EIN GAUNER UND GENTLEMAN

PÖNIs: (4/5)

„EIN GAUNER UND GENTLEMAN“ von David Lowery (B + R; nach dem Artikel „The Old Man & the Gun“ von David Grann in „The New Yorker“ aus dem Jahr 2003; USA 2017; K: Joe Anderson; M: Daniel Hart; 94 Minuten; deutscher Kino-Start: 28.03.2019); wenn es darum geht, Respekt und Zuneigung zu vereinen, dann ist die Rede ganz bestimmt auch von: ROBERT REDFORD. Der in diesem Jahr (am 18. August 2019) 83 Jahre alt werdende Schauspieler, Regisseur und Filmproduzent und Festival-Gründer („Sundance“/seit 1981) und – als Unterstützer des „National Resources Defense Council“ – Umweltschützer gilt nicht nur als Ikone des amerikanischen Kinos, sondern auch als liberaler Freigeist. Dessen FILM-Liste umfangreiche Spitzenfilme und Meisterwerke umfasst. Meine Lieblingsfilme MIT ihm sind: „Zwei Banditen/Butch Cassidy and the Sundance Kid“; „Jeremiah Johnson“; „Der Clou“; „DIE DREI TAGE DES CONDOR“; „Die Unbestechlichen“; „Der elektrische Reiter“ (s. Kino-KRITIK); „Der Pferdeflüsterer“ (= auch Regisseur/s. Kino-KRITIK); „All Is Lost“ (s. Kino-KRITIK). Seine besten Regie-Filme sind für mich: „Eine ganz normale Familie“ (Regie-„Oscar“ 1981); „Aus der Mitte entspringt ein Fluss“; „MILAGRO – DER KRIEG IM BOHNENFELD“ (s. Kino-KRITIK); „Von Löwen und Lämmern“ (s. Kino-KRITIK).

Mit „The Old Man & the Gun“, so der Originaltitel, verabschiedet sich ROBERT REDFORD vom Kino. Sagt er jedenfalls. Und es ist ein würdiger Leinwand-Abschied. Geworden. Redford mimt – wunderbar stoisch – einen Oldie namens Forrest Tucker („Auch diese Geschichte ist weitgehend wahr“/Vorspann). Der „ewige“ Ausbrecherkönig und Bankräuber existierte wirklich/*1920 – †2004). Wir befinden uns im Juli des Jahres 1981. Gerade hat Ronald Reagan als 40. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika sein Amt angetreten. Als Forrest im Mittleren Westen der USA wieder einmal „SEIN Amt“ ausübt. Und eine Bank überfällt. Doch nicht mit Karacho, Geschrei und eventuellen physischen Opfern, sondern so, wie er das immer schon „macht“: ganz Gentleman-like. Forrest Tucker ist ein „altmodischer“, „traditioneller“ Altherrengangster mit spezieller Besonnenheit, also: einem exklusiven Benehmen. Sozusagen: mit „ganz feinen“ Manieren“. „Hantierend“. Niemand soll „zu Schaden“ kommen. So war das immer schon und so soll es bleiben. Auf der Rückfahrt von „der Arbeit“ lernt Forrest die charmante Farmerin und selbstbewusste Witwe Jewel (SISSY SPACEK) kennen. Und schätzen. Man freundet sich an und wird sich im Verlaufe der nächsten Zeit bzw. Jahre immer mal wieder gerne über den Weg laufen. Währenddessen Forrest mit seinen Kumpels Teddy Green (DANNY GLOVER/72) und Waller (TOM WAITS/69) hin und wieder „unterwegs“ ist, um Banken auszurauben. Nicht unbedingt, um dabei den „großen Gewinn“ zu machen, sondern weil man nichts Anderes zu tun weiß. Und der Nervenkitzel ja auch im Alter bei diesem Wahl-Beruf ziemlich tuckert. Vergnügen bereitet. Und Forrest sowieso schon sein ganzes langes Leben nichts Anderes „gemacht“ hat. Dabei öfters gefangen genommen wurde und bisher insgesamt 18-mal aus dem Gefängnis fliehen konnte. Ein Fach-Mann eben. Der besseren alten Schule.

Der Polizist, der IHN jetzt kriegen will, heißt John Hunt (CASEY AFFLECK). Ist ein ziemlich gelangweilter Kleinstadt-Sheriff, der es sich zur dringenden wie persönlichen Aufgabe macht, endlich einen „namhaften“ Ermittlungserfolg stolz verbuchen zu können. Um ihm dabei etwas auf die Sprünge zu helfen, beginnt Forrest genüsslich mit seinem Jäger „zu spielen“. Weist ihn sogar „diskret“ auf „gewisse Spuren“ hin. Das Leben kann so viel ironisches Vergnügen beinhalten.

Forrest Tucker, besser: ROBERT REDFORD, hat die Sympathien auf seiner Seite. Gemächlich, genüsslich nimmt ihn das eine oder andere Mal die liebevolle Kamera mit den grobkörnigen Bildern in melancholischen Beschlag. „Weidet“ sich an seinem hübsch-zerfurchten Gesicht, früher: Poker-Face, und lässt seine blauen Charakter-Augen noch einmal prächtig glänzen. Große Dramatik ist hier nicht annonciert, vielmehr läuft hier eine feine, menschelnde Folklore-Ballade verschmitzt ab. Mit einem prächtigen Typen an der leisen Rampe. Als Forrest und Redford. Und: Mit der zauberhaft-charmanten „Oscar“-Lady SISSY SPACEK („Nashville Lady“) an seiner Seite, deren Jewel-Charisma ebenfalls herrlich strahlt.

Was für ein Geschmack! Was für eine Verbeugung! Zum (Film-)Schluss. Altersweisheit schlägt Jugendwahn. Um viele unterhaltsame Wohlfühl-Längen. Kommt, lasst uns ins Kino gehen, noch einmal ROBERT REDFORD sehen (klingt das nicht poetisch?). Also los (= 4 PÖNIs).

Teilen mit: