PÖNIS BLOG 286 (03.05.2024): „THE FALL GUY“; „ZWISCHEN UNS DAS LEBEN“; „Was von der Liebe bleibt“; TV-TIPPs; DUANE EDDY

1.)     POWER AM SET. Überhaupt: ACTION-DAMPF MIT VIEL SPASS. Titel = „THE FALL GUY“ von DAVID LEITCH (Co-Produktion + R; USA 2022; K: Jonathan Sela; M: Dominic Lewis; 127 Minuten; deutscher Kino-Start: 30.04.2024). Packen wir es an: Alle kennen die amerikanische TV-Serie „The Fall Guy“ (=in Deutschland: „Ein Colt für alle Fälle“) als Vorbild. Sie ist eine von 1981 bis 1986 für den US-TV-Sender ABC produzierte und in Deutschland erstmals im ZDF von 1983 bis 1987 ausgestrahlte Fernsehserie. Im Mittelpunkt dieser Damals-Serie stehen die Hollywood-Stuntleute Colt Seavers (gespielt von Lee Majors/der hier einen kurzen Gastauftritt hat), Howie Munson (Douglas Barr) und Jody Banks (Heather Thomas), die nebenbei als Kopfgeldjäger an der Aufklärung von Kriminalfällen beteiligt sind. „THE FALL GUY“-heute ist eine lose Kino-Filmadaption, ein Erinnerungsstück in der Gegenwart. Mit dem in die Jahre gekommenen Stuntman Colt Seavers (RYAN GOSLING), der nach einem Berufsvorfall von vor einem Jahr fast zu Tode gekommen war und daraufhin aus der Filmbranche ausgestiegen war.      Ohne große Ankündigung und „Abmeldung“. Doch nun wird er benötigt, und dies ausgerechnet von „seiner EX“, der Kameraoperateurin Jody Moreno (EMILY BLUNT), die bei einem  extravaganten Sci-Fi-Western erstmals mit der REGIE beauftragt wurde. Doch tatsächlich geht es um ganz etwas anderes. Während der heutige Colt hofft, seine Geliebte wieder „einfangen“ zu können, also emotionale Beziehungspunkte sammeln zu können, ist der Filmhauptdarsteller Tom Ryder (AARON TAYLOR-JOHNSON) verschwunden. Woraufhin die verantwortliche „Fall Guy“-Produzentin dessen ehemaliges Stunt-Double Colt Seavers beauftragt, den Filmstar Tom Ryder aufzuspüren. Colt soll der Produktion also nicht nur hohe Zusatzkosten ersparen, sondern auch seiner ehemaligen Geliebten Jody Moreno aushelfen. Entstehen „dadurch“ möglicherweise etwa wieder nähere GEFÜHLE?

An dieser Stelle widmen wir uns fortan mehr dem Geschehen zu als zweitrangigen feurigen Gedanken. Motto: REMMI – DEMMI. In der Luft, auf der Erde, im Wasser; schräg, laut, deftig – heftig; mit coolen Pointen, rüden Dialogen, sagenhaften Bewegungen, fortgeschrittenen Flugradau-ACTION-Tiraden. Krach als gehobelter Budenzauber, der weder nach Logik und/oder Sinn und überhaupt irgendetwas fragt, sondern tüchtig kräftigen Zunder bietet. Man wird nach und nach und immer mehr, rund zwei coole Stunden-lang, regelrecht „betäubt“. Mit verbalem und realistischem Stunt-Trubel, ohne Fragen, sondern „nur“ mit vor allem trashigen heißen Antworten.

Was beim Regisseur DAVID LEITCH phantastisch-rüde-suspekt ausartet. IHN kennen wir übrigens aus genüsslichen filmischen Exzessen wie „Fast & Furious: Hobbs & Shaw“ (2019/s. Kino-KRITIK /4 PÖNIs) sowie, zuletzt, als filmische Heißhunger-Sättigung, „Bullet Train“ mit Brad Pitt (2022/s. Kino-KRITIK /4 PÖNIs).

Nach Jahren des Stillstands und ohne Umsetzung bekam das Stuntman-Actiongenre 2019 durch das Quentin Tarantino-Feuer „Once Upon a Time in Hollywood“ – mit Brad Pitt – neue Aufmerksamkeit. Neues Interesse. In der Mixtur aus Action, Komödie und Romantik. Und mit viel Puste.

Denn hier kippt alles aufeinander, durcheinander, zusammen. Ohne dauernde wilde Erklärungen. Oder so was. Dafür mit skurrilen Ideen verwanzt. Szene: RYAN GOSLING. Sitzt allein in seinem Pick-up-Truck. Tränt vor sich hin, also hemmungslos, zum Song „All Too Well“. Von Taylor Swift. Emily Blunt erwischt ihn. „Weinst Du zu Taylor Swift?“, ranzt sie vorwurfsvoll. Was ihn trotzig werden lässt: „Tut das nicht jeder“?

Na gut, ein Gosling-Seavers-Clip weiter: ER, Colt, ist genervt. Weil ihn die rotzige Produzentin gerade erläutert, warum ER auf die Star-Suche angesetzt wurde: „Du bist ein Stuntman. Niemand wird Dich bemerken. Das ist Dein Job“. Was soviel (be-)deutet wie – Du bist halt ein Loser. Beim Film. Aber auch sonst. So.

Gefällt mir. Gut. Weil „THE FALL GUY“ so – prima feurig – bestens funktioniert (= 4 PÖNIs).

2.)     GEFÜHLE. In der Mittelzeit. Titel = „ZWISCHEN UNS DAS LEBEN“ von Stéphane Brizé (Co-B + R; Fr 2022; Co-B: Marie Drucker; K: Antoine Héberlé; M: Vincent Delerm; 116 Minuten; deutscher Kino-Start: 01.05.2024). Was machen. Wie mit diesen unsicheren Gefühlen umgehen. Erstmal ausruhen. Die Gedanken fließen. Lassen.

Besinnen wir uns. Der Bretone STÉPHANE BRIZÉ. Geboren am 18. Oktober 1966 in der bretonischen Hauptstadt Rennes. Ist als Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor unterwegs. Punktete mit zwei sozialkritischen Werken auch hierzulande: „Der Wert des Menschen“ (2016/s. Kino-KRITIK /4 PÖNIs); „Streik“ (2019/s. Kino-KRITIK /4 PÖNIs). Und Gefühls-Junkies waren völlig verblüfft bei seinem exzellenten Schauspieler-Drama „Mademoiselle Chambon“ (2010/s. Kino-KRITIK /5 PÖNIs).

Und nun taucht er einmal mehr wunderbar ein in die sensible Emotionslandschaft von Menschen. Mathieu (GUILLAUME CANET), ein populärer Pariser Schauspieler, kämpft mit einer Midlife-Crisis. Plante kürzlich mit den Proben für sein mit Spannung erwartetes Bühnendebüt, doch plötzlich, wenige Wochen vor der Pariser Premiere, stieg er aus. Angst, gemischt mit Müdigkeit, Zweifel. Um Abstand zu gewinnen, reist er an die bretonische Westküste Frankreichs und quartiert sich in ein Wellnesshotel in einem verlassenen Erholungsort ein. Doch „zur Ruhe“ findet er hier auch kaum. Ganz in der Nähe lebt die Klavierlehrerin Alice (ALBA ROHRWACHER) mit ihrem Ehemann und der gemeinsamen Tochter. Vor 15 Jahren, lange bevor Mathieu berühmt wurde, waren die beiden ein Paar. Dann beendete ER die Beziehung. Ganz kalt. Als es zu einem Wiedersehen kommt, erwachen bei ihren Begegnungen alte Gefühle, die sie ihre bisherigen Lebens- und Liebesentscheidungen überdenken lassen.

Mit „Hors-Saison“ (Originaltitel) gelingt dem französischen Autoren-Filmemacher ein zutiefst romantisches Gefühlsstück, das zugleich melancholisch, leicht und tiefgründig ist. Mit sanftem Humor und lebensempfindsamen Dialogen führt er seine beiden wunderbaren Hauptakteuren über eine Bühne, die das Publikum brillant anzusprechen und – unaufdringliche – Gefühle auszutauschen vermag. Brizé schafft faszinierende Momentaufnahmen zweier Menschen, deren Lebensmotto sich zwischen Kühnheit und Angst bewegt.

Wann fühlen wir uns DAMIT interessiert, wohl, zärtlich be- und getroffen im Lichtspielhaus?: Zum Beispiel unbedingt HIER (= 4 PÖNIs).

3.)     SÄTZE WIE TV-KINO. Titel = „WAS VON DER LIEBE BLEIBT“ von Kanwal Sethi (B + R; D 2022; K: Erik Molberg Hansen; M: Aaron Cupples; 100 Minuten; deutscher Kino-Start: 02.05.2024). Seit 15 Jahren sind zwei Menschen verbunden. Ilyas (SERKAN KAYA) und Yasemin (SEYNEB SALEH). Dann geschieht etwas Entsetzliches: Aus dem Nichts wird Yasmin bei einem Anschlag auf ihr Café von Unbekannten erschossen. Ilyas Leben und das der gemeinsamen Tochter Senna (AMIRA DEMIRKIRAN) gerät aus den Fugen. Ilyas ist außer sich als er selbst von der Polizei verdächtigt und Yasemin eines Doppellebens bezichtigt wird, sie habe die verbotene PKK unterstützt. Ein „Doppel-Film“. Um Liebe, Trauer. Misstrauen. Und Politik. Die sich – ziemlich trocken-trübe – einmischt. ER redet wütend-traurig; der Film steht mitunter; Rückblenden werden eingebaut („Bin ich überhaupt noch Teil deines Lebens?“); verständliche Sätze schnell hintereinander zu bekommen, dauert; benötigt Zeit; „Schrei mich nicht an, ich habe dich nicht angeschrien“; man brüllt sich an; Streitkultur: „Können wir eine Minute normal sprechen“ = ER zur Frau, die immer „auf Angriff“ läuft; ER benimmt sich dusslig; und die Tochter spinnt auch aggressiv. Irgendwann steht auf meinem Zettel: Herr Berg ist ein Arschloch.

Kein deutscher Film zum Unbedingt-Im Kino-Kennenlernen-Müssen (= 2 PÖNIs).

4.)     TV-TIPP:   YASMINA REZA ist am 1. Mai 1959 in Paris geboren . 2011 drehte ROMAN POLANSKI den Film „DER GOTT DES GEMETZELS “ nach ihrem gleichnamigen Bühnenstück von 2006. Was es damit auf sich hat und weshalb dieser STAR-besetzte 80minütige Streifen so grandios wirkt(e), ist zum Nachlesen geeignet (s. Kino-KRITIK /5 PÖNIs). Mit JODIE FOSTER; KATE WINSLET; CHRISTOPH WALTZ; JOHN C. REILLY. Was für ein meisterliches Meisterwerk. DAS an diesem SAMSTAG (4.5.) ab 21.45 Uhr bei ARD ONE läuft (Wiederholung am 7.5. ab 23.55 Uhr auch bei ARD ONE).

5.)      Und wieder ist ein Held von uns gegangen: DUANE EDDY (26.4.1938 in Corning, New York; verstorben am 30.4.2024 in Franklin, Tennessee). Das Lied  „REBEL-´ROUSER“  ist ein Instrumentalstück des amerikanischen Rock-’n‘-Roll-Gitarristen und des Songwriters und Produzenten Lee Hazlewood aus dem Jahr 1958. Duane Eddy und seine Band veröffentlichen es unter anderem als Single. Es wurde sein erster Top-10-Hit in den Vereinigten Staaten und gehört zu seinen größten und bekanntesten Hits. Natürlich ist es in dieser Woche ein großartiger wie trauriger Erinnerungs-Hit. Tschüs Duane:

An diesem SONNTAG (05.05.24) strahlt die ARD ab 20.15 Uhr den neuen neuen BERLINER-„TATORT“ aus: „AM TAG DER WANDERNDEN SEELEN“. Die beiden Kommissare Susanne Bonard (CORINNA HARFOUCH) und Robert Karow (MARK WASCHKE) ermitteln wieder gemeinsam in einem neuen abgründigen Fall. Nach der Ausstrahlung folgt am Sonntag meine TV-KRITIK. Auf den bekannten Kanälen. Viel Krimi-Spaß wünscht der grüßende PÖNI Pönack

E-Mail: kontakt@poenack.de)

 

 

 

Teilen mit: