Wild At Heart Kritik

Der heute 44jährige Amerikaner David Lynch gilt derzeit als d a s Talent in Hollywood. Mit nur 5 Spielfilmen hat er sich einen Namen als außergewöhnlich kreativer Autor und Regisseur gemacht: “Eraserhead“, “Der Elefantenmensch“, “Der Wüstenplanet“, natürlich “Blue Velvet“ und jetzt „WILD AT HEART“ von David Lynch (B+R; USA 1990; 125 Minuten; Start D: 17.08.1990) Mit dem gewann er im Frühjahr in Cannes die “Goldene
Palme“.

“Wild At Heart“ besitzt eine simple Story. Junges Paar mit krimineller wie erotischer Spitzenenergie wird von der bösen Schwiegermutter, von Killern und anderen finsteren Gestalten quer durch den tiefen Süden der USA verfolgt. Das ist es. Ein Road-Movie um Hauen und Schießen und der Gier nach guter Rock ‘n‘ Roll-Musik und noch besserem Sex. Über diese Geschichte wird angesichts der ganz “anderen“ Bilder und vor allem Geräusche zweitrangig. David Lynch geht es sehr viel mehr um die visuellen und akustischen Effekte. Schon wenn ein Streichholz angezündet wird, wirkt das wie ein Granateneinschlag. Und wenn in der bösartigen, konsequenten Ausspielung von übelster Gewalt das laute Entsetzen immer größer wird und der Ekel beginnt, hat der Regisseur mehr erreicht als die vielen Kritik-Töne sonst. Lynch zwingt die Gemeinheit und Brutalität zu sehen wie sie sind, weil er sie unbarmherzig ausführen lässt. Doch eigentlich geht es ja nur um die leidenschaftliche Liebe des Elvis-Fans Sailor (NICHOLAS CAGE) und der romantischen Blondine Lula (LAURA DERN).

“Wild At Heart“ ist ein unaufhörliches Fieber von Rhythmus, Gewalt und Herzblut. Ein tatsächlich irrer, schöner, grausamer, faszinierender, anmachender, stark beunruhigender, pausenlos die Film- und Rockgeschichte zitierender, toller, wahnwitziger Schock. Ich liebe diesen gigantischen Film, möchte ihn aber nicht sehr oft sehen. Denn man braucht Ewigkeiten, um aus diesem Kino-Trip wieder auszusteigen (= 5 PÖNIs).

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