CAN YOU EVER FORGIVE ME?

PÖNIs: (4,5/5)

„CAN YOU EVER FORGIVE ME?“ von Marielle Heller (USA 2017; B: Nicole Holofcener, Jeff Whitty; nach den Memoiren der amerikanischen Schriftstellerin Lee Israel von 2008; K: Brandon Trost; M: Nate Heller; 107 Minuten; deutscher Kino-Start: 21.02.2019); SIE ist eine weltweit bekannte wie pfundige Akteurin, in der Film-Hauptsache bislang zuständig für lockeres Mundwerk und parodistisches Talent: MELISSA McCARTHY, Jahrgang 1970, populär geworden durch Komödien-Hits wie „Brautalarm“ (s. Kino-KRITIK) oder „Taffe Mädels“ (2013/s. Kino-KRITIK) oder neulich, verunglückt, in der  „Ghostbusters“-Mädels-Variante. Hier ackert sie gegen ihr drastisches Image. Als untypische Aufbegehrerin. Und ist spitze.

Mimt die amerikanische Autorin Lee Israel (*1939 – †2014), die über ihre literarischen Fälschungen bekannt wurde. Und sich im New York der neunziger Jahre mühevoll durchschlägt. Nichts will mehr klappen. Ihre bislang so erfolgreichen Biographien, etwa über Dorothy Kilgallen oder Estée Lauder, sind längst Legende, brachten sie sogar mal auf die Bestsellerliste der Times, aber das war halt gestern. Für die Begleichung der alltäglichen wie monatlichen Rechnungen ist kaum noch was da. Und der Trost mit (kranker) Katze und Alkohol machen auch nicht satt. Also verkauft die pampige 51-jährige einen persönlichen Brief, den sie einst von Katharine Hepburn bekam. Und macht damit gute Kohle. Bemerkt dabei, wie gierig Antiquariate und andere Interessenten auf „solchermaßen Nachlässe“ sind. Was sie auf die Idee bringt, zur Verfasserin derartiger „Hinterlassenschaften“ zu werden. Die zynische Einzelgängerin kriegt die lukrative Einnahmenkurve. Findet mehr und mehr Gefallen an ihrer ganz persönlichen, so erfolgreichen neuen Kreativität. Die sich zunehmend als prächtig in Schwung kommendes Geschäftsmodell erweist.

Ihre Schwachstelle – sie bindet ihren schwulen, dandyhaften und sich ebenfalls immer am Existenzminimum hangelnden Trink-Kumpel Jack (was für ein begeisternder Lebens-Schelm: RICHARD E. GRANT/“Whitnail & I“) mit-ein. Die Beiden bilden fortan ein ungleiches wie hinreißendes Anti-Paar mit Zweckfreundschafts-Allüren, während das spinnert-altmodische, atmosphärische Intellektuellen-New York von damals visuell anmacht, mit diesen bedrohlich ausatmenden Bücher- und Antikläden, den verrauchten Kneipen plus der damals noch viel-benutzten Mechanik der Schreibmaschine.

Es menschelt hervorragend: Erstaunlich der beeindruckende darstellerische Wandel von MELISSA McCARTHY in eine alles andere als komische Charakter-Figur; ausgestattet mit sehr viel tragikomischem Zwiespalt-Charme; und ebenso formidabel bewegt sich an ihrer großartigen Seite ihr (britischer) Charmeur-Partner RICHARD E. GRANT. Beider Gefühlskräfte sind enorm und gestalten ein überragendes Drama lebendig und sehr berührend. Die „Oscar“-Nominierungen für die Beiden sind vollauf gerechtfertigt. Dieses Kino ist ein Hit! (= 4 1/2 PÖNIs).

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