DIE AUSGRABUNG

PÖNIs: (4/5)

„DIE AUSGRABUNG“. von Simon Stone (GB/USA 2019; B: Moira Buffini; nach dem Roman „The Dig“ von John Preston/2007; K: Mike Eley; M: Stefan Gregory; 112 Minuten; Netflix-Premiere: 29.1.2021);

Das britisch-amerikanische Filmdrama inszenierte – als dritten Film nach „The Turning – Reunion“, 2013 und „Die Wildente“/2015 – der 35jährigen Theater-, Film- und Opernregisseur, Autor und australisch-schweizerische Schauspieler SIMON STONE. Historischer Hintergrund: Bei Ausgrabungen im Jahr 1939 fand ein Amateurarchäologe und Astronom namens BASIL BROWN (22. Januar 1888 – 12. März 1977) im ostenglischen Sutton Hoo ein angelsächsisches Schiffsgrab aus dem 7. Jahrhundert. Dieser Fund gilt als eine der bedeutendsten archäologischen Entdeckungen aller Zeiten. Dieser Film begleitet dieses phänomenale Ereignis. Er basiert auf dem 2007 herausgekommenen Roman „THE DIG“ von John Preston. 1939, kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs, beauftragt die wohlhabende schwerkranke junge Witwe und Landbesitzerin Edith Pretty (CAREY MULLIGAN) den eigenwillig-klugen Archäologen Basil Brown (RALPH FIENNES), auf ihrem Anwesen im ländlichen Sutton Hoo in den Hügeln zu suchen. Präziser: zu forschen: „Seit ich eine Kelle halten kann , nehme ich an Ausgrabungen teil“. Basil, der sich selbst als „Guter Ausgräber“ bezeichnet, beginnt mit einem kleinen Team mit der (im wahrsten Sinne) aufwühlenden mühevollen Arbeit: „Ich finde, dass wir das Leben zutage fördern, deswegen graben wir“. Freundet sich währenddessen mit Ediths aufgewecktem kleinem Sohn Robert an (Archie Barnes) und beobachtet, wie nach und nach „Interessenten“ auftauchen, wie unter anderem Charles Phillips (KEN STOTT), der arrogante Leiter des British Museum. Dessen aufdringlicher Wunsch nach Chef-Position mit eigenständiger Entscheidungsbefugnis auf Widerstand stößt.

Menschen suchen nach Erkenntnissen. Diese befinden sich vorrangig unter der Erde. Wie die Ahnen. Der Glaube, auf etwas Phänomenales im tiefen Sand zu stoßen, dass die Vergangenheit neu zu definieren bestimmt, bewahrheitet sich. Während sich „oberhalb“ die emotionalen Gegebenheiten des Alltags offenbaren. Mit bekannten menschlichen Regungen und unsicheren Bewegungen. Ein „ruhiger“ Film. Ein besonnener Streifen. Inmitten brillanter Landschaft. Wo Menschen sich mit empathischer Gegenwart und „Altem“ befassen und am Himmel die ersten Kriegsflieger unterwegs sind.

Es gibt Filme, deren Schauspieler überragen. Bestimmen ihn nachhaltig. Hier sind es RALPH FIENNES und CAREY MULLIGAN. Sie verkörperte 2009 im Kinofilm-Fortsetzungstrubel „Wall Street: Geld schläft nicht“ die Tochter von Hauptdarsteller Michael Douglas. Er war der Schurke LORD VOLDEMORT in der Harry Potter-Filmreihe und übernahm 2012 als fünfter Darsteller die Verkörperung von „M“, dem Direktor des MI6, im James Bond-Hit „Skyfall“ (s. Kino-KRITIK). Bislang wurde der am 22. Dezember 1962 im britischen Ipswich, Suffolk geborene Ralph Nathaniel Twisleton-Wykeham Fiennes zweifach „Oscar“-nominiert („Schindlers Liste“/1993 und „Der englische Patient“/1997). Hier brilliert er als stolzer, selbstbewusster, sensibler Bürger und eigenwilliger „Eroberer“, dessen Äußerungen und Handlungen gesellschaftliche Klassen beziehungsweise „dortige Differenzen“ auflösen. Ihm erneut zu begegnen, ist ein kultureller wie unterhaltsamer Gewinn. Für Liebhaber von cineastischer Empfindsamkeit –  eine feine Film-Lust (= 4 PÖNIs).

 

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