wenn Dir mit dem ersten Kinospielfilm gleich ein Wurf gelingt, das 5 Millionen-Dollar-Budget spielte über 160 Millionen Dollar ein, haben es Nachfolger schwer. „GET OUT“ war im Frühjahr 2016 / 2017 solch ein weltweiter Debüt-Erfolg (s. Kino-KRITIK/4 1/2 PÖNIs). Und auch der zweite Streifen von Jordan Peele, „WIR“ (s. Gastkinokritik/4 „Carrie“-PÖNIs), fand im Frühjahr 2019 Zuspruch. Und jetzt, mit seinem dritten Streich, bekommt Mr. Peele zum ersten Mal kritischen Gegenwind. Weil eigentlich nie so richtig deutbar wird und klar ist, was für ein Geschmack dieser Science-Fiction-Horror-Eintopf nun eigentlich bietet. Zu viel wird „herumgefuchtelt“, wenn am Anfang in einem TV-Studio in L. A. ein eigentlich spielerisch veranlagter, lustiger Schimpanse zum mörderischen Killer ausufert. Warum? Später wird auf einer von der Zivilisation weit abgehängten Wüsten-Ranch, wo Hollywood-Filmpferde gezüchtet werden, ein älterer schwarzer Papa von einem plötzlichen vom Himmel fliegenden metallenen Münzen-Regen umgebracht. Aha, von oben, aus dem Himmel, droht Ungemach. Was die Geschwister, die auf dieser Ranch leben, unterschiedlich beschäftigt. Während Bruder OJ (schon in „Get Out“ eine Wucht: DANIEL KALUUYA) erst einmal die tödliche Attacke auf seinen Daddy verarbeiten muss und damit so seine Gestörtsein-Schwierigkeiten hat, plant seine geschwätzige Schwester Emerald (KEKE PALMER) die Aufarbeitung von Kindheitsstörungen zu beenden, um mit filmischer Hilfe demnächst „bei Ophra“ erfolgreich eine Karriere zu starten. Filmische Hilfe bedeutet –  da muss doch „Oben“ „was sein“, hinter der „festen“ Wolke, DAS müsste doch filmisch festgehalten werden, um in der Öffentlichkeit vorgestellt zu werden. Eines Nachts beobachten die Geschwister auf ihrem Land merkwürdige, schockierende Phänomene, für die eine Erklärung zu finden, nicht möglich erscheint. Dabei ahnen sie nicht, dass es sich hierbei um Vorboten eines grauslichen Geheimnisses handelt. Präzise verraten (ist aber überall bereits benannt): Give Me UFO, denn um „solch eine Furie“ handelt es sich hier. Allerdings mit einem Aussehen wie aus einer Serie von Vor-Vor-Vor-Gestern. Diese plumpe Furie kaut gerne Menschen und Pferde, um sie „danach“ halt als Münzen und Plastik auszuspeien. Irgendwann kommt auch der schockierende Horror in Bewegung. Während man nie so ganz weiß, wissen kann, um was es sich denn hier wahrhaft handelt. Verschlimmbessern oder: Jordan, lass es demnächst treffsicherer, also aufklärerischer, also öfters unterhaltsamer peelen (= 3 PÖNIs).

5.)   ABSCHIED NACH DEM SOMMER. Titel = „ALCARRÀS – DIE LETZTE ERNTE“ von Carla Simón (Co-B + R; Spanien/Italien 2021; Co-B: Arnau Vilaró; K: Daniela Cajías; M: Andrea Koch; 120 Minuten; deutscher Kino-Start: 11.8.2022 / „Der Goldene Bär der Berlinale 2022 geht an Alcarràs“ (M. Night Shyamalan, Präsident der Jury). Seit jeher verbringt die Familie Solé den Sommer auf ihrer Pfirsichplantage in Alcarrás, einem Dorf in Katalonien. Aber die diesjährige Ernte könnte die letzte sein; der Familie droht die Zwangsräumung. Die Bäume sollen durch Solarpaneele ersetzt werden, was zum Zerwürfnis innerhalb der Familie führt. Zum ersten Mal sehen die Solés einer ungewissen Zukunft entgegen. Wie in ihrem Debüt „Summer 1993″findet Carla Simón erneut ihren Stoff von ausgeprägten Jahreszeiten und einem wechselhaften Klima bestimmten Landleben in Katalonien, das sie aus eigener Anschauung kennt. Wirtschaftliche Sorgen verschärfen die familiären Dynamiken: Die Jüngeren leben ganz im Hier und Jetzt, während der Vater stur die Augen vor der unmittelbaren Zukunft verschließt und der Großvater sich auf ein lang vergessenes Versprechen beruft, um den Anspruch auf das Haus geltend zu machen.

Die Mitglieder der Berlinale-Jury um M. Night Shyamalan sollen, wie berichtet wird, höchst verwundert gewesen sein, als sie den Filmabspann sahen: Alle Schauspielerinnen und Schauspieler hatten unterschiedliche Namen. Die Familie Solé existierte in Wirklichkeit gar nicht? Vielleicht steckt das Wunder von Alcarràs hier in dieser Verwunderung. Oder, wie die spanische Tageszeitung „El Mundo“ schrieb: „Die fiktive Familie hier ist im Grunde die wirklichste aller vorstellbaren Familien. Es ist eine Fiktion gegen die Fiktion der Fiktion“ (= 4 PÖNIs).

6.)   TV-TIPP: Am nächsten MITTWOCH, 17.8., läuft ab 20.15 Uhr bei ARTE ein Film-Schmuckstück, das da heißt: „LIBERACE – ZU VIEL DES GUTEN IST WUNDERVOLL“. Von Steven Soderbergh. USA 2012. In den prominenten Hauptrollen spielen brillant – MICHAEL DOUGLAS und MATT DAMON. Worum es geht und um was es sich handelt: s. Kino-KRITIK/5 PÖNIs !!!

7.)   MUSIK: Ist mir neulich aufgefallen, als ich mal wieder „Die Ärzte“ hörte, mit „Westerland“. Stieß gleich danach auf einen weniger bekannten „DIE ÄRZTE“-SONG. Titel: „JUNGE“. Fand und finde ich geil. Habe ihn deshalb für diese Woche zu meinem Lieblingslied bestimmt. Okay? Viel Spaß:

Wünsche eine Prima-Woche.

HERZlich:   PÖNI PÖnack

email:   kontakt@poenack.de

 

 

 

 

 

 

 

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