PÖNIs BLOG (264): ERWIN PELZIG; „NAPOLEON“; KEN LOACH; Sir MICHAEL CAINE; TV-TIPP; „ICE CREAM“: CHRIS BARBER – Stimmung

(Fotoquelle: ZDF)

0.)     Schon mal vormerken  –  „Über Geld spricht man nicht!“ Diesen hierzulande geltenden Grundsatz ignoriert ERWIN PELZIG – alias Frank-Markus Barwasser – radikal und beschäftigt sich in dem 3sat-Roadmovie-Talkformat „BEIM PELZIG AUF DER BANK“ am MITTWOCH, 13. DEZEMBER 2023, ab 20.15 Uhr, gleich drei Mal mit nichts anderem als Geld – genauer gesagt mit dem „scheiß Geld“. Bedeutet: PELZIG wagt sich raus aus der Komfortzone, dahin, wo das Geld lauert. Aber auch das Geld kann sich warm anziehen. Denn PELZIG fragt die Menschen: Wie viel Geld ist genug? Wie viel Geld macht glücklich? Verdirbt Geld den Charakter? Wer sollte mehr Geld haben? Wer weniger? Macht Verzicht glücklich? Und was wäre, wenn es morgen gar kein Geld mehr gäbe? Warum ist das Geld so verteilt, wie es verteilt ist, und wie sähen Alternativen aus? PELZIG will in diesen unsicheren Zeiten endlich auch mal ran an die Fleischtöpfe. Sein Ziel: reich werden. Zumindest will er herausfinden, wie das geht. Dazu befragt er Menschen auf der Straße, selbst ernannte Money-Coaches, eine US-Börsenexpertin und die Superreichen selbst. Er spricht mit der „Kommunistischen Jugend“ in  der Schweiz, die ausgerechnet im Land der Banken eine Revolution herbeisehnt, und entwickelt einen ziemlich perfiden Plan, die Armut abzuschaffen: Er bringt zwar kein Geld unter die Menschheit, aber eine Menge neuer Ideen. Alle drei SCHEIß GELD-FOLGEN von „BEIM PELZIG AUF DER BANK“-Folgen lauten:  1.) Wie werd‘ ich reich?;  2:) Was machst du aus mir?;  3.)  Jetzt reicht’s!    P.S.: Und wer nicht bis Mitte Dezember warten will, kann die drei neuen PELZIG-Folgen bereits ab FREITAG, 1. Dezember 2023, in der 3sat-Mediathek erleben.

1.)     JA. ABER WARUM?: DARUM. Titel = „NAPOLEON“ von Sir RIDLEY SCOTT (USA/GB 2022; B: David Scarpa; K: Dariusz Wolski; M: Martin Phipps; derzeitige Kinofassung: 158 Minuten; deutscher Kino-Start: 23.11.2023; die Director’s Fassung mit einer Gesamtlänge von viereinhalb Stunden, die sich mehr als die aktuelle Kinofassung mit Joséphine de Beaunharnais auseinandersetzt, schneidet „gerade“ Sir Scott; diese Gesamtlänge ist für eine Ausstrahlung (in zwei Jahren?) durch den Streamingdienst Apple TV+ geplant. „Der Director’s Cut war zum Zeitpunkt des Kinostarts noch nicht fertig“, meldet „Wikipedia“. 

Teilen wir die derzeitige Kinofilm-Version in drei kurze Kapitel. Erstens – der kommende Feldherr, Kaiser und Liebhaber und militärische Stratege „übernimmt“ die Französische Revolution Ende des 18. Jahrhunderts mit der Planung und Durchführung der Rückeroberung der französischen Stadt Toulon, mit dem dortigen wichtigen Hafen. Während der „berufliche Erfolg“ auf den Schlachtfeldern ihn immer mächtiger werden lässt, entdeckt, erlebt Napoleon d i e Liebe. Hat die Witwe Joséphine kennen- und lieben-gelernt. Eine „unsterbliche“ Vereinigung. Gemischt mit Eifersucht -Szenarien.  Mit viel Liebesbriefpost. Hin und her. SIE wird seine Frau. Mit gigantischem Aufwand und Prunk setzt Ridley Scott die Kaiserkrönung in atemberaubenden Blickfang. Die Augen werden gefüllt.

Zweitens. Als militärischer Held wird  ER gefeiert, als emotionales „Kind“ ist er ein Schwächling.  Napoleon mit seinen vielen kühnen Eroberungs- und Kriegsplänen und Schlachten wird zu einem mächtigen wie zugleich – als der mächtige Geile – empathisch besessener privater Machthaber. Wir erleben einen ununterbrochenen Sieger auf den vielen blutigen Schlachtfeldern. Ridley Scott schafft sagenhafte opulente Bilder. Die Kostüme, der Prunk, die Kleider. DIE Herrschaft(en). Alles optisch wie beweglich vom Allerfeinsten. Während Joséphine nicht schwanger wird. Dabei wird ein „Nachfolger“-Sohn dringend erwartet. Die Scheidung rückt näher.

Politik spielt nur eine nebensächliche Rolle.

Drittens: Die Aneinanderreihung von Gewalt. Die Schlachten. Die Menschen. In Uniformen. Als Tote. (Seltsamerweise wird von den vielen Opfern, Tieren, Pferden, nicht „berichtet“). Die Soldaten. Ihre „Verletzungen“. Sie schreien. Leichen pflastern ihre Wege. Ihre brüllenden Befehlshaber. Die Armeen-Mengen in Trafalgar. Austerlitz. Und vielen anderen Orten. Regionen. Länder. Schließlich Waterloo. Der Rest ist Abschied. Mit viel allgemeiner Wut. Die vielen langen „tänzerischen“ Kriegsszenarien.

JOAQUIN PHOENIX und VANESSA KIRBY treten als Rampensäue wie Operettenakteure – ohne Gesang – auf. ER, der „Oscar“-Preisträger (2020 „Joker“), ist „amtlich“, als Kriegstreiber, eine dynamische Wucht, und als Liebhaber ein melancholischer Bettler. SIE, 2021 mit einer „Oscar“-Nominierung als „Beste Hauptdarstellerin“ für „Pieces of a Woman“ geehrt, vermag IHM zeitweise zu widerstehen. Ist schön. Das „Personal“-hier ist aber sowieso mehr Begleitung, mehr gefüllte Sichtachse denn eine Einheit. Jedenfalls klettert der überlange Film mehr durch die atmosphärischen Stationen als dass er politisch-bedeutsam, historisch-dicht handelt. Haupt-Sache, im Vordergrund: abzuhakende Stichworte. Daten-/Zeithinweisträger. Annonciert im opulenten Show-Programm. Verbunden, mal lauter, mal leise, und umgekehrt, zum kriegerischem Dauer-Taumel  (= 3 PÖNIs).

2.)       KEN LOACH, VERBEUGUNG! Titel = „THE OLD OAK“ von KEN LOACH (GB/Fr/Belgien 2022; B: Paul Laverty; K: Robbie Ryan; M: George Fenton; 113 Minuten; deutscher Kino-Start: 23.11.2023). Ich schätze KEN LOACH. Sehr. Habe alle seine Filme gesehen. Die meisten davon geschätzt. Belobigt. Unvergessen. Wertvoll. Für Geist und Gedanken. ER  – der zweimalige Gewinner der „Golden Palme“ von Cannes (2006 für „The Wind That Shakes The Barley“ und 2016 für „Ich, Daniel Blake“ /s. Kino-KRITIK/5 Pönis)

In seinem, nach eigener Aussage, letzten Film zieht es den britischen Altmeister KEN LOACH, in diesem Sommer 87 geworden, wieder in den Nordosten Englands. „THE OLD OAK ist ein besonderer Ort: Es ist nicht nur der letzte Pub, sondern auch der einzig verbliebene öffentliche Raum, in dem sich die Menschen der einst blühenden, nordenglischen Bergbaugemeinde treffen. Nach 30 Jahren des Niedergangs stehen dem OLD OAK noch härtere Zeiten bevor. TJ Ballantyne (DAVE TURNER, deutsche Stimme: AXEL PRAHL), der Wirt, versucht händeringend seinen Pub zu retten, doch nach der Ankunft syrischer Flüchtlinge, die im Dorf untergebracht werden sollen, wird THE OLD OAK zum „umkämpften Gebiet“. Als sich TJ mit der jungen Syrerin Yara (EBLA MARI)  anfreundet, versuchen die beiden die so unterschiedlichen Kulturen einander näher zu bringen, für eine bessere Zukunft – nicht zuletzt auch für THE OLD OAK.

Thematisch bleibt sich Ken Loach treu: Erzählt die Geschichte zweier „Entwurzelter“. ER steht vor dem Ruin, SIE vor einer ungewissen Zukunft in einem ihr fremden Land. Indem sie aufeinander zugehen, retten sie sich gegenseitig und erschaffen im kleinen Bergarbeiterort eine Solidarität zwischen Engländern und Syrern, wie es sie seit den großen Arbeitskämpfen der Minenarbeiter nicht mehr gegeben hat. In einer Zeit, in der die Krisenherde auf der Welt sich immer mehr ausbreiten, in der Hass und Gewalt herrschen, bringt THE OLD OAK Hoffnung, dass es auch anders gehen kann – man muss es nur wollen.  Da können rassistische Einheimische sich noch so vehement aufplustern, sprich bemühen, Unrat zu stiften.

Es bleibt so: Wer sich ein KEN LOACH-Werk anschaut, wann und wo auch immer, ist ein Gewinner. Wie jetzt wieder (= 4 1/2 PÖNIs).

3.)     Großartiger ABSCHIED! Titel = „IN VOLLER BLÜTE“ von Oliver Parker (GB 2022; B: William Ivory, dessen Drehbuch auf den wahren Erlebnissen des Briten Bernard Jordan basiert, der sich 2014 mit 89 Jahren auf den Weg machte, um am 70-Jahr-Gedenken an einem Strand in der Normandie an Erinnerungen an den D-Day teilzunehmen; K: Christopher Ross; M: Craig Armstrong; 97 Minuten; deutscher Kino-Start: 23.11.2023). Kennen SIE dies? Sie beginnen mit einem Artikel, gar einer Filmkritik, und merken, dass SIE gar nicht mehr loskommen davon, weil – eigentlich – es so viel zu berichten gäbe; UND WEIL die beiden Hauptakteure hiermit ihren Abschiedsfilm zelebrieren.  Beginnen wir mit IHR: GLENDA JACKSON (9. Mai 1936 – 15. Juni 2023). Sie war eine britische Theater- und Filmschauspielerin sowie Politikerin (Labour Party/von 1992 bis 2015 war Sie Mitglied des britischen Unterhauses). Für ihre Auftritte in den Filmen „Liebende Frauen“/1969 und „Mann, bist du Klasse“/1973 wurde Sie mit dem „Oscar“ als „Beste Hauptdarstellerin“ ausgezeichnet. Von ihren vielen Filmen nenne ich hier einen eher unbekannten, der 1984 mit GLENDA JACKSON und BEN KINGSLEY glänzend besetzt war: „OZEANISCHE GEFÜHLE“ (s. Kino-KRITIK /4 PÖNIs).     In Hollywood nennen sie ihn „The King of Cool“: Sir MICHAEL CAINE, geboren am 14. März 1933 in London als Maurice Joseph Micklewhite, Jr. , der in über 160 Filmen als Schauspieler MICHAEL CAINE tätig war. ER gilt als einer der profiliertesten und erfolgreichsten Charakterdarsteller seiner Generation. Mir fallen gerade jetzt schnell zwei Filme mit IHM ein: Von den Anfängen „IPCRESS – Streng geheim“ (1964/s. Kino-KRITIK /4 1/2 PÖNIs)  sowie  „HARRY BROWN“ von Daniel Barber (s. Heimkino-KRITIK/ 4 PÖNIs). Sechsfach „Oscar“-nominiert, zwei Nebendarsteller-„Oscars“ haben sie ihm einst gegeben:  Für die Mitwirkung in „Hannah und ihre Schwestern“ (1987) von Woody Allen sowie im Jahr 2000 für seine Mitwirkung in  „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ von Lasse Hallström. Jetzt ist Feierabend. Sagt ER. Und meint: „IN VOLLER BLÜTE“!    Nach einer wahren Geschichte: Im Juni 2014 verließ der Veteran Bernard Jordan tatsächlich sein Pflegeheim in Hove bei Brighton in  Südengland und machte sich auf den Weg (s. oben, in den Credits). Niemand – am wenigsten Bernard selbst – hätte gedacht, dass seine Geschichte dabei Millionen Herzen weltweit berühren würde. Den Veteranen spielt Michael Caine, seine Ehefrau Rene spielt Glenda Jackson. Es ist ihr letzte Filmrolle: Sie starb  am 15. Juni 2023. Regisseur Oliver Parker inszenierte „IN VOLLER BLÜTE“ („The Great Escaper“) als warmherziges Abenteuer über einen unverhofften, späten Helden und dessen großer, lebenslanger Liebe.

Auf die Frage, wie es nach all den Jahren war, wieder mit Glenda Jackson – wie vor fast 50 Jahren in Joseph Loseys „Die romantische Engländerin“ – zusammenzuarbeiten, sagte Caine: „Es war genau dasselbe wie damals, weil wir beide mental nicht gealtert waren. Wir fühlten uns immer noch jung, hatten Spaß und waren bereit, uns zu amüsieren“. Was wunderbar herüberfärbt zu uns KINO-Zuschauenden (= 4 1/2 PÖNIs).

4.)     TV-TIPP = Am nächsten DONNERSTAG, 30.11., läuft ab 20.15 Uhr im RBB ein filmischer Leckerbissen. Titel: „LACHSFISCHEN IM JEMEN“. Anlässlich des Kino-Starts dieses Juwels von LASSE HALLSTRÖM war u.a. in meiner Kritik von Mai 2012 die Rede von „Ein Lächel-Movie“, ein Schmunzel-Film, ein diskret menschelndes Melodrama; mit EWAN McGREGOR als korrekter britischer Beamter. Die Empfehlung gilt (s. Kino-KRITIK /3 1/2 PÖNIs).

5.)     MUSIK = Meine Güte, wie oft war ich vergnügt bei den Life-Auftritten von CHRIS BARBER (17.4.1930 – 2.3.2021) in Berlin. Viele Spaßabende sorgten für eine jazzige Popstimmung.  Während ein Song immer zur Pflichtmusik gehörte. Hörte man die ersten Töne, begann das Grinsen im Gesicht. Während die Beine zu wackeln begannen bei: ICE CREAM, NEWS CREAM, Everybody Wants Ice Cream, Rock, Oh Rock My Baby Roll“. Existiert seit 1927 und geht nicht auszuspielen. Ganz im Gegenteil : Für diese Woche packe ich einmal mehr meinen Lieblingssong von und mit  CHRIS & ICE zusammen.    Übrigens: Die Barbers-Band nahm den Heute-Klassiker erstmals 1954 auf !!!!

Hey Ihr Jazz-Helden, liebe PÖNI-Grüße

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