0.) Beim TV-Fußball bekommen wir es immer mehr nicht nur mit einem geschwätzigen Kommentator zu tun, sondern seit geraumer Zeit zusätzlich auch mit quasselnden Co-Kommentatoren (wie zum Beispiel Sandro Wagner, 34; auch Cheftrainer der SpVgg Unterhaching). So dass TV-Fußball-Schauen auch immer mehr Zuhören mit Qual bedeutet, in Richtung Zuhörerbelästigung ausufert. Beziehungsweise inzwischen arg zum Wegschalten geeignet ist. Beziehungsweise permanent dazu aufruft. Da trifft es sich gut, wenn wenigstens die TV-Spiel-Spiele am Sonntagabend funktionieren. Beim WDR-TV ab 22.15 Uhr, wo es mit schnellem Lauf inzwischen auf die 500. Live-Sendung von === ZEIGLERS WUNDERBARE WELT DES FUßBALLS === zusteuert. Seit 2007 ist damit der am 7. Juli 1965 in Bremen geborene Moderator, Journalist; Autor, Stadionsprecher (= bei Werder Bremen) und Sänger (= lt. Wikipedia) ARND ZEIGLER verantwortlich. Und wie er dort binnen einer (leider nur) halben TV-Stunde herumwuselt, wunderbar Dopppelwort-süffisant hantiert, also ironisch – satirisch – listig – stürmisch, mit vielen atmosphärischen, bissigen Archiv-Clip-Eskapaden das ballige Wochenende präsentiert/kommentiert/erklärt/deutet, das ist KUNST. Die zu später TV-Stunde zünftig angesprochen wird, um „damit“ gleichzeitig zu informieren und, toll, angenehm humorvoll eingefangen zu werden. Deshalb, an dieser Stelle, mitten aus der 1. FC Union-Hauptstadt heraus: HERZLICHE GRÜSSE ARND ZEIGLER und beste Demnächst-Glückwünsche in einen luftigen TV-Wohnzimmer-Ort in Bremen, wo am Sonntagabend das Fern-Sehen für viel cleveren wie erstaunlich unterhaltsamen Trubel sorgt. Happy Time weiterhin, Arnd Zeigler: Hans-Ulrich PÖNI Pönack.
1.) BAD-PROBLEME. Titel = „FREIBAD“ von Doris Dörrie (Co-B + R; D 2021; Co-B: Karin Kaci; Madeleine Fricke; K: Hanno Lentz; M: Anna Kühlein; 102 Minuten; deutscher Kino-Start: 1.9.2022). Das Personal-hier detailliert aufzuforsten, will ich den Zuschauern detailliert überlassen. Nur so viel – solch ein Freibad existiert. Im Raum München. Wo es ein nur für Frauen zugelassenes Freibad gibt. Also: das Thema, klar: Wie „benehmen“ sich Mädels dort. Anders als die sowieso schon dort „als schlicht“ geouteten Männer? Schau’n wir mal. Wir notieren: Es ist Sommer. Und sehr heiß in diesem einzigen Frauenfreibad. Dort badet Frau oben ohne, im Bikini, Badeanzug oder Burkini. Jede folgt dabei anderen Regeln. Was für „Aufstände“ sorgt. Bedeutet – dieses unterschiedliche Verhalten führt immer wieder zu Reibereien. Weil die überforderte Bademeisterin „die Unruhen“ nicht im Griff hat. Als dann auch noch eine Gruppe vollständig verhüllter Frauen – alles saudische Schweizerinnen – das Frauenbad begeistert für sich entdeckt, fliegen buchstäblich die Fetzen: Wem gehört eigentlich das Bad und wer bestimmt hier die Regeln? Und, ach so ja, wann ist denn überhaupt eine Frau eine Frau? Die Bademeisterin ist entnervt. Als dann aber als Nachfolge ausgerechnet ein (junger) Mann als Bademeister auftaucht, eskaliert „diese Situation“ in eigenwillige wie überhitzte Richtungen.
Eine Komödie. Die mitunter ziemlich derb-geschnitzt tackert. Als wenn „Kerle“ pustern. Die in den vorderen Parts mit ANDREA SAWATZKI (als Eva), NILAM FAROOQ (als Yasemin) und SAMUEL SCHNEIDER (als Nils) besetzte Fragestellung mit Stichelei-Charme lautet boshaft: Wie dürfen Grillwürstchen gegrillt werden beziehungsweise – was vom Schwein kommt, ist doch kulturell an diesem Ort verpönt, oder? So was in der Art verkommt hier zur erregten Diskussion. Und überhaupt, wer darf sich wo auf dem Grün einfinden. Hinlegen. Oder gibt es Abos für bestimmte Plätze? Und so fort. Doris Dörrie, deren komischen 1985er-Film „Männer“ ich nie vergessen kann (s. Kino-KRITIK) und die mit „Kirschblüten – Hanami“ 2008 überraschte (s. Kino-KRITIK) entwirft ziemlich robust einen knallbunten Mikrokosmos unserer Frauengesellschaft und will dabei wissen, ob ihre „Amtskolleginnen“ wirklich so tolerant sind wie immer verkündet wird. Von wegen Freibad oder – siehe Atmosphäre dort (= 3 PÖNIs).
2.) CINEASTISCHE HELDEN. Titel = „KOMM MIT MIR IN DAS CINEMA – DIE GREGORS“ von Alice Agneskirchner (B + R; D 2021; K: Jan Kerhart; Ines Thomsen; Jacob Schlesinger; M: Max Knoth; 155 Minuten; deutscher Kino-Start: 1.9.2022). Dieser Dokumentarfilm verwebt die Lebensgeschichte der visionären Filmkuratoren ERIKA und ULRICH GREGOR mit den Filmen, die sie entdeckt und dem deutschen Publikum zugänglich gemacht haben. Eine Reise durch 70 Jahre Filmgeschichte.
Anlass: ULRICH GREGOR feiert am 18. September 2022 seinen 90. Geburtstag.
Bereits in den 1950ern initiierten die Gregors den Diskurs über Film im Nachkriegsdeutschland und bereichern seitdem die deutsche Filmkultur mit ihrer Arbeit maßgeblich. 1963 gründeten die beiden die FREUNDE DER DEUTSCHEN KINEMATHEK und 1970 das Berliner Kino Arsenal. Inmitten einer kulturpolitischen Krise trugen sie 1971 mit der Erweiterung der Berlinale um die neue Sektion des „INTERNATIONALEN FORUMS DES JUNGEN FILMS“ entscheidend zum Fortbestand des Festivals bei.
Ein Leben ohne Kino ist möglich, aber sinnlos. Getreu dieser Devise sind Erika und Ulrich Gregor seit 1957 überall auf der Welt unterwegs gewesen, um ungewöhnliche Filme zu finden und nach Berlin zu holen. In einer assoziativen Montage verbinden sich Filmgeschichte, bundesdeutsche und Berliner Zeitgeschichte mit dem heutigen Leben der Gregors, flankiert von den Aussagen vieler Wegbegleiter. Filmemacher/Innen wie Helke Sander, Jutta Brückner, Wim Wenders, Jim Jarmusch, Michael Verhoeven, Edgar Reitz, Alexander Kluge und Volker Schlöndorff erzählen von dem Einfluss, den die Gregors auf sie persönlich hatten und zeichnen so ein lebhaftes Bild der Filmkultur von den 60er- und 70er-Jahren und dem Neuen Deutschen Film bis hin zu internationalen Independent-Klassikern. Archivmaterial und Filmausschnitte aus 40 Filmen wie „Shoa“ von Claude Lanzmann; „Das Mädchen aus der Streichholzfabrik“ von Aki Kaurismäki; „Rote Sonne“ von Rudolf Thome oder „Hungerjahre“ von Jutta Brückner bilden einen weiten Rahmen, in dessen Zentrum Erika und Ulrich Gregor stehen. Mit ihnen, die seit mehr als 60 Jahren verheiratet sind und immer noch jeden Tag zusammenarbeiten, verbindet sich das Motto von Bertolt Brecht: „Wer noch lebt, sage nicht niemals“ (= 5 PÖNIs).
3.) MURKS. Titel = „OVER & OUT“ von Julia Becker (B + R + Mitwirkende; D 2021; K: Florian Mag; M: Josef Bach; Arne Schumann; 109 Minuten; deutscher Kino-Start: 1.9.2022). Sie waren Freundinnen. Als Teenager. Nannten sich „Die vier Musketiere“. Man war „ein Team“, wenn es um Training und Alkohol, aber auch Drogen und – auch schon mal – austauschbare Jungs ging. Zwei Jahrzehnte-plus später lebt jede „separat“. Bis Hippie-Freundin Maja (NORA TSCHIRNER) aus Italien ruft, es winkt angeblich eine Hochzeit. Mit Feier. Von wegen – …wir hatten uns doch einst geschworen … . Doch vor Ort entpuppt sich die Wiedersehensfreude als Trauer. Ihre Verabredung Maja ist gestorben. Hat eine Videobotschaft hinterlassen. Bittet um eine hinduistische Bestattungszeremonie an einem Küstenort. Was folgt ist vorhersehbare, matte Filmkost um verpasste Lebens- bzw. Liebes- und Karrierechancen, mit depperten Klischee-Wahrheiten hantierend und: die Leiche im Kofferraum. Zudem sind transportable Wendungen zu ertragen. Motto: Was steckt bloß hinter diesem blöden bröckelnden Sinn des Lebens? (= 1 PÖNI):
4.) HUNDE-Heimkino. Titel = „DOG – DAS GLÜCK HAT VIER PFOTEN“ von und mit CHANNING TATUM sowie Reid Carolin (B + Co-R). War gerade, also ab 19. Mai 2022, im Kino platziert. Wurde von mir mit einer Filmkritik „unterstützt“ (s. Kino-KRITIK/3 1/2 PÖNIs). Ist jetzt fürs heimische Kino freigegeben. Mit einer faszinierenden und rüde-selbständigen Malinois-Hündin („Lulu“) ausgestattet. Es gibt nicht viele Spielfilme, bei denen „Pfote“ gleichranging mit „Herrchen“ mitmischt. Wie hier.
5.) TV-TIPP: Diesen Film mag ich besonders. Weil er speziell ist. Titel = „MASTER CHENG IN POHJANJOKI“ von MIKA KAURISMÄKI. Warum – weshalb – wieso? Erkläre ich jetzt nicht, sondern verweise auf a) s. Kino-KRITIK /4 1/2 PÖNIs sowie b) auf die nächste TV-Vorführung am (nächsten) MITTWOCH, 7.9. ab 20.15 Uhr in ARTE!
6.) MUSIK: Das Original stammt von HARRY CHAPIN, wurde 1974 veröffentlicht und erreichte unter dem Titel „Cat’s in the Cradle“ Platz 1 der US-Charts. 1993 adaptierte UGLY KID JOE den Song „CATS IN THE CRADLE“. Die Melodie ist haften geblieben. Und jetzt auf Deutsch wieder-entdeckt unter dem Titel „LASS‘ DEN DRACHEN STEIGEN“. Gesungen von HEINZ HOENIG, als er 2001 Gast in der N 3-TALKSHOW war, wo er sein Debütalbum „Familienbande“ vorstellte und wo dieser Drachen-Song als Lied 1 (von 10 CD-Titeln) platziert war. Mein Lieblingssong dieser Woche:
Wünsche eine dufte Drachen-Woche.
HERZlich: PÖNI PÖnack
email: kontakt@poenack.de