PÖNIs: (4/5)
„BOMBSHELL – DAS ENDE DES SCHWEIGENS“ von Jay Roach (USA 2018/2019; B: Charles Randolph; K: Barry Ackroyd; M: Theodore Shapiro; 110 Minuten; deutscher Kino-Start: 13.02.2020); erst hat er beliebten Blödsinn veranstaltet, mit drei populären „Austin Powers“-Quatsch-Komödien, dann wurde er gesellschaftspolitisch ernst mit dem großartigen Drama „Trumbo“ (s. Kino-KRITIK): der vierfache „Emmy Award“-(TV-„Oscar“-) Preisträger JAY ROACH, der sich gerne hausgemachten = einheimischen „politischen Schmutzthemen“ widmet. Wie hier. „Männer sind Schweine“, heißt ein ironischer Hit der Gruppe „Die Ärzte“. Dieser Film bestätigt dies. Allerdings nicht komisch, sondern erschreckend. Basierend auf „amerikanischen Vorkommnissen“.
Wir befinden uns im Amiland in der Vor-Weinstein-Zeit. 2016. Wo der rechtskonservative TV-Sender Fox News das TV-Sagen hat. Gründer und Chef des mächtigen Medienhauses ist Roger Ailes (sensationell: JOHN LITHGOW). Er ist Tyrann und Karrieremacher zugleich. Stellt Frau sich gut mit ihm, hat sie eine Chance auf Popularität und Money. Bedingung. Es läuft nach seinem Spiel. Heißt: Mädels, die bei Fox News arbeiten/auftreten wollen, sollten vorzugsweise lange Beine, einen kurzen Rock, eine schlanke Taille, ein hübsches Make-up-Face sowie blondes Engelshaar vorweisen können. Sowie bereit sein, bei ihm persönlich in seinem Etagen-Room „vorzusprechen“. Roger Ailes bestimmt, jeder hat ihm zu folgen. Zudem „macht“ er Politik; zu seinem besten Freund zählt er Donald Trump, Dauergast und Quotenbringer des Senders. Megyn Kelly (CHARLIZE THERON) zählt zum Aushängeschild des Senders. Als sie aber Trump bei einem Interview auf dessen eindeutig frauenfeindliche Tweets anspricht, ist es mit der guten Laune in der Chef-Etage vorbei. Zeitgleich konzentriert sich der – gerade mit dem „Make-up“-Oscar prämierte – Film auf zwei weitere „Blondinen“, die im Medienhaus tätig sind: Gretchen Carlson (NICOLE KIDMAN) und Kayla Pospisil (MARGOT ROBBIE). Während Carlson, die Ex-„Miss America“, aufgrund ihrer „Eigenständigkeit“ in die undankbare Nachmittagsschiene versetzt wurde, weiß Kayla noch nicht, wie sie sich gegenüber den aufdringlichen „Avancen“ von Ailes verhalten soll. Sprich, seine diskriminierenden sexuellen Belästigungen, seine eindeutigen Forderungen der Karriere Willen zu akzeptieren, zu erdulden oder sich zu wehren und damit als Neuling hier allerdings keine beruflichen Chancen mehr zu haben.
Charles Randolph, der Drehbuch-Autor, der 2016 – gemeinsam mit Adam McKay – den „Oscar“ für das „Beste adaptierte Drehbuch“ für „The Big Short“ (s. Kino-KRITIK) zugesprochen bekam, hat hier die eindeutig zweideutigen Fakten zusammengetragen, während Regisseur Jay Roach eine spannende wie böse Drama-Thriller-Atmosphäre ausbreitet. In der Blicke, Gesten, Bewegungen, zwischen Abducken, Heimlichkeiten und Aufbegehren, oder ein verlegenes Lächeln oder das Zucken einer Augenbraue mehr sagen, ausdrücken/erklären als viele Worte. Wobei der Spielleiter an der Rampe mit NICOLE KIDMAN, CHARLIZE THERON und MARGOT ROBBIE drei vorzügliche Interpretinnen besitzt. Deren körpersprachlicher Ausdruck einfach gigantisch ist. Während ihnen gegenüber Hollywood-Alt-Star JOHN LITHGOW (einst „Oscar“-Nominierung für „Garp und wie er die Welt sah“/s. Kino-KRITIK) als besessener Macht-ausübender Alles-Dürfer-Bestimmer Roger Ailes eine unglaublich authentische (Drecks-)Wut-Wirkung erzeugt. Der dann auch die Ermittlungen gegen ihn, einen über jeden Verdacht erhabenen amerikanischen (Spitzen-)Bürger, nicht begreifen kann. Und will. Übrigens – auch amüsant: MALCOLM McDOWELL („If“; „Uhrwerk Orange“) in einem beeindruckenden Nebenpart als Rupert Murdoch!
Diese Film-„Bombe“ zündet. Wütend. Toll. Bevor ein Jahr danach der Weinstein-Skandal – endlich – dann alles in gigantischen #MeToo-Aufruhr versetzt.
Auf DIESEN nächsten guten Themen-Spielfilm warten wir ebenfalls (= 4 PÖNIs).