WILD ROSE

PÖNIs: (4/5)

„WILD ROSE“. von Tom Harper (GB 2017; B: Nicole Taylor; K: George Steel; M: Jack Arnold; Gesang: Jessie Buckley; 101 Minuten; Deutschland-Premiere auf dem „Filmfest Hamburg“ am 3. Oktober 2019; Kino-Start: 12.12.2019);


Regie: TOM HARPER, britischer Regisseur, Produzent und Schriftsteller des Jahrgangs 1980. Der diesen Stoff im Sommer 2017 in Glasgow/Schottland und in Nashville/USA nach dem Drehbuch von Nicole Taylor drehte. Mit der irischen Schauspielerin  und Sängerin JESSIE BUCKLEY in einer phantastischen Hauptrolle. Wir kennen die am 29. Dezember 1989 geborenen Schauspielerin und Sängerin durch einen Nebenpart in dem Biopic „Judy“ (mit Renée Zellweger als Judy Garland/startete Anfang Januar 2020 in den Kinos) und vor allem durch ihren begeisternden Auftritt in „Die Misswahl – Der Beginn einer Revolution“ (siehe Kino-KRITIK), wo sie an der Seite von Keira Knightley die aufmüpfige Rolle der Jo Robinson spielte. Hier heißt sie Rose-Lynn, ist eine junge zweifache Mutter und wird gerade – nach einjährigem Aufenthalt – unter Auflagen aus dem Glasgower Gefängnis entlassen. Wegen Drogenschmuggels war sie verurteilt worden. Rose-Lynn. Sie weiß zwar, was sie will, nämlich als Countrysängerin in Nashville Karriere starten, verhält sich aber „im normalen Leben“ des Öfteren „zu ungeschickt“. Ihre Mutter Marion (JULIE WALTERS) muss sich zu oft um ihren Nachwuchs kümmern, währenddessen sie „unterwegs“ ist, um endlich zu wissen, was sie will und wie sie dies erreichen kann beziehungsweise – was sie auf gar keinen Fall sein und werden möchte. Nämlich eine „Allgemein-Tusse“, die nicht d a s erfolgreiche Leben leben darf, das sie will. Beansprucht. Folglich gibt es kurze Erfolgsgeschichten, doch danach nehmen die Nackenschläge für Rose-Lynn zu. Dann aber findet, besser: kriegt sie den Weg gen Nashville quasi auf dem Teller serviert. Geschenkt.

Die Suche nach Identität. Wer bin ich, was bin ich, wie werde ich wie ich sein möchte. Warum misslingt mir so viel. Wieso kann ich nicht d i e Heldin sein, die ich sein möchte? Warum kriege ich mich selbst nicht unter Kontrolle? Warum ist der Alltag in Glasgow nicht vergleichbar mit ruhmreichen Nashville-Aussichten? Rose-Lynn, 23 Jahre frisch, kriegt sich nicht in Griff. Träumt „Country“, vermag sich aber nicht mit den realen Gegebenheiten anfreunden: Wie  –  um die Kinder kümmern, es ist kein Vater vorhanden, wieso ist es „woanders“ besser als hier. Jedenfalls geträumt. Gehofft. Täglich inszeniert. Dabei hat sie Glück, ihre Mutter, die Oma, kümmert sich rührend um ihre Kinder. WIE Jessie Buckley ihre robuste Heldin kreuzhart zurecht-rückt, ist beachtlich. Den guten Momenten fügen sich Lügen und faule Eskapaden an. Rose-Lynn hat eine prächtige Stimme, ist aber mit zu vielen Unredlichkeiten ummantelt. Motto: ICH bestimme, wie es bei und mit mir fügen soll. Keine Beratung erforderlich. Wer dagegen ist, argumentiert, besitzt Feindes-„Charme“. WIE JESSIE BUCKLEY dies herausschält, trifft reizvolle Tiefe und kräftige Wut sowie viel stimmigen Nerven-Gesang.

Apropos: Der exzellente SOUNDTRACK enthält sowohl Original-Songs, die exklusiv für den Film geschrieben wurden, als auch Cover von Songs etablierter Country-Künstler wie Emmylou Harris, Wynona Judd oder Hank Snow . Und: Fast alle Songs interpretiert Jessie Buckley. Ihr Album eroberte Platz 1 der britischen Country-Album-Charts. Als passenden Rausschmeißer singt sie einen Original-Song mit dem Titel „Glasgow (No Place Like Home)“, der Applaus-dafür ist ehrlich. Das Musik-Drama „WILD ROSE“ kann sich beeindruckend sehen und vor allem auch prima hören lassen (= 4 PÖNIs).

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