SO WIE DU MICH WILLST

PÖNIs: (4/5)

„SO WIE DU MICH WILLST“ von Safy Nebbou (Co-B + R; Fr 2018; Co-B: Julie Peyr; nach einem Roman von Camille Laurens/2016; K: Gilles Porte; M: Ibrahim Maalouf; 101 Minuten; deutscher Kino-Start: 08.08.2019); es ist einige Zeit her, dass der französische Autoren-Regisseur SAFY NEBBOU mit einem Film hierzulande auftauchte – das war im August 2006 mit seinem Drama „Der Hals der Giraffe“ (s. Kino-KRITIK). In seinem neuen Film, der im Frühjahr bei der Berlinale innerhalb einer Sondervorführung erstmals lief, stellt er die Pariser Literatur-Dozentin Claire Millaud (JULIETTE BINOCHE) in den Blick- und Mittelpunkt des Geschehens. Claire, zwei Teenager-Söhne, ist um die 50. Ihr Ehemann hat sie nach 20 Jahren wegen einer Jüngeren verlassen, und auf ihren derzeitigen jüngeren Lover Ludo (GUILLAUME GOUIX) ist kein Verlass. Aus Enttäuschung, Frustration und der Angst vorm Älterwerden nimmt sie „im Netz“, Abteilung: Partner gesucht, eine „zufrieden-stellende“ Fake-Identität an. Nennt sich per Internet Clara Antunès und zeigt an, nicht nur attraktiv zu sein, sondern auch erst 24. Nimmt Kontakt mit Ludos Mitbewohner Alex auf (FRANCOIS CIVIL). Dominiert wieder in Sachen Jugendlichkeit und Schönheit. Was als harmloser Chat-Flirt anfängt, entwickelt sich immer „intensiver“. Als Dauer-Kontakt und -Austausch mit tiefen emotionalen Folgen. Schließlich telefoniert man täglich und verliebt sich gegenseitig. Doch Alex drängt – natürlich – immer mehr darauf, dass man sich endlich und erstmals trifft.

Was als Beziehungsspiel mit Fopperei und Lügen-Existenz beginnt, entwickelt sich immer mehr zu einem thrillerhaften Kammerspiel. In dem sich Claire bei ihrer Therapeutin Catherine (NICOLE GARCIA) erklärt, während die Geschehnisse „ungebremst“ weiterlaufen. Und des Öfteren verblüffende Wendungen annehmen. Raffiniert wie melancholisch blicken wir auf das spannende Versteckspiel einer Frau, die sich zwischen „Krönung“ und Verzweiflung wähnt. Die mit ihren eigenen Verletzungen in eine Zwischenwelt abdriftet. Dabei Lust wie Zerstörung empfindet. Und sich dabei auch – stolz – in ein pikantes „Duell“ mit der Psychologin einlässt: „Catherine“ NICOLE GARCIA („Mein Onkel aus Amerika“) ist eine ebenbürtig-großartige Binoche-„Prüferin“.

„Oscar“-Preisträgerin JULIETTE BINOCHE („Der englische Patient“), 55, derzeit vielbeschäftigt, kürzlich erst in „Zwischen den Zeilen“ (s. Kino-KRITIK) und „Meine schöne innere Sonne“ (s. Kino-KRITIK) bei uns im Kino auftauchend, ist als Claire eine gespaltene Gefühlswonne und trägt den Film geheimnisvoll-bravourös. Ereignisreich.

„Ein fiebriges Hitchcock’sches Melodram“, war in „Variety“ zu lesen. Passt schon (= 4 PÖNIs).

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