PÖNIS BLOG 279 (15.03.2024): „DIE HERRLICHKEIT DES LEBENS“; „PANDA 4“; Pedro ALMODÓVAR; „SKIN“; TV-TIPPS; ENYA

1.)     LEBEN. LIEBEN. Titel = „DIE HERRLICHKEIT DES LEBENS“ von Georg Maas und Judith Kaufmann (Co-B + R; D/Ö 2023; Co-B: Michael Gutmann; nach dem gleichnamigen Roman von Michael Kumpfmüller/2011; K: Judith Kaufmann; M: Paul Eisenach; 99 Minuten; deutscher Kino-Stadt: 14.03.2024).   = Der Film behandelt das letzte Lebensjahr des 40-jährigen Franz Kafka, der sich bei seiner Schwester Elli und deren Familie aufhält.  =

– Heute ist Franz Kafka (1883 – 1924) einer der meistgelesenen deutschsprachigen Autoren weltweit. –  Am 3. Juli 1883 wird Franz Kafka in Prag geboren. Von seinem Namen wird später das Adjektiv  „kafkaesk“, also eine Mixtur aus alptraumhaft, ausweglos und bizarr, abgeleitet. –  SIE liebt Tanzen, ER ist melancholisch. Schriftsteller. Sie ist neugierig, Er hat ein angespanntes Gesicht.  –  ER ist erkrankt. An Lungentuberkulose. Fühlt sich körperlich elend.  –  Steht unter der Fuchtel seines herrschsüchtigen, diktatorischen Vaters. –   Franz ist extrem lärm-empfindlich; empfindet seine Wohnung als Hauptquartier des Lärms.  –  Doch auch: „Ich hatte noch nie soviel Raum“, stellt der Dichter fest, als er in Berlin-Steglitz eingetroffen ist.  –  Und auch: „Am größten ist das Glück, wenn es ganz klein ist. Deshalb würde ich, wenn ich mein Leben aufschreiben müsste, nur Kleinigkeiten notieren“.  –  

„DIE HERRLICHKEIT DES LEBENS“ ist weniger ein Bio-Pic über Franz Kafka als Ikone der Weltliteratur, sondern vielmehr eine Liebesgeschichte zweier Menschen, die unterschiedlicher kaum sein können, deren Liebe aber gegen alle gesellschaftlichen Vorurteile und den unerbittlichen Verlauf von Kafkas tödlicher Krankheit besteht. Liebe gegen alle Widerstände, so vermag man die Prämisse dieser Filmgeschichte zusammenfassen. Eine Geschichte von Hoffnung und Licht. Eine Liebesgeschichte, so klein wie groß und in ihrer Einfachheit sympathisch-berührend.

1923. Sommerzeit. Dora Diamant (HENRIETTE CONFURIUS) und Franz Kafka (SABIN TAMBREA) lernen sich zufällig am Ostseestrand Graal-Müritz  kennen. Während der schwerkranke 40-jährige Kafka auch in dieser warmen Zeit im schwarzen Anzug mit Krawatte herumläuft, beobachtet er die lebensfrohe, aus Polen stammende 25-jährige Dora am Strand beim Tanzen. SIE steht mit beiden Beinen fest auf dem Boden, ER schwebt immer etwas darüber. SIE umarmt den Indikativ, er verheddert sich im Konjunktiv. Als die Beiden einander kennenlernen, wird alle Verschiedenheit einerlei. Auch wenn Kafkas Gesundheitszustand sich mehr und mehr verschlechtert, werden sie ein Paar. Spüren intensiv „DIE HERRLICHKEIT DES LEBENS“.

Franz plant, Dora nach Berlin zu folgen. Trotz aller privaten, also familiären und gesundheitlichen Hindernisse: „Ich befinde mich auf der Schwelle zum Glück“, schreibt Franz an seinen Freund Max Brod.

Es passiert. Aber wenn wirklich, dann SO, also immens, tief-berührend, seelisch-ergreifend. Ich meine, wenn zwei Schauspieler die Leinwandszenerie dermaßen unaufdringlich-enorm, sagenhaft-empathisch, absolut nachvollziehbar …  beherrschen. Und zwar dermaßen fest, dass man KINO definitiv miterlebt. Um sozusagen selbst, über die tragische, romantische Handlung, wunderbar- unaufgeregt mit-eingemeindet zu sein. HENRIETTE CONFURIUS („Das Mädchen und die Spinne“) und SABIN TAMBREA („In einem Land, das es nicht mehr gibt“) sind zwei Charakter-starke wie sensible Persönlichkeiten, deren Beteiligungen/Bewegungen hier großartig überzeugen. Weil stimmend.

Ich mag diesen Film. Freue mich SEHR, dass es ihn gibt. Eine dringende Gefühls-Empfehlung ist gerne ausgesprochen! Geradezu: notwendig  (= 4 1/2 PÖNIs).

2.)     ERLEDIGT. Titel = „KUNG FU PANDA 4“ von Mike Mitchell (Co-R: Stephanie Ma Stine; USA 2001-2023; B: Jonathan Aibel; Glenn Beger; Darren Lemke; Schnitt: Christopher Knights; M: Steve Mazzaro; Hans Zimmer; 94 Minuten; deutscher Kino-Start: 14.03.2024). Wenn ein Thema „durch“ ist, reicht es auch. Wie hier. Nach drei Trick-Fights. Zur Erinnerung: „Kung Fu Panda“, 2008 /s. Kino-KRITIK 3 PÖNIs;    „Kung Fu Panda 2“, 2011/s. Kino-KRITIK /2 1/2 PÖNIs  sowie   „Kung Fu Panda 3“, 2016/s. Kino-KRITIK /2 PÖNIs. 2024 kehrt Po (mit der HAPE KERKELING-Stimme) zurück. Um viel herum zu hampeln; um Drachenkrieger zu benoten, um Klamauk zu fabrizieren. Im Verbund mit der Benennung zum spirituellen Chef. Jedenfalls so was in der Art. Niedlich tritt auch eine Steppenfüchsin in Erscheinung. Und eine listige Chamäleon-Schurkin gibt’s auch. Unter anderen. Insgesamt aber ist viel Gesprächskrampf angesagt, während der Animations-Schabernack plump-bunt herumpurzelt. Diese Fortführung musste nicht sein, doch (Einnahme-)Geld stinkt bekanntlich nicht (= 2 PÖNIs).

3.)     ALMODÓVAR x 2. Unter dem Titel „ALMODÒVAR-SHORTS“ gelangen gerade zwei Kurzfilme des spanischen Cineasten in unsere Kinos. Erstmals auf der großen Leinwand zu sehen ist „STRANGE WAY OF LIFE“ (Spanien 2022), eine virtuose Mischung aus WESTERN und MELODRAMA, in dem ETHAN HAWKE und PEDRO PASCAL als zwei gealterte Auftragskiller brillieren, die sich nach 25 Jahren wiedersehen und noch eine Rechnung miteinander zu klären haben.     Ergänzt wird das Programm mit Almodóvars 30-minütigem Kurzfilm  „THE HUMAN VOICE“ (Spanien 2019). DER basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück von Jean Cocteau und ist zugleich das erste englischsprachige Werk des Regisseurs. Hauptakteurin ist die Arthouse-Ikone TILDA SWINTON, und sie beeindruckt in dem Hauptpart der namenlose Frau, der „menschlichen Stimme“, die mit einem eindringlichen Monolog ein Gefühl des Schmerzes, der Einsamkeit und der Leere vermittelt.

4.)     „DIE ENTFERNUNGEN“: D E R Film schmerzt. Titel = „SKIN“ von GUY NATTIV (B + Co-Produktion + R; USA 2017; K: Arnaud Potier; M: Dan Romer; 118 Minuten; inklusive dem „Oscar“-prämierten gleichnamigen Kurzfilm von Guy Nattiv aus dem Jahr 2017; deutsche Heimkino-Ascot-Elite-VÖ: 07.02.2020 und jetzt wieder). Basierend auf einer wahren Geschichte. Die Filmbiografie erzählt die Geschichte des Mitglieds der neonazistischen „Viking“-Bewegung Bryon Widner, dem es in den Jahren 2006 bis 2010 gelang, aus der Neonazi-Szene auszusteigen.  Die Europa-Filmpremiere fand im Februar 2019 auf der Berlinale innerhalb der dortigen „Panorama“-Sektion statt. Der Kino-Start war hierzulande am 03.10.2019 (s. Kino-KRITIK/4 PÖNIs).

Gesicht und Körper von Bryon Widner (JAMIE BELL, der als 14-jähriger Debütant 2000 in „Billy Elliot – I Will Dance“ begeisterte) sind mit Tätowierungen übersät  – sichtbare Zeichen seiner Zugehörigkeit zu einer extremen rechtsradikalen amerikanischen Gruppe. Seit seiner Jugend ist er dabei, wurde vom Anführerpaar wie ein Sohn aufgenommen und zu Hass und Gewalt erzogen. Doch dann verliebte er sich in Julie Price (DANIELLE MACDONALD) und will aussteigen …  Der israelische Filmemacher GUY NATTIV erhielt 2019 für seinen Kurzfilm „SKIN“ einen „Oscar“: In der Spielfilmfassung, die er zeitgleich schuf, erzählt Nattiv authentisch und ungeschönt die Geschichte des Szene-Aussteigers Bryon „Babs“ Widner, der zu den meist gesuchten weißen Suprematisten des FBI zählte. Durch die Hilfe des schwarzen Menschenrechtsaktivisten Daryle Jenkins (MIKE COLTER) konnte er ein neues Leben beginnen. Sie hielten seine Geschichte gemeinsam in einem Buch fest.

Der Spielfilm „SKIN“ war damals ein gewaltiger politischer Ami-Aufschrei und wirkt heute wiederum äußerst aktuell. Brutal. Er wummert ungemein stark. An ihm sollte man auf gar keinen Fall vorbeisehen (= 4 1/2 PÖNIs).

5.)     TV-TIPPS =  Mit „MADAME ROSA“ präsentiert ARTE am MONTAG (18.3.) ab 20.15 Uhr einen französischen Spitzenfilm von 1977 im Programm. Basierend auf dem mit dem Prix Goncourt ausgezeichneten Roman „Du hast das Leben noch vor dir von Romain Gary; mit SIMONE SIGNORET in der Hauptrolle. „Der eindringliche und bewegende Film des in Frankreich lebenden israelischen Regisseurs Moshé Mizrahi ist ein Plädoyer für die Ausgestoßenen der Gesellschaft. Er überzeugt insbesondere durch die herausragende Darstellungskraft von Simone Signoret“, war damals in   WISSEN.DE  zu lesen! UND: Dieser Film gewann bei der „Oscar“-Verleihung 1978 den „Oscar“ für den „besten fremdsprachigen Film“.            Er kam im November 2019 hierzulande „nur“ beim hiesigen HEIMKINO heraus und wurde mit Lobeshymnen überschüttet. Die Rede ist von der BBC-Produktion „AN INSPECTOR CALLS“ von 2015, die am nächsten DIENSTAG (19.3.) bei ARD One ab 20.15 Uhr zu sehen ist (s. Heimkino-KRITIK /5 PÖNIs).             Und für den nächsten DONNERSTAG (21.3.) empfehle ich den ab 20.15 Uhr den beim RBB annoncierten Ami-Streifen „CRAZY HEART“ aus dem Jahr 2009, mit JEFF BRIDGES in der Frontrolle, der „dafür“ mit einem „Oscar“ geadelt wurde. Die Empfehlung gilt!

6.)      MUSIK:   An den Film kann ich mich nicht mehr erinnern. Es war an einem Nachmittag in einem Kino in der Nähe vom Berlin-Charlottenburger Savignyplatz. Die Pressevorführung war zu 14 Uhr angesetzt, aber bevor der Film gezeigt wurde, legte der Kinovorführer eine CD auf: Die mich „explodieren“ ließ. Denn ein Titel hieß „ONLY TIME“ und war ein Lied der irischen New-Age-Sängerin ENYA. Dieser Song war die erste Singleauskopplung ihres fünften Studioalbums „A Day Without Rain“ und wurde am 3. November 2000 veröffentlicht. Habe ich nie vergessen, und werde es auch nicht. Lief mir soeben über den Hörweg. Ist mein Lieblingshit für diese musikalische Sympathie-Woche!

An diesem SONNTAG (17.3.) kündigt sich – mal wieder – ARD-„TATORT“-Stimmung aus MÜNSTER an. Steht ja jetzt unter ziemlichem (Anti-)Dampf. Weil die Autoren mit ihren „komischen“ Ideen nicht mehr so klarkommen. Was der Quote aber nicht wehtut. „UNTER GÄRTNERN“ lautet der Titel. Mal schauen, was jetzt bei den Possen von AXEL PRAHL und JAN JOSEF LIEFRS (alias Frank Thiel & Prof. Boerne) heuer rauskommt. Nach der 20.15 Uhr-Ausstrahlung folgt meine TV-KRITIK. Auf den bekannten Kanälen.

Beste Grüße an die Krimi-Gemeinschaft

PÖNI Pönack

kontakt@poenack.de

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