PÖNIs: (4/5)
Hat eigentlich nix mit dem Film zu tun. LAKRITZ-PIZZA. Existierte mal als Name einer Kette von kalifornischen Plattenläden. Warum? Wieso? Überhaupt – keine Ahnung. Der Film aber heißt eben: „LICORICE PIZZA“. Von PAUL THOMAS ANDERSON (B, Co-Produktion, Kamera 1 + R; Kamera 2: Michael Bauman; beide drehten auf 35-mm-Film, wobei sie ältere Objektive verwendeten, um die Textur des Films aus den 1970er-Jahren zu erzeugen; USA 2020; M: Jonny Greenwood; 133 Minuten). Weil er nicht jedes Jahr einen Spielfilm dreht, inzwischen aber als bedeutsamer Kultfilmer cineastisch hofiert und verhandelt wird, hier einige filmische Leckerli aus dem Oeuvre des Autoren-Filmemachers PAUL THOMAS ANDERSON: „PUNCH-DRUNK LOVE“ /2003 (s. Kino-KRITIK/4 PÖNIs); „THERE WILL BE BLOOD“ /2008 (s. Kino-KRITIK/4 PÖNIs); „THE MASTER“ /2013 (s. Kino-KRITIK/4 PÖNIs); „DER SEIDENE FADEN“ /2018 (s. Kino-KRITIK/4 1/2 PÖNIs).
Wir befinden uns im kalifornischen San Fernando Valley des Jahres 1973. ER ist 15, heißt Gary Valentine (COOPER HOFFMAN/der Sohn des verstorbenen „Oscar“-Preisträgers Philip Seymour Hoffman) und ist „weiter“ als so andere Alterskumpane, will sagen: ist schon ziemlich gut dabei, während dieser kalifornischen 1970er Jahre sein dynamisches Jungleben einzurichten. Ob als Kinderstar, der gerade sichtbar aus seinen Klamotten wächst, sich auch als Anbieter von Wasserbetten versucht, um danach sich mit Flipperautomatern zu bemühen …, auf jeden Fall, die Hauptsache ist und lautet, unter dem 70er Jahre-Kommando: Bewegung, Surfin U.S.A., Buisiness. Zwischen Schlaghosen und gewieften Ölpreise, New Hollywood und Motown. Ein Dasein aus alltäglichem Trubel, verbandelt mit eben Karrierebemühungen, Freundschaften pflegen, = Freunden =, Politik, Vinyl und Super 8, und nun auch und „voll“: das Einfangen von LIEBE. Gefühle, die bereits klar gepolt sind: DU ALANA KANE (ALANA HAIM): DICH WERDE ICH HEIRATEN. Logisch. Allerdings: SIE ist 25. Deshalb kriegt er auch als erste Antwort ein grinsendes „Ätzend!“ entgegnet. Na und?: Gary kennt kein „vergeblich“ in seinem Vokabular. Ganz im Gegenteil. Zumal gerade die hechelnde Mittendrin-Siebziger-Epoche um Los Angeles hypt, sich in explosiven Schwung wie Taumel befindet. Auch in Sachen intensive Emotionen. Währenddessen „gestörte“ Star-Gestalten wie SEAN PENN (als sozusagen William Holden), CHRISTINE EBERSOLE (als sozusagen Lucille Ball), BRADLEY COOPER (als sozusagen überkandidelter Barbra Streisand-Freund und deshalb mit Tobsuchtanfällen hantierender Filmproduzent Jon Peters) und TOM WAITS (als sozusagen Regisseur Rex Blau) oder JOHN C. REILLY (als sozusagen Fred Gwynne, der Herman Munter porträtiert) für unkorrekt-köstliche-überkandidelte Ironie-Atmosphäre sorgen. Mit winkenden „Oscar“-Gedanken. Um DIE-herum passende Musik fetzt = etwa von David Bowie, The Doors, Chris Norman oder Blood Sweat & Tears oder Nina Simone oder Paul McCartney & The Wings oder Chuck Berry ….. .
Aber Gewinner-hier ist – klar-doch, wie wunderbar – der Nachwuchs, sind eindeutig der taffe COOPER „Gary“ HOFFMAN, dessen Kopf (= pfiffig) und Gesicht (= Teenie) anscheinend (noch?) nicht zusammenfinden können. Weil halt nicht zusammenzulaufen verstehen. Seine Kollegin, die 30jährige Debütantin ALANA HAIM, Mitglied der Indie-Rock-Schwesternband HAIM und dort als Gitarristin und Keyboarderin tätig, düst verwegen und einsteckend und resolut (auch umgekehrt) nach ihrer Orientierung suchend, auf dass es eine Freude ist, sie zu begleiten.
Sagen wir’s neu: Dieses energetische Pizza-Movie ist eine 70er-Stimmungserinnerung mit viel emphatischer Abenteuer-Klärung (= 4 PÖNIs).