PÖNIs BLOG (171): RENÉ MARIK; Lakritzpizza: „LICORICE PIZZA“; „COPSHOP“; „ARE YOU LONESOME TONIGHT?“; M-M = MARIK-MUSIC

0.)   Die Buchung erfolgte am 05.12.2019. Für die Veranstaltung am 23.07.2020 im hiesigen berlinerischen „Wühlmäuse“-Kabarett- und Komiker-Tempel. Die dann auf den 25.01.2021 verlegt wurde. Um dann auf den 11.07.2021 umgebucht zu werden. Bevor schließlich als nächster Spaßabend-Termin Donnerstag, der 27. Januar 2022, annonciert war. Wo dann auch der lang ersehnte Bühnenfrohsinn von und mit RENÉ MARIK tatsächlich und gut-besucht stattfand. Thema, natürlich ZeHAGE! Sprich: Jemand Zuhause? Ein putzmunteres pointiertes Puppenspiel um die populärste Figur des Marik-Ensembles: Maulwurf, die – dank der eigenwilligen Sprachweise – gerne „Hage“ flötet. Und gerne auch nö-nö-nö-nö-nö-nö-nö+nö nö liebevoll posaunt. Ebenso wie zum Beispiel „We ha Becha gage?“ („Wer hat aus meinem Becher getrunken?“), wo der Grimmsche Märchentextreigen mit-eingebunden wird. René Marik, geboren am 1. Juni 1970 in Hildesheim, heute wohnhaft in Berlin-Ost, weiß jedenfalls weiterhin als Puppenspieler, Komiker, Gitarrist, Sänger und Schauspieler zu gefallen. Im „Wühlmäuse“-Saal jedenfalls herrschte am vorgestrigen Donnerstag-Abend meistens eine angemacht-feixende Nach-Corona-Jux-und-Dollerei-Laune.

1.)   Hat eigentlich nix mit dem Film zu tun. LAKRITZ-PIZZA. Existierte mal als Name einer Kette von kalifornischen Plattenläden. Warum? Wieso? Überhaupt – keine Ahnung. Der Film aber heißt eben: „LICORICE PIZZA“. Von PAUL THOMAS ANDERSON (B, Co-Produktion, Kamera 1 + R; Kamera 2: Michael Bauman; beide drehten auf 35-mm-Film, wobei sie ältere Objektive verwendeten, um die Textur des Films aus den 1970er-Jahren zu erzeugen; USA 2020; M: Jonny Greenwood; 133 Minuten). Weil er nicht jedes Jahr einen Spielfilm dreht, inzwischen aber als bedeutsamer Kultfilmer cineastisch hofiert und verhandelt wird, hier einige filmische Leckerli aus dem Oeuvre des Autoren-Filmemachers  PAUL THOMAS ANDERSON: „PUNCH-DRUNK LOVE“ /2003 (s. Kino-KRITIK/4 PÖNIs); „THERE WILL BE BLOOD“ /2008 (s. Kino-KRITIK/4 PÖNIs); „THE MASTER“ /2013 (s. Kino-KRITIK/4 PÖNIs); „DER SEIDENE FADEN“ /2018 (s. Kino-KRITIK/4 1/2 PÖNIs).

Wir befinden uns im kalifornischen San Fernando Valley des Jahres 1973. ER ist 15, heißt Gary Valentine (COOPER HOFFMAN/der Sohn des verstorbenen „Oscar“-Preisträgers Philip Seymour Hoffman) und ist „weiter“ als so andere Alterskumpane, will sagen: ist schon ziemlich gut dabei, während dieser kalifornischen 1970er Jahre sein dynamisches Jungleben einzurichten. Ob als Kinderstar, der gerade sichtbar aus seinen Klamotten wächst, sich auch als Anbieter von Wasserbetten versucht, um danach sich mit Flipperautomatern zu bemühen  …, auf jeden Fall, die Hauptsache ist und lautet, unter dem 70er Jahre-Kommando: Bewegung, Surfin U.S.A., Buisiness. Zwischen Schlaghosen und gewieften Ölpreise, New Hollywood und Motown. Ein Dasein aus alltäglichem Trubel, verbandelt mit eben Karrierebemühungen, Freundschaften pflegen, = Freunden =, Politik, Vinyl und Super 8, und nun auch und „voll“: das Einfangen von LIEBE. Gefühle, die bereits klar gepolt sind: DU ALANA KANE (ALANA HAIM): DICH WERDE ICH HEIRATEN. Logisch. Allerdings: SIE ist 25. Deshalb kriegt er auch als erste Antwort ein grinsendes „Ätzend!“ entgegnet. Na und?: Gary kennt kein „vergeblich“ in seinem Vokabular. Ganz im Gegenteil. Zumal gerade die hechelnde Mittendrin-Siebziger-Epoche um Los Angeles hypt, sich in explosiven Schwung wie Taumel befindet. Auch in Sachen intensive Emotionen. Währenddessen „gestörte“ Star-Gestalten wie SEAN PENN (als sozusagen William Holden), CHRISTINE EBERSOLE (als sozusagen Lucille Ball), BRADLEY COOPER (als sozusagen überkandidelter Barbra Streisand-Freund und deshalb mit Tobsuchtanfällen hantierender Filmproduzent Jon Peters) und TOM WAITS (als sozusagen Regisseur Rex Blau) oder JOHN C. REILLY (als sozusagen Fred Gwynne, der Herman Munter porträtiert) für unkorrekt-köstliche-überkandidelte Ironie-Atmosphäre sorgen. Mit winkenden „Oscar“-Gedanken. Um DIE-herum passende Musik fetzt = etwa von David Bowie, The Doors, Chris Norman oder Blood Sweat & Tears oder Nina Simone oder Paul McCartney & The Wings oder Chuck Berry ….. .

Aber Gewinner-hier ist – klar-doch, wie wunderbar – der Nachwuchs, sind eindeutig der taffe COOPER „Gary“ HOFFMAN, dessen Kopf (= pfiffig) und Gesicht (= Teenie) anscheinend (noch?) nicht zusammenfinden können. Weil halt nicht zusammenzulaufen verstehen. Seine Kollegin, die 30jährige Debütantin ALANA HAIM, Mitglied der Indie-Rock-Schwesternband HAIM und dort als Gitarristin und Keyboarderin tätig, düst verwegen und einsteckend und resolut (auch umgekehrt) nach ihrer Orientierung suchend, auf dass es eine Freude ist, sie zu begleiten.

Sagen wir’s neu: Dieses energetische Pizza-Movie ist eine 70er-Stimmungserinnerung mit viel emphatischer Abenteuer-Klärung (= 4  PÖNIs).

2.)   ASSAULT-GENRE. Titel = „COPSHOP“. Von JOE CARNAHAN (Co-B +Co-Produzent +R; USA 2020; Co-B: Kurt McLeod; Co-Produzenten u.a.: Gerard Butler; Frank Grillo; K: Juanmi Azpiroz; M: Clinton Shorter; 107 Minuten; seit 14.01.2022 bei NETFLIX). AB 16 JAHREN. Der Anruf eines befreundeten Kinobesitzers kam Anfang März 1979. Er möchte mir einen „ganz besonders gelungenen, hervorragenden“ Ami-Action-Film zeigen, der bald Kinostart bei ihm hat. Titel: „ASSAULT – ANSCHLAG BEI NACHT“. Von John Carpenter. Habe ihn am nächsten Tag gesehen und – für überragend befunden. Thema: „Ein vor der Auflösung stehendes, schon fast verlassenes Polizeirevier in Los Angeles wird von Polizisten und Gefangenen gegen eine kriminelle Jugendgang verteidigt“ (Lexikon des Internationalen Films). Für den jetzigen, fürs HEIMKINO bei Netflix gerade veröffentlichten Film vergibt das Lexikon des Internationalen Films drei von fünf möglichen Sternen und urteilt: „Ein Cop-Thriller als Hommage aufs 1970er-Genrekino à la ‚Assault – Anschlag bei Nacht‘, der seine schlichte Story sowohl visuell als auch in der Figurenzeichnung mit viel Stilgefühl und bei aller Härte mit einer guten Portion spielerischen Witzes umsetzt“.

Irgendwo. Im abgelegenen amerikanischen Nirgendwo. In einem Polizeihaus mit Polizeirevier. Wo es verbal „verfickt“ zugeht. Jedenfalls ist diese Tonlage vorherrschend. Egal, ob hier mit Valerie (ALEXIS LOUDER) eine Kollegin mit zum Team gehört. Probleme gehören zur Nachtordnung. Valerie wird gerade vom Auftragsmörder Teddy Murretto (FRANK GRILLO) niedergestreckt. Murretto will unbedingt verhaftet werden, damit ihn seine Verfolger nicht „erreichen“. Er wird in eine Zelle im Revier eingebuchtet. Jedoch ist er selbst dort nicht sicher, da sich in der Nachbarzelle der Profikiller Bob Viddick (GERARD BUTLER)  „aufhält“. Und mit dem ist anscheinend nicht zu spaßen. Aber auch „sonst“ beginnen sich langsam, aber beharrlich die „charakterlichen Positionen“ der hier Anwesenden herauszuschälen. Motto: Wer ist hier eigentlich nicht korrupt? Und wieso fallen erste Schüsse? „Ich bin kein Psychopath, ich bin ein Profi“, erklärt Viddick. Währenddessen stürmt ein weiterer Auftragsmörder, Anthony Lamb (TOBEY HUSS), die Räume. Ein besonderer „Spezi“, der seine Überlegenheit gerne laut wie arrogant mitteilt. Kollegin Valerie ist verletzt worden, eine Schusswunde, sie übergibt Murretto im Untergeschoss die Schlüssel, weil dieser verspricht, mit dem Medizinkoffer zurückzukommen. Und sie ihm mehr vertraut als Viddick. Der sich nun aber ebenso „einmischt“ wie auch die von Draußen herbeieilende Detective Deena Schier (TRACEY BONNER), die hundsgemeine Oberkorrupte, die keine Skrupel kennt. Wenn es darum geht, „gewinnbringend“ mitzumischen.

Wut mal Wut. Blutgefechte im Bullen-Revier. Ein dampfender Beton-Western. Mit viel Kugel-Dampf. Mit deutlichen Argumenten: „Du bist im Polizeigeschäft, und das macht dich zum Mörder. Ich bin im Mordgeschäft, das macht mich zum Arbeiter“, setzt Viddick die Prioritäten. Bei diesem erstklassig-schmutzigen, spannend-zweitklassigen, reichlich atmosphärischen B-Thriller, bei dem auch die Überschrift genehm wäre = Korruptes Pack gegen triefendes Pack. Gilt auch umgekehrt natürlich (= 3 1/2 PÖNIs).

3.)   CINEASTISCHER EXOT. Titel = „ARE YOU LONESOME TONIGHT?“ Von Wen Shipei (Co-B + R; China 2020; K: u.a. Andreas Thalhammer; 95 Minuten; Original mit deutschen Untertiteln).Von wegen: Schuld und Sühne. 1997. Eine Kuh hat sich auf die Straße in Guangzhou geschlichen und dort Platz genommen. Der junge Mechaniker Xueming (EDDIE PENG) nimmt deswegen einen anderen Auto-Weg, um nach Hause zu fahren. Als er einen Augenblick unaufmerksam ist, überfährt er einen Mann. Und begeht Fahrerflucht, ist aber von argen Gewissensbissen geplagt. Und sucht „zufällig“ die Nähe zu der Witwe des Toten. Gelangt in ihre Privatsphäre. Zwischen den Beiden entwickelt sich eine vielschichtige Beziehung, und es stellt sich heraus, dass der Überfahrene in immensen Schwierigkeiten steckte. Währenddessen befasst sich ein Polizist mit diesem „sonderbaren Fall“. Die Wege von Verfolgern und Verfolgten kreuzen sich im heißen Dickicht der Stadt. WEN SHIPEI bedient mit seinem Debütfilm das Neo-Noir-Genre. Sein Film ist wie ein rauschhafter, in Farben  und Tönen atmosphärischer Fiebertraum, über dem der Elvis-Song-Klassiker – siehe Filmtitel – eigenwillig schwebt. Beim „Fantasy Filmfest 2021“ war dieser Film einer der Publikumslieblinge (= 3 PÖNIs).

4.)   MIT viel WIRKUNG. Titel = „NAHSCHUSS“. Von FRANZISKA STÜNKEL (B + R; D 2019; mit LARS EIDINGER und DEVID STRIESOW; 116 Minuten; ab 28.1.2022 im HEIMKINO/DVD & Blu-ray . Neulich hieß es wieder einmal, warum werden bei uns einheimische Spielfilme im Kino so oft so viel ignoriert? Am 12. Augst 2021 kam dieser Film  – „NAHSCHUSS“ – in die Kinos und avancierte umgehend in die deutsche Jahresbestenliste. Jetzt ist er (bei „Alamode film“) fürs HEIMKINO erschienen und bedarf noch einmal der nachhaltigen Empfehlung. Von wegen hochpolitisch, darstellerisch überzeugend (überragend: LARS EIDINGER), erstaunlich vibrierend-spannend; und mit viel Kopf-Power-WUT (s. Kino-KRITIK/4 1/2 PÖNIs).

5.)   MUSIK: Ich mag diesen Bühnen-Clown RENÉ MARIK, der gerade bei uns eine flapsige Bühnenpräsenz präsentierte (!), siehe den ersten Text oben. Und auch musikalisch möchte ich ihn mögen. Für diese Woche ist er für meinen LIEBLINGSSONG verantwortlich, der da einfach heißt: „BORING!“. Bitte sehr, bin auf Reaktionen gespannt:

 

Wünsche eine angenehm-komische, GESUNDE Woche.

HERZlich:    PÖNI PÖnack

kontakt@poenack.de

 

 

 

 

 

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