PÖNIs BLOG (181): DIE TOTEN HOSEN zum 40.; „PHANTASTISCHE TIERWESEN 3“; Pariser Sonne; „LADIES‘ MAN“; „Der Waldmacher“; TV-TIPP; Lebendige MUSIK

(Fotoquelle: SWR)

0.)   Am nächsten MITTWOCH (13.4.) tobt – ab 22.50 Uhr in der ARD – noch einmal die, filmisch-sorgfältige, Erinnerung. An ein kerniges „AUSWÄRTSSPIEL“, das mit dem Zusatztitel belegt ist: „DIE TOTEN HOSEN IN OST-BERLIN“. 2022 feiert die Kultband ihr 40-jähriges Jubiläum. Und erinnert an einen legendären Kulturstreich. Schon kurz nach ihrer Gründung an Ostern 1982 führten die westdeutschen Punk-Boys die Stasi an der Nase herum. Vermittelten der ostdeutschen Jugendkultur einen imposanten Impuls. In ihrem grellbunten Tourbus machten sie sich auf gen Ost-Berlin. Im Gepäck – das richtige Maß an jugendlichem Leichtsinn und reichlich Abenteuerlust. Die wilde Kombo aus dem Westen witterte die Chance, gemeinsam mit Ost-Punks jenseits der Mauer ein Statement gegen das System zu setzen. Und so spielten die Musiker Campino, Andi, Breiti, Kuddel und Trini ein legendäres Geheimkonzert in einer Kirche, mitten in der damaligen DDR. In der 75-minütigen ARD-Dokumentation wird die kaum bekannte Geschichte dieser unglaublichen Reise nun erstmals umfassend erzählt. Aufbereitet. „Mit entdeckendem Blick folgt der Film von Martin Groß bisher vergessenen Hinweisen, spürt unmittelbar Beteiligte auf und fördert ungewöhnliche Momente zu Tage“ (ARD-Pressetext). Das Geheimkonzert, getarnt als „kirchliche Veranstaltung mit musikalischer Untermalung“, wird für die Punkszene im Osten zu einem ungeheuren Zeichen der Solidarität. Allerdings, bis dorthin …  wie sollten eigentlich „Die Toten Hosen“ über die Grenze kommen, was ist mit ihren Instrumenten ? Das Risiko ist enorm, vor allem für die Punks in der DDR (unter denen sich Bernd Michael Lade von der Band „Planlos“ befindet, der wesentlich später „West“-Karriere als „Tatort“-Kommissar machen sollte). Denn die Stasi hat sie längst im Visier. Das deutsch-deutsche Abenteuer wird noch einmal aufgerollt, folgt den damaligen Spuren mit dem einstigen Motto: anpassen oder aufbegehren? Ein doller, ein wunderbar lebendiger, ein packender, ein politischer deutsch-deutscher Geschichts-Punk-Film!

1.)   TOLLE TIERE und Menschen. Titel = „PHANTASTISCHE TIERWESEN 3: DUMBLEDORES GEHEIMNISSE“. Von DAVID YATES (USA/GB 2020/2021; B und Co-Produktion: JOANNE K. ROWLING; Steve Kloves; K: George Richmond; M: James Newton Howard; 143 Minuten; deutscher Kino-Start: 7.4.2022).  Verweise auf die ersten beiden Fantasyfilme, die erklären, was wir heute und warum sehen bzw. erleben, in der Harry Potter-VORZEIT-Ära („Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ von David Yates / 2016 / s. Kino-KRITIK/ 3 PÖNIS  sowie  „Phantastische Tierwesen 2: GRINDELWALDS VERBRECHEN“ von David Yates / 2018 / s. Kino-KRITIK / 2 PÖNIs). Nachdem Johnny Depp zweimal als Gellert Grindelwald auftrat, wurde nun MADS MIKKELSEN (neulich in „Helden der Wahrscheinlichkeit“ überzeugend; 2006 der coole Bond-Bösewicht in „Casino Royale“) als süffisanter Zauber-Schurke verpflichtet. Während JUDE LAW den ehemaligen „guten“ Hogwarts-Lehrer Albus Dumbledore weiterhin bedient und EDDIE REDMAYNE („Oscar“-Preisträger als Stephen Hawking-Darsteller in „Die Entdeckung der Unendlichkeit“/2014) wieder als „guter“ wie etwas scheuer Magiezoologe Newt Scamander mitmischt. Er erweist sich besonders als Experte für  magische Geschöpfe, hält sie für liebenswerte und missverstandene Wesen, die es zu respektieren gilt. Womit er natürlich zum Feindbild für viele tumbe Menschen wird.

„Tierwesen 3“ betrachtet zwei Welten. DIE der – inzwischen ziemlich hohl gewordenen/erscheinenden –  Muggel = Menschheit, und DIE der magischen Zauber-Welt. In der „Wahlen“ anstehen. Weshalb dieser „falsche Fuffziger“-Diktator Gellert Grindelwald, dessen Face immerhin Mads Mikkelsen listig ausspuckt, zahlreiche verbrecherische Gemeinheiten anpeilt und verursacht, um „so“ demnächst zum neuen Machthaber aufzusteigen. Um aus Menschen, die keine Zauberkräfte besitzen, willkommene, benutzbare Sklaven „anzufertigen“. Was natürlich Albus Dumbledore und seine Getreuen, darunter der „komische“ Muggel-Bäcker Jakob Kowalski (DAN FOGLER) und eben Newt Scamander sowie weitere tapfere Mitstreiter/Innen, ab sofort zu verhindern versuchen. Um einen friedlichen gemeinsamen Kosmos zu bewahren. Die Duelle starten.

Der britische Regisseur DAVID YATES, der die letzten vier Harry Potter-Filme (von 2007 bis 2011) verantwortete, wirkt seit 2016 an der „Phantastische Tierwesen“-Reihe mit, wobei er Regie führte und die Harry Potter-Literatin Joanne K. Rowling die Drehbücher verfasste. Für die Schilderung eines zweigeteilten, besser zwiegespaltenen Zusammenlebens. In dem die visuellen Effekte dominieren. Sich ausbreiten. Sich austoben. Hauen, Stechen und Tricksen zählen zur unordentlichen Ordnung. Tierische „Partner“ schwingen durch die Szenerien. Mal (hübsch-)niedlich, empfindsam wie winzige Rehe, zum (Viel-)Mögen geeignet, mal als wurmartige bedrohliche, feindliche Figuren herum-wuselnd. Auf jeden Fall – SIE dominieren. Als feiner Blickfang. Von Typen wie dem machtgierigen Grindelwald gesteuert, dem Liebhaber der schwarzen Magie. Während die menschliche Bürgermasse einsilbig-laut und bewegungsfreudig herum-tönt. Merke: Diese verdammte hohle Menschen-Masse. Die einfach zu manipulieren ist. Leicht von üblen Mächtigen gelenkt werden kann. Weil simple Vorurteile ausgerufen werden können und Abgrenzungserscheinungen sich auftun gegen all das, was angeblich fremd und minderwertig sei. Die neue „Phantastische Tierwesen“-Revue stellt ein Spin-off dar, ein Ableger zu den – späteren – Harry Potter-Romanen. Offenbart, welche Lust sich bei Herrschern zeigt, die beim Zerstören sich gar nicht mehr einkriegen vor Sieger- und Sieges-Taumel. Sich ergötzen beim immensen Lust-Gewinn. Optisch präsentiert sich dieser Teil 3 wie ein Event in einem prachtvollen, gigantischen Schloss und Garten, wo exotische Fabelwesen augentechnisch alles übertünchen. Wie dieser, einem grünen Zweig ähnelnden Bowtruckle, der in Newts Kleidung hantiert. „Lebt“. Phantastische Tierwesen 3″ oder  – wenn monumentaler optischer Übermut die Show lenkt, gar interessant-pointiert bestimmt (= 3 1/2 PÖNIs).

2.)   ALLTAGS-LEBEN. Titel = „WO IN PARIS DIE SONNE AUFGEHT“. Von JACQUES AUDIARD (Co-B, Co-Produktion + R; Fr 2020; Co-B: Léa Mysius; Céline Sciamma; K: Paul Guilhaume; M: Clément Ducol; Rone; 106 Minuten; Schwarz-Weiß; deutscher Kino-Start: 7.4.2022). Jacques Audiard, geboren am 30. April 1952 in Paris, ist Drehbuch-Autor, Produzent und Regisseur. Viel Bekanntheit und Erfolg erlangte er mit seinen Filmen „Ein Prophet“ (2009/s. Kino-KRITIK /4 PÖNIs); „Der Geschmack von Rost und Knochen“ (2012/s. Kino-KRITIK /4 PÖNIs); „Dämonen und Wunder“ (2015/s. Kino-KRITIK/ 4 PÖNIs) sowie „The Sisters Brothers“ (2018/s. Kino-KRITIK /4 1/2 PÖNIs), seinem exzellenten Western. In seinem neuen Werk begibt sich der außergewöhnliche Filmemacher mit eigenwilliger Poesie auf die Suche nach Liebe in einer Epoche der Vereinzelung. Im modernen Paris. Wo sich, getrieben von viel Lebensdurst und einer vagen Idee von heutiger Liebe, die Wege kreuzen von drei jungen Frauen und einem Mann. Im 13. Arrondissement der französischen Hauptstadt. Das Schwarzweiß-Movie basiert auf den Kurzgeschichtensammlungen und Graphic Novels „Eindringlinge (Killing and Dying“) und „Summer Blonde“ des New Yorker Cartoonisten Adrian Tomine und beleuchtet das Dasein von jungen Menschen in einem nun also französisch-pulsierenden „Les Olympiades“, wie die Wohnhochhäuser-dort genannt werden. Jacques Audiard bewegt moderne Emotionen als ebenso grazile wie ungewisse Choreographie des Zufalls. Gefühle inmitten einer Art Großstadtsinfonie. Zementiert von einem Meister der amoralischen Beobachten vom menschlichen Ringen um Fügungen, Selbstbehauptung und Freiheit. „Selten wurde im Kino mit solch anarchischer Schönheit gesucht, gerungen und geliebt. Mit seinem heutigen Liebesreigen in Zeiten von Dating Apps und Sex im Internet erschafft der Autoren-Regisseur einmal mehr rohe Poesie des Lichts in Zeiten der Dunkelheit“ (Presseheft). Eine besondere Filmkunst (= 4 PÖNIs).

3.)   SUFF, LIEBE, SONGS. Und viele Professor-Gedanken. Titel = „DEATH OF A LADIES‘ MAN“. Von MATT BISSONETTE (B + R; K: Jonathan Klippe; Kanada/Irland 2019; M: LEONARD COHEN; 100 Minuten; deutscher Kino-Start: 7.4.2022). Was passiert, wenn man die Musik eines Films mehr mag als die Bilder-dazu? Die einen nur begrenzt berühren? Beziehungsweise weniger als erwünscht? GABRIEL BYRNE mimt einen in die Jahre gekommenen College-Professor in Montreal. Der ziemlich desolat wirkt. Ganz offensichtlich schon bessere Tage gesehen hat. Doch als Frauenversteher und Liebhaber immer noch „zählt“. Plötzlich verfolgen ihn surreale Halluzinationen, er kontaktet seinen toten Vater, und er erfährt, dass er wahrscheinlich demnächst sterben wird. Zurück in Irland blickt er, begleitet von sieben Leonard Cohen-Songs, auf sein Leben zurück. Begleitet von Träumen über eine letzte Liebe. Der Film wurde nicht nur von Leonard Cohens Musik inspiriert, sondern  auch mit ihr verwoben. Regisseur Matt Bissonette hat sich bereits 2002, in seinem Erstling „Looking For Leonard“, dem kanadischen Singer-Songwriter genähert. Vor seinem Tod im Jahr 2016 gab der Musiker und Sänger seinen Segen für das Projekt und die Verwendung seiner Stücke. Übrigens – „Death of a Ladies‘ Man“ ist das im November 1977 veröffentlichte fünfte Studioalbum von Leonard Cohen (= 2 1/2 PÖNIs).

4.)   Die BEDEUTUNG: NATUR. Titel = „DER WALDMACHER“. Von VOLKER SCHLÖNDORFF (B + R; D 2021; K: Axel Schneppat; Jean Diouf; Paapa Kwaku Duro; Abdoulay Mahamoud; M: Bruno Coulais; 93 Minuten; deutscher Kino-Start: 7.4.2022). Kollege RALF SCHENK beginnt seine Filmkritik im „Filmdienst“ klug: „Der Satz schwebt wie ein Menetekel über der Menschheit: ‚Wenn die Wälder verschwinden“, so der britische Fortwissenschaftler Richard St. Barbe-Baker (1889 – 1982), „verschwindet das Wasser. Die Fische und das Wild, die Ernten, die Herden, die Fruchtbarkeit, einfach alles. Dann kommen die Geister alter Zeiten zurück, heimlich, einer nach dem anderen, Flut, Dürre, Feuer, Hunger und die Pest“. Diesem düsteren Szenario , das vielerorts längst zur Realität geworden ist, widersetzt sich der 1957 geborene Australier ANRHONY RINAUDO mit aller Kraft. 1981 kommt der Australier als junger Agrarwissenschaftler in den Niger, um die wachsende Ausbreitung der Wüsten und das Elend der Bevölkerung zu bekämpfen. Radikale Rodungen haben das Land veröden lassen und die einst fruchtbaren Böden ausgelaugt. Doch Rinaudos Versuche, die Würste durch das Pflanzen von Bäumen aufzuhalten, scheitern und nahezu alle seine Setzlinge gehen wieder ein. Dann bemerkt er unter dem vermeintlich toten Boden ein gewaltiges Wurzelnetzwerk  – eine Entdeckung, die eine beispiellose Begrünungsaktion zur Folge hat und unzähligen Menschen neue Hoffnung schenkt.

„Oscar“-Preisträger VOLKER SCHLÖNDORFF, in diesen Tagen 83 geworden, widmet seinen ersten Dokumentarfilm dem Lebenswerk von TONY RINAUDO, der seit Jahrzehnten – gemeinsam mit afrikanischen Bauern – eine simple Schnitt-Technik praktiziert und verbreitet. In beeindruckenden Bildern lässt er die Zuschauer daran teilhaben, wie dank der Passion eines Mannes eine ganze Region wieder aufblüht. TONY RINAUDO wurde 2018 für sein Engagement mit dem Alternativen Nobelpreis geehrt (= 4 PÖNIs).

5.)   TV-TIPP: Diesen Film –  „DER PARTYSCHRECK“ von BLAKE EDWARDS aus dem Jahr 1968  –  muss man gesehen haben. Motto: Er ist so wunderbar – einzigartig saukomisch; dieser PETER SELLERS in der Hauptrolle. Als chaotischer indischer Kleindarsteller Hrundi V. Bakshi, der bei einer teuren Hollywood-Produktion „versehentlich“ verrückt spielt (s. Kino-KRITIK /5 PÖNIs). Und bei der darauffolgenden Party auch „nichts auslässt“. Ist am kommenden DONNERSTAG, 14.4. ab 23.25 Uhr beim SWR/SR lustig zu genießen. Die GROSSE FUN-EMPFEHLUNG gilt!

6.)    PUNK-POP: Na klar, in dieser Woche stehen vor allem DIE TOTEN HOSEN im (TV-)Blickfang (s. obigen Text). Mit einem ihrer Songs treffen sie schmerzhafte private Vorkommnisse bei mir und erläutern, wie man diese „bereinigt“. Ganz klar, bei  „STEH AUF, WENN DU AM BODEN BIST“ rumpelt es sagenhaft zutreffend:

Wünsche eine gelungene Wiederaufsteh-Woche.

HERZlich:   PÖNI PÖnack

kontakt@poenack.de

 

 

 

 

 

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