„SING STREET“ von John Carney (B + R; Irland/GB/USA 2014; K: Yaron Orbach; M: Gary Clark; 106 Minuten; Start D: 26.05.2016); na klar, kennen Sie ihn. Auch wenn Ihnen sein Name sofort nichts sagt: JOHN CARNEY. Mit zwei – sehr musikalischen – Spielfilmen hat er weltweit auf sich aufmerksam gemacht: Debüt „Once“ („Oscar“ für „Besten Song“/s. Kino-KRITIK) kam im Januar 2008 in die Kinos, danach startete „Can A Song Save Your Life?“ (s. Kino-KRITIK/2014). Jetzt setzt einen seinen „stimmungsvollen Trend“ wunderbar fort. Stichwort: Musik zum Leben. Und Lieben.
Die Achtziger. In Dublin. Vor dem Hintergrund von Rezession und Arbeitslosigkeit wächst der 15jährige Conor (FERDIA WALSH-PEELO) in einem angespannten Elternhaus auf. Scheidung ist zu jener Zeit in Irland noch Tabu, also überträgt sich die Krise der Eltern auch auf den Boy. Der sich durch den älteren Bruder Brendan (JACK REYNOR) jedenfalls mehr „beraten“ und beschützt sieht als durch seine Erzeuger. Als Conor aus Geldgründen die Schule wechseln muss, beginnt neuer Stress. Raus aus der geschützten Atmosphäre eines privaten Instituts hin zum öffentlichen Bildungshaus. Was für ihn erst einmal bedeutet, neuen atmosphärischen wie physischen „Strömungen“ zu begegnen. Zumal auch der autoritäre katholische Oberhirte der Schule vor schmerzhaften Handgreiflichkeiten nicht zurückschreckt. Ein Ausweg, die Antwort: Musik.
Die Songs von The Cure, Duran Duran, a-ha und The Clash sind angesagt. Um irgendwie für sich selbst eine Identitäts-Kurve zu kriegen, mit mehr Spaß als Druck, beschließt Conor, eine Band zu gründen. Auch, weil er der hübschen, so „ganz anderen“, älteren Raphina (LUCY BOYNTON) dadurch imponieren will. Sie ist an der versprochenen „Hauptrolle“ im nächsten Musik-Video seiner Band interessiert, zumal sie ja auch von einer Modell-Karriere träumt. In London. Allerdings: Es existiert weder eine Band noch eine Kamera. Für ein Video. Conor muss improvisieren. Holt einige „Kauze“ aus dem Umfeld zusammen, und man beginnt mit „Musik“. Und „Video“. Und Emotionen.
Hört sich an wie eine schnulzige, sentimentale „irisch dream“-Geschichte, ist aber alles andere als das. John Carney erfindet einmal mehr originelle Typen, mit lakonischem Ton, die keinen Bock auf Nichts haben. Die deshalb ihre Phantasie (buchstäblich) instrumentalisieren und ohne heroische Heldentöne beginnen, etwas Lustvolles anzufangen. Zu wagen. Die kreative Zuversicht auf das im Grunde Unmögliche lässt Einwände zerrinnen.
Wieder kriegt JOHN CARNEY die schmucke Unterhaltungskurve. Bleibt in einem fein pointierten, irisch-ironischen Tonfall; kann mit spannenden Frischgesichtern auftrumpfen (stark, beeindruckend: FERDIA WALSH-PEELO als spannender Conor), die vehement „charming“ sind und als talentierte Rebellen mit Köpfchen emotional warmherzig anmachen und dabei klasse rocken. Die Songs der „Sing Street“ verarbeiten ihren inneren Gemütszustand und die viele Anspannung und fetzen fröhlich ab. Ohne doll auf die Pauke hauen zu müssen.
„Sing Street“ ist einer jener Filme, der – „hey“ – gut tut. Der Spaß verbreitet, ohne blöd zu sein; der eine imponierende, mehr leise denn grölende feine Geschichte verbreitet und sympathisch-reizvolle Figuren präsentiert. Von denen ein Prima-Sound ‚rüberkommt. „Sing Street“ ist einer der schönsten Wohlfühl-Movies der letzten Zeit (= 4 PÖNIs).