0.) Die NDR Talk Show ist nach 3nach9 die zweitälteste noch laufende TALKSHOW im deutschen Fernsehen. Am 5. Oktober 1979 lief die erste offizielle NDR Talk Show aus dem Studio Hamburg. Seit dem 18. Januar 2008 moderieren Barbara Schöneberger und Hubertus Meyer-Burckhardt die Gesprächsrunde. Hubertus Meyer-Burckhardt sagt über seine Kollegin: „Man könnte Barbara neben einen Schäferhund setzen, und sie hätte immer noch eine gute Quote“. Für die Sendung am Freitag, 10. Mai 2013 wurde ich eingeladen. Zu dieser Runde gehörten u.a. Prima-Promi-Gäste wie Mary Ross, Matthias Richling, Guido Cantz und das Magier-Duo, die Brüder Ehrlich Brothers. Für mich wurde dieser Live-Abend zu einem denkwürdigen 17:49-Minuten-Live-Ereignis. Am nächsten MITTWOCH, 10. Mai 2023 ist 10jähriges Jubiläum, und ich erinnere mich immer noch begeistert an diesen – für mich – legendären TV-Abend. Warum? Bitte sehr, schaut selbst:
1.) Was für Helden: WALTER HILL / CHRISTOPH WALTZ / WILLEM DAFOE. Titel = „DEAD FOR A DOLLAR“ von WALTER HILL (Co-B + R; USA/Kanada 2021; Co-B: Matt Haris; Executive Producer: CHRISTOPH WALTZ; K: Lloyd Ahern II; M: Xander RodzinskI; 106 Minuten; deutscher HEIMKINO-Splendid-Start: 24.02.2023). „A Walter Hill Lone Wolf Film“ wird im Vorspann signalisiert. WALTER HILL elektrisiert. Schuf er doch in den 1970er-1980er Jahren unvergessene Action-Filme wie „Ein stahlharter Mann/1975; „Driver“; „Die Warriors“; „DIE LETZTEN AMERIKANER“ (s. Kino-KRITIK /5 PÖNIs); „Nur 48 Stunden“; „STRASSEN IN FLAMMEN“ (s. Kino-KRITIK /5 PÖNIs); und „Red Head“. Seine Vorliebe für WESTERN bewies er mit Werken wie „Geronimo – Eine Legende“ von 1993, „Wild Bill“ von 1995 und „Last Man Standing“ von 1996: „Ich habe das verwirklicht, was für mich in meiner Teenager-Zeit der ideale Film gewesen wäre“, erläuterte der am 10. Januar 1942 in Long Beach, Kalifornien geborene Walter Hill einmal. Dass ER allerdings mit rund 80 Jahren noch einmal einen Western realisieren würde, damit hatte niemand gerechnet. Zumal dieser Genre-Streich eher vor dem Publikum „versteckt“ wurde. Premiere war am 6. September 2022 im Rahmen des Venedig-Festivals, außer Konkurrenz; in den USA wurde der Film ab 30. September 2022 in ausgewählten Kinos und als Video on Demand veröffentlicht. Deutschlandpremiere war am 18. November 2022 beim Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg.
Im Januar 2023 wurde ein deutschsprachiger Trailer bekannt, seit dem 24. Februar ist er beim hiesigen Heimkino – Splendid – „leise“ – auf DVD und als Blu-ray-Disc erschienen. Was halbwegs überrascht, brillieren doch in den Hauptrollen Stars wie der zweifache „Oscar“-Preisträger CHRISTOPH WALTZ („Inglourious Basterds“/2009 ; „Django Unchained“/2012, der sich hier auch selbst synchronisiert), als Kopfgeldjäger Max Borlund; wie der hochgeschätzte Akteur WILLEM DAFOE (neulich in „Inside“ sehr gelobt/s. Kino-KRITIK /4 1/2 PÖNIs; ständige deutsche Stimme: Reiner Schöne), sowie wie die verblüffend-starke RACHEL BROSNAHAN als großartige Charakter-Power-Lady Rachel Kidd. Eine erstklassige Ensemble-Besetzung.
Tatort. Im Juni / Oktober 1897. Die Grenze zu Mexiko. Wo der Kopfgeldjäger Max Borlund (CHRISTOPH WALTZ) vom reichen Geschäftsmann Martin Kidd (HAMISH LINKLATER) beauftragt wird, seine entführte Ehefrau Rachel Kidd ausfindig zu machen und zurückzubringen. Für eine „imponierende“ Summe Dollar. Rachel aber ist keineswegs entführt worden, sondern hat sich mit dem Armee-Deserteur und Liebhaber Elijah Jones (BENJAMIN BRATT) zusammengetan, um sich vom gewalttätigen Gatten „zu befreien“. Rachel zeigt sich als kluge, fortschrittliche und schließlich auch schießsichere Frau, die sich nicht länger als Gefangene ihres Ehemannes ausbeuten lassen will. Was der aggressive Gatte natürlich – als regionaler Karriererist und aufsteigender Politiker – unter keinen Umständen akzeptiert. Auf dass Max Borlund erscheint. Für ein lukratives Engagement ist er „zu haben“.
Zwischendurch aber ist er dem Ganoven Joe Cribbens (WILLEM DAFOE) begegnet. DEN hatte Max vor Jahren überführt und ins Gefängnis bringen lassen. Jetzt, gerade aus dem Gefängnis ‚raus, will Joe Rache. Aber „auf anständige Art und Weise“. Die Positionen sind klar. Jetzt kann die Wester-Arie starten. Männer, mal ein Haufen Mist, mal besonnener, also klüger, reiten durch das sonnige Gelände, um ihre Ziele zu markieren, während andere sich überlegen, wie man Vorteile erobert, ausprobiert und „abarbeitet“. Während wir uns an atmosphärischer Landschaft, knackigem Soundtrack und mitunter ironischen Posen, gefüllt mit Blaxploitation-Motiven, pointiert unterhalten lassen. Dank einer süffisanten Western-Atmosphäre, die, versorgt mit cleveren Dialogen, sich vorzüglich zu präsentieren weiß. Vor allem, weil mit CHRISTOPH WALTZ ein Veteran hantiert und spricht, dessen Charme – „Ich will in mir einen ehrlichen Menschen sehen“ – einen, einmal mehr, einfängt. Bei dieser lakonischen Ruhe-Unruhe.
Walter Hill widmete seinen Film dem 2001 verstorbenen Filmregisseur und Drehbuchautoren Bud Boetticher („Der Siebente ist dran“/1956). 2023 ein dermaßen besonnenes Western-Alterswerk zu sehen, zu erleben, verdient, auch wenn „nur“ im Heimkino, enorme B-A-Movie-Anerkennung (= 4 PÖNIs).
2.) TIER und UNIVERSUM. Titel = „GUARDIANS OF THE GALAXY: VOL. 3“ von James Gunn (B + R; USA 2021/2022; K: Henry Braham; M: John Murphy; 150 Minuten; deutscher Kino-Start: 03.05.2023). Um nicht in Erinnerungen zu schwelgen, verweise ich sofort auf mein Archiv – „Guardians Of The Galaxy“ (2014/s. Kino-KRITIK /4 PÖNIs / mit dem Seitdem-Baumwesen-Mumien-Dauerspruch: „ICH BIN GROOT“); „Guardians Of The Galaxy: VOL. 2“ (2017/s. Kino-KRITIK /4 PÖNIs). Und nun also der Abschlussteil 3. Schon mal vorweg, einfach abschalten. Nach nichts fragen. ES einfach so hinnehmen. Als Rock ’n‘ Roll der Galaxy akzeptieren. Von wegen – das Wohlfühlen. Verrückt, spleenig, mit Ironie versüßt, also wenn schöner Blödsinn zermalmt, wird; wenn in Sachen Tricks, Stunts, Taumeln, Rennen, bei viel Humor, scharfen Fights sowie noch mehr Waschbär-ROCKET-Zuneigung herumgetaumelt wird. Wie im Zirkuszelt – es dominieren wieder heiße Action, schräge Clownerien. Und wenn wir eingestimmt werden auf die Vorgeschichte von dem niedlichen Rocket, die in Flashbacks rührend zum Thema Freundschaft hottet, dann werkeln Emotionen. Ziemlich doll..
Worum es geht? Um die Existenz. Der Chaoten. Um Rocket herum. Aber auch um Existenzen. Die Einen sind halb-lieb und tapfer und kontern mit kosmisch-komischen Sprüchen (DRAX / DAVE BAUTISTA, mit seiner komischen Wrestler-Figur) und rotziger Zynik, die Anderen wollen das, was Schurken immer sich einverleiben wollen, aber letztlich nicht kriegen: Macht. Money. Dominanz. Herrschaft. Auf Deibel komm ‚raus. Immer noch nicht alles klar? Eben befinden wir uns in einem ganz normalen Tag in Knowhere, begrüßen das Gesindel-Ensemble. Wie Peter Quill (CHRIS PRATT), aka Star-Lord, den immer noch der Abschied von Gamora (ZOE SALDANA) schmerzt, als plötzlich diese (neue) Type Adam Warlock (WILL POULTER) auftaucht und mit aller Gewalt sich bemüht, Rocket mitzunehmen. Von wegen – dessen Vorgeschichte. Dabei wird das Kleene Fellknäuel schwer verletzt. Was den Film in permanenten Super-Powerful versetzt. Sagt man so? Viel Kaputt-Machen stakst ins Blickfeld. Als wir die Originalstimmen von z. B. VIN DIESEL (Baumwesen Groot) und BRADLEY COOPER (Rocket) vernehmen. Ab sofort wird’s wüst. Und verbal schon ziemlich abgehoben. Absurditäten werden gefeiert. Was für eine Mission, es lebe der Frohsinn-Unsinn: auch in 3 D: Es lebe das 32. Abenteuer innerhalb des Marvel-Universums. Na denn … , es lebe die Empathie : Auf ein Hauruck-Tränig, dem Finale. Alles klar? Ja doch (= 3 1/2 PÖNIs).
3.) STRESS. In der Penne. Titel = „DAS LEHRERZIMMER“ von Ilker Catak (Co-B + R; D 2022; K: Judith Kaufmann; M: Marvin Miller; 98 Minuten; deutscher Kino-Start: 04.05.2023). Der Autoren-Regisseur konnte mich bisher unterschiedlich locken. Bei seinem Debütfilm „Es war einmal Indianerland“/2017 kamen wir zusammen (s. Kino-KRITIK /4 PÖNIs), sein Nachfolger „Es gilt das gesprochene Wort“ im Sommer 2019 tendierte mehr zum Unentschieden-Movie (s. Kino-KRITIK /2 1/2 PÖNIs). Für sein neues Werk, das im Berlinale-Panorama am 18. Februar 2023 Uraufführung fand, ist das Feuilleton-Lob immens. „Das Lehrerzimmer“ wurde in sieben Kategorien für den Deutschen Filmpreis 2023 nominiert, darunter „Bester Film, Beste Regie, Bestes Drehbuch, Beste weibliche Hauptrolle (LEONIE BENESCH), Beste Kamera, Bester Schnitt und Beste Filmmusik. (Am 12. Mai findet die Verleihung des Deutschen Filmpreises statt). Ich mag ihn nur „mittel“.
Carla Nowak (LEONIE BENESCH), eine engagierte Sport- und Mathematiklehrerein, tritt ihre erste Stelle an einem Gymnasium an. Im Kollegium fällt sie durch ihren Idealismus auf. Als es an der Schule zu einer Reihe von Diebstählen kommt und einer ihrer Schüler verdächtigt wird, beschließt sie, der Sache eigenständig auf den Grund zu gehen. Zwischen empörten Eltern, rechthaberischen Kollegen/Innen und angriffslustigen Schülern versucht Carla zu vermitteln, wird dabei jedoch schonungslos mit den Strukturen des SYSTEMS SCHULE konfrontiert. Je verzweifelter sie sich bemüht, alles korrekt, also richtig zu machen, desto mehr besteht die Gefahr, dass die junge Lehrerin daran zu zerbrechen droht. Überspitzung gehört hier zur Tagesordnung, auftrumpfende pädagogische Wut bestimmt hier die „kämpferische Szenerie“. Im Pressepapier heißt es: „Anhand ihrer Geschichte hinterfragt der Film auf kritische Weise unsere aktuelle Debattenkultur und entfacht somit eine grundlegende Diskussion rund zum Wahrheit und Gerechtigkeit“. Na ja. Was zu sagen ist! (= 3 PÖNIs).
4.) NA JA. Titel = „BANDIT“ von Allan Ungar (Kanada 2021; B: Kraig Wenmann; nach dem Kriminalbuch „The Flying Bandit“ von Robert Knuckle/1996; K: Alex Chinnici; M: Aaron Gilhuis; John Paesano; 126 Minuten; deutscher Heimkino-SquareOne Entertainment-Start: 05.05.2023). Immer, wenn es heißt, dies ist bzw. war wahr, werde ich skeptisch. Obwohl hier der Film auf der wahren Lebensgeschichte von Gilbert Galvan Jr. beruht (auch bekannt als „The Flying Bandit“), der – so die Pressenotiz – „immer noch einen Rekord für die meisten aufeinander folgenden Raubüberfälle in der kanadischen Geschichte hält“. Ich möchte dies gerne glauben, aber dafür kriegt JOSH DUHAMEL, unter der Leitung von Regisseur Allan Ungar, dies nur begrenzt hin. Mal ist dieser Gilbert Galvan Jr. alias Robert Whiteman ein naiver Stümper, mal ein alberner Vogel und mal d e r gleichzeitige Charmebolzen. Denn irgendwie will bei diesem Lebenslauf eines hochkarätigen Verbrechers nur in der letzte halben Stunde die spezielle Spannungsstimmung hochdüsen. Ansonsten ist inhaltlich wenig „Fleisch“ gegeben, sind die Polizei-Verfolger ziemliche Deppen und krampfen sich mühselig ab, während Galvan Jr. seinem Money-Erwerb für die Familie befasst ist. Und nebenbei mit dem örtlichen Ober-Gangster Tommy Kay (MEL GIBSON /taucht seit einiger Zeit in mehr-geruhsamen Heimkino-Parts auf) seine Deals plant. Insgesamt was für die bequeme-heimische abendliche TV-Stube (= 2 1/2 PÖNIs).
5.) „DIE BRÜCKE“,1959 ; basierend auf dem im Jahr 1958 erschienenen gleichnamigen autobiographischen Roman von Manfred Gregor: Dieser Film gehört zu den am meisten mit Preisen bedachten deutschen Nachkriegsfilmen. Mit einer beeindruckenden Dramaturgie und starken, unter die Haut gehenden Bildern zeigt der Autoren-Regisseur BERNHARD WICKI auf, wie die im Nationalsozialismus aufgewachsene deutsche Jugend mit einem fehlgeleiteten Idealismus aufwächst und zu einem Heldenwahn erzogen wird, der sie konsequent in den politisch missbrauchten „Tod fürs Vaterland“ führt. Der Film erhielt den „Golden Globe Award“ als „bester ausländischer Film“ und eine Nominierung für den „Oscar“ als „Bester fremdsprachiger Film“. „DIE BRÜCKE“ läuft nicht zufällig am MONTAG, 8. Mai 2023 ab 20.15 Uhr bei ARTE. Ein Meisterwerk als Pflichtprogramm für Schüler. In den Rollen sind u.a. FRITZ WEPPER; MICHAEL HINZ; FRANK GLAUBRECHT sowie VOLKER LECHTENBRINK und CORDULA TRANTOW zu sehen.
6.) Wenn wir heuer den 3. Guardians-Galaxy-Kinostreifen erleben (s. oben), dann erinnern wir uns gerne, vielleicht, auch an den Abspannsong beim 2. Teil, der da 2017 hieß: „HOOKED ON A FEELING“ und von DAVID HASSELHOFF interpretiert wurde UND den Zusatzrhythmus einband, der da „HOOGA CHAKA“ lautete. Und natürlich in dieser Woche an die Spitze der wöchentlichen PÖNI-Spitzensongparade gehört. Also bitte:
Hallo HOOGA CHAKA-FEELING David, beste Galaxy-Grüße aus Berlin
….und an Euch-Alle natürlich auch
PÖNI Pönack
P.S.: An diesem SONNTAG (7.5.) ist ab 20.15 Uhr bei der ARD die obligatorische „Tatort“-Krimi-Zeit annonciert. Diesmal mit dem Titel versehen: „BOROWSKI UND DIE GROSSE WUT“. Naa, schauen wir mal. Kann ja nur besser sein als das fade Spannungsmaterial aus der Schweiz am letzten Sonntag. Schreibe gleich danach die Kritik und veröffentlich sie an den bekannten Stellen, also hier und auf Facebook.
email: kontakt@poenack.de