0.) Ich schaue in das Lexikon des Internationalen Films: Buchstabe J. Der Text unter dem Titel „James Bond – 007 jagt Dr. No“ lautet: „James Bond, Geheimagent in London, Codenummer 007 (Sean Connery), setzt sich auf die Spur eines einzelgängerischen Atomwissenschaftlers (Joseph Wiseman), der durch radioaktive Strahlen amerikanische Raketenstarts in der Karibik stört. Spannende Mischung aus Detektiv-, Grusel- und utopischem Film. Erster Film der populären und – trotz mehrfachen Hauptdarsteller-Wechsels – langlebigen Serie von Actionfilmen, die seit 1962 Motive aus Romanen des Engländers Ian Fleming (1908 – 1964) zu einer spektakulären Genre-Mischung verarbeitet“.
Beim Dr. No-Streifen von Terence Young entstieg URSULA ANDRESS im cremefarbenen Baumwoll-Bikini dem Meer. Sehr zur Überraschungsfreude von 007. Und der Zuseher. Diese Szenerie sorgte einst für eine sprunghafte Verbreitung des bis dahin mit moralischen Sorgenfalten betrachteten Textilstücks.
Den 5. OKTOBER 2012, 50. Jahrestag der Uraufführung des Films, feierte das Filmunternehmen EON als GLOBAL JAMES BOND DAY. In einer 2012 veröffentlichten Liste des Rolling Stone-Magazins nimmt „Dr. No“ Platz 6 von 24 James-Bond-Filmen ein.
1.) 26 x JAMES BOND. AND NOW: THE LAST FIGHT. Titel = „JAMES BOND 007: KEINE ZEIT ZU STERBEN“. Von CARY FUKUNAGA (Co-B + R); GB/USA 2019; K: LINUS SANDGREN; M: HANS ZIMMER; Titellied: BILLIE EILISH & FINNEAS; 163 Minuten. Mit zum fünften und letzten Bond-mal: DANIEL CRAIG. Zunächst aber = Rückblicke: Zu den besten der BESTEN-Bond-Abenteuer zählen der vorvorletzte Film „SKYFALL“ (143 Minuten / 2012) sowie der vorletzte Streich „SPECTRE“ (2015 / 148 Minuten). „Skyfall“ spielte über 1,1 Milliarden US-Dollar ein und damit ein Vielfaches seiner Produktionskosten. Er erhielt überwiegend positiven Kritiken (s. Kino-KRITIK / 5 PÖNIs) und wurde mit zwei „Oscars“ bedacht („Bester Song“ für Adele und Paul Epworth sowie „Bester Tonschnitt“: Peter Hallberg). Bei „SPECTRE“ dagegen sind die ersten 17 Minuten in die Actionfilm-Historie eingegangen. Und was dort sonst so passierte, ist auch ausführlich nachzulesen (s. Kino-KRITIK / 3 1/2 PÖNIs). So dass wir – dermaßen mit Gestern- bzw. Vorgestern-Infos gerüstet – in den neuen Bond-Feuerball einsteigen können. Wo gerade ein traumatisierter irrer Terrorist namens Lyutsifer Safin (RAMI MALEK / „Oscar“-Preisträger für seinen Freddie Mercury-Part in „Bohemian Rhapsody“) die Mutter der jungen Madeleine Swann umbringt. Jener Madeleine Swann (LÉA SEYDOUX), die wir seit „Spectre“ kennen. Und die diesen Bastard Mr. Safin in Notwehr anschießt, doch auf ihrer Flucht auf einem nahegelegenen zugefrorenen See einbricht. Aber vom mit einer japanischen Nö-Maske hinterherhechelnden Safin gerettet wird. SCHNITT. Madeleine und James sind ein Paar. Genießen italienischen Matera-Urlaub. Als Spectre-Attentäter auf Angriff schalten. Obwohl ihr Boss Ernst Stavro Blofeld (auch bekannt als zweifacher „Oscar“-Hero CHRISTOPH WALTZ) in einem Gefängnis-Verließ (a la „Das Schweigen der Lämmer“) haust. Erstmal räumt Bond die zahlreichen Angreifer weg, auch Blofeld, dann beschuldigt er Léa des Verrats und verlässt sie. SCHNITT. Fünf Jahre später. James faulenzt solo in Port Antonio, Jamaika. Ist als Angler beschäftigt. Hat mit nichts und niemandem mehr was am Hut. Agent- war einmal. Ist längst vorbei. Seine 007-Nachfolgerin in London ist Nomi (LASHANA LYNCH) und wird auf Ex-007 James „aufmerksam“. Denn No-007 ist längst wieder aktiv. Wurde aufgescheucht durch seinen CIA-Kumpel Felix Leiter (JEFFREY WRIGHT). Anlass: Ein M16-Wissenschaftler namens Waldo Obruchev (DAVID DENCIK) – eine eklig-schleimige Type – wurde aus einem M16-Labor entführt. Waldo hat das Projekt Heracles entwickelt, eine saugefährliche Biowaffe, die Nanobots enthält, die sich bei Berührung wie ein tödlicher Virus ausbreiten. Um es vereinfacht festzustellen. Bond kontaktiert M (RALPH FIENNES), der dieses Nanobot-Projekt geheim in Auftrag gegeben hatte. Lässt sich wieder aktivieren und beginnt zünftig zu werkeln. Mit Unterstützung des technischen Genies Q (BEN WHISHAW) im Hintergrund. Schließlich ist die Welt in Gefahr.
In der Art muss man sich die 26. 007-Filmfolge vorstellen. Erst Ruhe, dann viel Wirbel. SEHR viele Ballereien. Handfeste, artistische Action-Bewegungen. Mittendrin, natürlich – der ewig explosive Bond. Der aber auch eine Menge „abbekommt“. Ist ja auch nicht mehr der jüngste Krieger. Und dann existiert ja noch: Madeleine. Mit ihrer kleinen Tochter Mathilde. Auf einer zwischen Japan und Russland (oder umgekehrt?) befindlichen Terroristen-Insel klären sich schließlich „die Dinge“. Auch, was die kleine Mathilde eigentlich mit James, dem Bond zu tun hat. Und überhaupt gilt es ja vor allem, die Weltvernichtung endgültig zu stoppen. Also tut Bond das, was ein Bond eben bekanntermaßen tut. Während M in London hofft, dass sein Planungsmissgeschick nicht zu einem weltlichen Zerstörungsdesaster ausartet. Mensch Bond, Daniel Craig ist inzwischen robuste 53, hilf bloß.
Regisseur: CARY FUKUNAGA. Der am 10. Juli 1977 in Kalifornien als Sohn eines Japaners und einer Schwedin geborene Filmemacher hat sich mit hervorragenden Spielfilmen hervorgetan wie „Sin nombre“ (2009 / s. Kino-KRITIK / 4 1/2 PÖNIs); „Jane Eyre“ (2011 / s. Kino-KRITIK / 4 PÖNIs) und „Beasts of No Nation“ (2015). Auffallend – sein Interesse an sowohl heftig-turbulenten, zirzensischen ACTION-Bewegungen wie auch und vor allem an = zwischenmenschlichen Ausbrüchen. Dabei sympathisiert er nicht nur mit heldenhaften Kerlen, wie James Bond, sondern auch mit „vollwertigen“, neugierigen weiblichen Aktivisten. In dem langlebigsten Kinofranchise aller Zeiten setzt er die Interpretation der Kultfigur 007 fort und lässt sie reichlich „abbekommen“. 2021 gibt es nicht mehr den sicheren „fröhlichen“ Outlaw. Wenngleich die Autoren des Öfteren weiterhin kühne, treffsichere Pointen zu setzen verstehen. Apropos: Das Drehbuch stammt von den 007-Veteranen NEAL PURVIS & ROBERT WADE sowie vom Regisseur Cary Fukunaga, SCOTT Z. BURNS (= „Das Bourne Ultimatum“) und – auf persönlichen Wunsch Daniel Craigs, verlautet es – von der mehrfach „Emmy“-prämierten Autorin PHOEBE WALLER-BRIDGE („Killing Eve“). SIE waren für die meist gelungene, überzeugende Mischung von Knall- und Fall-Emotionen verantwortlich.
Wen übersehen? ANA DE ARMAS. Die Kubanerin („Knives Out – Mord ist Familiensache“) sieht toll aus, vermag wunderbar biestig auszukeilen, also Kerle zu verprügeln, und – weiß 007 standesgemäß-optisch zu maßregeln: „Es gibt Dinnerjackets und Dinnerjackets. Das hier ist ihr letzteres. Sie sollten aussehen wie ein Mann, der an diesen Tisch gehört“. Motto: James, du wirst stilgerecht für die nächste Kamikazemission ausgestattet. Und James ist sehr zufrieden mit dieser Belehrung. Und ich auch (= 4 PÖNIs).
2.) Ach nö. Titel = „NÖ“. Von DIETRICH BRÜGGEMANN (Co-B + R + Musik); D 2018; Co-B: Anna Brüggemann (Co-B + D); 119 Minuten. Ein Paar, Dina (Anna Brüggemann) und Michael (ALEXANDER KHUON). Sie ist Schauspielerin, er ist Arzt. Man ist fünf Jahre zusammen, ist eigentlich glücklich in der Beziehung, er sagt: „Ich denke, wir sollten uns trennen“. Es folgen14 Episoden, was so alles passiert. Zum Beispiel ein Jahr später: Hochzeit. 8 Monate später oder wenn Hanns Zischler, Papa, plaudert. Läppische Dialoge steht auf meinem Zettel. Zwei Wochen darauf: Irgendein dussliger Empfang. Zeitvergeudung. Sechs Wochen darauf plappernde Arzt-Visite. Vier Monate später wird in einem Klinikum ein Kind geboren. Während wilde Schießereien drumherum toben. Bildet Sie sich ein. Was soll das? Und so weiter, und so fort. Mal in der Wohnung „Ereignisse“, mal eine Bühnen-Performance (die Chefin quatscht viel in englisch), Dina weint. Wieder: „Papa“ Hanns „Joachim“ Zischler, nölt nur krank herum. Als er beerdigt wird, zeigt ein Sohn dem Grab seinen nackten Arsch. Was soll das? Und so weiter, und so fort. Michael ist bei einem überdrehten Zahnarzt („der ist völlig behämmert“, steht auf meinem Zettel). Folge 15 = SIE will endlich Beziehungsschluss machen. Lese gerade: ‚Beziehungsfilm mit abgründigem Humor“. Ah ja.
Am Ende: 9 Jahre früher = Man lernt sich kennen. Gott bewahre (= 1 1/2 PÖNIs).
3.) Bleibt nö-nö. Titel = „BIS AN DIE GRENZE“. Von ANNE FONTAINE (Co-B + R). Fr 2019; Co-B: Claire Berré; 99 Minuten. Problemfilm, der im Februar 2020 bei der Berlinale Premiere hatte. Der private wie berufliche Alltag von einem Pariser Polizisten-Team. Bestehend aus Virginie (VIRGINIE EFIRA), Aristide (OMAR SY) und Erik (GRÉGORY GADEBOIS). Die junge Mutter Virginie hat Beklemmungen, nach Hause zu Ehemann und Baby zu gehen. Ist nach einer Affäre mit dem Spaßvogel-Kollegen Aristide schwanger und will den Schwangerschaftsabbruch terminieren. Während Erik ständig nur herum-nölt. Immer mies drauf ist. Es deutet vieles darauf hin, dass seine Frau sich von ihm trennen will. Als die Drei dann nach einem Stresstag einen abgelehnten Asylbewerber zum Flughafen bringen, dort „abliefern“ sollen, zeigt sich die ganze Palette von ihren hakigen Widersprüchen und nervlichen Belastungen. Thema: Können Sie es moralisch verantworten, diesen Mann, der in seiner Heimat gefoltert wurde, dorthin zurückzuschicken? Ein düsterer Problemfilm, der zum Berlinale-Panorama passte, aber jetzt im Kino „solo“ unleidlich wankt und therapeutisch winkt (= 2 PÖNIs).
4.) TV-TIPP. Am kommenden MONTAG, 4. Oktober, präsentiert das ZDF ab 22.15 Uhr den deutschen Thriller „FREIES LAND“ von Christian Alvart aus dem Jahr 2020, nach der exzellenten spanischen Vorlage von 2016: „La Isla Minima“. Mit zwei unverbrauchten Gesichtern = von FELIX KRAMER und TRYSTAN PÜTTER als Ostland-Polizisten: Als Sumpf-Typen von biestiger Outlaw-Schnüffler-Qualität (s. Kino-KRITIK). Die atmosphärische, spannende Empfehlung gilt.
5.) MUSIK: Er trat nur einmal als JAMES BOND auf – George Lazenby. Der Film „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ lief ab 19. Dezember 1969 in den bundesdeutschen Kinos. Und wurde auch deshalb viel beachtet, weil DIANA RIGG, die EMMA PEEL aus der auch in Deutschland beliebten britischen TV-Serie „Mit Schirm, Charme und Melone“, die weibliche Hauptrolle spielte. Als Teresa di Vincenzo heiratete sie 007 und wurde zuletzt vom Gangster Blofeld (Telly Savalas) liquidiert. Das Liebeslied „WE HAVE ALL THE TIME IN THE WORLD“, das LOUIS ARMSTRONG sang, wird im damaligen Film zum Beginn der Beziehung zwischen James Bond und Teresa gespielt. Es ist der letzte Song, der von Louis Armstrong aufgenommen wurde. (Er starb am 6. Juli 1971 in New York). In dem neuen James Bond-Film, „JAMES BOND : KEINE ZEIT ZU STERBEN“, wird dieses Louis Armstrong-Lied erneut – original und komplett – gespielt. Während der erste Nachspann läuft. Natürlich ist es für mich in dieser Bond-Woche mein Lieblingslied:
Wünsche eine GESUNDE bondige Woche.
HERZlichst: PÖNI PÖnack
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