UTU

UTU“ von Geoff Murphy (Co-B, Co-Produzent + R; Neuseeland 1982; Co-B: Keith Aberdein; K: Graeme Cowley; M: John Charles; 104 Minuten; Start D: 21.08.1986);

Das kennen wir aus unzähligen amerikanischen Western. Friedliche Dorfatmosphäre, in die Banditen hineinbrechen und mit einer Barbarei ohnegleichen alles niedermetzeln, was laufen kann. Ein kleines Kind ist Augenzeuge des Geschehens bleibt aber vom Schicksal und einer Kugel nicht verschont. So begannen viele Hollywoodgeschichten/Genregeschichten, zuletzt unlängst beispielsweise „Pale Rider“ von und mit Clint Eastwood. Was hier passiert, auf einem anderen und nicht weniger landschaftlich schönen Kontinent namens Neuseeland, ist von ähnlichem Zuschnitt. Nur die Angreifer, die hier blindlings die Bewohner eines kleinen Dorfes attackieren und massakrieren, tragen Uniformen.

Man schreibt das Jahr 1876 und Britannien ist stolze Kolonialmacht, die mit den Ureinwohner, den Maoris, ebenso umgeht wie die amerikanischen Siedler mit den Indianern. Wer für sie ist und gewillt ist, in der Armee im Chargenchor zu dienen, ist Feind und verdient nicht, dass er lebt. Te Wheke war einst ein stolzer Maori-Krieger, der nun auf Rache sinnt. Von nun ab ist er ein Outlaw, ein Geächteter, ein Ausgestoßener, ein Verfolgter. Für die einen wird er zum Innbegriff eines blutigen Widerstandes, für die anderen ist er ein aggressives Monster, das es endlich zu beseitigen gilt. Aber so leicht ist TW nicht zu kriegen. Schließlich ist er in diesem Land geboren, kennt die vielen Schlupfwinkel, weiß sich mit der Natur besser zu verständigen als die arroganten Eindringlinge. Und es gibt nicht wenige Briten, denen dieser Aufsässige, dieser Bastard, zu einem gleichwertigen zu einer immer ärgeren, lebensgefährlichen Bedrohung wird.

Und spätestens seit das ZDF im Fernsehen 1982 erste abendfüllende Spiel-Beispiele aus diesem neuen Filmland vorstellte, gilt Neuseeland nicht mehr als exotisches, sondern als cineastisch interessantes Filmgebiet.
Filme wie „Goodbye Pork Pie“ (von 1980, hierzulande leider immer noch nicht im Kino gezeigt) oder neulich „Vigil“ unterstreichen die Anstrengungen, mit denen sich eine Nation per Zelluloid vorstellt. Denn jeder Film aus Neuseeland ist auch immer ein Film über Neuseeland, egal, in welchem Spannungsgebiet er auch angesiedelt ist.

„Utu“, 1983 in Cannes stürmisch aufgenommen, erinnert in seinen besten Momenten an die besten Western-Epen Amerikas, um dann aber wiederum mit meditativen Charterzügen in die eigene Historien­ und Naturverbundenheit einzutauchen, Momente von archaischer Gewalt und Brutalität mit Augenblicken voller Mystik und Poesie vereinen. Realismus und Engagement ist einmal mehr das spannende Entdeckermotto an diesem außergewöhnlichen Film, der so überhaupt nicht in unsere Zeit passt und deshalb, zeitweise jedenfalls, auf ebenso wunderbare wie bestürzende Weise verzaubert.

„Utu“, ein Wort aus der Maori-Sprache und so viel wie wilde Rache und blutrünstige Vergeltung bedeutet, ist heute ein Film zum Entdecken. Von wie vielen Filmen kann man dies noch behaupten (= 4 PÖNIs).

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