0.) DER VIERTE ANLAUF: Auf IHN warten wir schon (zu) lange. Der vorletzte, der 25. Bond-Film, hieß „SPECTRE“ (s. Kino-KRITIK), hatte hierzulande seinen Kino-Start am 5. November 2015 und war der vierte Film mit der starken 007-Figur DANIEL CRAIG (nach „Casino Royale“/2006; „Ein Quantum Trost“/2008 und „Skyfall“/2012, einem der besten James Bond-Filme überhaupt/s. Kino-KRITIK). Die Dreharbeiten für das 26. Agenten-Abenteuer, Titel: „JAMES BOND 007: KEINE ZEIT ZU STERBEN“, Original: „No Time to Die“, fanden vom 25. März 2019 (= beginnend in Nittedal in Norwegen) bis zum 26. Oktober 2019 (= Pinewood Studios, 32 Kilometer westlich von London) statt. Als Kinostart-Termin wurde der 14. Februar 2020 bekannt gegeben. Danach folgte mit dem 8. April 2020 der nächste Premieren-Termin-Versuch. Dann wurde bekannt, dass das aktuelle Bond-Movie nunmehr auf den 12. November 2020 Start-verlegt wurde. Durch die Corona-Pandemie „entstand“ als weiteres Start-Datum der 2. April 2021. Bevor gerade die neueste Veränderung veröffentlicht wurde: Nun endgültig soll Mr. Bond ab 8. Oktober 2021 die Leinwände der internationalen Kino-Welt erobern. Übrigens – das Budget von „No Time to Die“ umfasste rund 250 Millionen Dollar. Und: Es ist der erste James-Bond-Film, bei dem Sequenzen mit 65-mm-IMAX-Filmkameras aufgenommen wurden. Im Oktober 2020 verhandelten Netflix und Apple über eine Streaming-Premiere des Films. Angeblich mit einem Angebot über 600 Millionen Dollar. Dies wurde vom Rechteinhaber MGM abgelehnt.
1.) NETFLIX: Die Irin JESSIE BUCKLEY. Überragend in IHREM Film: „WILD ROSE“. Regie: TOM HARPER, britischer Regisseur, Produzent und Schriftsteller des Jahrgangs 1980. Der diesen Stoff im Sommer 2017 in Glasgow/Schottland und in Nashville/USA nach dem Drehbuch von Nicole Taylor drehte. Mit der irischen Schauspielerin und Sängerin JESSIE BUCKLEY in einer phantastischen Hauptrolle. Wir kennen die am 29. Dezember 1989 geborenen Schauspielerin und Sängerin durch einen Nebenpart in dem Biopic „Judy“ (mit Renée Zellweger als Judy Garland/startete Anfang Januar 2020 in den Kinos) und vor allem durch ihren begeisternden Auftritt in „Die Misswahl – Der Beginn einer Revolution“ (siehe Kino-KRITIK), wo sie an der Seite von Keira Knightley die aufmüpfige Rolle der Jo Robinson spielte. Hier heißt sie Rose-Lynn, ist eine junge zweifache Mutter und wird gerade – nach einjährigem Aufenthalt – unter Auflagen aus dem Glasgower Gefängnis entlassen. Wegen Drogenschmuggels war sie verurteilt worden. Rose-Lynn. Sie weiß zwar, was sie will, nämlich als Countrysängerin in Nashville Karriere starten, verhält sich aber „im normalen Leben“ des Öfteren „zu ungeschickt“. Ihre Mutter Marion (JULIE WALTERS) muss sich zu oft um ihren Nachwuchs kümmern, währenddessen sie „unterwegs“ ist, um endlich zu wissen, was sie will und wie sie dies erreichen kann beziehungsweise – was sie auf gar keinen Fall sein und werden möchte. Nämlich eine „Allgemein-Tusse“, die nicht d a s erfolgreiche Leben leben darf, das sie will. Beansprucht. Folglich gibt es kurze Erfolgsgeschichten, doch danach nehmen die Nackenschläge für Rose-Lynn zu. Dann aber findet, besser: kriegt sie den Weg gen Nashville quasi auf dem Teller serviert. Geschenkt.
Die Suche nach Identität. Wer bin ich, was bin ich, wie werde ich wie ich sein möchte. Warum misslingt mir so viel. Wieso kann ich nicht d i e Heldin sein, die ich sein möchte? Warum kriege ich mich selbst nicht unter Kontrolle? Warum ist der Alltag in Glasgow nicht vergleichbar mit ruhmreichen Nashville-Aussichten? Rose-Lynn, 23 Jahre frisch, kriegt sich nicht in Griff. Träumt „Country“, vermag sich aber nicht mit den realen Gegebenheiten anfreunden: Wie – um die Kinder kümmern, es ist kein Vater vorhanden, wieso ist es „woanders“ besser als hier. Jedenfalls geträumt. Gehofft. Täglich inszeniert. Dabei hat sie Glück, ihre Mutter, die Oma, kümmert sich rührend um ihre Kinder. WIE Jessie Buckley ihre robuste Heldin kreuzhart zurecht-rückt, ist beachtlich. Den guten Momenten fügen sich Lügen und faule Eskapaden an. Rose-Lynn hat eine prächtige Stimme, ist aber mit zu vielen Unredlichkeiten ummantelt. Motto: ICH bestimme, wie es bei und mit mir fügen soll. Keine Beratung erforderlich. Wer dagegen ist, argumentiert, besitzt Feindes-„Charme“. WIE JESSIE BUCKLEY dies herausschält, trifft reizvolle Tiefe und kräftige Wut sowie viel stimmigen Nerven-Gesang.
Apropos: Der exzellente SOUNDTRACK enthält sowohl Original-Songs, die exklusiv für den Film geschrieben wurden, als auch Cover von Songs etablierter Country-Künstler wie Emmylou Harris, Wynona Judd oder Hank Snow . Und: Fast alle Songs interpretiert Jessie Buckley. Ihr Album eroberte Platz 1 der britischen Country-Album-Charts. Als passenden Rausschmeißer singt sie einen Original-Song mit dem Titel „Glasgow (No Place Like Home)“, der Applaus-dafür ist ehrlich. Das Musik-Drama „WILD ROSE“ kann sich beeindruckend sehen und vor allem auch prima hören lassen (= 4 PÖNIs).
2.) HEIMKINO-DEFTIG: -WICHTIG. Und WAHR! Titel = „VERGIFTETE WAHRHEIT“. Original = „DARK WATERS“. USA 2019. Regie: TODD HAYNES (bekannt z.B. durch „I’m Not There“/2007/s. Kino-KRITIK). Lief im vorigen Jahr kurz im KINO an, musste aber dann – wegen Corona – aussteigen. Und ist jetzt fürs Heimkino ein HIT. Cincinatti 1998. Rob Bilott (MARK RUFFALO) ist als erfolgreicher Wirtschaftsanwalt unterwegs, als ihn zwei Farmer auf merkwürdige Vorgänge in Parkersburg/West Virginia aufmerksam machen. Ein Chemie-Konzern vergiftet seit Ewigkeiten profitabel die Natur. Die Umwelt. Was hier beginnt, nennt man bald den sogenannten Teflon-Skandal. Obwohl Bilott für dieses Unternehmen tätig ist, will der gewissenhafte Jurist diesen Fall vorbehaltlos aufklären. Und setzt damit einen riesigen Umweltskandal in Bewegung, der bis heute anhält. Seinen aufopferungsvollen Kampf, für den Rob Bilott 2017 mit dem ALTERNATIVEN NOBELPREIS ausgezeichnet wurde, inszenierte Todd Haynes präzise und punktgenau als packenden Wirtschaftsthriller, in dem neben Mark Ruffalo u.a. „Oscar“-Preisträgerin Anne Hathaway („Les Misérables“), „Oscar“-Preisträger Tim Robbins („Mystic River“) und Bill Pullman mitmischen. „Ein starker Film über die grenzenlose Macht der Industriekonzerne und eine Gefahr, die uns alle betrifft“, verkündete zum Kino-Start das ZDF HEUTE JOURNAL. Yes (s. Kino-KRITIK).
3.) Vier Jahre herrschte WUT. Ausgelöst durch den dummen, gemein-gefährlichen, übel-hetzerischen, ekelhaften US-Präsidenten-Lügner: Donald Trump. Der Amerika entsetzlich spaltete. Bei dessen Nennung und Auftritt-Bildern mir immer wieder ein „besonderer“ WESTERN einfiel, der zu den herausragenden Genre-Klassikern gehört: „D J A N G O“. In einer Co-Produktion Italien/Spanien 1966 von SERGIO CORBUCCI (= auch Co-Drehbuch) gedreht wurde. Thema, vereinfacht: Was 1964 mit Sergio Leones Klasse-Klassik-Western „Für eine Handvoll Dollar“ begann, wird nun „woanders“ härter – fortgeführt. Schon der Anfang macht einen bestens Irre. An der Grenze. Zwischen Mexiko und den noch jungen USA. Ein heruntergekommener Typ und seine Wirkung mit Ausstrahlung. Als einsamer Wanderer zieht er durch die schmutzige Einöde, in fürchterlich dreckigen Stiefeln, den Hut tief ins Pokerface gezogen. Was neugierig auffällt, dieser Typ, aus dem die Visage von FRANCO NERO quillt, zieht einen Sarg hinter sich her. In dem sich aber keine Leiche befindet, wie vermutet, sondern ein Maschinengewehr. Mit dem er bald „hantieren“ wird. Denn der wortkarge Bursche, der DJANGO gerufen wird, ist in Sachen „Klärung“ unterwegs. Ausgestattet in einem zerschlissenen Mantel der Nordstaaten-Armee. Während der Titelsong – Musik: LUIS BACALOV, Gesang: ROBERTO FIA, der, international, auch ROCKY ROBERTS heißt – das zu erwartende Gemetzel stimmungsvoll einläutet, stinkt es wunderbar ungehörig, ungeheuerlich nach: TÖTEN. RACHE. „GUT“, also DJANGO, massakriert „die Anderen“. Die Schäbigen. Die Killer, also: „den Rest“. In dieser stinkenden, schäbigen Region, mit der schlammigen Dorfstraße und ihren gigantischen Pfützen, geht es worum es immer – bis heute – wirklich geht: Um Geld. Möglichst VIEL Geld. DAS es gilt, gierig wie gnadenlos-triumphierend zu erwerben. Jeder will es besitzen. Los also, DIE Gemetzel können tönen. Mitten drin – DJANGO. Dessen Frau von Major Jackson (EDUARDO FAJARDO) umgebracht wurde. Was DJANGO in positiv-deprimierende Attentatsstimmung versetzt hat. Gebracht hat. Der Showdown findet schließlich auf dem Friedhof der Stadt – die trägt den Namen NOGALES und liegt an der Grenze zu Mexiko – statt. 91 Minuten läuft die Originalfassung, 87 Minuten die für die BRD-Lichtspielhäuser damals geschnittene Version. Das New Yorker „Museum of Modern Art“ besitzt übrigens die komplette originale Version. Überhaupt: DJANGO, der Film, gehört seit vielen Jahren „zur Errungenschaft“ der besonderen POPKULTUR. Sergio Corbucci, der politisch links orientierte Soziologe und Filmemacher, wurde durch diesen Stoff zum Symbol für spezielle politische und gesellschaftskritische Sichtweisen der Zeit(en), sprich: Kalten Krieg und Ku-Klux-Klan-Rassismus der Militär-Schergen. Während die deutsche Version teilweise „entschärft“ synchronisiert = eingesprochen wurde, durch u.a. Gert Günther Hoffmann (Franco Nero) sowie Beate Hasenau, Eduard Wandrey, Martin Hirthe, Heinz Petruo. Tatsache: In Großbritannien wurde der Film wegen seiner Brutalität erst ab 1993 freigegeben. Hauptdarsteller FRANCO NERO, geboren am 23. November 1941, der zum Zeitpunkt des Drehs erst 25 Jahre alt war und auf älter geschminkt werden musste, um glaubwürdig zu wirken, wurde durch diese Rolle zum Star. Ach so – den Namen „DJANGO“ hatte Sergio Corbucci vom Jazz-Gitarristen DJANGO REINHARDT übernommen; mit dieser Namensgebung erklärte er sich auch einen Teil des Erfolgs seines Films. Und was sagt(e) DJANGO zu all der kommerziellen Ausbeutung: „Wir können nicht immer fliehen, auch wenn wir gerne möchten. Das wäre zu einfach. Nein, wir müssen bleiben und eine Sache zu Ende bringen, bis zum Schluss“. Amen. Warum fällt mir jetzt schon wieder dieser ehemalige amerikanische Präsident verdammt-noch-mal ein…… (= 5 PÖNIs).
4.) Geht ja nicht anders: Die ganze Zeit, seit ich wieder mehrmals auf den originalen DJANGO-Western von 1966 begeistert geblickt habe, spukt mir der filmische Titelsong, gesungen von ROBERTO FIA bzw. ROCKY ROBERTS, durch die Birne. Ganz klar – DAS IST DER HIT DIESER WOCHE:
Wünsche eine GESUNDE DJANGO-Woche. HERZlichst: PÖNI PÖnack
kontakt@poenack.de