PUNCH-DRUNK LOVE

PÖNIs: (4/5)

„PUNCH-DRUNK LOVE“ von Paul Thomas Anderson (B + R; USA 2002; K: Robert Elswit; M: Jon Brion; 95 Minuten; deutscher Kino-Start: 17.04.2003).

Barry Egan: selbständig. Verkäufer. Anfang 30. Barry Egan: ein Nobody. Ein Loser. Ein Sensibelchen. Der von seinen 7 Schwestern terrorisiert wird. Den sein neues Kleinunternehmen mehr nervt als beglückt. Und dessen unkontrollierte Aggressionsausbrüche gefürchtet sind. Barry Egan: der Einsame. Während um ihn herum das fröhliche Kalifornien-Leben tobt, ist er, Barry Egan, im WIRKLICHEN Leben überhaupt noch nicht angekommen. Und weil er es weiß und täglich spürt, ist er darüber und vor allem über sich SAUER. “Würde gerne…“, „kann aber nicht…“, über seinen Angst-Schatten springen.

ADAM SANDLER ist 36 und Komiker. Ein Popcorn-Komiker. Ein “Bedienungs-Clown“. Jedenfalls hat er das in albernen Klamotten-Filmen wie “The Waterboy“ oder “Happy Gilmore“ bewiesen. In den USA allerdings hat er es mit SEINEN Späßen stets in die Charts gebracht. Dort feiert man ihn bereits als NEUEN JERRY LEWIS. Hier, im alten Europa dagegen, galt Adam Sandler bislang als tumber Chaoten-Blödian. Doch ausgerechnet ER nun spielt in dem neuen Kinofilm „PUNCH-DRUNK LOVE“ diese komplizierte Los-Angeles-Marionette. Barry Egan. Diesen manisch-depressiven Frosch, der nicht mehr damit rechnet, doch noch WACHGEKÜSST zu werden. Doch dann passiert es. Prinzessin LENA taucht auf. Hat sich in dieses trostlose Bündel MANN verknallt. Einfach so. Fortan ist positive Bewegung im bislang so kommandierten Leben dieses Blau-Anzug-Trägers Barry Egan. Zwar sammelt er weiterhin diese Gutscheine aus Billig-Puddingbechern, um so einmal zu vielen Bonusmeilen zu gelangen (damit das Abhauen später leichter fällt). Doch mit dieser Telefon-Sex-Affäre ist jetzt Schluss. EIN hilfeschreiender Anruf, und schon begann der kriminelle Erpressungs-Schlamassel. Barry fühlte sich angewidert. Keine Unschuld mehr vorhanden; kein Vertrauen mehr möglich. Doch jetzt ist ja LENA da. Und ganz offensichtlich will sie wirklich, nur IHN. MENSCH, das tut gut. Gibt neue Kraft und Stärke. Barry Egan taut endlich auf.

Die Britin EMILY WATSON zählt gegenwärtig zu den weltbesten Schauspielerinnen. Brillierte in Filmen wie “Breaking The Waves“, “Lushins Verteidigung“ und neulich, als blindes Opfer, in “Roter Drache“. Wo SIE auftritt, kochen die FEINEN Emotionen. Emily Watson spielt Lena. Die sich FÜR diesen linkischen Neurotiker entscheidet.

Mit seinen bisherigen 3 Filmen “Last Exit Reno“, “Boogie Nights“ und vor allem “Magnolia“, dem Berlinale-Siegerfilm des Jahres 2000, hat sich der 32-jährige Autor, Regisseur und Produzent PAUL THOMAS ANDERSON als kreativer und origineller Kinogeschichtenerzähler gezeigt. Mit “PUNCH-DRUNK LOVE“, dieser wunderbar schrägen, subversiven Romantik-Komödie, setzt er dies fort. “Punch-Drunk“ bedeutet so viel wie „angeschlagen/von Hieben gezeichnet“ und stammt vom Boxsport her. Hier also gemeint: “die angeknockte Liebe“. Die DENNOCH zustande kommt. Mit vielen schön-verrückten Einfällen und Umwegen. Immer haarscharf und blitzgescheit: am Märchen-Kitsch vorbeibalancierend. Mit Anarcho-Charme und spannendem Technicolor-Gefühl. Eine wohltuend “andere“ Komödie. Mit einem präzise-leisen, ganz überraschenden Adam Sandler.

Bei den Filmfestspielen von Cannes gab es im Vorjahr den Regie-Preis für “Punch-Drunk Love“. Jetzt läuft das vergnügliche Juwel bei uns im Kino. Die Empfehlung GILT (= 4 PÖNIs)!

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