THE SOCIAL NETWORK

PÖNIs: (4,5/5)

„THE SOCIAL NETWORK“ von David Fincher (USA 2009/2010; B: Aaron Sorkin; nach einem Buch von Ben Mezrich; K: Jeff Cronenweth; M: Trent Reznor; Atticus Ross; 121 Minuten; Start D: 07.10.2010); DAS ist bei mir völlig „out“: FACEBOOK. Diese gigantische virtuelle Welt, in der man „Freunde“ findet. Und sich ungeniert über ALLES austauscht. Damit ALLE es lesen können, wollen, dürfen. Undsoweiter…undsofort. So isses doch, oder? Im 21. Jahrhundert akzeptieren wir gefühlt das moderne George Orwell-Universum („1984“): Der dauerhaft gläserne, überschaubare Bürger, das Rest-Individuum von Mensch, kein Ausweichen möglich: Die Elektronik lenkt uns. Über seine zynischen Lenker. Bzw. professionellen Denker.
WIE aber ist DAS neulich entstanden? Davon handelt der Film. Und WIE SIE sich seitdem zoffen. Denn es geht um unvorstellbare Summen.

Dabei sind die Geschäftsleute und Entscheider von heute nicht nur die bekannten Nadelstreifen-Fuzzis, sondern „harmlose“ Badelatschen-Treter mit Genie-Technik und Voll-Kapitalismus im Kopf. Wie MARK ZUCKERBERG. Der, wie es offiziell heißt, mit ein paar Gleichgesinnten, anno 2003/2004 Facebook entwickelte. Und auf den digitalen Markt brachte. Erst regional, dann überregional, schließlich weltweit. Mark, ein unscheinbarer Uni-Boy, hochintelligent, mit autistischem Genie-Gehabe, zweifellos eine „spezielle Persönlichkeit“, soll aber Facebook geklaut haben. Und DIE, denen er DAS geistig gestohlen hat, mucken nun mächtig auf. Wie die Zwillingsbrüder Tyler und Cameron Winklevoss. Sie hatten ihren Harvard-Kommilitonen angeheuert, um die Idee eines solchen „sozialen Programms“ zu entwickeln, zu programmieren. Zuckerberg aber „übernahm“ dies und verwirklichte es auf eigenen Namen. Gemeinsam mit seinem Freund Eduardo Saverin. Der eigenes Geld in dieses Projekt steckte und dafür einen 30%igen Firmen-Anteil bekam. So erzählt es der Film. Und vieles Andere „drumherum“. Faktisch, technisch wie figürlich.

Der Film basiert auf dem Sachbuch „The Accidental Billionairies: The Founding of Facebook, a Tale of Sex, Genius and Betrayal“ von Ben Mezrich aus dem Vorjahr (deutscher Buch-Titel: “Milliardär per Zufall: Die Gründung von Facebook – eine Geschichte über Sex, Geld, Freundschaft und Betrug”). Der renommierte Drehbuch-Autor AARON SORKIN (Drehbücher zu „Malice – Eine Intrige“; 1993/mit Nicole Kidman; „Hallo, Mr. President“, 1995/mit Michael Douglas sowie „Der Krieg des Charlie Wilson“, 2007/mit Tom Hanks) schrieb das Drehbuch. Das sich, wie schon die Vorlage, weniger mit dem „politischen Phänomen“ Facebook selbst, sondern mit den Gründern, Entwicklern, Machern befaßt. Und ihren zwischenmenschlichen sowie vor allem juristischen Zwistigkeiten. Aaron Sorkin, der mit seinem Bühnenstück, dem Militär-Gerichtsdrama “A Few Good Men” Ende der achtziger Jahre am Broadway einen Bühnen-Hit landete, der 1992 unter dem Titel “Eine Frage der Ehre” mit Tom Cruise und Jack Nicholson verfilmt wurde und zu einem Hollywood-Blockbuster mutierte, setzt vor allem auf Worte. VIELE Worte. In allen Variationen. Weiß um ihre Gewichtigkeit. Bedeutung. In Betonung und „Bewegung“. Sorkin setzt auf eine starke, kraftvolle, nachhaltige Sprache. Auf die schnelle, „zielgerichtete“ Spannungsrache.Der Hör-Film sieht und fühlt sich wie ein Verbal-Western an. Mit gigantischen „Duellen“. Und Worten als Kugeln. Die treffen sollen. „Wirken“ sollen. In der Konfrontation zwischen DEM KOMMUNIKATOR, Boss Mark Zuckerberg, und seinen „Herausforderern“. Den eigentlichen Facebook-Pionieren. Was für ein Drama!

ER wurde am 10, Mai 1962 in Denver/Colorado geboren: DAVID Leo FINCHER. Mit seinen 8 Spielfilmen, die zwischen 1992 und 2010 entstanden, hat er Genre-Maßstäbe gesetzt: „Alien 3“; vor allem „SEVEN / SIEBEN“ (mit Morgan Freeman/Brad Pitt/Kevin Spacey); „The Game“ (mit Michael Douglas); „Fight Club“ (Brad Pitt); „Panic Room“ (Jodie Foster); „Zodiac – Die Spur des Killers“ sowie davor „Der seltsame Fall des Benjamin Button“ (Brad Pitt) /s.Kino-Kritik). Hier nun aktiviert er faszinierend aktuelle GEDANKEN. Dabei geht es um Kreativität und Urheberrechte. Um Machen, Manipulieren, Kopieren, Klauen. Als Erfolgsmodell. Business made by Heute. Und es geht um aktuelle Zeitgeschichte. Sind normalerweise brisante Themen – aus juristischen Gründen – so vergleichsweise kurz nach Entstehen nicht zu behandeln, und schon gar nicht in einem „fiktionalen“ Spielfilm, so zieht Fincher das hier konsequent durch. Motto: Die viel beschäftigten geschäftigen Jungen. Die neue Elite. Und ihre scheinbar grenzenlose Dynamik. Technisch, mathematisch, draufgängerisch, un-menschlich.

Sie beherrschen das digitale Know-How perfekt, sind bereit, ununterbrochen zu „machen“. Um sich zu beweisen. Um wem auch immer ES zu beweisen. Um Erfolg zu haben. Rundum. Für Mark Zuckerberg ein Muss. Denn gleich am Anfang gibt ihm eine Freundin zu erkennen, was für ein definitiver Arschloch-Typ er doch sei. Der sich hinter seinen Computern verstecken wird, um eine Ausrede dafür zu haben, keine Mädels abzubekommen. Wuff. Das sitzt sofort. Mark ist aufgebracht, aufgewühlt. Ge-/betroffen. Macht sich also ans Werk. Ein Unsympath als Soziopath. Als asozialer Manager. Dessen Energie irre wie erfolgreich ist. Dem wir täglich begegnen (können). Wenn wir den Computer einschalten. Im Abspann heißt es: FACEBO0K hat heute mehr als 500 Millionen aktive Nutzer weltweit. MARK ZUCKERBERG, heute 26, ist derzeit der jüngste lebende Milliardär auf der Welt. Sein derzeitiges Vermögen wird auf rd. 6,9 Milliarden Dollar geschätzt. Die Prozesse laufen weiter.
Regisseur David Fincher liefert hochkarätige, argumentative Kopf-Suspense.

A Star is born: JESSE EISENBERG. Geboren am 5. Oktober 1983 in New York City. Neben Richard Gere war er 2007 in dem Kriegsberichterstatter-Thriller „Hunting Party – Wenn der Jäger zum Gejagten wird“ als Journalisten-Jungspunt aktiv. Im letzten Jahr war er filmisch sowohl im „Adventureland“ (= DVD-Premiere bei uns) wie auch im „Zombieland“ (s. Kino-Kritik) /neben Woody Harrelson) unterwegs und fiel angenehm „klein“ auf. Dies hier ist sein erster GROSSER darstellerischer Triumph. Als Mark Zuckerberg ist er atmosphärisch so etwas wie die schurkische Seele eines jugendlichen „Rain Man“-Dustin Hoffman. Diabolisch, gefährlich, genial, „uneinnehmbar“. Ein im besten Sinne reizvoller, packender, lustvoller und ganz und gar überzeugender Act. Jesse Eisenberg darf auf seine erste „Oscar“-Nominierung hoffen. Um ihn herum gruppieren sich großartige schauspielerische Mitstreiter wie die „gelackten Zwillinge“ Armie Hammer/Josh Pence, der exzellente Andrew Garfield als genarrter, ausgetrickster und zurück-keilender Freund Eduardo Saverin sowie Pop-Star und mehrfacher „Grammy-Preisträger JUSTIN TIMBERLAKE („The Open Road“, neben Jeff Bridges; bei uns neulich als DVD-Premiere herausgekommen), der Zuckerbergs Förderer Sean Parker, einst Mitgründer der Musiktauschbörse Napster, super-aufgeräumt clever durchraunzt.

Außerordentlich wortreich und dabei glänzend unterhaltsam: The Social Network“ – ein brillanter wie „brennender“ Zeitgeist-Film aus Hollywood (= 4 ½ PÖNIs).

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