PÖNIs BLOG (134): Was denn, jetzt schon BÖHMERMANNs ZDF-SOMMERPAUSE?; 3 empfehlenswerte NETFLIX-MOVIES; Staffel 1: „SCHITT’s CREEK“; MILVA

0.)   Wie, jetzt hat man sich gerade an die furiose JAN BÖHMERMANN- Freitag-Abend=ZDF-Satire-Show „ZDF MAGAZIN ROYALE“ gewöhnt, da taucht sie auch schon wieder ab. In die Sommerpause. Heute Abend, am 7. Mai 2021, ist schon wieder für eine Zeit-Weile Schluss = mit Hintergründig-Lustigkeit. Wieso? So früh? Während wir bislang „draußen“ mit Herbst-Stürmen und unteren Mai-Temperaturen zu tun hatten und deshalb wenigstens ein köstlich-ruppiger Jan Böhmermann für heimisch-satirische Wärme-Hinterfotzigkeit einmal die Woche sorgte, ist DAMIT schon wieder Schluss. Auch: mit dem pfiffigen livehaftigen „Rundfunk Tanzorchester Ehrenfeld“. Für wie lange? Keine Ahnung. Nichts Genaues Weiß Man Nicht. Das ZDF kastriert sich derzeit selbst. Nachdem gerade so was wie eine regelmäßige abendliche FREITAG-FEIER-ABEND-STIMMUNG entstand. Nach der immer feurig-bissigen „heute show“. Die nun wieder alleine freitags hantiert. (Oder haut die auch gleich sommerlich ab???)

1.)   SUPERSCHWEINE-PARADE. Mit seinem ersten englischsprachigen Gladiatoren-Polit-Thriller „SNOWPIERCER“, der am 23. September 2014 hierzulande in den Kinos auftauchte, schuf der südkoreanische Filmemacher und Filmproduzent BONG JOON-ho einen großartig-eisigen Polit-Thriller. Aktuelles Thema: Klimawandel und schreckliche Folgen (s. Kino-KRITIK / 4 1/2 PÖNIs). Im Oktober 2019 folgte in unseren Lichtspielhäusern sein Meisterwerk „PARASITE“, der bei den Filmfestspielen von Cannes die „Goldene Palme“ als „Bester Film“ bekam und bei der „Oscarverleihung 2020“ mit gleich vier Trophäen bedacht wurde (Film, Regie, Originaldrehbuch, internationaler Film). Als gewichtiger Unterhaltungsfilm feierte „PARASITE“ weltweit Triumphe (s. Kino-KRITIK / 5 PÖNIs). Jetzt bekommen wir den – ebenso beeindruckenden, packenden – „Mittelfilm“ von BONG JOON-ho von NETFLIX geliefert. Titel: „OKJA“Beginnend im Jahr 2007. In New York. Unter den Produzenten bei dieser Co-Produktion USA/Südkorea befinden sich Hollywood-Stars wie Tilda Swinton und Brad Pitt. Und mit Lucy Mirando (TILDA SWINTON), der falschen Chefin eines mächtigen multinationalen Unternehmens, beginnt das 121minütige Spektakel. Selbige präsentiert das aktuelle Firmen-Vorhaben: Wir werden international „Superschweinchen“ aufziehen und damit „bestes Fleisch“ zum Konsumieren herstellen. Stichwort: Nilpferdgroße Tiere. Dabei setzt der Massenhaltungsbetrieb auf riesige Umsätze und ist gleichzeitig bemüht, die Genmanipulation zu vertuschen. Begeisterung allerorten. Für die neu zu-schaffende Schweinerasse. Schnitt. Zehn Jahre später, weit weg von New York. Mirando Corporation hat die Ankündigung wahrgemacht. Zusammen mit 26 zertifizierten Bauern aus exotischen Ländern wurde „gezüchtet“. OKJA ist eines dieser Tiere. OKJA wuchs bei einem südkoreanischen Bergbauern und seiner Enkelin Mija (Ahn Seo-hyeon) auf. Ist ein prächtiges, zutrauliches Tier geworden. Zwischen dem jungen Menschenkind und dem Tier ist eine große Freundschaft entstanden. Wie – befinden wir uns etwa in einem niedlichen Disney-Schmarren? Keineswegs: Kaum gedacht, schon nähert sich die Wirklichkeit. Mirando-Vertreter tauchen auf dem Berg auf, um Okja abzuholen. Grund: Die Beobachtungsstudie ist vorüber. Okja wurde als Gewinnerin ausgerufen. Und soll jetzt über Seoul nach New York transportiert werden, wo sie in einer monumentalen Superschweine-Straßenparade vorgeführt werden soll. Sozusagen als „Schmuckstück“ des Unternehmens.  Es ist soweit: MIJA beginnt mit der Planung, Okja „zu befreien“. An ihrer Seite: Helfende Tierschutzaktivistin. Die bemüht sind, die Machenschaften der Firma Mirando – von wegen Superschwein-Dörrfleisch – öffentlich zu machen. Und um Tiere aus ihrer unmenschlichen Gefangenschaft zu befreien. Wohlwissend, dass Menschen sich vor Gen-Fleisch ekeln. Die „Revolution in der Nahrungskette“ durch eine verlogene Business-Industrie soll entlarvt werden. Doch deren Produktion von Billig-Fleisch ist längst angelaufen.

Der mit einigen Hollywood-„Aktivisten“ wie Tilda Swinton (in einem Doppel-Part), Jake Gyllenhaal und PAUL DANO besetzte, großartig-aufmüpfig Spannungsfilm, dessen Budget rund 50 Millionen Dollar betrug und nur in Südkorea und in den USA im Kino lief, handelt von v i e l e n Geldeinnahmen durch widerliche Tier-Quälerei und massenhaften Money- bzw. Macht-Gewinn. Protest, verdammt nochmal! Will sagen – auch hierzulande sind viel zu viele Superschweine unterwegs: MENSCH PASS BESSER AUF! Handel entsprechend = human(er). Doller Spielfilm (4 1/2 PÖNIs).

2.)   TIERE & FAMILY. Aus Indonesien kommt ein neuer Spielfilm, in dem TIERE, sprich HUNDE, gleichberechtigt sind. Mit Namen Kopi = Pitbull und June = weißer Straßen-Streuner. Erst müssen sich die Vierbeiner „riechen“ können, dann beginnen die familiären Episoden. Titel = „JUNE & KOPI“Der Produzent, Co-Drehbuch-Autor und Regisseur heißt NOVIANDRA SANTOSA. In Anderthalbstunden lernen wir Pfoten kennen und (viel) mögen. In den Bergen schließlich laufen die Schicksalseinschläge fast aus dem Ruder. Wer Hunde mag, wird den Film mögen. Zudem: Bitte Taschentücher bereithalten. NETFLIX hat dieses emotionale filmische Kleinod im Angebot (= 3 PÖNIs).

3.)   GEWALTIG. Fehlinformationen gehören zur Tagesordnung. Aus Polen kommt erneut ein filmisches Juwel. Titel = „THE HATER“Den Regisseur kennen wir hierzulande, denn JAN KOMASA eroberte bereits mit seinem Davor-Werk „CORPUS CHRISTI“ im vorigen Herbst europäische, also auch hiesige Cineasten-Tempel (s. Kino-KRITIK / 4 1/2 PÖNIs). Ein Drama als imponierende Erleuchtung. In seinem aktuellen Spielfilm umschreibt Jan Komasa, nach einem Drehbuch von Mateusz Pacewicz, das Treiben eines jungen Burschen von heute: Tomek Giemza (stark: MACIEJ MUSIALOWSKI). Er studiert an den Warschauer Universität, fliegt aber dort gerade aus der juristischen Fakultät, als wir ihm das erste Mal begegnen. Tomek hat abgeschrieben, ist als Plagiator „überführt“ worden. Möchte nicht, dass dies bekannt wird und tut so, als sei weiterhin alles in Studien- und Unterstützungsordnung durch ein befreundetes Ehepaar. In deren Tochter Gabi (VANESSA ALEKSANDER) er verliebt ist, was aber nicht auf Gegenliebe stößt. Währenddessen auf den Straßen der Mob randaliert. Um den Netz-Nass dort tönen zu lassen. Von wegen Faschismus-Geschreie und nationalistische Parolen. Der frustrierte Tomek beginnt „richtig“ falsch zu spielen. Heuert bei einer schiefen, aber erfolgreichen PR-Agentur an, die sich – erfolgreich – auf schmutzige Kampagnen einlässt, um „politisch Andersdenkende“ zu attackieren. Zu beleidigen. Tomek wird zu einem fleißigen krankhaften Lügner. Ist aktiv in Aktionen wie Leute-abhören, um seinen Einfluss zu steigern. Verbreitet gezielte Fehlinformationen. Motto: Der Kunde, der dies in Auftrag gegeben hat und dafür bezahlt, soll „zufrieden gestellt“ werden. Also trickst, faselt, manipuliert der Boy: „Ich bin kein Scheiß-Niemand“! 

„Tatsächlich sind nur ein paar Klicks erforderlich, um das Leben eines Menschen zu schädigen“, schreibt Krtzysztof Polaski im „Telemagazyn“. Ein übler Aufsteiger-Bemühter krallt sich hinein in Lügen, Falschheit, Erfolgsaussichten: „Was ist deine Rechtfertigung?“ „Man kann die Welt beeinflussen!“ Ein junger Heuchler muss aber dann – als Urheber diverser Hetzkampagnen in den sozialen Medien – feststellen, dass Rufmord im Netz auch in der realen Welt fürchterlich-brutale Konsequenzen hat. Als sich Tomek um den Warschauer Bürgermeister-Kandidaten Pawel Rudnicki (MACIEL STUHR) „kümmert“, in dem er ihn „unauffällig“ verleumdet, überschreitet er jede Grenzen. Ein Kollege rastet entsetzlich „praktisch“ aus. „DER HASSER“ ist ein europäischer 135 Minuten-Film, der Film-Polen mit Film-Europa verbindet: Netz-Hass läuft inzwischen überall wie geschmiert und ist als Geschäftsmodell lukrativ. Dabei will Tomek doch nur die Welt „frei von Populismus und Bösen“ machen. Dieser miese, clevere Scheißhaus-Typ (= 4 1/2 PÖNIs).

4.)   KÖSTLICHER SERIEN-BASTARD. Aus Kanada. STAFFEL 1. Mit Namen „SCHITT’S CREEK“. Schon dieser Name dieser Kleinstadt: SCHITT’S CREEK. Klingt nach Pfui Deibel, bietet sich auch so an. Ausgerechnet HIERHIN muss sich eine eigentlich sternreiche Sippe hinbewegen. Als da wären: Der Videothekenmagnat und Milliardär Johny Rose (EUGENE LEVY), der 1991 seinem Sohn David (DAN LEVY) aus Jux und Dollerei das kleine Kaff zum Geburtstag schenkte. Niemand aus der vierköpfigen Family Rose hätte je gedacht, dass Jahre später genau dieses verschlafene Nest ihr neues Zuhause werden würde. Müsste. Denn die stinkreichen Roses sind riesig  beschissen = betrogen worden. Von ihrem ehemaligen Geschäftsführer Eli, der anstatt Steuern regelmäßig zu zahlen, die Einnahmen veruntreute. So dass die Regierung das gesamte Vermögen der Roses beschlagnahmte. Und THE FAMILY nichts anderes übrig bleibt, als den verbleibenden Rest ihrer 7000 Sachen zu packen, um in ein heruntergekommenes Motel gen Schitt’s Creek zu ziehen. Die ungewohnten Umstände stellen eine große Herausforderung für Mr. Johnny, seine bessere Hälfte Moira (CATHERINE O’HARA) und ihren verwöhnten, erwachsenen Nachwuchs Davis und Alexis (ANNIE MURPHY) dar. Und als dann auch noch Johnny Rose den eigenwilligen Orts-Bürgermeister Roland Schitt (CHRIS ELLIOTT) brüskiert, muss THE FAMILY alsbald feststellen, dass die Türen zu ihren Motel-Zimmern geklaut wurden. Der süffisante Problem-Reigen kann starten. Dieser turbulente Serien-Auftakt lebt vom Aufeinanderprallen zweier höchst unterschiedlicher Welten und der amüsanten Darstellung = Interpretation der neu-armen, exzentrischen Großstadtfamilie Rose, die sich notgedrungen unter den nicht minder skurrilen Landeiern zurechtfinden soll. Also … muss. 273 Minuten (plus 49 Minuten Bonus). Zum Fehlverhalten geeignet. Bereitet vor dem Schlafengehen viel exzentrische Freude. Von den vielen Preisen, die es kürzlich nach Ausstrahlung der 6. und letzten Staffel gab, rede ich später. Mal.

5.)   ERINNERUNG: Zitiere ich gerne aus der „SZ“ = „Achtzig Millionen Platten hat sie verkauft; 173 Alben nahm sie auf in mehr als fünfzig Jahren aktiver Karriere“. Die Rede ist von Maria Ilva Biolcati, die als MILVA populär wurde. Im Alter von 81 Jahren ist sie am 24. April 2021 gestorben. „DIE STIMME DER FREIHEIT“: „Sie war eine grandiose und zudem politische Sängerin, die auch in ihren Theaterauftritten für das antifaschistische Italien stand“. Ihr Song  „HURRA, WIR LEBEN NOCH“ – von 1983 – ist für diese Woche mein Lied einer Lady, „die erst im Ausland sehr groß werden musste, bevor in Italien ihr Talent richtig bemerkt wurde“:

Wünsche eine GESUNDE MUSIKALISCHE Woche.

HERZlichst:    PÖNI Pönack

kontakt@poenack.de

 

 

 

 

 

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