BALLADE VON DER WEIßEN KUH

PÖNIs: (4/5)

„BALLADE VON DER WEIßEN KUH“ von Maryam Moghaddam und Behtash Saneeha (Co-B + R; Iran/Frankreich 2019; Co-B: Mehrdad Kouroshniya; K: Amin Jafari; 105 Minuten; deutscher Kino-Start: 3.3.2022);

MITFÜHLEND. Und STARK POLITISCH NACHWIRKEND. Titel = „BALLADE VON DER WEIßEN KUH“. Von MARYAM MOGHADDAM und BEHTASH SANEEHA (Co-B + R; Iran/Frankreich 2019; Co-B: Mehrdad Kouroshniya; K: Amin Jafari; lief im Berlinale-Wettbewerb 2021; 105 Minuten; „Eine weiße Kuh in einem kargen, leeren Innenhof, am Rand schwarze Gestalten, vielleicht Gefangene. Mit diesem eindringlichen Bild beginnt und endet ‚Ballade von der weissen Kuh‘. Es ist eine Anspielung auf die zweite Sure des Koran, die als ‚Sure der Kuh‘ bekannt ist. Mit 286 Versen ist diese Sure die längste der Textsammlung, die im Iran auch heute noch die Basis für weite Teile des öffentlichen und gesellschaftlichen Lebens und damit auch für das Rechtswesen darstellt“ (Michael Meyns/“Filmstarts“). Ihrer kleinen Tochter erzählt Mina (Co-Regisseurin MARYAM MOGHADDAM), dass der Papa weit weg wäre. In Wirklichkeit wurde er hingerichtet. Ein Jahr nach seinem Tod erfährt Mina, dass ihr Mann unschuldig war. Zwar entschuldigen sich die Behörden für den Irrtum und bieten eine finanzielle Entschädigung an, doch das ist der Witwe nicht genug. Sie fordert mehr als nur materielle Wiedergutmachung und will die Verantwortlichen zur Rede, zur Aussprache, stellen. Allein bemüht sie sich weiterhin, den Alltag zu meistern und sich mit der Arbeit in der Milchfabrik über Wasser zu halten. Eines Tages klopft ein Fremder namens Reza (ALIREZA SANIFAR) an ihre Wohnungstür, stellt sich als Freund ihres hingerichteten Mannes vor und möchte eine offene Schuld begleichen. Mina ist zunächst zögerlich, lässt Reza aber immer mehr in ihr Leben – nicht ahnend, dass er einer der Richter war, die ihren Ehemann Babak irrtümlicherweise zum Tode verurteilten. Der vorjährige Berlinale-Wettbewerbsfilm erzählt eindringlich und in bewegenden Bildkompositionen von den Folgen eines fatalen Fehlurteils in einem Land, das an der Todesstrafe festhält. Der Iran ist nach einer kurzen Phase zurückgehender Hinrichtungszahlen seit mehreren Jahren (Stand: 2012), gemessen an der Bevölkerungszahl, das Land mit den meisten Hinrichtungen. In absoluten Zahlen rangierte es 2013 an zweiter Stelle nach China (Wikipedia). Dieser Spielfilm wirft die Frage nach moralischer Schuld auf; ist dramatisches iranisches Kino, das tief berührt (= 4 PÖNIs).

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