PÖNIs BLOG (221): GOLDEN GLOBES; wirkt enorm: „HOLY SPIDER“ (5 PÖNIs); packend: „IN DER NACHT DES 12.“; TV-TIPP; TRIBUTE BAND

0.)   Am letzten Dienstag (10.1.2023) wurden zum 80. Mal die GOLDEN GLOBES von der Hollywood Foreign Press Association (HFPA) vergeben. An – u. a. – folgende Jetzt-Preisträger: STEVEN SPIELBERG /Bester Film – Drama: „DIE FABELMANS“   /   MARTIN McDONAGH/Bester Film Komödie: „THE BANSHEES OF INISHERIN“ sowie Bestes Drehbuch   /   AUSTIN BUTLER /Bester Hauptdarsteller: „ELVIS“   /   CATE BLANCHETT/Beste Hauptdarstellerin: „Tár   /   COLIN FARRELL/Bester Hauptdarsteller – Komödie: „THE BANSHEES OF INISHERIN“    /   GUILLERMO DEL TOROS  „PINOCCHIO“/Animation   .    In der SZ vom 12.1.2023 wurde die Vergabe-Veranstaltung eigentlich erwartet als „… auf das reduziert, was sie seit Anbeginn war und immer noch ist: eine bös unwuchtige Zusammenrottung eher bedeutungsloser Auslandskorrespondenten in Los Angeles, die nichts repräsentieren außer sich selbst und ihren Drang, öffentlich mit den Stars zu kuscheln“. Um dann lobend festzuhalten – hey: „Endlich herrscht Transparenz!“ Um dann ernüchtert zu notieren – welch ein Trug. Denn: „Die Wahrheit ist wohl eher, dass Hollywood nach einem Jahr der Abstinenz gemerkt hat, wie faustisch dieser uralte Pakt mit diesen ausländischen Wichtigtuern doch ist und wie wenig es daraus ein Entkommen gibt“ (= Autor: Tobias Kniebe). 

1.)   SCHLIMM. STARK. Titel = „HOLY SPIDER“ von Ali Abbasi (Co-B + R; Dänemark/D/Schweden/Fr 2021; Co-B: Afshin Kamran Bahrami; K: Nadim Carlsen; M: Martin Dirkov; 119 Minuten; deutscher Kino-Start: 12.01.2023). Was für entsetzliche Taten. Dänemark hat diesen Film als Beitrag für die Oscarverleihung 2023 als bester Internationaler Film  eingereicht. Eine Reihe von unaufgeklärten Morden an Frauen, an Prostituierten, hält die Heilige Stadt Maschhad im Nordosten des Iran in Atem: „Spinnenmörder“ nenne sie den Serienkiller, der von sich glaubt/davon überzeugt ist, die Arbeit Gottes zu verrichten. In dem er die Straßen „vom Dreck befreit“. Der 50jährige Familienvater Saeed Hanaei (MEHDI BAJESTANI) hat sich mit dieser „spirituellen Mission“ „religiös“ ausgestattet. In dem er Frauen mörderisch stranguliert. Also, wie er kräht, eine „wichtige gesellschaftliche Aufgabe“ ausführt. Das mangelnde öffentliche Interesse allerdings lässt ihn verzweifeln. 2001 taucht die Journalistin Rahimi aus Teheran auf. Sie ist mit der Recherche zu diesem Kriminalfall befasst. Taucht in diese  Welt ein, in der dieser von den Medien als „Spinnenmörder“ bezeichnete einfache Arbeiter sein Unwesen treibt. Mit dem Motorrad durch die Gegend fährt, um sich seine Opfer auszusuchen. Und die örtliche Behörden es nicht eilig haben, diese bestialische Mordserie aufzuklären. Im Gegenteil: Entsetzt muss Rahimi (ZAR AMIR EBRAHIMI) feststellen, dass dieser Mann von vielen Menschen in der Stadt als Held gefeiert wird, und seine Verurteilung mehr als ungewiss scheint.

Basierend auf dem erschütternden wahren Kriminalfall des „Spinnenmörders“ Saeed Hanaei , der zu Beginn der 2000-Jahre in  der Heiligen Stadt Maschhad 16 Prostituierte ermordete, realisierte der iranischstämmige und heute in Schweden lebende Autoren-Regisseur Ali Abbasi einen packenden wie ungewöhnlichen Polit-Thriller. Der mit seinem außergewöhnlichen Spannungsfilm mehr erreicht als pure Spannung und Nervenkitzel: „HOLY SPIDER“ ist zugleich auch ein gewagter Drahtseilakt, der ein ganz anderes Bild des Iran zeichnet, als man es bisher aus dortigen Kinofilmen kennt. Denn anders als iranische Filmemacher wie die kritisch beobachtenden, sensiblen Asghar Farhadi („Nader und Simin – Eine Trennung“/“Oscar“ 2011/s. Kino-KRITIK/5 PÖNIs) und Jafar Panahi („Taxi Teheran“/2015/s. Kino-KRITIK/ 5 PÖNIs) blickt Ali Abbasi tief und deutlich-hinein in diese abartige iranische Männerwelt. „Entwirft das düstere Bild einer frauenfeindlichen und moralisch zerrütteten Gesellschaft, in der Frömmelei, Heuchelei und Korruption an der Tagesordnung sind und man sich um die Würde von Menschen und Menschenrechte nicht schert“ („Filmdienst“-Autorin Irene Genhart). Gedreht übrigens wurde „Holy Spider“ nicht in der Millionenmetropole Maschhad, sondern in Jordanien.  Seine aufsehende Weltpremiere feierte HOLY SPIDER bei den vorjährigen 75. Filmfestspielen in Cannes, wo ZAR AMIR EBRAHIMI zur „besten Schauspielerin“ gekürt wurde. Ein Meisterstück  bzw. DRINGEND SEHENSWERT! (= 5 PÖNIs).

2.)   ERMITTLUNGEN. Titel = „IN DER NACHT DES 12.“ von Dominik Moll (Co-B + R; Fr/Belgien 2021; Co-B: Gilles Marchand; K: Patrick Ghiringhelli; M: Olivier Marguerit; 115 Minuten; deutscher Kino-Start: 12.01.2023). Kriminalfilme und ihre Kinotastatur. Ein Verbrechen. Die Polizei bildet ein Kommando und beginnt mit der schwierigen bis komplizierten Recherchearbeit. Ohne Erfolg. Währenddessen geschehen weitere grausame Überfälle. Bei denen Frauen massakriert werden. Die polizeiliche Wut steigert sich bis ins Kinoparkett. Dann wendet sich das Geschehen, und der Täter kann schließlich ermittelt werden. Der normale Spannungsfaden. Bei den meisten Krimis. Doch HIER ist alles ganz anders. Ohne genretypischem Action. Ohne hartnäckige Verfolgungsjagden. Das Krimidrama begleitet einen Polizeibeamten, Yohan Vivés (BASTIEN BOUILLON), der im Mordfall an einer jungen Frau in Grenoble ermittelt. Das Werk, das fiktionale und dokumentarische Elemente miteinander verbindet, wurde vom Sachbuch „18.3: une année à la PJ“ von der Schriftstellerin Pauline Guéna“ inspiriert. Für deren Arbeit begleitete die Autorin ein Jahr lang die Kriminalpolizei von Versailles.

Hier: Eine Kleinstadt am Fuße der französischen Alpen, die Gemeinde Saint-Jean-de-Maurienne. Es ist die Nacht des 12. Oktober 2016. Ein Mädchen ist allein auf dem Heimweg von einer Party. Als sie durch die stillen Straßen läuft, begegnet ihr ein ganz in Schwarz verhüllter Mann. Er übergießt sie mit Benzin und lässt sie bei lebendigem Leib verbrennen. Jeder Kriminalbeamte stößt irgendwann auf ein Verbrechen, das ihm keine Ruhe lässt. Das er lösen muss. Für Yohan ist es dieser Mord an Clara. Mit seinem älteren Kollegen Marceau (BOULI LANNERS) ermittelt er junge und ältere Männer, die mit Clara ein  Verhältnis hatten. Sie alle könnten es gewesen sein. Es waren Beziehungen vollere Missgunst, Besitzdenken oder Gleichgültigkeit. Den beiden Ermittlern eröffnet sich ein Panorama der Abgründe. Für den jungen Yohan wird die Ermittlung zu einer Obsession. Claras Tod hat etwas in ihm berührt, das ihn zweifeln lässt an der Welt, in der wir leben. Doch zu Verhaftungen kommt es nie. Yohan muss einen Weg finden, mit dem Rätsel zu leben und dennoch die Tätersuche nicht aufzugeben.

Drei Jahre nach dem Mord führt eine neue Spur zu einem bisher unbekannten Mann. Und auch die neue Untersuchungsrichterin nimmt den Fall wieder auf. Besteht jetzt, endlich, die Möglichkeit, diesen Fall – endlich – zu klären?

Allerdings bleibt die Skepsis enorm: „Eine Männerwelt; die meisten Verbrechen werden von Männern begangen ; Männer töten, und die Polizisten sind Männer“, resigniert eine Kollegin. „In der Nacht zum 12.“ geht der Anspannung, der inneren Anspannung, nach. Nicht die physischen Bewegungen der Polizeiarbeit stehen im Blickwinkel, sondern die psychischen. Aus dem Polizeialltag. Wenn sich die Aufklärungsjagd mit einem kaputten Drucker bindet. Wie bitte? Ein stürmischer Film Noir über das Elend eines undurchdringlichen, empörenden Rätsels. Diese verdammte Zeitlosigkeit. Oder: Wenn Trockenspannung fasziniert (= 4 PÖNIs).

3.)   MYSTERY-DRAMA. Titel = „DER DENKWÜRDIGE FALL DES MR. POE“ von Scott Cooper (B + Co-Produktion + R; USA 2021/2022; Co-Produktion: Christian Bale; nach dem gleichnamigen Roman von Louis Bayard/2005; K: Masanobu Takayanagi; M: Howard Shore; 128 Minuten; deutscher Kino-Start: 22.12.2022; deutscher HEIMKINO-Netflix-Start: 06.  Januar 2023). Der Reiz ist enorm. Von wegen – diese düstere Atmosphäre. Dieses mysteriöses Getue. Die geheimnisvollen Andeutungen. Diese gespenstischen Gedanken. Dieser protzige Star-Aufwand mit u.a. CHRISTIAN BALE; HARRY MELLING (als Edgar Allan Poe); Gillian Anderson; Charlotte Gainsbourg; Timothy Spall. Und: SCOTT COOPER, der zuletzt, 2018, mit seinem Film „FEINDE – HOSTILES“, für Lobesstürme sorgte (s. Kino-KRITIK/5 PÖNIs).  Und davor Jeff Bridges 2010 für seinen Auftritt in „Crazy Heart“ zum „Oscar“ verhalf (s. Kino-KRITIK). Hier bleibt er allerdings mehr still, also in künstlicher Aufregung; bilderreich-rufend.

Wir befinden wir uns 1830 an der US-Militärakademie in West Point . Wo auch Edgar Allan Poe als Kadett auftritt. Als dort eines Tages ein Kadett namens Fry tot aufgefunden wird, holt der Akademieleiter zwecks schneller und klarer Aufklärung den verwitweten, pensionierten, erfahrenen New Yorker Polizisten Augustus Landor, der jetzt in der Nähe wohnt, mit ins Boot. DER stellt fest, dass man Frys Herz fachmännisch aus seiner Brust entfernt hat. Thema: Selbstmord ausgeschlossen. Die folgenden Ermittlungen sind zwar „interessant“, aber verwehen immer mehr in  verbalen Duellen, um schließlich in einem überraschenden Desaster zu glühen. Während wir beobachten wie Raben Andeutungen erfliegen oder wie Silhouetten vor flackerndem Laternenlicht durchs Unterholz steppen. Während man irgendwie das obere und untere Personal-hier nicht gestisch noch besonders aufregend, sprich extrem-emotional, zusammenfügen möchte. Während, ja, die Bemühungen um Beweisführung, immerhin, spannende Neugier verbreitet.

Edgar Allan Poe (19. Januar 1809 – 7. Oktober 1849).

„Mr. Poe“ und: Ein typischer Home Office-Abendfilm mit düsterem Promi-Charme und listigen Verweisen, für die heimische Couch unterhaltsam geeignet; und auch für die Entschlüsselung der versteckten Hinweise auf Poes klassische Werke; obwohl seine Literatur hier nur gedacht „mitspielt“ (= 3 PÖNIs).

4.)    TV-TIPP: Dieser Film ist mir nie ganz „entsprungen“. Er heißt, reißerisch, „MÖRDERISCHER VORSPRUNG“, stammt von 1988, ist mit SIDNEY POITIER bestens hauptrollen- und mit TOM BERENGER gut nebenbesetzt. Unter der Regie von ROGER SPOTTISWOODE entstand ein =  Samstagabend ab 23.30 Uhr im RBB laufender =  Spannungsknaller (s. Kino-KRITIK/4 PÖNIs).

5.)   MUSIK: Manchmal laufen einem die Songs mehr oder weniger zufällig über bzw. durch den Ohrweg. Wie gerade ein Song-Auftritt: „LIVE IN PARIS“/ am 19. September 2013.  Der Gig ist übertitelt  – THE JOE COCKER TRIBUTE BAND  – und der Song lautet: SORRY SEEMS TO BE.  Hat mir gefallen. Schon alleine dadurch, dass hier der phantastische JOE COCKER-Name wieder einmal hervorsticht. Eindeutig, mein Lieblingssong der Woche!

Wünsche eine heiße, knuffige JOE COCKER-Woche.

HERZlich:   PÖNI Pönack

email:   kontakt@poenack.de

 

 

 

 

 

 

Teilen mit: