THE FIRST PURGE

„THE FIRST PURGE“ von Gerard McMurray (USA 2017; B + Co-Prod.: James DeMonaco; K: Anastas N. Michos; M: Kevin Lax; 97 Minuten; deutscher Kino-Start: 05.07.2018); die ersten drei „Purge“-Filme von 2013 bis 2016 schlugen als politische Action-Bomben brachial ein. Zur Erinnerung: „The Purge – Die Säuberung“ (s. Kino-KRITIK); „The Purge: Anarchy“ (s. Kino-KRITIK) sowie „The Purge: Election Year“ (s. Kino-KRITIK). Alle drei inszeniert vom jetzigen Drehbuch-Autor und Co-Produzenten James DeMonaco. Dessen Ausgangsthema ist abartig-interessant und gedanklich pikant-verlockend, weil – doch vorstellbar? Nein. Oder eventuell doch? Wenigstens „ein bisschen“? In den derzeitigen schizophrenen First-Vereinigten Staaten von Trump-America?

„The First Purge“, wie es begann: Die USA haben abgewirtschaftet. Überall Unruhen, weil Ungerechtigkeiten zuhauf. Die Reichen verbarrikadieren sich, die Armen, Besitzlosen, läuten gewalttätige Proteste ein. Verbrechensdelikte zuhauf. Die Regierenden konnten nicht mehr „regieren“. „DIE ERNEUERER“ bildeten sich. Die „New Founding Fathers of America“(NFFA). Mit einem machtvollen Präsidenten. Und sie starten durch, um gesellschaftliche Neuordnungs-Zeichen zu setzen. Die Verbrechensrate soll minimiert werden. Also wird ein, wie es heißt, „soziologisches Experiment“ angeordnet. Unter der Leitung einer eingekauften fachlichen Wissenschaftlerin (MARISA TOMEI als Dr. May Updale). Während einer Nacht darf für 12 Stunden „Die Säuberung“ gelten. Es dürfen Verbrechen jeglicher Art verübt werden: Mord, Plünderung, Vergewaltigung, ohne dass die Polizei eingreift und eine Justiz-Strafe folgt. Das Volk soll seine „Wut“ voll und ganz ausleben. Dürfen. Während die gläubige Frau Doktor davon ausgeht, dass dieses Experiment an der Friedfertigkeit der Menschen, „des Menschen“, scheitern wird, zeigen die Kameras vom Genehmigungs-Tatort, von Staten Island in New York, der schlimmsten Verbrechens-Region in den USA, bald ganz andere Bilder.

Denn der Staat hilft kräftig mit, dass vor allem Kriminelle und Unruhestifter, Alte, Kranke, die nur den Sozial-Haushalt „belasten“, und vor allem Schwarze während dieser Zeit „ausgeschaltet“ werden. Deshalb wurden – heimlich – „amtliche“ Todesschwadrone in diese Gegend entsandt, um den Erfolg dieser Purge-, also Säuberungs-Nacht zu garantieren. Gewollt beginnen schon bald allgemeine riesige Unruhen.

Diesen aber widersetzt sich ausgerechnet ein führender lokaler Drogenboss (Y’LAN NOEL) mit seiner Gang, der sich schließlich – im Bruce Willis-Stil („Stirb langsam“) – solo auf einen blutigen Krieg mit den Angreifern einlässt. Im weiteren Schlepptau auch mit-dabei: eine ehemalige Freundin und jetzige Aktivistin Nya (LEX SCOTT DAVIS), die auf der Suche nach ihrem – extrem dümmlichen – Bruder ist. Der sich im Duell mit einem tollwütigen schizophrenen Psychopathen befindet, der in der Gemeinde für „individuelle Säuberungen“ sorgt.

Die packende politische Komponente funktioniert nur kurz. In der Hauptsache ist dieser vierte „Purge“-Film (zu) schlicht in der Story, verbal eher lächerlich angelegt und nur darauf aus, genüsslich viele blutige Schlachten zu schlagen. Zu zeigen. Als Macho-Gedöns. Den extremen politischen Ausgangspunkt nur simpel-verwässernd. Erst kommt die Drogen-Bruderschaft ins schaurige Spiel, dann werden lauthals ihre verschiedenen „Positionen“ beschrieben – bin ich Gangster oder doch „besser“? – dann werden die Strippenzieher der Nacht und der Macht kurz wie albern beäugt, um schließlich als Zuseher mit einigen blassen, uninteressanten und viel Stuss tuenden = redenden braven Figuren moralisch-alibihaft „bekleckert“ zu werden. Was insgesamt völlig egal wirkt. Motto: Wenn die „schwarzen Klischees“ triefen. Böser Gangster, guter Held. Die Mucki-Bude anstatt tückischer, entsetzlicher Kopf-Gestank. Wie in den – sehr wirkungsvollen – drei „Purge“-Horror-Film-Nächten davor.

„The First Purge“ – ein Billig-Movie (Budget: 13 Millionen Dollar), das nur mehr alibihaft politisch argumentiert, präziser: stottert, um die üblichen Brutal-Gelüste zu feiern. Zu heroisieren. Die Film-Reihe ist gegessen, das Thema nicht (= 2 PÖNIs).

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