PFERDE STEHLEN

PÖNIs: (1/5)

„PFERDE STEHLEN“ von Hans Petter Moland (B + R; Norwegen/Schweden/Dänemark 2018; nach dem gleichn. Roman von Per Petterson/2006; K: Rasmus Videbaek; M: Kaspar Kaae; 122 Minuten; deutscher Kino-Start: 21.11.2019); ich muss lästern. Aber zuvor eine kleine Hymne auf den 64-jährigen norwegischen Autoren-Regisseur HANS PETTER MOLAND. Der hat über die Jahre mit seinen Filmen – fast immer – viel Kino-Freude bereitet. Erinnert sei an Filme wie „Ein Mann von Welt“ (2010/s. Kino-KRITIK); „Einer nach dem anderen“ (2014/s. Kino-KRITIK) und „Erlösung“ (2016/nach Jussi Adler Olsen/s. Kino-KRITIK). Zuletzt aber lag er mit seiner ersten Hollywood-Produktion, „Hard Powder“ (s. Kino-KRITIK), das US-Remake von „Einer nach dem anderen“, ziemlich daneben. Wie auch hier. Motto: Wir grübeln mal. Ausgiebig.

Bei der Berlinale sieht alles anders aus. Man nimmt wohlwollend diesen skandinavischen Wettbewerbsbeitrag im Frühjahr zur Kenntnis, atmet tief durch und geht zur Tagesordnung, also zum nächsten Film, über. Dass der Beitrag dann einen „Silbernen Bären“ für seine „herausragende künstlerische Leistung“ (Kamera) einfährt, wird notiert. Dann ist der Film, in dem immerhin STELLAN SKARSGARD (2 x „Mamma Mia!“; „Verblendung“) die Hauptrolle stellt, weg.

Bis er jetzt fürs Kino platziert wird. Dann sehe ich ihn nochmal. Außerhalb der Frühjahrs-Kunstmesse Berlinale. Und bin erstaunt. Wie „unpassend“ er doch ist. Direkt langweilig. Weitgehend uninteressant. Was oder wen haben wir hier: „Pessi-Menschen“. Ziemliche Depri-Gestalten. Die Menschen vom Wald eben. Desillusionierte Tragödien-Figuren. Denen in der Kindheit und danach ziemlich übel mitgespielt wurde. Die ziemlich viel verdauen müssen: Spott, verdeckte Aggressionen, heimliche verklemmte Erotik. Zwischen den Jahren angesiedelt: 1943, 1948, 1956, heute. In der Mischung: Tod des Lebenspartners. Das damalige Verschwinden des Vaters. Damals. Wo: Kleines Kind erschießt Bruder. Natürlich versehentlich. Aber schlimm. Wo Tiere getötet und ebenso sinnlos Bäume gefällt werden. Mit extremen Unfall-Folgen. Irgendwas mit Sexualität. Die nicht ausgelebt werden darf. Oder so. Gierige Blicke und minimale Bewegungen/Berührungen deuten auf Lust hin. Oder so was. Diese beklemmende Atmosphäre beim Viel-Schweigen. In die Gegend schauen. Neid, Schmerz, Katastrophen-Emotionen. Und Nazis tauchen auch auf. Inmitten blühender Landschaften. Eine dauerhafte Trauer-Stimmung. Menschen leben, wissen aber offensichtlich nicht, warum. Oder nicht so genau. Oder so. Was. Ein Satz fällt: „Ich geh‘ auch bald ins Bett“. Die Zeit steht, die Musik jault und der allerletzte Satz der fällt, lautet: „Und wir entscheiden selbst, wann es wehtut“. Genau. Nämlich: jetzt.

Berlinale-Wettbewerbsfilme sind oft nix für den Kino-Alltag. Programmierte Flops. Wie hier (= 1 PÖNI; tolle Landschaft).

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