PÖNIs BLOG (176): „DIE UNBEUGSAMEN“: Internationaler Frauentag-Film; „THE BATMAN“; „CYRANO“; „THE CARD COUNTER“; „DONBASS“; MUSIK

0.)   „Politik ist eine viel zu ernste Sache, um sie allein den Männern zu überlassen“ (Bundesministerin  KÄTE STROBEL / 1966-1972). Der Dokumentarfilm „DIE UNBEUGSAMEN“ ist die Fortsetzung von Torsten Körners-Buch „In der Männer-Republik: Wie Frauen die Politik eroberten“ (2020). 

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„Die vorzüglich recherchierte Dokumentation aus den Untiefen des selbstherrlichen Patriacharts setzt den Vorkämpferinnen der parlamentarischen Gleichbehandlung ein Denkmal. In den chronologisch angeordneten tragikomischen Erinnerungen spiegelt sich eine misogyne Ära, die schlicht fassungslos macht“ („Filmdienst“). Rund um den Internationalen Frauentag am kommenden Dienstag, den 8. März 2022 legen die Kinobetreiber nochmals deutlich nach: über 120 Kinos zeigen „DIE UNBEUGSAMEN“ erneut auf großen Leinwänden. Zudem ist der Film, der im Vorjahr mit dem Gilde-Filmpreis als „bester Dokumentarfilm“ ausgezeichnet wurde, darüber hinaus für das Heimkino auf DVD, Blu-ray und als Video on Demand erhältlich. Die Empfehlung beziehungsweise Programm-Wiederaufnahme gilt: „Die Unbeugsamen“; D 2020; B + R: Torsten Körner; K: Johannes Imdahl; Claire Jahn; Schnitt: Sandra Brandel; 100 Minuten.

1.)   ES BUMMERT! Titel = „THE BATMAN“. Von MATT REEVES (B, Co-Produzent + R; USA 2020/2021; K: Greig Fraser; M: Michael Giacchino; 177 Minuten; deutscher Kino-Start: 3.3.2022). Remember: 1943 tauchte Bruce Wayne alias BATMAN – dargeboten von Lewis Wilson – erstmals auf. Danach wurde der dunkle Kostüm-Beton-Fighter zum Serienhelden beim Fernsehen. Ab 1989 betrat er regelmäßig „real“ die Kino-Leinwände. In meinem Archiv finden sich die folgenden kritischen Lichtspielhäuser-Beobachtungen: 1.) „Batman“ von Tim Burton; USA 1989; mit MICHAEL KEATON als Titelheld (und Jack Nicholson als Fantasy-Mephisto/s. Kino-KRITIK);  2.) „Batmans Rückkehr“ von Tim Burton; USA 1992; mit MICHAEL KEATON (und Danny De Vito als böser Pinguin-Mensch/s. Kino-KRITIK);  3.) „Batman & Robin“ von Joel Schumacher; USA 1996/1997; mit GEORGE CLOONEY (und Arnold Schwarzenegger als Mr. Freeze/s. Kino-KRITIK);  4.)  „Batman Begins“ von Christopher Nolan; USA 2005; mit CHRISTIAN BALE (und LIAM NEESON als Henri Ducard/s. Kino-KRITIK);  5.)  „BATMAN v SUPERMAN: DAWN OF JUSTICE“ von Zack Snyder; USA 2013-2015; mit BEN  AFFLECK (als Bad-Batman/s. Kino-KRITIK).

2022 fängt alles wieder von vorne an. Als Neustart einer massigen, monumentalen Einzeloper. Mit einem nie (wenigstens) lächelnden Solisten BRUCE WAYNE / BATMAN. Dessen Kampf gegen das erbarmungslose Verbrechen ins zweite Jahr eingeläutet ist. In New York, das bekanntlich Gotham City heißt. Wo der reiche Abschaum fies-sabbernd läutet. Verbunden ist mit korruptem Gesockse aus den Schichten. Während Batman und seine gequälte Seele erst einmal die düsteren Typen der Straßen abfackelt. Und dabei auch nach dem Mörder seiner Eltern sucht. Mitten in diesem dunklen, abkiffenden, dauer-regnerischen Ort der Hölle. Wo Batman fast alleine zielt. Denn nur auf Commissioner James Gordon (JEFFREY WRIGHT) kann er zählen. Und dann auch – „etwas“ – auf Selina Kyle alias Catwoman (ZOE KRAVITZ). Die viel als Eigenermittlerin hantiert. Sich aber mehr als schlumpfiges Model austobt. Und ebenso-wenig Zugriff auf Edward Nashton, genannt Riddler (PAUL DANO), hat. Den Teufel der schizophrenen städtischen Dämonen. Der Batman immer lüsterner gemein-gefährlich ablästert. Und ihm dabei näher-rückt. Um schließlich die sogenannten Wahrheiten übers wahrhaftige Leben zu verbreiten. Als das zerstörerische Wasser zu obsiegen scheint.

Optisch eine Kakerlake. Dieses ungastliche Müllhaus Gotham City. Mit dem vielen Gier-Pack. Während wir den sechsten Batman-forever-Akteur (seit 1989) herumpfeffernd erleben. In ausufernder – auch musikalischer – Überlänge und längst nicht so charismatisch wie etwa der wunderbar-paranoide Joaquin Phoenix als und in „Joker“. ROBERT PATTINSON, der Young Boy-charming in „Harry Potter und der Feuerkelch“ (als Cedric Dioggory) und in den „New Moon“-Operetten zwischen lüstern und lieblich agierte, bemüht sich als Batman um einen psychisch-psychodelischen Batmanschen-Bewegungsrhythmus, der dann aber mehr und mehr ermüdet denn inspiriert. JOHN TURTURRO als Carmine Falcone läuft survivallos als dreckige Schurken-Behauptung mit und ab, und COLIN FARRELL als mieser Oswald „Oz“ Cobblepot / Der Pinguin ist kaum bzw. eigentlich gar nicht zu erkennen. Verblüht, ohne jemals richtig zu blühen. MATT REEVES, der Autor und Regisseur, der 2008 mit dem Horror-Movie „Cloverfield“ viel Aufmerksamkeit einheimste, war mit seinen zwei „Planet der Affen“-Regie-Streichen, „Prevolution“ (2014) und „Survival“ (2017/s. Kino-KRITIK), weitaus schaumiger (= 3 PÖNIs).

2.)   ZAUBERHAFT. Titel = „CYRANO“. Von JOE WRIGHT (GB 2020; B: Erica Schmidt /Ehefrau von Peter Dinklage/; nach ihrem gleichnamigen Bühnenmusical aus dem Jahr 2018, das auf dem Versdrama-Stück „Cyrano de Bergerac“ von Edmond Rostand aus dem Jahr 1897 basiert; K: Seamus McGarvey; M: Aaron Dessner; Bryce Dessner; 124 Minuten; deutscher Kino-Start: 3.3.2022). Das Stück ist dermaßen bekannt, wurde natürlich im Verlaufe der Jahre einige Male im Theater und im Lichtspielhaus erlebt; unvergessen ist der französische Spielfilm von 1990, mit Gérard Depardieu als näselndem Titelhelden, und jetzt also das Filmmusical mit viel stimmungsintensiver Sättigung. UND: Nicht die „überlange“ Nase von Cyrano tritt diesmal in Erscheinung, sondern der kleinwüchsige Offizier Cyrano (PETER DINKLAGE). Der „als Zwerg“ von vielen unterschätzt wird. In Frankreich, Ende des 17. Jahrhundert. Der seiner Zeit aber weit im voraus ist und   –  und auch reichlich begabt ist. Am Degen wie mit Worten. Wenn es darum geht, seine Gefühle zu offenbaren. Eben tiefsinnig verbal und eben auch an der Schreibfeder. Aufgrund seiner äußeren Erscheinung aber ist Cyrano überzeugt, dass seine enge Freundin, die schöne Roxanne (HALEY BENNETT), seine Liebe niemals teilen bzw., überhaupt jemals – erwidern wird. Deshalb bringt er es nicht übers Herz, ihr gegenüber seine Gefühle zu erklären. Und dann auch noch das  – eines Tages vertraut sie ihm an, dass sie sich in den gutaussehenden Kadetten Christian (KEVIN HARRISON Jr.) verliebt hat. Cyrano übernimmt die Aufgabe, den Freier zu unterstützen, in dem er in dessen Namen  Briefe mit seinen „goldigen Worten“ formuliert.  Was bedeutet – ich verleihe meinen Emotionen liebeskräftigen Ausdruck. PETER DINKLAGE – unvergessen in „Station Agent“ von Tom McCarthy/2003 – scharwenzelt hier als Kavalier vom Allerfeinsten.

Mit diesem begeisternden Musical kehrt der Regisseur Joe Wright („Stolz & Vorurteil“; „Abbitte“; „Anna Karenina“) zu seinen empathischen Wurzeln zurück und inszeniert die so elegante wie opulente Verfilmung einer der größten Liebesgeschichte der Weltliteratur. Faszinierend untermalt von Aaron und Bryce Dessner, den Komponisten des Cyrano-Musicals, das 2018 im Norma Theatre in Chester, Connecticut (USA) uraufgeführt wurde. Die Songtexte schrieb Matt Berninger. Hier dominiert jetzt die INDIE-ROCK-BAND „THE NATIONAL“, der Berninger und die Dessner-Brüder angehören. Fazit: Was für ein prächtiges Stimmungserlebnis bietet solch exzellentes Unterhaltungs-Kino! (= 4 1/2 PÖNIs).

3.)   Lebens-SPIELER! Titel = „THE CARD COUNTER“„Der Kartenzähler“. Von PAUL SCHRADER B + R; USA 2020; Executive Producers u.a.: Martin Scorsese; K: Alexander Dynan; M: Ben Salisbury; Geoff Barrow; 112 Minuten; deutscher Kino-Start: 3.3.2022). Nein, er heißt nicht Wilhelm Tell, sondern William Tell. (OSCAR ISAAC). Hat über sieben Jahre im Gefängnis verbracht. Weil er, als ehemaliger Soldat einer amerikanischen Spezialeinheit, viel Schuld im Irak-Gefängnis Abu Ghraib auf sich lud. Einer strengen Routine folgend, zieht er durchs Land, von Casino zu Casino. Allerdings: Um keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, hält er den Einsatz konsequent niedrig. Und eine weitere Festlegung  – ich bleibe allein. Meistens jedenfalls. Als er auf den jungen Cirk (TYE SHERIDAN) trifft, haben sie einen gemeinsamen Feind. Ein Racheplan wird geschmiedet. William sieht in dem Jungen die Chance auf Vergebung. Mit Beistand der undurchsichtigen Poker-Agentin La Linda (TIFFANY HADDISH) will er nun doch einmal ums große Geld spielen, um damit seinen Schützling auf den rechten Weg „zu bekommen“. Doch die Geister der Vergangenheit lassen sich nicht so einfach abschütteln.

Mit „The Card Counter“ legt „Taxi Driver“-Autor Paul Schrader („Blue Collar“; „The Walker“) in der für ihn unverkennbaren filmischen Intensität ein visuell cooles Werk vor, welches existenzielle Fragen nach moralischer Schuld, Gerechtigkeit und Erlösung stellt. In einem pikanten Nebenpart mimt WILLEM DAFOE, als Major John Gordo, den Schänder, der „nichts zu bezahlen“ gedenkt. Während OSCAR ISAAC, Jahrgang 1979, bekannt von Auftritten in „Inside Llewyn Davis“ (von den Coen-Brüdern), „A Most Violent Year“ und dem Science Fiction-Thriller „Ex Machina“ (2014), in diesem Puzzle um Wahnsinn und Sühne seine bedrückenden (Lebens-)Runden zieht. Und dabei sogar die Augen-Kamera einsetzt. Um „America-first“ einzubinden (= 4 PÖNIs).

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4.)   Wieder im KINO & im Salzgeber-Club. Titel = „DONBASS“. Von SERGEI LOZNITSA (Ukraine 2018; 121 Minuten; ukrainisch-russische Originalfassung mit deutschen Untertiteln). Der Donbass in der Ostukraine. Seit 2014 herrscht hier ein blutiger Konflikt zwischen ukrainischen Regierungstruppen und prorussischen Separatisten. In 13 kaleidoskopartigen, absurden Vignetten zeigt der Regisseur ein Land, das zwischen informellen Machtstrukturen, Korruption und Fake News zerrieben wird. Eine Gruppe Schauspieler inszeniert einen TV-Beitrag über einen fingierten feindlichen Anschlag; aus Rache für einen vermeintlichen Rufmord kippt eine Politikerin Fäkalien über den Kopf eines Chefredakteurs; ein Mann führt durch eine weitverzweigte Bunkeranlage, in dem dutzende Menschen Zuflucht vor Feuerbeschuss suchen. Beschlagnahmungen, Kontrollschikanen und Prügelstrafen sind an der Tagesordnung. Der kalte Horror von Angst, Gewalt und Hysterie erfasst mehr und mehr Bereiche des Lebens und nimmt immer groteskere Züge an …   „Donbass“ eröffnete 2018 in Cannes die Sektion „Un Certain Regard“. Sergei Loznitsa erhielt für seine medienkritische und hochpolitische Farce den Sektions-Preis für die „Beste Regie“.

Der Salzgeber-Verleih teilt mit: „Alle Einnahmen, die aus dem Streaming über vimeo generiert werden, lassen wir der Spendenaktion ‚Queere Nothilfe Ukraine“ des Aktionsbündnisses gegen Homophobie e.V. zukommen.

5.)   TV-TIPP: Am heutigen Samstag (5.3.) präsentiert 3sat – ab 23.10 Uhr – den meisterlichen Spielfilm „DIE ENTDECKUNG DER UNENDLICHKEIT“ von James Marsh. Mit dem phänomenalen britischen Schauspieler EDDIE REDMAYNE als Stephen Hawking. 2015 wurde EDDIED REDMAYNE mit dem „Oscar“ als „Bester Hauptdarsteller“ belobigt. Die Empfehlung gilt (s. Kino-KRITIK)!

6.)   MUSIK. Viele Pop-Stars sagen gerade ihre Konzerte in Moskau ab. Darunter befindet sich auch NICK CAVE. Zu dessen Songs zählt „WHERE THE WILD ROSES GROW“, den er 1995, gemeinsam mit seiner Gruppe THE BAD SEEDS, als Duett mit der Sängerin KYLIE MINOGUE veröffentlichte. Mag diese phantastische Musikalität. Ist mein Lieblingssong für diese Woche:

Wünsche eine schnell- kriegsfreie, GESUNDE Woche.

HERZlich:   PÖNI PÖnack

kontakt@poenack.de

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