WINTERREISE

WINTERREISE„von Hans Steinbichler (D2006; 99 Minuten; Start D: 23.11.2006); ist nach seinem Debüt „Hierankl“ (2003), einem vielgelobten, äußerst unkonventionellen Heimatfilm („Adolf-Grimme-Preis“ in Gold), der zweite Film. Der diesmal den SOLO-Auftritt eines Schauspieler-GIGANTEN inszeniert: Den des bodenständigen Bayern-Kraftkerls JOSEF BIERBICHLER (Jahrgang ´48/der schon in „Hierankl“ mitspielte und z.B. aus den Tom-Tykwer-Filmen „Winterschläfer“ und „Die tödliche Maria“ ebenso bekannt ist wie auch aus zahlreichen Achternbusch-Filmen).

Bierbichler mimt einen „echten Querolanten“, einen ständig mit deftigen „Arschlöcher“-Worten/-Sprüchen hantierenden depressiven wie egozentrischen Menschenfeind, dem man nichts recht machen kann/der gegen alle + alles stinkig ist und sich auflehnt. Ein polternder Unruhegeist, der als Unternehmer gegen seine Pleite rudert, das Familienvermögen aufs riskante (Finanz-)Spiel setzt und dabei immer tiefer in die Miesen rutscht. Ein „bayerischer Heinrich George“-Typ, ein Energie-Bolzen im Dauerkampf mit/gegen sich selbst und „den Anderen“; ständig übelgelaunt, impulsiv, unkontrolliert, gefangen in sich selbst.

DAS ist als grandioser, uriger Schauspieler-BÄREN-Auftritt durchaus von Interesse, ist sozusagen die GROSSE Bierbichler-BÜHNE, findet „so“ zeitweilig faszinierende Anteilnahme/Spannung/Atmosphäre/Dichte. Wenn es aber darum geht, DAZU eine halbwegs akzeptable, logisch-plausible, neugierige Story zu erzählen, bleibt der Film in seiner Sprache/in den Zusammenhängen nur bedingt nahegehend/atmosphärisch. Bietet viel „Theorie-Dramaturgie“, „trockenes Psycho-Theater“, Langeweile in Gedanken + Bewegungen. Kunst- wie poesievoll zusammengehalten von Franz Schuberts Liederzyklus „Winterreise“ als seelischer Energiestrom, als Motiv für Einsamkeit, Vergänglichkeit, Schmerz („Eine Straße muss ich gehen, die noch keiner ging zurück“).

Kein Wunder, dass die weiteren Mitstreiter hier wie Hanna Schygulla oder Sibel Kekilli („Gegen die Wand“ von Fatih Akin) zu reinen Stichwortgeber degradiert sind. Ein zwiespältiger Kunst–Film um die Tour-de-Force eines schwermütigen teutonischen „Patienten“, der in Afrika schließlich „Erlösung/Erfüllung“ findet (= 2 PÖNIs).

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