SKYSCRAPER

„SKYSCRAPER“ von Rawson Marshall Thurber (B + Co-Produzent + R; USA 2017; K: Robert Elswit; M: Steve Jablonsky; 102 Minuten; deutscher Kino-Start: 12.07.2018); 12 Stunden nach der Pressevorführung fließen die Gedanken wie Metallspäne durchs All. Will sie auch gar nicht erst korrekt orten bzw. ordnen, sondern bemühe mich mal um eine etwas andere, also „ungeordnete“ Vermittlungsart, um diesem gigantischen Multi-Spektakel halbwegs Kritik-„Herr“ zu werden.

1.) 12. Juli 1988. Also an diesem Donnerstag vor 30 Jahren. Da lief in den westdeutschen Kinos der amerikanische Film „Die Hard“ an, der hierzulande mit „STIRB LANGSAM“ betitelt wurde. Bei Produktionskosten von 28 Millionen Dollar wurde der Streifen zu einem hundertfachen weltweiten Millionen-Dollar-Hit, alleine in den USA wurden an den Kinokassen etwa 83 Millionen Dollar eingenommen. Hollywood-Fast-Neuling Bruce Willis avancierte zum Super-Star. P.S.: Empfehle, sich einmal „Stirb langsam 1“ (s. Kino-KRITIK) in einer brillanten 70mm-Fassung anzusehen; man kriegt auch heute noch atmosphärisch-feuchte Augen-Hände.

2.) Auf den Tag-genau drei Jahrzehnte später schält sich – ohne dass es so genannt wird – das Remake heraus: „Stirb langsam in China“. Am 1. Juli 2018 war die Welturaufführung von „SKYSCRAPER“ in Peking; am 13. Juli ist die offizielle USA-Uraufführung; am 20. Juli 2018 beginnt der Kino-Massenstart in China. Was insoweit ungewöhnlich ist, weil Mainstream-Movies aus Hollywood selten im Juli in China gestartet werden, damit genügend Kino-Platz für einheimische Blockbuster-Sommerfilme vorhanden ist. Die Achse Hollywood – Peking wächst also profitabel zusammen. Intensiv wie effektiv. Was sicherlich auch beim Budget von „SKYSCRAPER“ (= „Wolkenkratzer“) von 125 Millionen Dollar eine erhebliche asiatische Mitfinanzierungsrolle gespielt haben dürfte.

3.) Der Autoren-Regisseur und Mit-Produzent RAWSON MARSHALL THURBER, Jahrgang 1975, aus San Franzisco, hatte zuletzt den Dämelsack-Film „Central Intelligence“ (s. Kino-KRITIK = 0 PÖNIs) geschaffen. Mit Dwayne „The Ex-Rock“ Johnson in der Hauptrolle. Fürchterlich. Davor schuf er den ebenfalls völlig durchgeknallten, überflüssigen Mist: „Wir sind die Millers“ (s. Kino-KRITIK). Dermaßen Rawson Marshall Thurber-„gestählert“ ging man also in sein neuestes Abenteuer. Also: „nicht so doll“ erwartungsvoll.

4.) DWAYNE JOHNSON, Kalifornier des Jahrgangs 1972, befindet sich gerade in seiner totalen Aktiv-Phase. Nach „Baywatch“ (oh je), „Jumanji – Willkommen im Dschungel“ (yeah) und gerade erst „Rampage – Big Meets Bigger“ (nö) tritt er nun binnen (vergleichsweise) kurzer Zeit das vierte Mal in den Leinwand-Ring. Und siehe da: ES ist, es WIRD ZU SEINEM TRIUMPH. War Bruce „McClane“ Willis einst in seinen „Stirb langsam“-Motiven ein zäher, augenzwinkernder, kalter Ironie-Hund und attraktiver „Schweinebacken“-Berseker, ist Dwayne Johnson weitaus „lieblicher“, „kindlicher“, in seiner naiven Giganten-Figur; mit viel „softem Kind“ in sich, das einige Zeit braucht, um endlich zu begreifen, dass es in dieser verdammich-schlechten Welt viele böse Buben – und jetzt auch Mädels – gibt, die ihm und vor allem seiner Happy Family (mit Atem-kranken Kleinsohn natürlich) ganz schlimm weh tun können. Und wollen.

5.) Was er – nach Erkenntnis der üblen, schlimmen Sachlage – natürlich verhindern will. Muss. Worauf wir uns zu freuen beginnen. Schließlich ist: Rache gerne auch Leinwand-krachend-süß. Dwayne mimt Will. Will Sawyer. Ehemaliger FBI-Einsatzleiter. Verlor bei einem selbigen (Einsatz) seinen linken Fuß. Hat „dafür“ jetzt ein Metall-Teil am Körper. Und hat sich zum Spezialisten in Sachen Hochhaus-Sicherheit mit einer Firma hochgearbeitet. Ist gerade nach Hongkong mit seiner Familie – taffe Ex-Soldatinnen-Ehefrau Sarah („Scream“-Mädel NEVE CAMPBELL) und zwei Kleinkinder – umgesiedelt, wo ihm sein Bruder einen verlockenden wie profitablen Job vermittelt hat. Der chinesische Investor Zhao Long Ji (CHIN HAN/“Ghost in the Shell“) hat das größte Gebäude der Welt bauen/entstehen lassen. „The Pearl“. Mit 240 Stockwerken. Doch bevor es „oben“ bezugsfertig ist, soll Will die Rundum-Gebäude-Sicherheit endgültig überprüfen. Bestätigen. Wir ahnen: Es dampft bald.

6.) Denn: Natürlich läuft längst vieles „anders“. Schief. Aus dem Sicherheits-Ruder. Das hochtechnisierte und professionell ausgestattete Schurken-Team rollt an. Wieso weshalb warum, damit halte ich mich nicht auf. Ist hier egal. Jedenfalls legen sie Feuer. Im 96. Stockwerk. Halb so schlimm, beruhigt der Bauherr, bis ganz oben kann sich der Brand nicht ausbreiten. Wir haben für alle Fälle Gegenmaßnahmen. Wenn er sich da mal nicht geirrt hat. Beziehungsweise: Hat er sich. Was Dwayne, nein, Will auf den Action-Plan ruft. Denn seine Familie befindet sich in Brand-Nähe. Und der Papa weiß, was ab sofort „Unmögliches“ zu tun ist. Um seine Familie zu retten. Ab jetzt tobt der visuelle Irrsinn. Mit Vergnügungsstufe 1.

7.) „SKYSCRAPER“ ist ein 1A-Spitzen-Betäubungs-Kracher. Gegen-Argumente: zwecklos. Völlig unwichtig. Der Rummelplatz, der riesige prachtvolle Kino-Jahrmarkt, beginnt seine überwältigenden bunten Spektakel-Bilder auszubreiten. Hier wird in einer Größenordnung das Testosteron dermaßen high ausgeschüttet, dass jeglicher Logik- und überhaupt Verstand-Einwand prächtig zunichte gemacht wird. Wenn erst einmal die erste „besinnliche“ halbe Trudel-Stunde vorüber ist und die Positionen abgesteckt sind, geht es ab in die Super-Vollen. Tricks. Stunts. Reize. Fights. Atemlos und spektakulär durch die Stockwerke. Drinnen wie draußen. Und wenn Dwayne-Will eine „Brücke“ inmitten der Feuerbrunst nur über seine Muskelkraft zusammenhält, strömen die ironischen Glückshormone.

8.) Es ist d e r flapsige Satz für die Genre-Zukunft: „Hast Du Klebeband?“ Ersetzt 2018 das „Yippi-Ya-Yeah“ der Achtziger. Endgültig. Der coole Bruce, das war gestern, der grundgütige Dwayne zieht heute eine stimmungsvoll tönende Mucke ab, mit vollem Sound begleitet, herrlich klangvoll-wuchtig untermalt, so dass die Sinne gehörig-mächtig trudeln. Anmachen. Eben: Prima betäubt werden. „Skyscraper“ ist genau DAS, weswegen KINO auch erfunden wurde: Enorm viele technische Bauklötze staunen; RICHTIG mal abschalten; diese ganze opulente, fiebrige Unterhaltungskanne genießen und dabei überrumpelt-verblüfft und nervlich angekratzt wie bewundernd zuschauen, was die Magier des Lichtspiels so alles Verrücktes, Größenwahnsinniges, Aufregendes zu installieren in der Lage waren.

9.) Vor allem – wir haben dieses bombastische Show-Erlebnis im Berliner IMAX-Haus und dort in „heißem“ 3D gesehen: Faszinations-Optik-Grad: super.

P.S.: Und dieser unfassbare Sprung von dort nach dort – über eine ellenlange Höhen-Strecke?!? Dwayne Johnson ist auf seinem absoluten Höhen-Flug angelangt (= eigentlich 3 1/2, aber ich befinde mich in so guter Kritik-Stimmung: 4 PÖNIs).

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