PÖNIs BLOG (129): 0.); JOHN TUTURRO-Flop; NETFLIX-ENTDECKUNG; TOLLE HUNDE; „BUTENLAND“; JAN DELAY

0.)   Eine groteske Epoche albert bitter herum. Die Emotionen stecken fest. KARFREITAG bedeutete sonst meistens: Ausflug. In die Wälder. Dort wurde laufend geprostet. Und mit Comic-Erinnerungen herumgealbert. Die Kameradschaft aus dem Fußballclub kam in Fahrt. Um schließlich den Begehungstag in unserer Stammpinte „pointiert“ ausklingen zu lassen. Gut, dass ein Samstag folgte. Zum Ausnüchtern. Und Auspennen. Und was machen wir heute? Jeder bleibt in seiner schönen Behausung, widmet sich dem eifrigen Telefonieren und wartet ansonsten ab. Dass die Zahlen endlich sinken, endlich wieder „Draußen-Begegnungen“ möglich sind, um die zeitnahen Tabletten mit Gerstensaft zu adeln und um endlich wieder: mit lockeren Sprüchen hantieren zu können. Die Zeit schreit nach der Wiederaufnahme von gestrigen Gefühlen. 2021 ist nämlich gerade so wie 2020: Abenteuer- los.

1.)   HEIMKINO-Allüren. Titel = „JESUS ROLLS – Niemand verarscht Jesus“. Von und mit JOHN TURTURRO. USA 2017; kommt hierzulande jetzt erst – ab 8. April 2021 – heraus. John Michael Turturro; geboren am 28. Februar 1957 in Brooklyn, New York. Hat sich viel guten Ruf erworben als Schauspieler, Drehbuch-Autor, Produzent und Regisseur. In bester Erinnerung ist sein Kurzauftritt als schräger Bowling-Player Jesus Quintana im Coen-Brother-Kult-Movie „The Big Lebowski“ (1998/mit Jeff Bridges als „The Dude“). Zuletzt schuf er, als fünften eigenen Regie-Film, „Plötzlich Gigolo“ (2013/mit ihm und Woody Allen an der Rampe). Sein aktueller „Jesus“-Streifen schuf er, nach eigener Aussage, als Remake der französischen Komödie „Les Valseuses“ (wörtlich „Die Walzertänzerinnen“; im Slang „Eier“ bzw. „Hoden“), der bei uns am 31. August 1974 unter dem Titel „Die Ausgebufften“ anlief und mit den Hallodris-Outsidern Gerard Depardieu & Patrick Dewaere sowie „der Friseurin“ Miou-Miou und der ehemaligen „Knastlady“ Jeanne Moreau flott-frech besetzt war. „Der Spiegel“-Kritiker urteilte damals über das Regie-Debüt von Bertrand Blier: „Rüder Halbstarken- und Unterleib-Klamauk“. SO WAS IN DER ART, nur mit älteren Knaben (= Turturro und Bobby Cannavale), hatte hier offenbar auch der Autor, Regisseur und Akteur John Turturro vor. Thema: Jener Jesus Quintina von Lebowski-damals ist gerade aus dem Knast entlassen worden (wo der Chef-Aufseher CHRISTOPHER WALKEN ist), um sich sofort mit Kumpel auf eine „wilde Lebensfahrt“ zu begeben. Motto: Wir ficken alles weg was sich in den Weg stellt. Problem: Für Frauen wie Marie (AUDREY „Amélie“ TAUTOU) und Jean (SUSAN SARANDON) sind die Kerle nur dumpfe Nudeln. Entsprechende Sätze dazu: „Ich hatte Sex mit 374 Kerlen“, prahlt Marie ebenso wie über „Ich ficke nur außer Haus“. Während Jesus beim Bowlen vorher schon mal an der Kugel leckt. Was passiert sonst? Es wird viel gelabert, es werden „heiße“ Sprüche geklopft, bedeutet = die Gags riechen oft abgestanden. Und die deutsche Synchronisation klingt ebenso. Die  Ermüdungserscheinungen sind enorm. Die Weltpremiere war am 16. Oktober 2019 bei den Filmfestspielen in Rom, und bei „Wikipedia“ heißt es: Der Film „wurde am 28. Februar 2020 von Screen Media Films veröffentlicht. Er war eine Kassenbombe und erhielt allgemein negative Bewertungen von Kritikern“. Was zu bestätigen ist (= 1 PÖNI).

2.)   Netflix-ENTDECKUNG. Titel = „THE MEYEROWITZ STORIES (New and Selected)“. USA 2016. Von NOAH BAUMBACH. Der am 3. September 1969 in Brooklyn, New York City geborene Drehbuch-Autor und Regisseur zählt zu den exquisiten amerikanischen Filmemachern. Dessen „Geschichten“ im Grunde simpel sind. Ich blicke auf eine Sippe, interessiere mich besonders für einige Feingeister (oder die sich dafür halten) und seziere die Charaktere mit tiefenpsychologischen, listigen, humortrockenen Details. Ohne dass es denunzierend wirkt und ist. So entstanden Woody Allen-Nachfolge-Streiche wie „Der Tintenfisch und der Wal“ (s. Kino-KRITIK); „Frances Ha“ (s. Kino-KRITIK); „Gefühlt Mitte Zwanzig“ (s. Kino-KRITIK); „Mistress America“ (s. Kino-KRITIK) oder „Marriage Story“ (s. Kino-KRITIK).

Hier treffen sich die Söhne des New Yorker Bildhauers Harold Meyerowitz, der sich für „besser“ hält als allgemein öffentlich betrachtet (überragend mit aufgeblasenem Harold-Ego: DUSTIN HOFFMAN). Und mit seinen Söhnen Danny (begeisternd: ADAM SANDLER) und Matthew (eindrucksvoll: BEN STILLER) unterschiedlich agiert. Einen akzeptiert er, den anderen mag er. Und behandelt ihn „entsprechend“. Sehr präzise auch aufzunehmen ist Harolds Hippie-Frau Maureen (listig-bräsig: EMMA THOMPSON), deren Alkoholproblem nicht zu über-fühlen ist. Und dann ist da noch die 18-jährige Danny-Tochter Eliza (Grace Van Patten), die sich gerade aufmacht, um sich abzunabeln. Ein Filmstudium soll sie „in Fahrt“ bringen. Mit experimentellen Softpornos startet sie. Dass sie im Hause Harold auszieht, ist für den arbeitslosen Danny vorteilhaft, denn er trennt sich gerade von seiner Frau (mit einem brillanten Nebenauftritt: CANDICE BERGEN) und kann sich „hier“, beim Na-Ja-Dad, einquartieren. Ohne.., aber das hatten wir schon. Wie Leute gepolt sind?; besser – sich polen, aufplustern, wenn sie sich eigenwillig präsentieren, entwickelt NOAH BAUMBACH mit viel pointiertem Sinn und Gefühl. Menschen versammeln sich, ohne dies eigentlich auszuleben. Sie „machen“, was man Leben, existieren, empfinden, ausüben bezeichnen kann, ohne sich eigentlich gut-zu-tun. Was vor allem damit zu tun hat, dass der Oldie-Anführer ein total versnobter, arroganter Familien-„Dirigent“ sein will und ist und damit die Anderen ständig bevormundet. Provoziert. Zudem: Das Stadthaus kostet inzwischen mehr Geld als Geld reinkommt und soll verkauft werden. Womit der hochverschuldete Harold nicht einverstanden sein kann.

NOAH BAUMBACH belichtet dieses Sippen-Porträt in chronologisch verknüpfte vier Kapitel, in denen die einzelnen „Wichtigtuer“ die Möglichkeit bekommen, sich umfangreich vorzustellen, besser: vorzuführen. Wobei es mal durchgängig humorvoll, mal durchweg melancholisch zugeht. Zumal Oberhaupt Harold gesundheitlich „aufmuckt“. Was ihn vermehrt „in Stimmung(en)“ versetzt. Wie DUSTIN HOFFMAN dieses alte strapazierende Plappermaul nervlich entlarvt, ist ein darstellerischer Geniestreich. Und was seine trunkene und Gattin an skurrilen „Leckereien“ zum gemeinsamen Fleisch- und Fisch-Essen entwirft = auftischt, ist gerne eine Extra-Ekelerwähnung wert. Wie überhaupt  – zum An-Sinnen und intellektuellen Vielvergnügen ist dies ein 112minütiges Ereignis mit viel Erlebnis-Charme, wobei übrigens auch ein weißer Riesenpudel mit dem Namen ‚Einstein‘ beiträgt. Und dass ADAM SANDLER sich mal derart charakter-tiefgründig in eine Filmfigur hineingräbt, ist überraschend wie extrem erfreulich. „Die beste schauspielerische Leistung seiner Karriere“, lobte Donald Clarke von „The Irish Times“. Während SIGOURNEY WEAVER sich nicht zu schade ist für einen Gastauftritt.

NETFLIX hat dieses edle Produkt „von neulich“ derzeit im besseren Angebot (= 4 PÖNIs).

3.)   Home-Kino: TIERISCHE EMPFEHLUNGEN. Titel = „BAILEY 1 & 2 – Zwei berührende Hundeabenteuer“. Na klar doch, es geht um geliebte Tiere. Die sich sogar, wir befinden uns schließlich im Traum-Kino, „menschlich“ zu äußern verstehen. Also zu uns, im Sessel, zu sprechen verstehen. Film Eins schuf LASSE HALLSTRÖM, der 2009 mit „Hachiko – Eine wunderbare Freundschaft“ einen der emotional wirkungsvollsten Hundefilme überhaupt schuf. Mit „Bailey – Ein Freund fürs Leben“ drehte er 2015 einen Ami-Streifen nach dem Motto: 4 x kluger BOSS-Hund. Mit philosophischen Identitäts- und Sinn-Fragen. WIE DAS FUNKTIONIERT? =  siehe Kino-KRITIK !  2019 folgte die Fortsetzung, diesmal von gleich vier Drehbuch-Autoren läppisch erdacht und wieder mit dem Kommando ausgestattet – vier Hunde-Schicksale vereinen sich. Kinofilmtitel damals: „Bailey – Ein Hund kehrt zurück“ (s. Kino-KRITIK). Weniger wirkungsvoll als die erste tierische Ausgabe. Für hündische Filmliebhaber: Beide Filme kommen zusammen in einer Box hierzulande ab 8. April auf dem DVD-Markt von „Constantin Film“ heraus. Übrigens – DENNIS QUAID vertritt tapfer Uns-Zweibeiner.

4.)   Und nochmal BEEINDRUCKENDES TIERISCHES = AKTUELLES = HEIMKINO. Titel = „BUTENLAND“Motto: In Marc Pierschels Dokumentarfilm kann man Kühen und anderen Tieren dabei zusehen, wie sie  auf einem ehemaligen Bauernhof „gut“ leben dürfen, der zu einem LEBENSHOF umfunktioniert wurde. Karin Mück und Jan Gerdes leben hier fernab von Nutztierhaltung gemeinsam mit den Tieren. Das intime Porträt hinterfragt den gegenwärtigen Status von Nutztieren in unserer Gesellschaft und lässt einen berührt zurück. Im Februar 2020 kam dieser Dokumentarfilm in die hiesigen Lichtspielhäuser und wurde viel beachtet (und kommentiert). Ich empfehle: s. Kino-KRITIK (= 5 PÖNIs) und die nächste 82minütige und jetzt häusliche Besichtigung.

5.)   „Nur eine kleine Eule ist noch wach / Und immer wenn der Mond scheint, dann ist Showtime, dann kommt sie zum Vorschein“. Am vorigen Freitag begegnete ich ihm wieder einmal. Bei der prächtigen Jan Böhmermann-Satire-Show ZDF Magazin RoyaleDie Rede ist von Jan Philipp Eißfeldt, der sich JAN DELAY nennt und viel mit Hip-Hop, Reggae, Soul, Rock hantiert und als FUNK-MUSIKER unterwegs ist. Der Hamburger des Jahrgangs 1976 hat einen phantastischen neuen Song geschmückt, Titel: EULE“, und auch der Puppen-Clip dazu ist ein Hammer. Ganz klar: Mein Lieblingssong der Woche  = mit einer ebenfalls begeisternder B A N D:

Wünsche eine funkige GESUNDE Woche.

HERZlichst:   PÖNI PÖnack

kontakt@poenack.de

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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