PÖNIs: (4,5/5)
„THE AUTOPSY OF JANE DOE“ von André Ovredal (USA 2016; B: Ivan Goldberg, Richard Naing; K: Roman Osin; M: Danny Bensi, Saunder Jurriaans; 86 Minuten; deutscher Heimkino-Start: 17.10.2017); im zivilen Leben heißt er Hermann Joseph Bausch-Hölterhoff, wurde am 19. April 1953 in Ellar/Westerwald geboren; nennt sich Joe Bausch, ist seit 1986 Anstaltsarzt in der westfälischen Justizvollzugsanstalt Werl und nebenberuflich Autor und Schauspieler: Seit 1997 gehört er mit zum ARD-„Tatort“-Team aus Köln (mit den großartigen Rampen-Säuen Ballauf & Schenk alias Klaus J. Behrendt & Dietmar Bär) und mimt dort regelmäßig den Gerichtsmediziner Dr. Joseph Roth. Dieses Vorgeplänkel hat nur indirekt mit dem heutigen neuen, beeindruckenden Independent-Horror-Grusel aus den USA zu tun, wo es auch – und ausschließlich – um Vater und Sohn-Rechtsmediziner geht, denen eine „neue Leiche“ in einer Nacht heftig „zusetzt“.
Ort: Die Kleinstadt Grantham in Virginia. In einem Haus gab es offensichtlich vier bestialische Morde. Der Sheriff steht vor einem Rätsel, denn es gibt keine Anzeichen von einem gewalttätigen Eindringen ins Haus. Und dann auch noch diese weitere fürchterliche, fünfte Entdeckung im Keller: Während die anderen Opfer „oben“ grausam entstellt sind, (be-)findet sich dort eine „makellose“ Tote, halb eingebuddelt in der Erde. Was ist hier los? Sheriff Sheldon Burke (Michael McElhatton) ist angewidert wie ratlos. Und lässt die weiß-bleiche junge Frau, die wie alle weiblichen anonymen Toten, erst einmal Jane Doe genannt wird, unverzüglich zu den Pathologen Tommy und Austin Tilden – Vater und Sohn – ins Leichenhaus bringen. Die sollen noch in der Nacht herauskriegen, wie es zu solch einer „sauberen Leiche“ „gekommen“ ist. Beide machen sich ans Werk: „Jede Leiche hat ein Geheimnis“, bemerkt Tommy (BRIAN COX) zu seinem ebenso sachlich und nüchtern arbeitenden Assistenten-Sohn Austin (EMILE HIRSCH), bevor er die ersten Schnitte ansetzt. Wobei, im Gegensatz zum – natürlich – diskreteren 20:15 Uhr-„Tatort“, hier die Eingeweide und körperlichen „Einzelheiten“ ausführlich mit ins Bild genommen werden. Was absoluten dramaturgischen Sinn macht und sensiblen Gemütern möglicherweise den Appetit verdirbt. Aber dies ist ja erst der Anfang. Denn plötzlich passieren Dinge, die sich rational nicht erklären lassen und den Anschein erwecken, dass die – inzwischen „aufgeschnittene“ – Tote alles andere als tot ist, also möglicherweise: lebt.
„WATCH IT. BUT NOT ALONE“, empfiehlt hier Stephen King. Jedenfalls wird der Film auf dem Cover so beworben. Und dies ist auch wahrscheinlich, denn was sich hier in einer einzigen Nervenkitzel-Nacht effektiv abspielt, ist origineller „King“-Schauer vom Unheimlichsten. Inszeniert vom 43-jährigen norwegischen Spielleiter ANDRÉ OVREDAL, der 2010 mit seinem Film „Trollhunter“ auf sich aufmerksam machte und hier seine erste englisch-sprachige Produktion schuf. Die, in Umfeld und Spezial-Spannung, an das Leichenschauhaus-Drama-Debüt des dänischen Regisseurs Ole Bornedal mit „Nightwatch – Nachwache“ von 1994 erinnert.
Mit zwei „passenden“, überzeugenden Profis in den Hauptparts: Der Brite BRIAN COX, 70, zuletzt als und in „Churchill“ bestens auffallend und davor in gefühlten vielen „tausend“ Filmen als bestechender (fieser) Neben-Klasse-Akteur zugange („Die Bourne Verschwörung“) und – unvergessen – auch, 1986, als allererster „Hannibal Lecter“ im Thriller „Blutmond – Manhunter“ von Michael Mann auftretend (= dort als Hannibal Lecktor ausgewiesen); als erfahrener Autopsie-Profi, kriegt hier immer mehr das große (Er-)Staunen. Ebenso wie Sohn EMILE HIRSCH, 31, unvergesslich als Abenteurer Christopher McCandless in dem Sean Penn-Meisterwerk „Into the Wild“ von 2007, der sich mehr und mehr wie fassungslos von einer Leiche bedroht sieht und zu „Maßnahmen“ gedrängt wird, die er nie für möglich gehalten hätte. Übrigens: Diese Jane Doe-Leiche wird, siehe auch das (leider nicht untertitelte) Making Of im Bonusmaterial, von der „betörenden“ OLWEN KELLY „gespielt“, präziser: dargestellt. Was für ein „feiner“ Part!
Der extreme Spannungsstoff „THE AUTOPSY OF JANE DOE“ von André Ovredal wurde kürzlich auf dem hiesigen „Fantasy Film Fest“ begeistert aufgenommen und stürmt jetzt bei uns gleich ins Heim-Kino. Marke. Das Genre verblüfft mit einer an den blanken Nerven zerrenden Klasse-Erweiterung von schockierend-„fröhlichem“ Bilder-Grusel (= 4 1/2 PÖNIs).
Anbieter: „Universum Film“