24 HOURS TO LIVE

„24 HOURS TO LIVE“ von Brian Smrz (USA/Südafrika 2017; B: Ron Mita; Jim McClain; Zach Dean; Co-Produzent: Ethan Hawke; K: Ben Nott; M: Tyler Bates; 93 Minuten; deutscher Heimkino-Start: 11.5.2018); dieser Film lag mehrere Wochen bei mir auf dem Noch-zu-sehen-Stapel. Vor allem wegen „Fußball“ (= WM) wurde die An-Sicht immer wieder verschoben. Jetzt aber endlich bekam ich ihn zu sehen und war – ehrlich gesagt – bass erstaunt. Denn „24 Hours to Live“ entpuppte sich als einer der besten, weil konsequentesten Action-Filme der letzten Zeit. Mit einem Pracht-„Kumpel“ an der schmutzigen, harten Fight-Rampe: Hollywood-Star ETHAN HAWKE. Geboren am 6. November 1970 im texanischen Austin. Der ja ebenso „sensibel“ kann – siehe „Before Sunrise“ (1995) wie auch die Fortsetzungen „Before Sunset“ (2004/s. Kino-KRITIK) und „Before Midnight“ (2013), oder „Maudie“ (2016) oder zuletzt überragend als Chet Baker in „Born to be Blue“ (s. Heimkino-KRITIK) – wie auch „hart“: siehe „Training Day“ (2002/“Oscar“-Nominierung); „Gesetz der Straße – Brooklyn’s Finest“ (2010) oder „The Purge – Die Säuberung“ (2013/s. Kino-KRITIK). Ethan Hawke spielt (Shakespeare-)Theater und ist Schriftsteller (1996 debütierte er mit dem Roman: „The Hottest State“, bei uns: „Hin und weg“). In „24 Hours to Live“, der hierzulande erst gar nicht vom Kino übernommen wurde, sondern gleich in den Heimkino-Start gelangte, ist er Co-Produzent und Hauptdarsteller. Schon auf dem DVD-Blu-ray-Cover mimt er auf extrem-brutal, und im Film ist er es auch. Aber eben auf seine eigene, differenzierte, prächtig aktionsreiche wie überzeugend-diffizile Charakter-Art.

Als Travis Conrad war er lange Zeit als Profi-Killer für einen Multi-Multi-Konzern namens „Red Mountain“, offiziell: ein privates Militär-Unternehmen, tätig. Rackerte sich für viel Geld auf der ganz schmutzigen Geschäfts- und Politik-Ebene ab. Doch als seine Frau und sein kleiner Sohn getötet wurden, hörte er mit dem Söldner-Dasein auf. Lebt jetzt bei seinem Schwiegervater Frank (RUTGER HAUER) irgendwo am Meer, betäubt sich mit Alkohol und lässt sich treiben. Bis ihn sein ehemaliger Kollege und Armee-Kumpel Jim Morrow (PAUL ANDERSON) aufsucht. „Red Mountain“ will ihn, braucht ihn noch für einen letzten Auftrag. Ein Whistleblower (TYRONE KEOGH) will bei der Justiz über die Machenschaften der Firma aussagen, bei der der halbe US-Senat mit-drin-steckt. Travis soll, so der Auftrag vom Boss namens Wetzler (LIAM CUNNINGHAM/der Ritter Ser Davos Seewert in „Game of Thrones“), den Whistleblower binnen 72 Stunden finden und ausschalten. Für eine Million Dollar Honorar. Pro Tag. Nein. Dann für 2 Millionen pro Tag. Travis lässt sich darauf ein. Kommt mit der Interpol-Agentin Lin (XU QING/(„Looper“/“Flash Point“) in – auch näheren – Kontakt. Sie ist für den Schutz des Aufklärers verantwortlich und riecht den Schurken-Braten. Erschießt Travis. Eigentlich ist der jetzt tot.

Eigentlich. Also ist er es nicht. NOCH nicht. Denn bei „Red Mountains“ hat man eine medizinische Möglichkeit erforscht, gefunden, mit der man Getötete für 24 Stunden „zurückzuholen“ vermag. Damit sie für das Milliarden-Dollar-Unternehmen noch „nützliche Dinge“ verrichten können. Travis soll noch seinen Auftrag erledigen, dann „darf“ er ruhig sterben. Ein leuchtender Zeit-Aufdruck auf seinem Unterarm signalisiert ihm, wie viel Überlebenszeit ihm noch bleibt. Doch „nach dem ersten Sterben“ hat sich dieser miese Typ gewandelt. Kriegt „den Moralischen“ und auch mit, wie übel sein vermeintlicher Freund Jim und vor allem „die Firma“ ihm tatsächlich mitgespielt und ihn dabei manipuliert haben. Travis – „Ich denke, ich habe wirklich keine Seele; nie eine gehabt“ – entdeckt ein Gewissen und beginnt eine Rache-Zeit des „Auslaufs“. Nun nimmt er „Seinesgleichen“ aufs zerstörerische Korn. Zu verlieren hat er ohnehin nichts mehr. Und zu töten versteht er wie kein anderer.

Ein ganz starkes Action-Ding. Motto: Lass‘ niemals einen Toten wieder „leben“. Dies kann übel ausgehen. Der zwischenzeitlich immer auch mal wieder halluzinierende Travis Conrad ist einer der schärfsten Rache-Engel der letzten Genre-Jahre. Ein Wut-Mix aus Django, Rambo, John Wick. Dabei mit charakterlichen wie melancholischen Schüben ausgestattet, die ihn so faszinierend gestalten. Dass diese irre Chose so überzeugend funktioniert, liegt natürlich am Team BRIAN SMERZ & dem wunderbar stoischen (Mit-Produzenten) „Travis“ ETHAN HAWKE. Ethan Hawke okay, klar, aber wer, bitte, ist BRIAN SMRZ? Smrz, Jahrgang 1960, stammt aus Strafford, Pennsylvania. Er ist ein in Hollywood viel engagierter Stunt-Koordinator und Second-Unit-Regisseur. Also Leiter des zweiten Dreh-Teams. War bei prominenten Projekten wie beim zweiten „Mission: Impossible“-Film ebenso mit dabei wie bei der vierten Ausgabe von „Stirb langsam 4.0“. 2008 debütierte er als Regisseur mit dem Action-Movie „Hero Wanted – Helden brauchen kein Gesetz“ (mit Cuba Gooding Jr. und Ray Liotta) im Kino, der dann im Januar 2012 unter dem Titel „RAGE – Gnadenlose Vergeltung“ im hiesigen Heimkino verramscht wurde.

Sein zweiter Spielfilm kann sich – auch mit prächtig-staubigen Südafrika-Johannisburg-Motiven – mehr als nur simpel sehen lassen, ist als Action-Reißer brandheiß und cool wie ein glühender Draht. Mit Duellen, die prägnant choreographiert sind, und mit einer erstklassigen Travis-Typen-Schärfe belegt: ETHAN HAWKE ist in Best-Form. Mit gedanklichen brisanten Fiction-Ansätzen in Richtung politische Roboter-Welt und mögliche Macht- und Herrschafts-„Spiele“ damit. Der deutsche Untertitel lautet „Rache braucht keine 24 Stunden“, und am Ende verblüfft eine sagenhafte Pointe.

„24 HOURS TO LIVE“ ist großes schönes fieses reißerisches spannendes prächtiges kaltes Action-Unterhaltungskino, das unbedingt zur Entdeckung ansteht (= 4 1/2 PÖNIs).

P.S.: Leider wird kein adäquates Bonusmaterial angeboten.

 

 

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