DER NEBEL

PÖNIs: (4,5/5)

In diesen Film-Tagen habe ich heimkino-mäßig nichts Aktuell-Erwähnenswertes entdeckt, also habe ich mir einen Film angeschaut, den es schon länger auf dem Markt gibt und dessen Drehbuch-Autor und Regisseur VIEL verspricht. Und in der Tat, da schlummerte ein herausragender Film-Schatz auf meinem Stapel, den es jetzt unbedingt zu empfehlen gilt:

„DER NEBEL“ von Frank Darabont (B; Co-Produzent + R; nach der gleichn. Kurzgeschichte von Stephen King/1985; USA 2007; K: Rohn Schmidt; M: Mark Isham; 2 x 121 Minuten = in der farbigen Kinofassung sowie in der von Frank Darabont favorisierten Schwarz-Weiß-Version; deutscher Kino-Start: 17.01.2008; Heimkino-Veröffentlichung als 3-Disc-Edition: August 2008).

Bitte nicht verwechseln mit „The Fog – Nebel des Grauens“ von John Carpenter aus dem Jahr 1980.

FRANK DARABONT. Geboren am 28. Januar 1959 im französischen Montbéliard, in einem Flüchtlingscamp. Die aus Ungarn stammenden Eltern wanderten in die USA aus und ließen sich in Los Angeles nieder. Mit zwei seiner bislang insgesamt nur fünf Spielfilmen erlangte Frank Darabont cineastischen Großruhm wie kommerziellen Erfolg: „Die Verurteilten“ von 1994 (eine „Oscar“-Nominierung/s. Kino-KRITIK) sowie „The Green Mile“ (1999/mit Tom Hanks/zwei „Oscar“-Nominierungen).

STEPHEN KING, 69, ist d e r Autor für „speziellen Horror“, also für psychologischen wie gesellschaftspolitischen Grusel; zählt zu den meistgelesenen und kommerziell erfolgreichsten Schriftstellern der Gegenwart, von dessen Büchern über 400 Millionen Exemplare weltweit verkauft und in insgesamt 40 Sprachen übersetzt wurden. Und dessen Romane oft verfilmt wurden („Carrie – Des Satans jüngste Tochter“; „Shining“; „Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers“/s. Kino-KRITIK; „Misery“/s. Kino-KRITIK; „Friedhof der Kuscheltiere“/s. Kino-KRITIK usw.). Nach seinem 1983er Kurzfilm-Debüt „The Woman in the Room“ und „Die Verurteilten“ und „The Green Mile“ adaptierte Frank Darabont mit „Der Nebel“ bereits zum vierten Male einen Stoff von Stephen King. Der sich im Bonusmaterial äußerst zufrieden über die – auch geistige – Zusammenarbeit mit Frank Darabont äußert und die Verfilmung von „Der Nebel“ als „sehr gelungen“ bezeichnet.

Was voll zu unterstreichen ist: „The Mist“, so der Originaltitel, kommt einem Meisterwerk (sehr) nahe. Castle Rock, eine Kleinstadt im US-Bundesstaat Maine. Ein gigantischer Sturm zieht auf. Beschädigt auch das Haus, in dem die Familie Drayton lebt: David (THOMAS JANE), ein Kunst-Maler, seine Ehefrau und der kleine Sohn Billy (NATHAN GAMBLE). Gemeinsam mit Billy und seinem Nachbarn Brent Norton (ANDRE BRAUGHER) fährt David in einen lokalen Supermarkt, um Material für die provisorischen Reparaturen am Haus zu besorgen. Dabei bemerken sie, wie sich ein ungewöhnlicher Nebel über den See auf die kleine Region zubewegt. Damit beginnt der Horror. Denn in der Tat entpuppt sich dieser Nebel als keineswegs „normaler“, also wettermäßig natürlicher, sondern als Horror-Bote, aus dessen Dunst heraus Monster-Kreaturen die Menschen attackieren. Die etwa 40 Personen, die sich anfangs in der Kaufhalle aufhalten, müssen sich verbarrikadieren. Und sich „verbünden“. Was sich zunehmend als „schwierig“ erweist. Nicht nur wegen des apokalyptischen Schreckensszenarios, das rational – vorläufig – nicht zu erklären ist, sondern weil sich hier auch die Textzeile aus dem Marius Müller Westernhagen-Lied „Freiheit“ immer mehr offenbart: „Der Mensch ist leider primitiv“.

„Sicher. Wenn die Maschinen arbeiten und man die Polizei rufen kann, ist es gut. Aber wenn man den Menschen DAS nimmt, dann kriegen sie sich vor Angst nicht mehr ein. Dann gibt es keine Regeln mehr. Sie werden sehen, wie primitiv sie dann werden“ (David).

Gruppen bilden sich. Die Praktiker versammeln sich um David; während eine Mrs. Carmody (MARCIA GAY HARDEN) als fundamentale, also fanatische Christin agitiert und agiert und „den Herrn“ hysterisch mobilisiert, für den jetzt „Opfer“ von Uns-Sündern zu bringen seien. Und immer mehr „Zuspruch“ findet, während die Viecher immer aggressiver werden. Und mittlerweile sogar das Laden-Innere erreichen. Was ist zu tun? Sich etwas einfallen lassen? Oder Nur-Halleluja???

Nebel als hellgraues Dunkel. Nicht zu begreifen. Bedrohlich. Gefährlich. Der Horror-Kitzel ist immens. Und die Figuren sind „lieblich“: Prähistorische Vögel mit vier Flügeln; Tentakel-Monster mit gewaltigen Fangarmen; fliegende Killer-Vögel; kleine „niedliche“ Metall-Käfer. Der Mensch hat mal wieder Forschungs-Mist gebaut. Hat über das Ziel hinaus „versucht“/geplant und zahlt nun den schlimmen Preis dafür. Aber das ist nur die eine spannende Seite des faszinierenden Genre-Films. Viel mehr blickt er auch in Richtung menschliches Sozialverhalten. Das äußerst anfällig ist, wenn „Mensch“ unter Druck gerät. Dann zeigt sich, wie verkorkst und verängstigt der Homo sapiens wirklich ist. Motto: Der Lack der Zivilisation ist dünner geworden. „Das 21. Jahrhundert hat bislang bewiesen, wir werden auf keinen Fall jemals miteinander klarkommen“, äußert sich Drehbuch-Autor und Regisseur Frank Darabont im Bonusmaterial. Von 2007!

Während es Kaufhaus-Mitarbeiter Ollie Weeks (famos: TOBY JONES) einmal auf den Knack-Punkt bringt: „Wir sind eine Spezies, die von Grund auf wahnsinnig ist. Warum haben wir wohl Politik und Religion erfunden?“

Ein durchschüttelnder, ein atmosphärisch-cleverer, ein phantastisch doppelbödiger, brillant unterhaltsamer, weil überzeugend effektvoller Horror-Film. Der am Ende keine Gnade kennt. Und dessen Radikalität letztlich nicht nur – konsequent – von der Stephen King-Kurzgeschichten-Vorlage abweicht, sondern dadurch vollends verstört. Und dabei wahnsinnig-gut nachhallt.

„DER NEBEL“ von Frank Darabont in der 3 Disc-Edition = Original-Kinofassung/“Director’s Choice/90 Minuten Extras = ist ein Muss-Heimkino-Knaller!!! (= 4 1/2 PÖNIs)

Anbieter: „Universum Film“

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