PÖNIs BLOG (162): Nr.1-Movie; „P I G“; „GROSSE FREIHEIT“; „EIFFEL“ & Co.; „GHOSTBUSTERS“-Fortsetzung; Blöd: „THE MISFITS“; Noch VIEL BLÖDER: „RED NOTICE“; BRUCE SPRINGSTEEN

0.)   Was habe ich diesen Film anlässlich seines deutschen Heimkino-Starts am 15. November 2019 gemocht: „AN INSPECTOR CALLS“ (s. Heimkino-KRITIK / 5 PÖNIs). Das gleichnamige sozialkritische Theaterstück des 1894 in Bradford geborenen Schriftstellers JOHN BOYNTON PRIESTLEY gehört zu den einflussreichsten englischen Bühnenwerken der Neuzeit. Es ist nicht nur ein brillant-spannendes Kriminalstück, sondern zugleich eine zeitlose Parabel über den gedanken- und rücksichtslosen Umgang der Menschen miteinander. „Hypnotisierend vom Anfang bis zum Ende. Wenn das Puzzle sich zusammenfügt, sträuben sich einem die Nackenhaare“ („The Hollywood News“). Gerade ist die Blu-ray-Version auf den Markt gekommen, und die erneute DRINGENDE EMPFEHLUNG wird wieder angesetzt!

1.)   LIEBE ZUM SCHWEIN. Titel = „PIG“. Vom Spielfilm-Debütanten MICHAEL SARNOSKI  (Co-B + R; Co-B: Vanessa Block; Co-Produzent: Nicolas Cage); USA 2019; 92 Minuten. Der Neffe des Filmregisseurs und Filmproduzenten Francis Ford Coppola, NICOLAS CAGE, geboren am 7. Januar 1964 im kalifornischen Long Beach, war einmal in Hochform. Heimste 1996 einen „Oscar“ als „Bester Hauptdarsteller“ für seine Leistung in dem Prachtfilm „Leaving Las Vegas“ ein und wurde 2002 für seinen Nebenpart in der schrägen Komödie „Adaption – Der Orchideen-Dieb“ mit einer „Oscar“-Nominierung belobigt. Später war er in Geldnöten, Details überspringe ich, und trat in allem auf, was sich um Hollywood herum bewegte. Schlimme Filme waren darunter, Details kann man sich auch ersparen, aber nun ist er mit einer Filmnummer unterwegs, die weltweit für (Kritiker- wie Publikum-)Aufsehen sorgte. Chris Evangelista von SlashFilm zum Beispiel punktete: „Der ganze Film sei anders als man erwarte, und Nicolas Cage spiele Rob mit einer subtilen Anmut, die einige erstaunen dürfte, kenne man den Schauspieler doch eher laut“. 

Aufenthaltsort: Irgendwo im Wald. In Portland. Dort lebt isoliert, man empfindet auch  – vegetiert, ein Typ namens Rob. Sieht zerfleddert aus wie ein strunziger Rübezahl. Zerfurchtes Gesicht, strähniges Haar, mit Verletzungen im Gesicht. Was ihm aber offensichtlich egal ist. Rob spricht kaum, warum sollte er auch viel quatschen, sein Partner hört auf Apple, ist ein talentiertes Trüffelschwein. Das sucht und (viel) findet. Und das in der Hütte im Nachbarbett schläft und sich offensichtlich freut, wenn Rob es „Mein Mädchen“ nennt. Und streichelt. Einmal in der Woche taucht hier Amir auf (ALEX WOLFF), ein aufstrebender Delikatessen-Händler, um die kostbaren Trüffel abzuholen und Rob dafür städtische Waren zu überreichen. Rob spricht „dabei“ überhaupt nicht, während Amir genervt plaudert. Immer dasselbe. Bisher. Jedenfalls. Dann wird Rob nachts überfallen und Apple, das Schwein, wird geklaut. Amir wird fortan benötigt: „Ich suche mein Schwein“. „Ich liebe SIE“. Also ab in die Stadt. Wo der schweigsame Rob bekannt ist. Mitunter hochgeachtet, mitunter sehr geschätzt. Mitunter. Stichwort: Die Erinnerungen. An einst. Offensichtlich war er früher mal ein begnadeter Koch. Bevor es ihn umhaute. Und er sich von Menschen absonderte. Allerdings muss er sich auch anhören: „Du hast keinen Wert mehr; Du existierst nicht mal mehr“, pustet ihn ein städtischer Kumpel an. Während Amir nicht weiß, warum er Rob eigentlich – fahrtechnisch – hilft. Mit anschaut, wie Rob sich verprügeln lässt, um notwendige Dollar zu verdienen. Um dann zu erfahren, wer sein Schwein gerade besitzt: „Es ist jemand, den man am besten nicht verärgert“. Was Rob natürlich gar nicht nicht aufhält, weiterhin und um so intensiver nach seinem „Liebling“ zu suchen.

Würde mir jemand solch eine „Filmstory“ erzählen, und dass Nicolas Cage die Hauptrolle prollt, würde ich Probleme haben, dies zu verstehen. Oder es mir annähernd geradeaus vorzustellen. Oder – wenn ich DAS mir vorstelle, ich dies mit Schund platzieren würde. Denke ich. Und bin völlig perplex-überrascht vom cineastischen Event-Erlebnis-Ergebnis. NICOLAS CAGE (= mit seiner deutsche Standard-Synchronstimme MARTIN KEßLER) trat schon seit vielen Jahren nicht mehr so konsequent- überzeugend auf. Als Seelenwanderer, an dem alle zivilisatorischen Anfeindungen vorbei-dröhnen. Der sich von nichts und niemanden anfeinden lässt. Den Menschen nur ankotzen, auf dass er diese in aller Gemütsruhe einfach und gleichgültig abprallen lässt. Hauptsache – er kriegt sein Schwein Apple zurück. Das ist das Einzige, was ihn wirklich  interessiert.

Nicolas Kim Coppola, genannt: NICOLAS CAGE, in fast jeder Szene mit-dabei, tritt „Oscar“-reif auf. Besitzt als Rob eine scheinbar seelentiefe, sanfte, bestimmende Energie, die einen mitreißt. Umhaut. Als Empathie-pur. Jemand hat entschieden, wie er leben will, und dies polarisiert natürlich sein – ebenso abgestoßenes wie neugieriges  – Umfeld. Er aber bleibt dabei  – ich habe gewählt. Mehr is‘ nicht. Ich sehe so aus wie ich aussehe; ich bewege mich so wie es mir gefällt; ich benötige keine Mitläufer. In meiner Nähe und schon gar nicht an meiner Seite. Ich bin Ich. Cage ist erwacht und bietet eine darstellerische Meisterleistung. Michael Nordine von Variety stellt fest, dass „PIG“ „als Abstieg in die scheinbar hochentwickelte Welt der Trüffel-Schweine-Wilderung unerwartet berührend ist; als Schaufenster für Cages Brillanz ist es eine Offenbarung“. 

Ich sage – „PIG“ ist einer der besten – gefühlvollen – Jahresfilme 2021; hätte unbedingt zunächst in die Kinos gehört, stattdessen läuft er jetzt auf diversen Streaming-Plattformen. NC oder – die verblüffende, berührende Rückkehr eines begeisternden Trüffelanten (5 PÖNIs).

2.)   VERBRECHEN LIEBE. Titel = „GROSSE FREIHEIT“. Von SEBASTIAN MEISE (Co-B + R; Co-B: Thomas Reider); Ö/D 2020); 117 Minuten. Die Eltern waren empört. Auf dem Savignyplatz, unserem Berliner Wohnort, stand ein unscheinbares Toilettenhaus. Dort gehen – „wie wir beobachten“ – „überwiegend Männer rein“, und es dauert eine Weile, „bis sie wieder herauskommen“. Das sind doch „bestimmt Schwule“. Die, wie wir wissen, kriminell und gemäß §175 Strafgesetzbuch strafrechtlich zu verfolgen und zu verurteilen sind. „Die müssen eingebuchtet werden“. Schließlich sind wir ein anständiges Land. Jetzt, „nach Hitler“. Die öffentliche Meinung war mit diesem Paragraphen, der seit 1872 bestand, zufrieden. Und blickte auf die entsprechenden Prozesse. Die BRD fand bis 1969 Gefallen an diesem „Recht und Gesetz“, dann folgte eine erste und 1973 eine zweite Gesetzesreform. Im Zuge der Wiedervereinigung wurde die Abschaffung des Gesetzes verordnet. 2017 schließlich beschloss die Bundesregierung, den Opfern des Paragraphen 175 eine Entschädigung zukommen zu lassen.

Was bedeutet es, frei zu sein? Für Hans Hoffmann (FRANZ ROGOWSKI) bedeutet dies, seine Liebe zu Männern nicht zu verheimlichen, wie es in der Republik „damals“ gang und gebe ist. Deshalb wird er auch wie menschlicher Abschaum behandelt. Als ihn die Soldaten der Allliierten nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus aus dem Konzentrationslager befreiten, läuft seine Leidenszeit weiter. Hans wird in den Regelvollzug überstellt, um seine Reststrafe gemäß §175 abzusitzen. Im Gefängnis begegnet er dem verurteilten Mörder Viktor (GEORG FRIEDRICH). Der mit einem „175-er“ nichts zu tun haben will. Doch ihre Wege, sprich Begegnungen im Gefängnis, führen sie des Öfteren zusammen. Und der rebellische, stoische Stolz und Widerstand von Hans Hoffmann, der sich auf dem Gefängnishof und gegen die Willkür der Wärter zu behaupten weiß, nötigt ihm Respekt ab. Wieder und wieder landet Hans, der Wiederholungstäter, im Gefängnis. Und trifft auf Viktor, den Lebenslänglichen. Man lernt sich kennen. Mit einem zweigeteilten Schicksal. Hans, der sich immer mal wieder „Draußen“ befindet und dann der immer wieder Verurteilter ist, und der „Festsitzende“ Viktor, der drogenabhängig wird. Wieder und wieder begegnen sich die beiden so ungleichen Männer über die Jahrzehnte. Werden zu einer Schicksalsgemeinschaft, verbunden durch eine unstillbare Sehnsucht nach Leben in Freiheit.

Diese österreichisch-deutsche Co-Produktion lief am 8. Juli 2021 bei den 74. Filmfestspielen in Cannes in der Sektion Un Certain Regard und wurde dort mit dem Jury-Preis ausgezeichnet. Herausragend in den Hauptrollen die emotional überwältigend beeindruckenden FRANZ ROGOWSKI (war 2018 „European Shooting Star“ und gewann den ‚Deutschen Filmpreis‘ LOLA als „Bester Hauptdarsteller mit „In den Gängen“)  und das Power-Paket GEORG FRIEDRICH (2017 „Silberner Berlinale Bär“ als „Bester Schauspieler“ in „Helle Nächte“), deren körperstarke HERZliche Empfindungen große Emotionskunst bedeuten. „Große Freiheit“ ist ein großartig-erschütternder Film mit sehr viel empathischer und politischer (Wut-)Wirkung (= 4 PÖNIs).

3.)   MISSLUNGEN. Titel = „EIFFEL IN LOVE“. Von MARTIN BOURBOULON (B: Vanessa Van Zuylen; K: Matias Boucard; M: Alexandre Desplat); Fr/D 2019/2020; 109 Minuten. Die Fakten: Der Eiffelturm ist exakt 300 Meter hoch. Er besteht aus 18.038 Metallteilen und 2.500.000 Eisennieten. 1665 Stufen führen vom Boden an die Spitze. Seit seiner Einweihung am 31. März 1889 hatte er fast 300 Millionen Besucher.

Doppelt bedeutet manchmal eben  – nicht etwas Besseres, gar Besonderes zu veranstalten. Hier jedenfalls nicht. Einerseits blickt „Eiffel“, Originaltitel, auf Gustave Eiffel (ROMAIN DURIS), der sich Ende des vorvorigen Jahrhunderts daranmacht, für Paris etwas Spektakuläres zu entwerfen, nämlich den monumentalen Eiffelturm, der komplett aus Metall bestehen soll; andererseits wird ihm eine zeitgleiche Liebesgeschichte zugedichtet, mit seiner – ebenfalls verheirateten – attraktiven Jugendliebe Adrienne Bourgés (EMMA MACKEY). Was den Film taumeln lässt. Zwischen Bauherren-Probleme und emotionalen Regungen. Lese gerade in der „SZ“-Kritik von Donnerstag: „Kaum dass sie in Paris überraschend auftaucht (gemeint ist Adrienne/d. R.), fühlt er Inspiration zur Errichtung eines gigantischen Phallussymbols“. Wie überhaupt: Hauptakteur ROMAIN DURIS als Monsieur Eiffel tritt mehr wie ein nervöser, liebestrunkener Buchhalter auf als wie ein gigantischer Baumeister-Erfinder (= 2 PÖNIs).

 

4.)   UNTERHALTSAM. Titel = „GHOSTBUSTERS: LEGACY“. Von JASON REITMAN (Co-B + R; Co-B: Gil Kenan; Produktion: Ivan Reitman); USA 2019; 124 Minuten. Das Original – „Ghostbusters“ – stammt von 1983, startete bei uns Ende Januar 1985 und war weltweit ein  immenser Dollar-und später auch Kult-Erfolg. Der Nachfolger, „Ghostbusters II“, lief bei uns am 11. Januar 1990 an und wurde allgemein „als Murks“ bezeichnet (s. Kino-KRITIK /2 1/2 PÖNIs). Nummer 3, nur mit dem Titel „Ghostbusters“ bedacht, war als 2016 Sommerereignis gedacht, funktionierte aber mit seinen vier Klabauter-Mädels kaum (s. Kino-KRITIK /2 1/2 PÖNIs). Das „ERBE“-Movie 2021 ist als Science-Fiction-Fantasy-Komödie und als Fortsetzung der Vorläufer von 1983 und 1990 angesiedelt. Nachdem sie ihr Haus hat räumen müssen, zieht die alleinerziehende Mutter Callie (CARRIE COON) mit ihrem Nachwuchs Trevor (FINN WOLFHARD) und Phoebe (McKENNA GRACE) ins abgelegene Summerville in Oklahoma. Wo Trevor merkwürdige Utensilien entdeckt: Waffen und Gerätschaften, die laut seinem Lehrer, Mr. Grooberson (PAUL RUDD), darauf hindeuten, dass sein Opa einst Mitglied der „Ghostbusters“ war. Währenddessen wird der kleine Ort von einigen unerklärlichen Erdbeben heimgesucht. Bedeutet – es gilt die Verbindung zu den einstigen Geisterjägern ebenso zu ermitteln wie das geheimnisvolle Erbe des Großvaters aufzuspüren. Motto: Die Show kann loslegen.

Jason, der Sohn von Ivan Reitman, der mit „Thank You for Smoking“ (2005/s. Kino-KRITIK /5 PÖNIs), „Juno“ (2007/s. Kino-KRITIK /4 1/2 PÖNIs)) sowie „Up in the Air“ (2009/s. Kino-KRITIK /4 PÖNIs) ) einige unterhaltsame Filmhochkaräter schuf, setzt hier auf humorvollen Schwung. „Ghostbusters 4“, so nenne ich ihn mal, fetzt hübsch durch. Familiäres Nachmittagskino mit Schmackes (= 3 PÖNIs).

5.)   NÖ. Titel = „THE MISFITS – Die Meisterdiebe“. Von RENNY HARLIN, der einst mal „Stirb langsam 2“ realisierte und hier Film-Plunder schuf.  USA 2019; 94 Minuten. HEIMKINO-Start: 19.11.2021. Mit PIERCE BROSNAN, der auch als Executive Producer mitmischt, als Gentleman-Gauner Richard Pace. Der ist – angeblich –  ein Hochkaräter-Dieb. Allerdings kaum was „Vernünftiges“ tut, sondern nur elegant herumstolziert und viel dummes Zeug quatscht. Ihn rekrutieren ein paar halbwüchsige, sprich unkonventionelle (= lt. Pressepapier) Kinder-Kriminelle im späten Jugend-Alter. Sie haben vor, einen Erzgauner (was macht denn TIM ROTH hier?) auszunehmen. Beute: Gold, das zur Finanzierung muslimischen Terrors dient und in einem Gefängnis lagert (nicht fragen). Da muss natürlich Richard „Brosnan“ mitmachen. Sagen wir es offen  –  Langeweile, dein voller Name lautet „The Misfits“ (= 1 PÖNI; für irgendwo schöne Wüsten-Aufnahmen).

6.)   TEURER SCHUND. Titel = „RED NOTICE“. Von RAWSON MARSHALL THURBER (B + Produktion + R; Co-Produktion: Dwayne Johnson); USA 2020; 117 Minuten, Netflix-HEIMKINO ab 12.11.2021.  Thema: es geht um drei mit Juwelen besetzte Eier. Zwei sind vorhanden, eins gilt als verloren. Also müssen drei – sehr teure – Hollywoodstars herum-grölen: Muskel-Paket DWAYNE JOHNSON als FBI-Klops; die attraktive „Wonder Woman“-Spitzenverhauerin und erfolgreiche Kunst-Klauerin Sarah Black alias: GAL GADOT sowie der nur unangenehm auffallende, herum-labernde, unerträgliche Hochstapler RYAN REYNOLDS. Der fällt hier vor allem durch extrem- dümmliches Gequatsche auf. Insgesamt 200 Millionen an Budget-Dollar sollen hier für viel Gebrabbel, bekannte Kloppereien und Star-Bewegungen geflossen sein. Auf meinem Zettel steht: Hirnverbrannter, riesiger, langweilender Mist (= 0 PÖNIs).

7.)   MUSIK: Zum Abschluss des großartigen Nicolas Cage-Films „PIG“ (siehe oben) läuft der Bruce Springsteen-Song „I’m on Fire“. Mit diesem Rock-Star will ich mich heute auch – und SEHR GERNE – verabschieden. Und zwar mit einem bekannten (Auch-Beatles-)Song, der da lautet: „TWIST AND SHOUT“. 53 Coverversionen gibt es von diesem Stoff; „meine“ 10:45 -Nummer mit dem Rock-Maestro ist eine Wonne. Habt Spaß:

Wünsche eine GESUNDE twistige Woche.

HERZlichst:   PÖNI PÖnack

kontakt@poenack.de

 

 

 

 

 

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