„WIE GUT IST DEINE BEZIEHUNG?“ von Ralf Westhoff (B + Prod. + R; D 2018; K: Marc Achenbach; M: Oliver Thiede; 111 Minuten; deutscher Kino-Start: 28.02.2019); vieles ist an RALF WESTHOFF, Münchner des Jahrgangs 1969, sympathisch. Zum Beispiel – dass sie ihn einst an der Münchner Hochschule für Film und Fernsehen NICHT gewollt haben. UND: Alle vier Jahre kommt von ihm ein Film auf den KINO-Markt und sorgt, bislang jedenfalls, immer für GUTE LAUNE. Immer. „Shoppen“ (s. Kino-KRITIK) hieß 2006 seine Speed-Dating-Komödie, die sowohl beim Publikum als auch bei der Kritik bestens ankam und ihm 2007 den „Bayerischen Filmpreis“ als Bester Nachwuchsregisseur und für das Beste Drehbuch einbrachte. „Der letzte schöne Herbsttag“ von 2010 (s. Kino-KRITIK) besaß wieder viel Humor, Leichtigkeit und („Woody Allen“-)Charme und wurde mit dem „Förderpreis Deutscher Film“ belobigt. 2014 hieß das neue Vergnügen „Wir sind die Neuen“ (s. Kino-KRITIK): Wenn heute eine Alters („68-er“-)WG auf eine Studenten-WG im Teuren-Wohn-München trifft. Und wieder funktionierte die Westhoff-Methode: Brillant geschriebene, pointierte Dialoge und stimmungs-kitzlige Mitwirkende (wie Gisela Schneeberger, Heiner Lauterbach und Michael Wittenborn), die diese Bonmots köstlich `rüber-zu-bringen verstehen.
Wie hier auch wieder. Visuell ist zwar unauffällige Schlichtheit annonciert, dafür aber wirken diese Sprach-Funken zwischen erkennbarer Wirklichkeitsnähe und schelmischem Lustspiel-Grinsen. Sind immer haarscharf gelungen im Spagat: Prima-setzt-sich-gegen-Peinlichkeit-durch. Westhoff „beherrscht die seltene Begabung, Dialoge glaubwürdig wirken zu lassen und sie gleichzeitig komisch zuspitzen zu können“, schrieb Martina Knoben in der „SZ“ über „Wir sind die Neuen“, einer Komödie, die inzwischen auch als Bühnenstück durch die Lande tourt.
Man mag sich. Sehr sogar. Zwischen Software-Entwickler Steve (FRIEDRICH MÜCKE) und Carola (die einmal mehr becircend-zauberhafte: JULIA KOSCHITZ) stimmt es. Man ist seit fünf Jahren zusammen und bildet eine feste Paar-Einheit. Die eigentlich durch Nichts gefährdet ist. Die Betonungen liegen auf = eigentlich, wie auch auf = Nichts. Steve, Typ-Marke „Ich will, dass alles so bleibt, wie es ist“, hat einen besten Freund. Bob (BASTIAN REIBER). Den hat soeben seine langjährige Freundin verlassen. Für einen deutlich älteren Tantra-Lehrer. Namens Harald (MICHAEL WITTENBORN = warum hat DEN eigentlich hierzulande noch niemand als „erheblichen Komiker“ entdeckt/in Bewegung gesetzt?). Bob ist emotional im totalen Wehleid. „Schaltet“ Steve mit ein. Will – mit dessen „Hilfe“ – „praktisch“ herausbekommen, warum die ehemals Seinige ihn „für DEN“ (Harald) verlassen hat. Zugleich sät Bob beim derzeit etwas labilen Steve eine, sagen wir einmal, „angespannt-gefühlvolle Nervosität“. Wenn denn eine solch feste Bindung wie die bei seinem Kumpel in die Brüche gegangen ist, kann „so etwas“ nicht auch bei seiner passieren? Also fängt er an, auf „Symptome“ zu achten. Bei sich zu Hause. Und überhaupt. Was Carola mehr und mehr „irritiert“. Deren beratende (Zicken-)Freundinnen aber auch „nicht ohne“ atmosphärisch hantieren.
Zudem: in Stevens Büro herrscht derzeit „Alarm“. In Gestalt von zwei blutjungen Unternehmensberatern (= herrlich alberne Gesichts-Hansel), die den – an sich gut eingestellten, gut funktionierenden – Betrieb mal auf Schwachstellen-hin „ausleuchten“ sollen. Wollen. Für den Besitzstandsbewahrer Steve ist das plötzlich alles (zu) viel auf einmal. Mit Folgen: Das emotionale wie das geschäftige Kuddelmuddel kommt in tüchtigen, ulkigen Schwung.
Normalerweise können mich die meisten deutschen Beziehungskomödien mal. Von wegen fade und lau. Hier aber nicht. Denn RALF WESTHOFF vermag gescheite Dialoge herbei-zu-schreiben UND sie eben amüsant zu inszenieren; also überzeugend-fröhlich klingen zu lassen. Was zum Dauer-Schmunzeln in Sachen Viel-Eigen-Erkennung führt. Man sieht sich förmlich mit-spielen. Was bedeutet, dass einem das Personal zwar verpeilt, aber auch bekannt, also hübsch-verpeilt, vorkommt. Zudem ist – wie gewohnt bei Westhoff – das Ensemble mit Clever-Typen originell zusammengesetzt und beschwingt mit viel Miteinander-Chemie. Anstatt, wie sonst oft „Deutsch“-erlebt, verkrampft-bemüht herum-zu-tun. Hier darf man, ohne dass es wehtut, tatsächlich gerne zuhören, zuschauen. Sich faustdick-nett unterhalten.
Und dann fällt auch noch der schönste Satz überhaupt – von Tantra-Harald: „Euch Computer-Typen sollte man einen Betreuer zur Seite stellen. Immer, wenn ihr frei-habt!“
„Wie gut ist deine Beziehung?“: macht Laune, ist witzig, dabei ulkig-liebevoll; verdammt: Wir haben hierzulande einen filmischen Spaß-Macher, der sein Pointen-Handwerk picobello versteht. Hegen und pflegen wir ihn und vor allem – besuchen wir ihn viel. Jetzt im Kino (= 4 PÖNIs).