BELLE & SEBASTIAN

PÖNIs: (3,5/5)

„BELLE & SEBASTIAN“ von Nicolas Vanier (Co-B + R; Fr 2012; Co-B: Juliette Sales, Fabien Suarez; K: Éric Guichard, Kamera für die Tieraufnahmen: Laurent Charbonnier; 94 Minuten; Start D: 19.12.2013); mit zwei spielerischen Naturfilmen hat sich der 51jährige französische Abenteurer, Schriftsteller und Filmemacher auch hierzulande einen (sehr) guten Ruf erworben, (und bei den Texten zu diesen beiden Filmen wird er auch ausführlich porträtiert): „Der Junge und der Wolf “ (2009) + „Der letzte Trapper“ von 2004 (siehe Heimkino-KRITIK bzw. Kino-KRITIK). Sein dritter Spielfilm basiert auf einem populären Roman der französischen Schauspielerin, Autorin und TV-Regisseurin CÉCILE AUBRY (1928 – 2010), den sie in der 1960er Jahren veröffentlichte und dann auch als TV-Serie selbst verfilmte, dessen Folgen auch bei uns in der ARD (gekürzt) und im DDR-Fernsehen liefen. Zwischen 1965 und 1972 erschienen insgesamt sechs Bücher der „Belle und Sebastian“-Reihe, von denen drei auch auf Deutsch herauskamen (1968/1969/1973).

Für seinen Film verlegte Nicolas Vanier die Handlung in das Jahr 1943. Wir befinden uns in einem atemberaubend schönen Landschaftsgebiet, mitten in den französischen Alpen, in der Nähe zur Schweizer Grenze. Die einzigartige Natur und das unglaublich eindrucksvolle Landschaftspanorama, alles wäre hier im passenden Einklang, wenn nicht „Erwachsene“ hier viel „kaputt“ machen würden. Bemerkt der kleine Waisenjunge und selbstbewusste Einzelgänger Sebastian. Eine Hunde-Bestie, verdorben durch den sadistischen Vorbesitzer und „nicht mehr zu heilen“, soll in der Gegend wildern. Als der Bengel auf das „Untier“ trifft, begegnet ihm ein völlig friedfertiger großer weißer Hund. Den er Belle nennt und mit dem er sich anfreundet. Was den Dörflern natürlich überhaupt nicht gefällt. Zugleich haben sich in dieser Zeit hier Nazi-Deutsche niedergelassen, um Jagd auf jüdische Mitbürger zu machen, die von Einheimischen über die Grenze zur Schweiz gebracht werden. Für Sebastian ist doppelter Stress angesagt. Einerseits will er seinen tierischen Kumpel vor den Attacken der Jäger beschützen, andererseits wird er mit Belle in die düsteren Ereignisse des kriegerischen Zeitgeschehens mit hineingezogen. Was ihm zugleich aber auch die Augen für DAS öffnet, was um ihn herum „noch“ und weitaus Schlimmeres passiert.

Ungewöhnlich diese menschlich- tierische Abenteuergeschichte. Ein Kind besitzt viel Herz und noch mehr Mut, um einen harmlosen Hund vor den Attacken der Dorfgemeinschaft zu beschützen. Die diesen Hund für einen blutigen „Wilderer“ halten. Und ihn abknallen wollen. Andererseits werden der Junge und sein Hund in das aktuelle Politikgeschehen mit- verwickelt. Nazis haben sich hier eingefunden, um Jagd auf flüchtende Juden zu machen. Ein Kind beginnt die alles andere als „heile Welt“ um ihn herum zu begreifen. Und zu werten.
„Belle & Sebastian“ ist ein emotionaler Denk- und Frage-Film für Kinder. Die hier nicht nur mit einer lieblich- spannenden Tierfreundschaftsgeschichte „bedient“ werden, sondern auch etwas von der widerwärtigen Unmenschlichkeit von erwachsenen Menschen inmitten eines grauenvoll- „normalen“ Alltagsgeschehens anno 1943 mitbekommen.

„Belle & Sebastian“ ist ein emanzipierter, beeindruckender und spannungsvoller Kinder- und Familienfilm (= 3 ½ PÖNIs).

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