WUNDERSCHÖN

PÖNIs: (4,5/5)

„WUNDERSCHÖN“ von und mit Karoline Herfurth (Co-B + R + Darstellerin; D 2019; Co-B: Lena Stahl; Monika Fäßler; K: Daniel Gottschalk; M: Annette Focks; 131 Minuten; deutscher Kino-Start: 3.2.2022);

„Schönheitskönigin ist ganz einfach: Morgens isst man ein Reiskorn, dann geht man den ganzen Tag ins Fitnessstudio und abends spuckt man das Reiskorn wieder aus“ (Gaby Köster).

DUFTE FRAUEN-POWER. Titel: „WUNDERSCHÖN“. Von KAROLINE HERFURTH (Co-B + R; D 2019; Co-B: Lena Stahl; Monika Fäßler; K: Daniel Gottschalk; M: Annette Focks; 131 Minuten). Bevor sie auch hinter der Kamera begann, haben wir sie in Filmen wie „Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders“ (2006), „Der Vorleser“ (2008) und natürlich zweimal „Fuck ju Göhte“ (2013/2015) kennengelernt. 2016 startete KAROLINE HERFURTH (geboren am 22. Mai 1984 in Ost-Berlin) mit ihrer ersten, überaus gelungenen Comedy-Romanze „SMS FÜR DICH“ (s. Kino-KRITIK/4 PÖNIs). Der Regie-Nachfolger hieß 2019 „Sweethearts“ und konnte an die Unterhaltungsqualität des Debüt-Vorgängers nicht anschließen (s. Kino-KRITIK/2 PÖNIs). Dagegen trifft jetzt „WUNDERSCHÖN“ die volle Perle. Das Thema brennt vielschichtig- gesellschaftlich: Lasst uns einfach, aber schön sein. Oder werden. Auf jeden persönlichen Fall: „Besonders aussehen“. Also auffallend. Denn das, was – siehe Einstieg – Gaby Köster auspfundet, trifft das Frauenbild, das wir kennen: Mädel, sei bloß nicht zu alt und schon gar nicht „zu dick“; bemühe dich stets um die „richtige Schönheit“ und iss nur das, was man nach Verdauung nicht entdeckt. Am Körper. Bedeutet – schaffe ein Selbstwertgefühl durch Aussehen. Ist doch ganz einfach; ist doch nicht so schlimm, oder? Von wegen.

Fünf Frauen unterschiedlichen Alters sind mit ihrem Selbstbild und den Ansprüchen von sich und Umgebung konfrontiert: Frauke (MARTINA GEDECK) empfindet sich in ihren End-Fünfzigern nicht mehr begehrenswert und, vor allem, fühlt sich von ihrem Gatten Wolfgang (JOACHIM KRÓL) nicht mehr wahrgenommen. Ihre Tochter Julie (EMILIA SCHÜLE) hat mit ihrem „schlimmen Model-Alter“ 25 zu tun, möchte unter allen (Drogen-)Zuständen weiterhin dem Schönheitsideal der „idealen“ Plakate- und Clip-Werbung entsprechen. Die Schülerin Leyla (was für eine Entdeckung: (DILARA AYLIN ZIEM) wird wegen ihrer runden Körpermaße in der Klasse gehänselt, dabei ist sie doch ein pfundiges Baseball-Talent und gerade in einen Sportler-Kameraden verschossen. Während Julies Schwägerin Sonja (KAROLINE HERFURTH) nach zwei Schwangerschaften mit ihrem „neuen Körper“ hadert; als Mutter sich permanent unter Druck setzt, wobei ihr Gatte Milan (FRIEDRICH MÜCKE) wegen seiner gerade starken Karriere nichts wahrzunehmen gedenkt. Sonjas beste Freundin dagegen, die Lehrerin Vicky (bärig: NORA TSCHIRNER), felsenfest überzeugt ist, dass Frauen und Männer sich niemals auf Augenhöhe begegnen können. Was auch ihr Kollege Franz (MAXIMILIAN BRÜCKNER) mitgeteilt bekommt, als er wegen einer möglichen Dauerbeziehung beharrlich-listig (und vergeblich?) baggert.

Das ewige Loriot-Thema, Männlein/Weiblein passen nicht zusammen, müssen aber zusammenfinden. Oder so ähnlich. Hier – die Geschlechter-Ansichten. Mit einigen Charme-Duellen. Wenn man sich angiftet, aber … . Wenn man sich Danebenbenimmt, ohne „richtig“ abzuweichen. Wenn eine ganze Menge gesagt wird, ohne Worte zu benutzen. Wenn angeblich nichts okay „mit meinem Körper“ ist, weil doch das Leben zu schwer und vor allem nicht Geschlechter-gleich zu bewältigen ist. SIE will tanzen, ER, „Wolfi“, ist pensioniert und vermag nichts mit sich anzufangen. Und erst recht nicht mit seiner („alten“) Ehefrau zu tanzen.

„WUNDERSCHÖN“ ist ein überzeugender, cleverer Unterhaltungsfilm. Weiß unaufdringlich verbale Comedy wie auch bewegungstechnische Sätze einzugemeinden, auszudrücken; bekommt das Pikobello-Ensemble in treffsicheren Pointen-Schwung; überträgt eine doppelbödig-freche Wohlfühlatmosphäre, bei der eine auch empathische Siebenjährige sogar ebensolche Fragen zu stellen weiß (die hier nicht verraten werden).

„WUNDERSCHÖN“ bereitet empfindsames Vergnügen, lässt Tiefgang mit-denken, präsentiert sich erstaunlich Titel-gerecht (= 4 1/2 PÖNIs).

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