PÖNIs BLOG (111): ERICH KÄSTNER; MANK; 50 JAHRE „TATORT“; „ONE WORD“; KARL DALL

0.) Habe als Jüngling viel gelesen. An vorderster Kinderliteratur-Front war: ERICH KÄSTNER (*23. Februar 1899 in Dresden – †29. Juli 1974 in München). Populär machten ihn vor allem seine herrlichen „treffsicheren“ Kinderbücher wie Emil und die Detektive; Pünktchen und Anton; Das fliegende Klassenzimmer; Das doppelte Lottchen, aber auch Die Konferenz der Tiere. Die sämtlichst – mehrmals – verfilmt wurden. Erich Kästner war nicht nur als Schriftsteller tätig, sondern auch als Publizist, Drehbuch-Autor und Kabarett-Dichter. Seine Karriere begann während der Weimarer Republik mit gesellschaftskritischen und antimilitaristischen Gedichten, Glossen und Essays. Apropos Glosse:

1.) Erstklassige: CINEASTEN-KUNST. Titel: „MANK“Das Drehbuch stammt von Jack Fincher (*1930 – †2003), dem Vater des renommierten Filmemachers, Produzenten und Schauspielers DAVID FINCHER. Unvergessen und unübertroffen mit Spitzen-Werken wie „SIEBEN“ (1995); „THE GAME“ (1997); „FIGHT CLUB“ (1999); „PANIC ROOM“  (2002); „DER SELTSAME FALL DES BENJAMIN BUTTON“ (2008/s. Kino-KRITIK); „THE SOCIAL NETWORK“ (2010/s. Kino-KRITIK) sowie „GONE GIRL – Das perfekte Opfer“ (2014/s. Kino-KRITIK). Zweimal wurde David Fincher, geboren am 28. August 1962 in Denver, Colorado, bisher für den „Oscar“ nominiert („Benjamin Button“; „The Social Network“), einmal bekam er den „Golden Globe Award“ – für „The Social Network“ -, außerdem erhielt er 2011 den „César“ für „The Social Network“. Im November 2019 begann David Fincher und sein Team mit den Dreharbeiten zu einem exzellenten Schwarzweißfilm. Thema: HERMAN J. MANKIEWICZ. Seines Zeichens US-amerikanischer Drehbuch-Autor, der – gemeinsam mit Orson Welles – für das Drehbuch zu d e m cineastischen Klassiker überhaupt,  „CITIZEN KANE“, 1941 mit dem „Oscar“ belobigt wurde. Francois Truffaut fasste es einmal zusammen: „Alles, was im Kino nach 1940 Bedeutung hat, ist von Citizen Kane beeinflusst“. Auf der Top-Ten-Liste der Fachzeitschrift „Sight & Sound“ des British Film Institute, die alle zehn  Jahre von bekannten Regisseuren und Kritikern gewählt wird, belegte Citizen Kane („Bürger Kane“) von 1962 bis 2002 DURCHGEHEND den ersten Platz. Auf der dortigen „Nur“-Kritiker-Liste befand sich der Film von 1962 bis 2011 ununterbrochen auf Platz 1. Das American Film Institute listet Citizen Kane als den besten US-amerikanischen Film aller Zeiten und wählte ihn 1998 und 2007 auf den ersten Rang der 100 besten US-amerikanischen Filme. Ebenso urteilte das französische Film-Magazin Cahiers du cinéma 2008 und setzte den Film von Orson Welles auf Platz 1 der besten Filme aller Zeiten. 1989 wurde CITIZEN KANE als einer der ersten Filme in das US-amerikanische National Film Registry  aufgenommen.

„MANK“. 1940. Wir befinden uns auf einer abgelegenen Ranch im kalifornischen Victorville. In einer Hütte in der Mojave-Wüste, 85 Meilen nordöstlich von Los Angeles. Lernen den „ramponierten“ Drehbuch-Autor Herman J. Mankiewicz kennen. Der ist gezeichnet von Alkohol und Schlafmittel-Drogen. Zudem erlitt er bei einem Unfall einen Beinbruch und ist dadurch eigentlich ans Bett gefesselt. Bewegt sich mühsam mit Krücken. Was er „zur Zeit“ überhaupt nicht verknusen kann, schließlich hat er den (Arbeits-)Auftrag übernommen, binnen sechzig Tagen für den jungen Orson Welles das Drehbuch für dessen Debütfilm „Citizen Kane“ zu verfassen. Für „Mank“ die Chance, in Hollywood Plus-, also Anerkennungspunkte abzuräumen. In seiner Begleitung: Die Sekretärin Mrs. Rita Alexander (LILY COLLINS). Außerdem mit-dabei: Die deutschstämmige Krankenschwester Fräulein Frieda (Monika Grossmann). Der Stoff kriegt cineastischen Sauerstoff. In Rückblenden wird der Aufstieg von Herman J. Mankiewicz in Hollywood sichtbar. Wie und wo er es mit verantwortlichen Bossen zu tun bekommt. Und sich’s gut gehen lässt, bevor er sich in deren politische Machenschaften „einmischt“. Dabei natürlich gehörig aneckt. Und ziemlich absäuft. Wie er der attraktiven Schauspielerin Marion Davies (AMANDA SEYFRIED) zufällig am Set begegnet, sich mit ihr anfreundet und durch sie ihren Lover, den Zeitungsverleger William Randolph Hearst (CHARLES DANCE), kennenlernt. In dessen Residenz er dann ein- und ausgeht. Wobei sich dabei im Kopf „Citizen Kane“ entwickelt. Mit dem Drehbuch hofft „Mank“ sich wieder „qualifizieren“ zu können. Allerdings – Orson Welles (TOM BURKE) sucht ihn regelmäßig auf. Was zwangsläufig zu „Differenzen“ führt.  Mit (Be-)Deutung: Mankiewicz‘ Drehbuch entpuppt sich als persönliche Abrechnung mit dem Medien-Diktator Hearst UND dem anti-liberalen Hollywood. Voller Unvernunft und Macht-Druck.

ER zählt zu den besten Mimen überhaupt: GARY OLDMAN. Londoner des Jahrgangs 1958. Der vielfach prämierte Schauspieler, Regisseur und Filmproduzent war 2012 für die Hauptrolle in „Dame, König, As, Spion“ (s. Kino-KRITIK) erstmals für den „Oscar“ nominiert. 2017 erhielt er die begehrte Trophäe für seine hervorragende (Masken-)Darstellung von WINSTON CHURCHILL in dem vorzüglichen Streifen „Die dunkelste Stunde“ (s. Kino-KRITIK). Als „MANK“ = HERMAN J. MANKIEWICZ  mimt er begeisternd den intellektuellen Outlaw. Lässt vorzüglich Seelen-„Akrobatik“ spüren. Ist als intellektueller Denker und Dichter ein ungeheuerliches Wink-Licht. Hat für sich, als Herman J. Mankiewicz, Stolz und Ehre wiedergefunden. GARY OLDMAN ist hier ein unglaublich-überzeugendes, faszinierendes wie spannendes Darsteller-Phänomen. Wobei sein zynischer Ironie-Humor und der authentische Hintergrund „speziell“ fighten. „MANK“ ist authentisch-stimmend, weil die aktuellen Verweise „darin“ stimmen; in Sachen Trump-Schmutz und -Ekel: Wie vermag ich einen politischen Wahlausgang zu vereinnahmen? Wie gelingt es mir, illegal-legal Macht zu bekommen? Viel Ebenfalls-Lob zugleich an Regisseur David Fincher. Dessen visuelle Ästhetik, einschließlich der zahlreichen Anspielungen auf Zeit und authentische (Film-)Epochen, stimmungsvoll imponiert. Und auch beeindruckend mit historischen Film-Motiven fein-rätselhaft gefüllt ist.

„MANK“ oder: 131 Film-Minuten, die stark berühren, emotionalisieren, im wahrsten Sinne glänzend wie klug zu unterhalten verstehen. NETFLIX startet am 4. Dezember einen Hit, der eigentlich zuerst ins Kino gehört, weil er dort ebenfalls alle fesselnde Ehre machen würde (= 5 PÖNIs).

(Fotoquelle: WDR / Frank Dicks)

2.) ARD-TATORT-JUBILÄUM: Titel = „IN DER FAMILIE“. Für mich ein sonntägliches Pflichtprogramm am Abend = der „Tatort“-Krimi. An diesem Sonntag-Abend ist es 50 Jahre her, dass die ARD-Reihe startete. Es war am 29. November 1970, als der vom NDR produzierte Krimi „TAXI NACH LEIPZIG“ lief. Regisseur und Autor war PETER SCHULZE-ROHR, der Co-Autor hieß FRIEDHELM WERREMEIER; die Titelmusik stammte (und blieb) von KLAUS DOLDINGER. In der Hauptrolle verkörperte WALTER RICHTER den Hamburger Kommissar PAUL TRIMMEL. Dabei war dieser Film bereits der zweite Auftritt der Figur Trimmel, denn sein  erster Fall wurde bereits 1969 unter dem Titel „Exklusiv!“ gesendet. Nachträglich wurde dieser Streifen dann als Folge 9 in die Krimi-Reihe aufgenommen und im Juli 1971 als solche ausgestrahlt. Erfinder des TATORTS war GUNTHER WITTE, ein studierter Theaterwissenschaftler, der eigentlich mit dem Genre „nichts am Hut“ hatte, wie er gegenüber „Spiegel“ und „Stern“ zugab. Witte konzipierte die Krimi-Reihe vergleichsweise simpel: In jeder Folge sollte ein Kommissar im Mittelpunkt stehen, und die Geschichte sollte regional gefärbt sein. Entsprechend sollte jede Landesrundfunkanstalt ihren eigenen Ermittler zur Verfügung stellen, der mit dem örtlichen Dialekt vor einer Kulisse agiert, die dem Zuschauer vertraut ist. Aus Wittes TV-Experiment wurde KULT. Anlässlich des Jubiläums an diesem Sonntag, den 29. November 2020, haben sich die Macher „etwas Besonderes“, wie sie sagen, einfallen lassen: Eine DOPPEL-Folge, mit den populären Ermittlern aus München, Batic und Leitmayr (MIROSALAV NEMEC & UDO WACHTVEITL), sowie Kalli Hammermann (FERDINAND HOFER), die auf ihre Kollegen/Innen aus Dortmund treffen: Faber (JÖRG HERTMANN), den ich als legitimen wie deftig-heftigen „Schmutz“-Nachfolger vom einstigen Rebellen „Schimanski“ (Götz George) betrachte; Bönisch (ANNA SCHUDT), Dalay (AYLIN TEZEL) und Pawlak (RICK OKON). Teil 1 entstand unter der Regie von DOMINIK GRAF, für Teil 2 am darauffolgenden Sonntag, den 6. Dezember war PIA STRIETMANN Regie-verantwortlich. Zweimal adventliche Höchst-Spannung. Hoffentlich.

3.) DOKUMENT. Titel = „ONE WORD“VIVIANA URIONA ist Dokumentarfilmregisseurin. Mit einem kleinen Filmteam sowie der Unterstützung des Deutschen Auswärtigen Amtes hielt sie sich 2018 zehn Monate auf den Marshall-Inseln für Dreharbeiten auf. „Wir waren im Pazifik auf der Suche nach den bereits sichtbaren Folgen der globalen Erwärmung für die Inseln und ihre Menschen. … Unser Ziel war es, einen Film zu verwirklichen, in dem die Betroffenen über sich selbst berichten und dabei sowohl wissenschaftlichen als auch sozialen und selbstverständlich emotionalen Fragen nachgehen. Wie fühlen sich Menschen, deren Heimat verschwinden wird? Wohin werden sie gehen? Was geschieht mit ihrer Identität? Was sagen sie denen, die die Katastrophe verursachen? Gibt es Möglichkeiten zu bleiben, was ist dazu technisch nötig?“ (Viviana Uriona). Der Film hätte am 4. November seine deutsche Kino-Premiere haben sollen. Weil die Lichtspielhäuser schließen mussten, wurde er ins Netz verlegt. Dort läuft er – für die Schweiz, Deutschland und Österreich – in „virtuellen Kinosälen“ und soll später „regulär“ in Kinos präsentiert werden.

4.) MUSIKALISCHER ABSCHIED: Geboren am 1. Februar 1941 in ostfriesischen Emden, gestorben am 23. November 2020 in Hamburg. KARL DALL habe ich gemocht. Sowohl SEHR als Mitglied der vierköpfigen exotischen Komiker-Truppe Insterbrug & Co. wie auch oft als Solo-Clown. Oder auch manchmal im Kino („Quartett im Bett“). Musikalisch hat er mich vor allem mit einem 70er-„Knüller“ begeistert, und der ist derzeit mein Liedgut-Jux der Woche. Dabei ist besonders auf den genialen TEXT zu achten:

Wünsche eine PRIMA-Doofe und vor allem GESUNDE WOCHE.

HERZlich: PÖNI PÖnack

kontakt@poenack.de

 

 

 

 

 

 

 

 

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