ABGESCHNITTEN

PÖNIs: (0,5/5)

„ABGESCHNITTEN“ von Christian Alvart (B; Co-Produzent + R; D 2017; nach dem gleichnamigen Roman von Sebastian Fitzek und Michael Tsokos/2012; K: Jakub Bejnarowicz; M: Christoph Schauer; Maurus Ronner; 132 Minuten; deutscher Kino-Start: 11.10.2018); es ist das zweite Mal, dass eine filmische Adaption „nach Fitzek“ misslingt. 2012 kam „Das Kind“ (s. Kino-KRITIK) heraus und entpuppte sich in jeder Hinsicht als Desaster, und auch jetzt gibt es leider nicht viel Gutes über einen neuerlichen Kino-„Fitzek“-Versuch zu notieren.

Alles Behauptung. Zum Beispiel MORITZ BLEIBTREU. Als hypernervöser Rechtsmediziner Paul Herzfeld. Der viel Quatsch redet und noch mehr Stuss ausübt. Völlig daneben besetzt ist. Mimt. So angestrengt-schlecht war Moritz Bleibtreu auf der Leinwand noch nie.

Aber blicken wir erst einmal nach Helgoland. Dort liegt eine Leiche am Strand. Dort hält sich die Comic-Zeichnerin Linda gerade auf (JASNA FRITZI BAUER). Hat sich nach dort verzogen, um von ihrem üblen Stalker-Ex-Freund Danny wegzukommen. Ein Sturm zieht auf. Linda wird von zwei Kerlen verfolgt – ist einer etwa besagter Danny? – strandet am Strand, findet die Leiche. Findet über das Handy des Toten „Kontakt“ zu Paul Herzfeld.

DER hat inzwischen aus einer Leiche, er ist ja Rechtsmediziner, eine Kapsel herausgeholt, in der ein Zettel mit einer Telefonnummer steckt. Es ist die Telefonnummer seiner Tochter. Sofort ist ihm klar, klar doch, dass seine Tochter, mit der er in keinem guten Kontakt steht, entführt wurde.

Inzwischen hat sich auch noch ein linkischer „Praktikant“ beim Doktor eingefunden, der zwar fachlich eine Niete, aber als künftiger Fahrer und Begleiter willkommen ist. Obwohl er sich „verdächtig“ benimmt. Doch Dr. Paul will auf jeden Fall nach Helgoland. Wo nicht nur das Wetter in Aufruhr ist. Sondern wo Linda auf telefonische Anweisung die Strand-Leiche ins leere Krankenhaus bringt, gemeinsam mit dem Paul-Bekannten und Hausmeister Ender (FAHRI YARDIM). Ab sofort ist die filmische Blut-Fontäne angesagt. Linda befasst sich nämlich ab sofort mit dem Fund-Toten und schneidet ihn auf – unter fachlicher Telefon-Anweisung von Paul. Es gilt nach weiteren „Nachrichten“ des Entführers seiner Tochter zu suchen. Die Polizei etwa einschalten, darf er nicht. Heißt es. (Un-)logisch. Und daran muss sich natürlich ein vermeintlich gebildeter, kluger Doktor halten.

Ab Sekunde eins – alles völlig überzogen. Völlige Unglaubwürdigkeit. Kriminalistisches Schwachmaten-Tun. Eine wirre hin- und herpendelnde Story. Mal drüben, mal Festland. Mitten drin – ein aufgeregter, vergeblich um spannende Plausibilität bemühter und dabei albern, dümmlich, nur überdreht auftretender, wirkender Haupt-Doktor-Akteur. Mit dann sputendem Mädel am Telefon. Schließlich: Wer Comics zeichnet, vermag auch Leichen zu fleddern. In ihnen herum zu schneiden.

Dabei geht es hier nur um die vermeintliche Erfolgs-Spekulation: Zeige möglichst dauerhaft Blut. Gießkannen voller Blut. Aus und in menschlichen Eingeweiden. In denen kräftig „herumgewühlt“ wird. Abgetrennte Gliedmaßen. In Nahaufnahme. Die Kamera: Immer feste druff dabei. Primitiv. Ekelhaft. Nicht einen Deut wirklich spannend. Warum diese rote eindimensionale Tristesse? Um vom (Mit-)Denken abzulenken, wird auf Deibel komm‘ raus Blut geflutet. „Ist das nicht toll?“, schreit es aus den Motiven: Wir können auch: „Blutgericht auf Helgoland“. Massaker müssen nicht immer nur in Texas spielen. Helgoland ist doch auch dunkelrot-schick. Dabei erleben wir – belästigt, entsetzt, gelangweilt von so vielem Krimischen-Blödsinn – nur fades, überkandideltes, spekulatives Kasperletheater in Sau. Mit mal wieder LARS EIDINGER (gerade auch noch als „Brecht“ im Kino) als grotesk-dämonischer Psychopath.

Und mit FAHRI YARDIM als Haushofmeister, der so nuschelnd auftritt, als käme er gerade „lustig“ als Kollega aus einem neuen Til Schweiger-„Tatort“, um hier „so“ gleich weiterzumachen. Während die Musik diese Humbug-Spannung auch noch voll-dröhnend mit-„erklären“ möchte. Und damit den Tinnitus anfeuert.

CHRISTIAN ALVART, der irgendwann für alle Nick Tschiller-„Tatorte“ Rechenschaft ablegen muss, aber in diesem Jahr auch mit dem überragenden Eigen-Thriller „Steig. Nicht. Aus!“ in den Kinos auftauchte (s. Kino-KRITIK), hat hier nur bescheuerten, läppischen Krimi-Murks abgeliefert. Auch der zweite „Fitzek“-Kinofilm ist totale Scheiße (= 1/2 PÖNI; für ein besonders nettes Blut-Gerinnsel).

 

Teilen mit: