LITTLE WOMEN

PÖNIs: (4,5/5)

„LITTLE WOMEN“ von Greta Gerwig (B + R; nach dem gleichn. zweiteiligen Roman von Louisa May Alcott/1868/69; K: Yorick Le Saux; M: Alexandre Desplat; 135 Minuten; deutscher Kino-Start: 30.01.2020); der Reihe nach. Bewusst tauchte sie „richtig“ erstmals bei uns im Januar 2013 auf, als im hiesigen Heimkino der Streifen „Algebra in Love“ von Whit Stillman (s. Heimkino-KRITIK) auftauchte: GRETA GERWIG, geboren am 4. August 1983 im kalifornischen Sacramento. Davor hatte sie 2009 einen Auftritt in der wenig gelungenen, auf der Berlinale von 2010 präsentierten  Komödie „Greenberg“ von Noah Baumbach (s. Kino-KRITIK), neben Ben Stiller und – fiel auf. Wurde „bemerkt“ als „maßgebliche Leinwandheldin ihrer Generation“ („New York Times“). Ihr nächster Auftritt lief dank eines weiteren uninspirierten Unlustig-Streifens namens „Arthur“ (s. Kino-KRITIK) nur durch. Dann aber avancierte Greta Gerwig zum vielbeachteten It-Girl in der Branche dank ihrer vorzüglichen Rollen in Filmen wie „Frances Ha“ (s. Kino-KRITIK); „Misstress America“ (s. Kino-KRITIK) sowie „Maggies Plan“ (s. Kino-KRITIK). 2018 lief bei uns ihr erster eigener Film an, als Drehbuch-Autorin und Regisseurin, „Lady Bird“ (s. Kino-KRITIK), der weltweit hymnisch gefeiert wurde und ihr zwei „Oscar“-Nominierungen für Regie und Original-Drehbuch einbrachte. Ebenso für ihre Hauptakteurin, die irische Schauspielerin SAOIRSE RONAN (Vorname ausgesprochen: SIERSCHA). Wie jetzt auch erneut für ihren Hauptrollen-Part in dem Film „LITTLE WOMEN“. Der insgesamt sechsfach für die „Oscar“-Nacht am 9. Februar 2020 nominiert wurde, darunter auch eine Nominierung für Saoirse Ronan, wobei  = sie kürzlich bereits den „Golden Globe 2019“ zugesprochen bekam als „Beste Hauptdarstellerin“. Wir konstatieren: GRETA GERWIG & SAOIRSE RONAN sind gemeinsam angesagt.

Der gleichnamige, autobiographisch beeinflusste Roman der US-amerikanischen Schriftstellerin Louisa May Alcott (*29.11.1832 – †06.03.1888) erschien 1868/1869 zweiteilig. Avancierte zum Klassiker der Weltliteratur. Wurde des Öfteren verfilmt, zuletzt 1994 – dreifach „Oscar“-nominiert – durch die Regisseurin Gillian Armstrong, mit der damals – ebenfalls – „Oscar“-nominierten Winona Ryder; hierzulande bekam er damals den Kino-Titel „Betty und ihre Schwestern“. Mitte des 19. Jahrhunderts. In Neuengland. Der amerikanische Bürgerkrieg ist noch in vollem Gange. In der Familie March befindet sich der Hausherr im soldatischen Einsatz. Mutter Marmee March (LAURA DERN) bemüht sich nach Kräften, ihre vier Töchter Meg (EMMA WATSON), die älteste träumt von der Gründung einer eigenen Familie; Jo (SAOIRSE RONAN), die nach Unabhängigkeit strebt und Schriftstellerin werden will; Beth (ELIZA SCANLEN), scheu und musikalisch „ausgerichtet“; sowie Amy (FLORENCE PUGH), die Ambitionen in Sachen Malerei hegt. Es ist eine Geschlechter-disziplinierte Zeit. „Ich habe es so satt, wenn die Leute sagen, dass Liebe das Einzige ist, wozu eine Frau fähig ist“, bricht es einmal aus Jo heraus. Als sie den Heiratsantrag des reichen Nachbarjungen Laurie (TIMOTHÉE CHALAMET/“Call Me by Your Name“) dankend ablehnt. Als thematisches Signal: Diese Frauen haben keinesfalls die Absicht, sich dem geltenden Patriarchat zu unterwerfen. Sie haben Lust und sind willens, ihre eigenen persönlichen Interessen voranzustellen. Natürlich ecken sie damit/dabei an. Vermögen sich aber auch individuell „zu stärken“. Aus der Sicht des Unruhegeistes Jo folgen wir fortan dem außer-ordentlichen Geschehen. Mit subtil moderner Beobachtung. Vom zeitgenössischen Staub listig befreit. „Little Women“ lächelt fortwährend clever. Überspringt glaubhaft-pikant die gesellschaftlichen = seelischen Druckstellen jener Epoche. Für Frauen. Ohne ideologische Kraftmeierei. Was für ein großes emanzipatorisches und berauschend schönes („Gegenwarts“-)Vergnügen sorgt, mit dieser „feministischen Rasselbande“ („Die ZEIT“).

„Little Women“ wird hier, im Gegensatz zu den filmischen Vorgängern, nicht chronologisch erzählt, sondern springt – mühelos – in Zeitebenen und zwischen den Figuren hin und her. Der Film startet zeitlich in der Mitte des Geschehens. Wo die unverheiratete Jo in einem Gästehaus mit lauter Kerlen in New York lebt und an ihren Kurzgeschichten feilt. Und verkauft. Die folgenden Rückblenden bilden unangestrengt und liebevoll das feminin-gesellschaftliche Lebensweg-Thema. Von wegen: Ambitionen, Hoffnung, Ernüchterung. Über das Erwachsen-Werden und schwierige -Sein. Dabei setzt Greta Gerwig nicht auf radikale Rebellion, sondern schmückt ihre spannenden „Mädels-Biografien“ um die Reizpunkte Emanzipation, Selbstbestimmungslust, Karriere und Familie mit einer faszinierenden Detail-Lust sowohl an den Bewegungs- wie auch an prächtigen Kostümmotiven von „damals“. Wo inmitten der Konventionen eine köstlich-vitale „Aufbruchsstimmung“ erkennbar wird.

Das Ensemble: glänzt. Die Charakterzeichnungen und Identifizierungen der vier Hauptakteurinnen sind großartig. Gelungen. Beeindruckend, einfühlsam, von wunderbar emotionaler Tiefe. Bis in die kleinsten Nebenparts. Etwa wenn MERYL STREEP mit einer zynischen Tante March knurrig glänzt. Was ein CHRIS COOPER – als Mr. Laurence – buchstäblich-komisch „abbekommt“.

Ein begeisternder kluger Frauen-Film. Den gewiss auch Männer zu schätzen wissen und mögen werden (= 4 1/2 PÖNIs).

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