WILLKOMMEN BEI DEN RILEYS

WILLKOMMEN BEI DEN RILEYS“ von Jake Scott (USA 2008/2009; 110 Minuten; Start D: 07.04.2011); er ist der 45jährige Sohn von Ridley Scott („Blade Runner“) und der Neffe von Tony Scott (zuletzt: „Unstoppable – Außer Kontrolle“), und beide haben auch diesen Independent-Film mitproduziert. Ebenso wie Steve Zaillian, der einst für das Drehbuch zu „Schindlers Liste“ mit dem „Oscar“ ausgezeichnet wurde. Jake Scott aber hatte bei seinem (nach „Plunkett & Macleane“/1999) zweiten Spielfilmprojekt nicht nur hinter der Kamera namhafte Unterstützer, sondern auch davor: Mit dem stämmigen, oftmals für zwielichtige, unsympathische Leinwand-Nebenfiguren „benötigten“ JAMES GANDOLFINI („8mm“/1999) sowie dem Oberhaupt der Mafia-Sippe in der TV-Serie „Die Sopranos“/1999-2007, der hier endlich einmal „anders“ antreten/auftreten darf; mit der vorzüglichen „Oscar“-Lady MELISSA LEO („The Fighter“) sowie, und das ist die eigentliche Überraschung, mit dem (damals) 18jährigen „Girlie“ KRISTEN STEWART (erstmals aufgefallen in einer formidablen Nebenrolle in Sean Penns Meisterwerk „Into the Wild“). Die erst danach durch ihren Part als Isabella „Bella“ Marie Swan in den „Twilight“-„Bis(s)“-Vampir-Movies nach Stephenie Meyer populär wurde und sich hier „davor“ als riesiges Talent entpuppt. (Was bei den „Twilight“-Movies kaum zu erkennen ist).

„Welcome to the Rileys“ ist anfangs auf dem Schild an einem Vorort- Bungalow in Indianapolis zu lesen. Hier also wohnen die Beteiligten: Klempner-Meister Doug und Ehefrau Lois Riley. Seit bald drei Jahrzehnten sind sie verheiratet. Ein Schicksalsschlag aber hat diese Gemeinschaft fast zerbröselt; ihre 15jährige Tochter starb vor Jahren bei einem Autounfall. Seitdem hat die traumatisierte Lois das Haus nicht mehr verlassen. Und hat neben dem Grab der Tochter gleich einen weiteren Grabstein anbringen lassen. Auf dem bereits ihre Namen und ihre Geburtsjahre eingemeißelt sind. Aus „Vorsorge“, wie sie ihrem entsetzten Mann erklärt. Der auf einer Geschäftsreise in New Orleans zufällig der Kind-Stripperin und Prostituierten Mallory begegnet. Und bei ihr bleibt. Als Auszeit. Ohne „was zu wollen“. „Weiß auch nicht“, ist seine telefonische Begründung gegenüber seiner Frau. Die sich aufrafft. Und sich erstmals nach langer Zeit aus dem Haus begibt. Und sich nach einigen Anläufen mit dem Wagen auf den Weg macht, zu Ehemann Doug nach New Orleans.

Einsamkeit durch Ewig-Trauer und seine Bewältigung. Beziehungsweise die verschiedenen Möglichkeiten von „Bewältigung“. Das ist der eigentlich simple Seelen-Plot von Drehbuch-Autor KEN HIXON. Der deshalb so nachhaltig wie berührend funktioniert, weil „Willkommen bei den Rileys“ vor allem als vorzüglicher SCHAUSPIELER-Film überzeugt. Die drei Hauptakteure bieten „große Bühne“ und fangen den Zuschauer „prickelnd“ ein. „Der Bulle“ James Gandolfini als sensibles Schwergewicht erster Güte mimt den gelassenen Alters“rebellen“ mit enormer Souveränität und Bodenhaftung. Seine Körpersprache ist ein Spannungsereignis pur. Ebenso wie der Körperausdruck der „aufgescheuchten“, überrumpelten, völlig irritierten und zunächst noch mehr aus der Bahn geworfenen Kristen Stewart als Mallory. Ihr gelingt grandios diese schwierige Kraftakt-Balance zwischen „ordinär“ und „normal“. Diese stimmig-genau auf den „komplizierten“ Ton und „unruhigen“ Körper zu setzen. Ohne dabei plump, kitschig, gar mitleidheischend-opferhaft zu wirken. Ein ganz starker Ausdruck dieser jungen Darstellerin. Die auch neben einer vorzüglichen Melissa Leo als Psycho-Wrack Lois Riley bestehen kann.

Der auf dem renommierten Sundance Festival von Robert Redford im Januar 2010 welturaufgeführte Streifen war dann im Februar des letzten Jahres eines der Ereignisse im BERLINALE-„Panorama“-Programm. Schön, dass dieser charaktergroße Spannungsfilm jetzt auch das „reguläre“ Kino erreicht (= 3 ½ PÖNIs).

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