PÖNIs BLOG (243): „INDIANA JONES 5“; Heimkino-Schauer: „THE UNSEEN“; „20.000 ARTEN VON BIENEN“; TV; ALAN STIVELL

1.)     Weil, wie auch bei „INDY“keine Lust auf Ordnungslust vorhanden ist, laufen die kritischen Show-Infos kreuz und Unterhaltungs-quer.

Also  –  stell‘ Dir vor es existiert eine uralte Apparatur, mit der man bzw. frau die Vergangenheit aufzusuchen in der Lage ist, um HISTORIE nach eigenem (politischen) Gutdünken Richtung Zukunft zu berichtigen, zu korrigieren. Spinnerei? Aber gar nicht. Schließlich hieß der vor-vor-usw.-vorgestrige Konstrukteur ARCHIMEDES, und der war mindestens genauso schlau wie jetzt INDIANA JONES. 

DER zu Filmanfang, anno 1945, sich mit ekligem Nazi-Pack eifrig herumprügelt. Mal in einem Zug, mal auf dessen Dach. Mit Humor-Peitsche, Lederjacke und Forscherdrang. Und Wut. Dabei wurde Harrison technisch-SEHR-beeindruckend auf wunderbar JUNG-aktiv getrimmt. Der Radau dauert so knapp eine halbe Duell-Stunde und sorgt gleich einmal für mächtig Zauber-Zunder. Allerdings schon jetzt erkennbar  –  die – bösen – Nebenfiguren-Schurken kommen überwiegend nur platt über die Runden. Besitzen keinerlei Charisma. Lahme Gestalten.

Sobald viel gequatscht wird, stockt etwas die Bunte – und in manchen Lichtspielhäusern rummelnde IMAX-Bühne, aber eben nur begrenzt. Schließlich ist es ja ein Wiedersehensgenuss mit Inzwischen-„Opa“-Harrison, dessen Bewegungspuste weiterhin enorm funktioniert. Übrigens – seine deutsche Synchronstimme tönt wie immer dank WOLFGANG PAMPEL, der am 3. April 1945 in Leipzig geboren wurde und seit Jahren in Wien lebt.

Stoppen wir kurz einmal und annoncieren: Die ersten vier Dr. Jones-Abenteuer entstanden jeweils unter der Regie von Steven Spielberg in folgendem Rhythmus: „JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES“; BRD-Kino-Premiere am 29. Oktober 1981;       „INDIANA JONES UND DER TEMPEL DES TODES“; BRD-Kino-Premiere am 3. August 1984;       „INDIANA JONES UND DER LETZTE KREUZZUG“; BRD- Kino-Start am 14. September 1989  (s. Kino-KRITIK /5 PÖNIs);         „INDIANA JONES UND DAS KÖNIGREICH DES KRISTALLSCHÄDELS“; deutscher Kino-Start: am 22. Mai 2008 (s. Kino-KRITIK /2 PÖNIs);       DER BOCKIGE, WÜTENDE INDIANA. Titel = „INDIANA JONES UND DAS RAD DES SCHICKSALS“ von JAMES MANGOLD (Co-B + R; USA 2021/2022; Co-B: Jez Butterworth; John-Henry Butterworth; David Koepp; K: Phedon Papamichael; M: JOHN WILLIAMS; 142 Minuten; deutscher Kino-Start: 29.06.2023). 

„Indy“, der unter dem bürgerlichen Namen Henry Walton Jones, jr. am 1. Juli 1899 in Princeton, New Jersey geboren wurde, suchte im ersten Film die Bundeslade; im zweiten gerät er in einen Tempel der Göttin Kali und sucht Shankara-Steine; im dritten Teil findet er den Heiligen Gral und im vierten Serienteil ging es um einen Kristallschädel der Inka. In der INDY-Ausgabe 5, eingangs angesiedelt gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, sind der amerikanische Archäologe und sein Kollege Basil Shaw (immer wieder gerne sehen: TOBY JONES)  in Europa, um von den Nazis gestohlene Artefakte zurückzubekommen.  SCHNITT.

ZEITSPRUNG. 25 Jahr später, anno 1969, es ist die Epoche der amerikanischen Mondlandung, und die Astronauten kehren bald heim, während Dottore Jones dabei ist, sich seinen Ruhestand anzutun. Dann flitzt er gerade auf einem Pferd herum. Mal auf den Straßen, mal im U-Bahn-Untergrund. Trifft auf Erzschurken Jürgen Voller (MADS MIKKELSEN). Die US-Regierung hat ehemalige Nazis rekrutiert, wie eben Jürgen Voller, um die UdSSR in Sachen Weltraumrennen zu besiegen. Zu übertrumpfen. Voller, jetzt NASA-Mitglied, wurde in Sachen Apollo-Mondlandeprogramm eingemeindet. Ist dabei und nebenbei-auch unangenehm aktiv –  von wegen eigener schurkischer Pläne. Sein Weg soll zu Hitler führen, damit der aus der Vorgestern-Phase alles nochmal von (Nazi-)vorne veranstalten kann. Was natürlich Indy auf den Gegnerplan ruft. Mit weiblicher Begleitung. Unterstützung. Basils Tochter bzw. Jones‘ Patentochter Helena Shaw (PHOEBE WALLER-BRIDGE)  mischt sich ein. Vehement. Zeigt sich dabei mehr als sarkastische „Muntere Kapitalistin“ als architektonische Interessentin. Behauptet sie.

Die Figuren sind erfasst, die Positionen festgelegt. Der mürrische, patriotische Outlaw; die taffe, aufmüpfige Patin; dieser miese Voller-Nazi-Akteur (war MADS MIKKELSEN schon jemals so fies-abseits?) und seine tumben Handlanger. New York du kannst jetzt mit Wucht brummen. Bedeutet: Wo ACTION sich hochkarätig austoben kann. Mit viel Schrott-Glanz und noch-mehr Gloria. Natürlich blinken von hinten 007 – Bondies und all die anderen miesen Mitesser. Als dann jedoch die wüste Show fehlgeleitet im Jahr 214 vor Christus dank eines Rechenfehlers auftaucht, wird’s für die dortigen Kampfhähne schwierig. Sowohl für die oben in der Luft wie auch für DIE im Wüstensand. Der gesamte Themenpark ist in Aufruhr. Die Römer sind ziemlich überrascht. Erstaunt. Verblüfft. Auch: irritiert. Und ziemlich sauer. Empört. Während Archimedes auf Syrakus gerade an der Zeitmaschinenerfindung bastelt. Während Indys Team sich rechnerisch die Erdplattenverschiebung zu-eigen macht. Oder so ähnlich. Und überhaupt.

Leute, deshalb wurde auch GROSSES KINO (Budget: rund 300 Millionen Dollar) in Bewegung und Gedanken gebracht. Fantasy-pur breitet sich riesig aus. Kämpfer/Innen zählen (endlich, also gleichberechtigt) mit. Wir sind eingeladen, dick zu staunen, sich hier lässig mit-einzufinden; einfach diese trüben Normalo-Gedanken wegzulassen, abzuschütteln, weg zu schütteln. Um die professionell-trickgigantische ACTION zu genießen.

Und dann existiert ja noch die Frage an Harrison Ford von Tobias Kniefe im „Süddeutsche Zeitung Magazin“, Ausgabe 24 vom 16. Juni 2023: Schluss oder was? Und tatsächlich stellt „Indy“-Harrison fest: „Also ich weiß nicht. Schauen wir mal, wie dieser Film jetzt läuft. Er kann ein Abschluss sein, das ist in der Story angelegt. Oder auch nicht. Falls sich neue Ideen entwickeln, müssen die ihre ihre eigene Zeit finden. Aber eins kann ich Ihnen versprechen: Falls noch mal was kommt, dann todsicher nicht erst in weiteren 15 Jahren“. 

INDY – INDIANA – HARRISON – JONES – FORD   –  altes dynamisches Haus, da gibt es noch einiges filmisch zu beleuchten. Macht weiter. Beeilt Euch gefälligst  (= 4 PÖNIs).

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2.)     KÖRPER-ZERFALL. Titel = „THE UNSEEN“ von Geoff Redknapp (B + R; Kanada 2016; K: Stephan Maier; M: Harlow MacFarlane; 105 Minuten; deutscher HEIMKINO-Busch-Media-Group-Start: 16.06.2023).  Manchmal ist häuslicher Fiction-Horror in dunklem Wohnzimmerlicht irgendwie spannend-empathisch. Wie dieser Stoff. Kurz gesagt – ein Mann zerbröselt. Durch eine mysteriöse Krankheit löst sich sein Körper mehr und mehr auf. Bevor er abdockt, will er aber noch einmal seine Tochter sehen. Aber hat DIE „Bock“ auf ihn? Wo er doch vor acht Jahren seine Familie ohne Abschied verlassen hat? Jedenfalls lebt Bob Logmore (ADEN YOUNG) in einer Holzfällerstadt im hohen Norden von British Columbia nur noch in Richtung Auflösung. Als seine Ex-Frau ihn anruft und über seine unruhige Teenager-Tochter spricht, beschließt er, in die Stadt zurückzukehren, um mit Eva (JULIA SARAH STONE) zu sprechen. Doch die kriminalistischen Probleme unterwegs wie dann auch die abnehmenden körperlichen Gegebenheiten von Bob sorgen für immense Schwierigkeiten. Und reichlich Ärger. Ein Spannungs-Movie, das einen originellen Schluss beinhaltet und bisweilen ziemlich blutig kitzelt (= 3 PÖNIs).

3.)     ICH-SUCHE. Titel = „20.000 ARTEN VON BIENEN“ von Estibaliz Urresola Solaguren (B + R; Spanien 2022; K: Gina Ferrer Garcia; 128 Minuten; deutscher Kino-Start: 29.06.23). Ein achtjähriges Kind leidet darunter, dass die Leute es hartnäckig bei seinem Geburtsnamen „Aitor“ nennen, welcher bei ihm Unbehagen auslöst. Sein Spitzname „Cocó“ fühlt sich nicht ganz so verkehrt, aber auch nicht richtig an. Im Sommerurlaub im Baskenland vertraut das Kind seinen Kummer Verwandten und Freund/Innen an. Doch wie geht eine Mutter, die selbst noch mit ambivalenten elterlichen Altlasten ringt, mit der Identitätssuche ihres Kindes um?

Das Spielfilmdebüt der baskischen Regisseurin Estibaliz Urresola Solaguren ist ein einfühlsames Werk, getragen von SOFiÁ OTERO, die als kleines Mädchen auf der Suche nach dem richtigen Namen das erste Mal vor der Kamera steht, und PATRICIA LÓPEZ ARNAIZ als problemgeplagte, liebevolle Mutter. So wie die Vielfalt der Natur viele Bienenarten erfordert, sind für die Protagonistin die Nebenfiguren essenziell. Das weitgehend weibliche Umfeld lebt ihr unterschiedliche Möglichkeiten des Frauseins vor. Die Autoren-Regisseurin nimmt mehr als eine Sichtweise ein und respektiert, dass Geschlechteridentität etwas unerhört Komplexes ist. Und sie thematisiert einen vielleicht weniger augenfälligen Aspekt der Gender-Transition: die eigene Mentalität.

Die 9-jährige Hauptakteurin SOFÍA OTERO wurde bei der 73. Berlinale als jüngste Darstellerin der Festivalgeschichte mit dem „SILBERNEN BÄEN“ in der Kategorie „Beste Hauptrolle“ ausgezeichnet (= 4 PÖNIs).

4.)     TV = Unter dem Titel rbb QUEER präsentiert das rbb Fernsehen auch 2023 eine eigene Filmreihe jenseits der Hetero-Norm: empfindsames Kino mit berührenden Liebesgeschichten, mit Coming-of-Age-Filmen sowie bewegenden Außenseiter:innen-Porträts. Vom 4. Juli bis zum 15. August 2023 laufen dienstags um 22.45 Uhr insgesamt sieben queere Filmesechs davon als deutsche Erstausstrahlung. Nach ihrem Start sind die meisten Filme für 14 bzw. 30 Tage in der ARD-Mediathek zu sehen.

5.)     MUSIK: In den 1970er-Jahren bin ich in jedem Spätsommer für zwei Wochen in die Bretagne gefahren. Lernte dort z. B. einheimische Kultur, liebevolle Menschen, besseres Essen und vor allem  – auch die BRETONISCHE MUSIK kennen und schätzen. Und dadurch auch den bretonischen Musiker und Sänger ALAN STIVELL. 1967 nahm Alain Cochevelou, wie er bürgerlich heißt, den Künstlernamen ALAN STIVELL an: Stivell bedeutet „Quelle“ auf Bretonisch. Inzwischen habe ich ihn in einigen Konzerten sehen dürfen, mal in der Bretagne, mal in Berlin, mal in Paris. Besonders ein Lied geht mir nie aus den Ohren: Tri martolod, was übersetzt „Drei Matrosen“ heißt. Es ist ein bretonisches Volkslied, das im 18. Jahrhundert entstanden sein soll. Die längst überlieferte Fassung des Liedes besteht aus 20 Strophen. Bei einem Konzert im Pariser Olympia passierte etwas Ungewöhnliches: Teile des Publikums standen auf und begannen zu dem TRI MARTOLOD-Lied zwischen den Stuhlreihen zu tanzen. Was für eine großartige  Bewegungsatmosphäre. Für mich bedeutet die soeben wiederentdeckte besondere Stivell-Musik-Poesie einen weiterhin wunderbaren Genuss.  Meine Nr.1-Musik für diese Woche:

Wünsche eine großartige BRETONISCHE -Musik-Woche.

HERZlich:   PÖNI Pönack

email:   kontakt@poenack.de

 

 

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