PÖNIs BLOG (121): WDR-„MITTERNACHTSSPITZEN“; „DIE AUSGRABUNG“; Klassiker: „DER TOD EINES KILLERS“; „MORTAL“; „BOTTROPER BIER“

Christoph Sieber (Fotoquelle: WDR / Melanie Grande)

0.) NEUE ÄRA BEI DEN WDR-„MITTERNACHTSSPITZEN“Mit: CHRISTOPH SIEBER als neuem Front-Mann. Der am 19. Januar 1970 in Balingen geborene Kabarettist, der – unter anderem – von September 2015 bis zum Dezember 2020, zusammen mit Tobias Mann, im ZDF die Late-Night-Sendung „Mann, Sieber!“ führte, übernimmt von diesem Samstag an (6.2.2021/ab 21.45 Uhr) die Leitung der traditionsreichen Kabarett-Sendung. Dabei tritt er in erhebliche Fußstapfen, denn im letzten Dezember hatten sich nach fast 30 Jahren die WDR-Urgesteine Jürgen Becker (61), Wilfried Schmickler (66) und Uwe Lyko alias Herbert Knebel (66) verabschiedet. In der „neuen“ Sendung sollen wie bisher sowohl Newcomer als auch etablierte Künstler auftreten, sagt Sieber. Bei der Premiere seien zum Beispiel HELGE SCHNEIDER und CHRISTIAN EHRING („Extra drei“) dabei. Inhaltlich soll die am längsten existierende Sendung im deutschen Fernsehen – die erste Folge lief 1988 – ihre politische Satire-Linie kraftvoll wie komisch beibehalten.

1.)   Netflix, seit 29. Januar 2021: HEIMKINO-TIPP. Titel = „DIE AUSGRABUNG“. GB/USA 2019. Das britisch-amerikanische Filmdrama inszenierte – als dritten Film nach „The Turning – Reunion“, 2013 und „Die Wildente“/2015 – der 35jährigen Theater-, Film- und Opernregisseur, Autor und australisch-schweizerische Schauspieler SIMON STONE. Historischer Hintergrund: Bei Ausgrabungen im Jahr 1939 fand ein Amateurarchäologe und Astronom namens BASIL BROWN (*22. Januar 1888 – †12. März 1977) im ostenglischen Sutton Hoo ein angelsächsisches Schiffsgrab aus dem 7. Jahrhundert. Dieser Fund gilt als eine der bedeutendsten archäologischen Entdeckungen aller Zeiten. Dieser Film begleitet dieses phänomenale Ereignis. Er basiert auf dem 2007 herausgekommenen Roman „THE DIG“ von John Preston. 1939, kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs, beauftragt die wohlhabende schwerkranke junge Witwe und Landbesitzerin Edith Pretty (CAREY MULLIGAN) den eigenwillig-klugen Archäologen Basil Brown (RALPH FIENNES), auf ihrem Anwesen im ländlichen Sutton Hoo in den Hügeln zu suchen. Präziser: zu forschen: „Seit ich eine Kelle halten kann , nehme ich an Ausgrabungen teil“. Basil, der sich selbst als „Guter Ausgräber“ bezeichnet, beginnt mit einem kleinen Team mit der (im wahrsten Sinne) aufwühlenden mühevollen Arbeit: „Ich finde, dass wir das Leben zutage fördern, deswegen graben wir“. Freundet sich währenddessen mit Ediths aufgewecktem kleinem Sohn Robert an (Archie Barnes) und beobachtet, wie nach und nach „Interessenten“ auftauchen, wie unter anderem Charles Phillips (KEN STOTT), der arrogante Leiter des British Museum. Dessen aufdringlicher Wunsch nach Chef-Position mit eigenständiger Entscheidungsbefugnis auf Widerstand stößt.

Menschen suchen nach Erkenntnissen. Diese befinden sich vorrangig unter der Erde. Wie die Ahnen. Der Glaube, auf etwas Phänomenales im tiefen Sand zu stoßen, dass die Vergangenheit neu zu definieren bestimmt, bewahrheitet sich. Während sich „oberhalb“ die emotionalen Gegebenheiten des Alltags offenbaren. Mit bekannten menschlichen Regungen und unsicheren Bewegungen. Ein „ruhiger“ Film. Ein besonnener Streifen. Inmitten brillanter Landschaft. Wo Menschen sich mit empathischer Gegenwart und „Altem“ befassen und am Himmel die ersten Kriegsflieger unterwegs sind.

Es gibt Filme, deren Schauspieler überragen. Bestimmen ihn nachhaltig. Hier sind es RALPH FIENNES und CAREY MULLIGAN. Sie verkörperte 2009 im Kinofilm-Fortsetzungstrubel „Wall Street: Geld schläft nicht“ die Tochter von Hauptdarsteller Michael Douglas. Er war der Schurke LORD VOLDEMORT in der Harry Potter-Filmreihe und übernahm 2012 als fünfter Darsteller die Verkörperung von „M“, dem Direktor des MI6, im James Bond-Hit „Skyfall“ (s. Kino-KRITIK). Bislang wurde der am 22. Dezember 1962 im britischen Ipswich, Suffolk geborene Ralph Nathaniel Twisleton-Wykeham Fiennes zweifach „Oscar“-nominiert („Schindlers Liste“/1993 und „Der englische Patient“/1997). Hier brilliert er als stolzer, selbstbewusster, sensibler Bürger und eigenwilliger „Eroberer“, dessen Äußerungen und Handlungen gesellschaftliche Klassen beziehungsweise „dortige Differenzen“ auflösen. Ihm erneut zu begegnen, ist ein kultureller wie unterhaltsamer Gewinn. Für Liebhaber cineastischer Empfindsamkeit –  eine feine Film-Lust (= 4 PÖNIs).

2.)   HEIMKINO-KLASSIKER. Titel = „DER TOD EINES KILLERS“Motto: Ich sah / sehe SEHR GERNE Filme mit LEE MARVIN (*19. Februar 1924 – †29. August 1987). Wie zum Beispiel: „Cat Ballou – Hängen sollst du in Wyoming“/1965; „Westwärts zieht der Wind“/1969; „Monte Walsh“/1970 oder „Gorky Park“/1983. UND, vor allem: „DER TOD EINES KILLERS“. Von 1964. Nach der Kurzgeschichte „The Killers“ von Ernest Hemingway, Ersterscheinung: 1927. (Die deutsche Übersetzung – von Annemarie Horschitz-Horst – erschien 1958). Die Dreharbeiten für die Erstverfilmung, deutscher Titel  „RÄCHER DER UNTERWELT“, fanden von Ende April bis zum 28. Juni 1946 auf dem Gelände der Universal-Studios unter der Regie von ROBERT SIODMAK statt. In den Hauptrollen: BURT LANCASTER, AVA GARDNER sowie EDMOND O’BRIEN. Der US-Kinostart dieses Schwarz-Weiß-Streifens war am 30. August 1946, und der Film avancierte zum gigantischen Publikumserfolg. Erreichte vier „Oscar“-Nominierungen (s. Kino-KRITIK).

Die zweite Film-Adaption dieses Stoffes entstand 1964 unter der Regie des Produzenten DON SIEGEL (*26.10.1912 – †20.4.1991), der sich später mit heißen Action-Stoffen wie „Dirty Harry“/1971; „Der große Coup“/1973 und „Die schwarze Windmühle“/1974 einen herausragenden Action-Filmnamen schuf. Zwei Typen. Sind im Auftrag unterwegs. Charlie Strom (LEE MARVIN) und Lee (CLU GULAGER). Ausstaffiert in Anzügen und mit Sonnenbrillen. Sie betreten das Gelände eines Blindenheims. Fragen nach, suchen: Johnny North. Einen Mechanik-Lehrer. Finden ihn. Erschießen ihn. Wundern sich hinterher, dass Johnny North (JOHN CASSAVETES) weder Anstalten machte zu fliehen, obwohl er wusste, was beabsichtigt war, noch sich wehrte. Nur so viel – hier geht es/ging es um viel Geld. Eine Million Dollar. Charlie und Lee machen sich auf die Suche. Stoßen auf einen Bekannten von Johnny, Earl Sylvester (CLAUDE AKINS), der ihnen erzählt, was wann wieso und weshalb-warum. Fortan kümmern sich die coolen Jäger um Sheila Farr (ANGIE DICKINSON). Die ein falsches Spiel spielt.

So sehr ich LEE MARVIN bewundere, so sehr mag ich RONALD REAGAN: NICHT. DER mimt hier, bei seinem letzten Leinwand-Auftritt, einen Widerling von Schurken. Ging danach „weiter“ in die Politik, wurde 1967 Gouverneur von Kalifornien, um dann in Richtung 40. US-Präsident (1981-1989) zu wandern. „Der Tod eines Killers“ ist ein starkes, fiebriges, hitziges Stück bestes B-Kino. Wirkt heute weiterhin als 93minütiger kühler, konzentrierter Hardcore-Klassik-Filmreißer (4 1/2 PÖNIs).   P.S..: Der „Katholische film-dienst“ urteilte damals, am 26. August 1964, ablehnend: „Der zynische Pessimismus, den der Film verströmt, läßt es nicht als Lohn, sondern eher als Strafe erscheinen, in dieser Welt am Leben zu bleiben, wo Geldgier, Egoismus und Rache die einzigen Antriebe sind“. Ich sag’s ja – was für ein Meisterwerk! 

3.)   Mittelprächtiges HEIMKINO. Titel = „MORTAL“Also – „Sterblich“. Norwegen/USA/GB 2020. Mit zwei Filmen hat sich norwegische Regisseur, Drehbuch-Autor und Filmproduzent ANDRÉ OVREDAL auch bei uns Aufmerksamkeit verschafft: „The Autopsy Of Jane Doe“ (2017/s. Kino-KRITIK/4 1/2 PÖNIs) und „SCARY STORIES TO TELL IN THE DARK“ (2019/s. Kino-KRITIK/3 1/2 „Carrie“-PÖNIs). In seinem aktuellen Film, der seit dem 22. Januar 2021 im Heimkino-Angebot zu finden ist (Verleih: „Ascot Elite Entertainment“), tut er sich schwer. Vereinfacht, aber zutreffend in Richtung  Story mager; Ausführung gespalten: Schauspieler mau, Optik mit Action-Esprit okay. Der junge Amerikaner Eric (Nat Wolff) ist eigentlich nach Norwegen gekommen, um hier seine familiären Wurzeln zu finden. Doch sein Schicksal meint es anders, der Typ vermag plötzlich Brände zu entfachen, das Klima zu beeinflussen und das Wetter „zu formen“ und dann auch noch Menschen sterben zu lassen. Motto: „Ich sehe, ich fühle Dinge“. Eric kriegt vorgesagt: „Du kannst alles mit Atmosphäre, Luft, Wasser tun“. Ahhh ja. Die, Die ihm dies mitteilt, heißt Christine (Iben Arkelie) und stellt sich als Psychologin vor, benimmt und bewegt sich allerdings mehr wie eine dröge Kindergärtnerin. Himmelt Eric an: „Du musst lernen, es zu kontrollieren“. Also DAS mit den wundersamen, brandgefährlichen Fähigkeiten. Weswegen Polizei und US-Militär hinter Eric und Freundin Christine her sind. Und dann erkennen auch wir – diese übernatürlichen Kräfte des Eric haben was mit nordischer Mythologie zu tun. Wobei schließlich auch ein HAMMER eine pyromanische Rolle spielt. Man probiert ein wenig mit den weit entfernten Avengers herum. Beziehungsweise so was in der holprigen Norwegen-Art.

Ein ziemlicher Murks-Streifen. Der am Ende auf einen epischen Countdown setzt und dabei gespenstisch spukt. 100 Minuten AUSSEN hui, INNEN pfui (= 2 1/2 PÖNIs).

4.)   KOMISCHE MUSIK. Auf der Bühne, im Rundfunk und im Fernsehen wurde aus dem Schauspieler, literarischen Kabarettisten und Komiker JÜRGEN VON MANGER der ironische, stets  doppelbödige, herrlich köstliche Ruhrgebiets-Komiker-Kleinbürger ADOLF TEGTMEIER. Der sich 1977 den Erfolgsschlager „Griechischer Wein“ von Udo Jürgens „auf seine Weise“ urig annahm, um daraus salopp „BOTTROPER BIER“ zu klamüsern: „Bottroper Bier, is so wie der Saft füürt Leben hier im Revier, tuuse manchmal gärn ein heben, und an so ein Tach kriech ich zu Hause meist noch Krach, datt ich nich lach“. Für mich ist diese Interpretation, in diesen kalten Zeiten, unbedingt eine musikalische Wonne-Woche:

Wünsche eine GESUNDE Bottroper-Woche. HERZlichst:  PÖNI PÖnack

kontakt@poenack.de

 

 

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