PÖNIs BLOG (247): „Tatort“; MOZART IN SCHOTTLAND; „FREAKS OUT“; „LASSIE“; „L’immensita“; „Last Contact“; TV-TIPPS; SINEAD O’CONNOR

(Fotoquelle: NDR / Christine Schroeder)

0.)     Der sonntägliche „TATORT“-Wiederholungsfilm (30.7.) kommt aus Hamburg, heißt „Die goldene Zeit“, ist mit Wotan Wilke Möhring und Franziska Weisz besetzt und wurde bei der ARD-Erstausstrahlung am 9. Februar 2020 von mir als mittel-schlaff, tonmäßig dürftig sowie als Zeitverschwendung bezeichnet (s. TV-KRITIK /2 PÖNIs). Ob sich der Krimi „heute“ passabler anschauen lässt …  bezweifle ich.

1.)     MOZART IN STIMMUNG. Titel = „VERRÜCKT NACH FIGARO“ von Ben Lewin (Co-B + R; Australien/Schottland/GB 2020; Co-B: Allen Palmer; K: Nic Lawson; M: Mozart sowie Cezary Skubiszewski; 104 Minuten; deutscher Kino-Start: 27.07.2023). „Auf solche Filme“ freue ich mich. Besser unterhaltsam als erwartet, mit hübschen Pointen besetzt, der stimmungsvoll von einem offensichtlich „angemachten“ Ensemble verbreitet wird sowie in schöner schottischen Landschaft angesiedelt ist.

Wir lernen kennen: Millie (DANIELLE MACDONALD).  Ihres Zeichens: Anfang Dreißig, hochgelobte, SEHR erfolgreiche Fondsmanagerin und  – auf dem Absprung. Millie möchte ihr Leben total umgestalten. Kehrt London plus Freund den Rücken. Um Opernsängerin zu werden. Millie verabschiedet sich von täglicher Finanz-„Sicherheit“. Reist in die einsamen schottischen Highlands, um bei einer renommierten, aber gefürchteten Gesangslehrerin und ehemaligen Operndiva Meghan (JOANNA LUMLEY) Gesangsunterricht zu nehmen. Fassen wir kurz zusammen: Ich begebe mich irgendwo ins Nirgendwo, um mich bei / mit nicht unbedingt überfreundlichen Menschen aufzuhalten, damit ich mich erfolgreich „aussingen“ kann. Oder so ähnlich.

Millie wohnt im Dorfpub der da heißt: „Filthy Pig“ und vom launigen Besitzer Ramsay (GARY LEWIS) im schottischen Dress geführt wird. Und dort lernt Millie den sensiblen Gesangsinteressenten Max kennen (HUGH SKINNER). DER ist ebenfalls ein Schüler bei dieser knochigen Lehrerin Meghan, weil er beabsichtigt, mit deren Unterstützung, den demnächst bevorstehenden Londoner Gesangswettbewerb zu gewinnen, für den nun auch Millie eifrig übt. Zugleich entpuppt sich dieser Max auch als Pub-Koch. Der für Millies Speiseplan zuständig ist. Hier begegnen, besser kontakten ab sofort zwei Konkurrenten. Stimmlich wie emotional. Das kann ja heiter werden.

Und wird es auch. Leidenschaftliche schottische Seelen breiten sich aus.

Es ist „eine romantische Komödie, die mit Hilfe einer Ansammlung origineller Figuren in einem malerischen Städtchen in den schottischen Highlands die zeitlose Hinterlassenschaft dieser absurd schönen Musik feiert, die sich Oper nennt. …  Schlussendlich soll dieser Film ein Lächeln auf die Gesichter zaubern. …  Den Film zu machen war, als würde man frischen Wind ins Leben bringen“ (Autoren-Regisseur Ben Lewin). Yes.

Wer auf gutes Kino steht, wird sich hier wohlfühlen (= 4 PÖNIs).

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2.)     Gelungen: DOPPELTER HORROR. Titel = „FREAKS OUT“ von Gabriele Mainetti (Co-B + Co-Produzent + R + Co-M; It/Belgien 2020; Co-B: Nicola Guaglianone; K: Michele D’Attanasio; Co-M: Michele Braga; 141 Minuten; Uraufführung: 8. September 2021 bei 78. Venedig-Festival; deutscher HEIMKINO-Squareone-Start: 23.06.2023). Dass wir beim vielen Filmtrubel auch auf die filmischen Präsentationen bei den Fantasy-Filmfestveranstaltungen achten sollen, ist bekannt. Hier haben wir es mit solch einem besonderen Film beziehungsweise Ausnahmefilm zu tun, der eigentlich, besser unbedingt, auch – und zuerst – auf die Filmleinwände gehört hätte. Von wegen – es handelt sich hier um ein GENRE-Film-Juwel.

Sie sind eine Laune der Natur; sie sind Ausgestoßene der Gesellschaft; sie sind DIE außergewöhnliche Zirkus-Attraktion. Der Zirkus ist ihre Heimat. SIE, das sind: ein magisch begabter Albino; ein magnetischer Zwerg; ein dynamischer Wolfsmensch mit übermenschlichen Kräften sowie die kindliche elektrische Tänzerin Matilde. Als die Deutschen 1943 in Rom einmarschieren und ihr Zirkusdirektor und jüdische Ziehvater Israel auf der Suche nach einer Fluchtmöglichkeit spurlos verschwindet, beginnt für Cencio, Mario, Fulvio und Matilde eine bizarre Odyssee durch die vom Krieg zerrissene ewige Stadt. Gemeinsam müssen sie ums Überleben kämpfen und hoffen, im Zirkus Berlin, der sich gerade in Rom aufhält, eine neue Heimat zu finden. Doch deren  Zirkusdirektor ist Franz, ein sechsfingriger Nazi-Psychopath, der brillant Klavier zu spielen versteht, „nebenbei“ groteske Menschenexperimente veranstaltet und sich zum rechten Wahrsager berufen fühlt. Weil ER doch zu wissen glaubt, wie er „seinem Führer Adolf Hitler“ den Krieg „retten“ kann. Franz (grandios verrückt: FRANZ ROGOWSKI) kommt diese schräge Superkräfte-Truppe gerade recht. Um viehisch loszulegen. „Mitzuspielen“.

Vorahnung-pur: „FREAKS OUT“ ist ein aufwendig produzierter italienisch-belgischer Doppel-Horror-Streifen, der nach listiger Herzenslust auf der Klaviatur des fantastischen Kinos tickt. „FREAKS OUT“ vermag mit opulenter Ausstattung aufzuwarten sowie mit einem exotisch-reizvollen Figuren-Kabinett und unter Führung des großartig-ekelhaften FRANZ ROGOWSKI die üble, dreckige Clown-Stimmung doppelbödig aufzuheizen. Gabriele Mainetti weiß geschickt diese absonderliche, spektakuläre „Freaks-Geschichte“ vom Kampf nach Freiheit, Anerkennung und gegen Ausgrenzung mit seinem Team spannend-komisch wie traurig-wütend wie empört-entsetzt zu-zündeln. Absolut sehenswert (= 4 PÖNIs).       P.S.: Als Bonusmaterial werden auf der Blu-ray  – ausführlich und deutsch untertitelt – Making of,  Outtakes und Deleted Scenes angeboten.

3.)     Niedlich: FELLIGE STAR-HÜNDIN. Titel = „LASSIE – EIN NEUES ABENTEUER“ von Hanno Olderdissen (D  2022; B: Andreas Cordes; K: Carol Burandt von Kameke; M: David Reichelt; 92 Minuten; deutscher Kino-Start: 27.07.2023). Fortsetzung von „Lassie – Eine abenteuerliche Reise“ vom Februar 2020 (s. Kino-KRITIK /3 PÖNIs). Das Familienfilmprogramm läuft weiter. Mit dieser niedlichen Collie-Hündin. Wenn Menschen herumwuseln, na ja. Wenn DAS schlaue „Model“-TIER herumflitzt, tuckert das Herz. Rassehunde werden geklaut. Lassie mimt auf Detektivin, und drei (Menschen-)Kinder auch. Und eine niedliche Kakerlake mischt auch mit (2 PÖNIs + 1/2 PÖNI für das schmucke Lassie-Fell).

4.)     KEINE ANTEILNAHME. Titel = „L’IMMENSITÁ“ von Emanuele Crialese (Co-B + R; It/Fr 2021; Co-B: Francesca Manieri; Vittorio Moroni; K: Gergely Pohárnok;  99 Minuten; deutscher Kino-Start: 27.07.2023). In einer italienischen Familie in den 1970er-Jahren herrscht angespannte Laune. Obwohl die Familie Borghetti mit ihren drei Kindern gerade in eine komfortable Wohnung umgezogen ist, vermag dies nicht hinwegzutäuschen, dass die Mutter der drei Kinder, Clara (PENÉLOPE CRUZ), in einer lieblosen Ehe gefangen ist. Ihre Einsamkeit versucht sie als „beste Mutter“ für ihre Kinder auszugleichen. Ihrem autoritären Ehemann und ihren Freunden sind Claras vermeintliche Unbefangenheit ein ständig irritierender Dorn im Auge. Dabei verbindet sie besonders mit ihrer ältesten Tochter Adriana eine recht innige Beziehung. Die Zwölfjährige beobachtet ganz genau die wechselnden Stimmungen ihrer Mutter, selber wird sie von niemandem richtig wahrgenommen. Als Adriana auch noch anfängt, sich in der neuen Nachbarschaft unbeirrbar als Junge vorzustellen, wird das fragile äußere Emotionsband, das die Familie gerade noch so zusammenhält, bis an den Punkt gebracht, in dem es zu zerreißen droht. Während die Kinder auf Wegweiser warten, die ihnen helfen, ihren Lebensweg zu entdecken. Zu identifizieren. Seien es emotionale Zeichen, seien es Songs aus dem Fernsehen. Es verändert sich viel um sie herum und vor allem auch in ihnen.

Trocken-trauriges italienisches Familiendrama, mit viel Hoffnungslosigkeit, Umbruchsentwicklungen, mit surrealen Musikstücken als Fluchtsuche; inmitten einer zerbrochenen Gemeinschaft, die Konsequenzen scheut. Während der Kampf um die Geschlechteridentität bei der 12-Jährigen Tochter brodelt. „Der Film ist eine poetische Liebeserklärung an alle, die sich danach sehnen, aus der Konformität auszubrechen“, erläutert Text im Presseheft. Vermag ich nicht nachzuvollziehen; habe mich mehr gelangweilt (= 2 1/2 PÖNIs).

5.)    WENIG ÜBERZEUGEND. Titel = „LAST CONTACT“ von Tanel Toom (D/Estland/GB 2022; B: Malachi Smyth; K: Mart Ratassepp; M: Gert Wilden; 117 Minuten; deutscher Kino-Start: 27.07.2023). Endzeit-Kammerspiel in Demnächst-Zeit. 2063 ist die Erde fast vollständig überflutet. Übrigbleiber sind zwei verfeindete Kontinente sowie eine vor sich hin-rostende Plattform mitten im endlosen Ozean. Auf diesem letzten militärischen Außenposten – 3000 Kilometer fernab der eigenen Heimat – halten drei Männer und eine Frau seit über zwei Jahren die Stellung. Ausgestattet mit einer Atombombe wartet die Little-Crew auf die längst überfällige Ablösung. Doch niemand kommt. Sind sie „Endmaterial“ oder besiegt oder gar die letzten Überlebenden? Der u.a. mit KATE BOSWORTH und THOMAS KRETSCHMANN namhaft besetzte Streifen vermag nur begrenzte äußerliche Spannung zu erzeugen mit diesem Mystery-, Science Fiction- und Thriller-Epos. Dessen Beklemmung mehr erzählerisch-konstruiert denn packend-„real“ wirkt (= 2 PÖNIs).

6.)     TV-TIPPS = ARTE zeigt an diesem Sonntag-Abend ab  20.15 Uhr eine cineastische Leckerei, die schon im Titel „spielt“: „O BROTHER, WHERE ART THOU? – Eine Mississippi-Odyssee“ von Joel und Ethan Coen. Was die hochgeschätzten Coen-Brüder 2000 hier angerichtet haben, beschreibt das Lexikon des Internationalen Films: „Ein auf den ersten Blick minimalistischer Film, der jedoch viele Referenzmöglichkeiten erschließt und seine Wurzeln in der Bibel, der antiken Poetik und der amerikanischen Kulturgeschichte offenbart. Ein im positiven Sinne postmoderner Film, der seine Chiffren und Zeichen geschickt zu setzen versteht“. Namhaftes Personal wie George Clooney, John Turturro, Holly Hunter, Tim Blake Nelson, John Goodman und Charles Durning spielt „hocherfreut“ mit. Eine Wiederholung meldet ARTE  für Freitag, 4.8. ab 13.40 Uhr (= 5 PÖNIs).                     

Für DIENSTAG, den 1.8. annonciert die ARD ab 22.50 Uhr mit „BEFLÜGELT – EIN VOGEL NAMENS PENGUIN BLOOM“ einen wunderbar-„merkwürdigen“ Spielfilm. Um was es dabei wie und urig, faszinierend, erstaunlich-geht, da verweise ich diesbezüglich auf die:  Kino-KRITIK /4 PÖNIs .   Die mit dem Thema  „Das kranke Elstermädchen und die gelähmte Frau“   verblüffend hantiert. Kritik-Ergebnis: Ein Film der gut-tut!

7.)      MUSIK: Im BLOG 230 haben wir uns neulich mit der irischen Sängerin SINÉAD O’CONNOR und mit ihrem internationalen 1990er-Hit „Nothing Compares 2 U“ befasst (s. BLOG vom 2.4.). In dieser Woche ist Sinéad O’Connor am Mittwoch, 26. Juli, im Alter von 56 Jahren gestorben. Natürlich denken wir in diesen Tagen an sie. Und erinnern uns an einen legendären TV-Auftritt bei David Letterman 1995, wo sie ein originelles Duett mit Van Morrison präsentierte:

Wünsche weiterhin einen angemessenen Sommer.

HERZlich:   PÖNI Pönack

email:   kontakt@poenack.de

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