Der letzte Trapper

Der Film, den ich Ihnen jetzt vorstelle, ist nicht neu. Ganz im Gegenteil. Aber anlässlich seiner hiesigen DVD- (& Blu-ray-)Premiere lohnt es sich SEHR, nochmal auf ihn aufmerksam zu machen:

DER LETZTE TRAPPER“ von Nicolas Vanier (B+R; Fr/Kanada/D/It/Schweiz 2004; K: Thierry Machado, M: Krishna Levy; 97 Minuten; Start D: 05.01.2006; DVD-Veröffentlichung: 17.1.2012).

In Frankreich erreichte dieser halbdokumentarische Spielfilm über zwei Millionen Kinobesucher; bei uns hatte er am 5. Januar 2006 Kinostart. NICOLAS VANIER: Geboren am 5. Mai 1962 in Dakar/Senegal. Ein französischer Abenteurer, Schriftsteller und Filmemacher. Mit 20 Jahren durchquerte er Lappland zu Fuß. Im Jahr darauf war er im Norden von Quebec unterwegs. 1986/87 reisten Vanier und sein Team 7000 Kilometer durch die Gebiete der Rocky Mountains und Alaskas, von Wyoming bis zur Beringstraße. Transportmittel waren 12 Pferde, 24 Huskys, ein Floß und zwei Kanus. Diese Abenteuer wurde in drei Filmen festgehalten, und 1988 entstanden darüber zwei Bücher. 1993 nahm Nicolas Vanier am Leben einer Nomadenfamilie der Eveny in der sibirischen Arktis teil. Aus seiner weiteren Biographie: Mit seiner Frau und der 18 Monate alten Tochter reiste Vanier 1995 ein Jahr zu Pferd durch die Rocky Mountains sowie durch das Yukon-Territorium. Danach fahren sie mit Hundeschlitten 1500 Kilometer bis nach Alaska. Bücher darüber erscheinen sowie der Film zur Reise auf DVD. 1999 kommt das international vielbeachtete Buch „Die weiße Odyssee“ heraus, über seine Reise durch Nordkanada mit Schlittenhunden. 8600 Kilometer in weniger als hundert Tagen. Bei dieser Tour begegnete er erstmals dem Trapper NORMAN WINTHER, der in den majestätischen Felsgebirgen des kanadischen Nordens LEBT.
Im Jahr 2000 gründet Nicolas Vanier die Organisation „Les Fauteuils Glissants“, die es Körperbehinderten ermöglicht, Hundeschlitten zu fahren und sich auf das große Hundeschlittenrennen in Alaska vorzubereiten.

Nicolas Vanier wird als der „Jack London“ unserer Tage bezeichnet. Als er damals auf jenen „letzten Trapper“, den 50jährigen NORMAN WINTHER, trifft, reift ihn ihm der Entschluss, über DEN seinen ersten langen Kinofilm zu drehen. Mit Spielhandlung und Dokumentaransicht. Es war ein sehr ambitioniertes wie sehr schwieriges Unterfangen: Da zum Teil bei Temperaturen unter minus 50 Grad gedreht wurde, musste sich das Material monatelangen aufwändigen Tests unterziehen, um auch starke Temperaturschwankungen zu überstehen (von plus 20 Grad in der Hütte zu großen Minusgraden außen). Zudem konnte das viele Material zum Filmen in diese Wildnis nur mit dem Flugzeug gebracht werden, was sich ebenfalls als „ziemlich schwierig“ erwies. Dennoch, Kamera-Chef THIERRY MACHADO, der als einer der weltbesten „Cinematographer“ gilt („Mikrokosmos – Das Volk der Gräser“; „Nomaden der Lüfte“; „Der weiße Planet“; „Loup“, deutscher DVD-Titel: „Der Junge und der Wolf“), schwärmt im Presseheft von diesem exotischen Abenteuer Film: „Der Große Norden, das ist kein Land, es ist eine Atmosphäre, ein bestimmtes Licht, Stille … es ist: Das Große Andere“.

NORMAN WINTHER befindet sich im ebenso harmonischen wie mühseligen Einklang mit Umgebung, Wetter und Jahreszeit. Mit großem Respekt vor dem natürlichen Gleichgewicht hat er sich umfangreiche Kenntnis dieser „anderen, eigenen“ Welt erworben. Zusammen mit seiner Frau, der Nahanni-Indianerin Nebraska, einem Rudel Schlittenhunde und zwei Pferden lebt Norman Winther als Sammler und Jäger: Kanufahrten in reißenden Flüssen, die Attacke eines Grizzly, die Belagerung seines Nachtlagers durch ein Wolfsrudel und rasante, gefährliche Fahrten mit dem Hundeschlitten auf dünnem Eis bilden die Gefahren, denen sich dieser Naturbursche im Rhythmus der Jahreszeiten ausgesetzt sieht. Und einmal im Jahr dann – die Frühlingsrasur in Dawson, der einzigen Stadt weit und breit. Wo Felle verkauft sowie Werkzeug, Streichhölzer und einige Kleidungsstücke erworben werden. DAVON „handelt“, davon erzählt dieser immens eindrucksvolle, außerordentlich beeindruckende „Spiel“-Film.
Für Norman Winther bedeutet diese Art der Existenz die einzige, die er sich vorstellen kann. Natur und Landschaft sind ihm kein neutrales Gegenüber, sagt er. Vermittelt er. Glaubhaft. Nur wenn er sie an sich und in sich spüre, lebe er. Winther sieht sich auch als Gewährsmann zur Erhaltung des ökologischen Gleichgewichts. Das Heulen der Blizzards, die glutroten Sonnenuntergänge und der Tanz der Polarlichter sind seine Erbauung im endlosen Winter des Yukon.

Ein spannender Abenteuer-Film als Hymne. Auf einen „besonderen“ Menschen. Auf DIESE einzigartige Natur. In die sich dieser LETZTE TRAPPER respektvoll einbindet. Eingemeindet. Teil von ihr wird. Und auf die Freundschaft von Mensch und Tier(en). Im speziellen: Zwischen der (eigentlich unerwünschten) neuen Leit-Hündin und dem Trapper.

Ungewöhnlich. Faszinierend. Ergreifend. Ein Mensch und SEIN Paradies. Das natürlich, wie so viele wunderbare Plätze auf diesem Planeten, in seinem Erhalt gefährdet ist. Bedroht ist. Durch den „anderen“, den „normalen“ Menschen. Durch dessen Gier, Wahn und Profitstreben. Durch dessen Zerstörungspotenzial. Zum Beispiel durch ständige Abholzung.

Umso mehr gilt es, diesem einzigartigen filmischen Natur-Mensch-Meisterwerk noch einmal zu huldigen. Es zu würdigen. Und es erneut „anzubieten“, jetzt also per DVD (= 4 PÖNIs).

Anbieter: „3L“

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